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Predigten zu 1. Samuel 19,6

"Und Saul hörte auf die Stimme Jonathans, und Saul schwur: So wahr der HERR lebt, wenn er getötet wird!"

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Saul gehorchte der Stimme Jonathans

Jonathan hatte sich edel benommen. Er hätte seine Freundschaft mit David aufgeben können, als sein Verhältnis zu seinem Vater dadurch bedroht schien; statt dessen aber trat er in den Riss, verteidigte seinen Freund und suchte die falschen und boshaften Regungen, von denen sein Vater eingenommen war, auszurotten. Wir tun wohl daran, wenn wir dies Beispiel genauer betrachten und nachahmen. Es war Jonathan darum zu tun, eine Versöhnung herbeizuführen zwischen ihm, dem er als Sohn und Untertan Treue schuldig war, und zwischen dem schönen Hirtenknaben, der als Harfenspieler und Krieger zugleich, ihm nahe getreten war, und gleich einem Sonnenstrahl sein Leben erhellt hatte.

Die Menschen missverstehen einander oft. Eifersucht und Neid können Taten, die zu den schönsten und edelsten gehören, so verdrehen und verunstalten, dass man ganz blind wird für die vorzüglichen Seiten des Charakters eines anderen. Es werden oft den einfachsten, unschuldigsten Begebenheiten falsche Absichten unterlegt. Wir können dies vielleicht nicht verhüten; es gehört mit zu dem traurigen Erbteil des Sündenfalles; aber oftmals können wir die Sache des unverstandenen Mannes zu der unsrigen machen, und auf die Gefahr hin, unseren guten Namen zu verlieren, können wir seine Verteidiger werden.

Wenn wir auch jemand so wenig lieben, wie Saul den David, so lasset uns doch dem guten Geist Raum geben, der seine Sache vor dem Richterstuhl unsers Herzens vertritt, wie Jonathan seinen Freund vertrat. Lasset uns alles Liebenswürdige, was von ihm gesagt werden könnte, betrachten, uns selbst in seine Lage versetzen und willig sein, alles zu glauben, alles zu hoffen. Wir wollen aber auch für andere einstehen, denn hierdurch können Jesu Nachfolger aufs Innigste mit Ihm verbunden werden, der da immerdar lebet und für uns bittet.