Psalmenkommentar von Charles Haddon Spurgeon

PSALM 34 (Auslegung & Kommentar)


Überschrift

(Ein Psalm) Davids, da er seine Gebärde (wörtl.: seinen Verstand) verstellte vor Abimelech, der ihn von sich trieb und er wegging. Von diesem Ereignis, das David nicht zu besonderer Ehre gereicht, haben wir in 1. Samuel 21,11-16 einen kurzen Bericht. Wenngleich die Dankbarkeit David drängt, in einem Psalm der Güte Gottes zu gedenken, die ihm eine unverdiente Befreiung hat zuteil werden lassen, so lässt er doch keine Einzelheiten jenes Vorfalls in seinem Lied anklingen. Daraus mögen wir lernen, dass wir vor anderen mit unseren Sünden nicht zu prahlen brauchen, wie gewisse ruhmsüchtige Bekenner zu tun pflegen, die auf ihre Sünden gerade so stolz zu sein scheinen, wie unsre alten Kriegsinvaliden auf ihre Schlachten und Wunden. David hatte mit besonderer Geschicklichkeit den Verrückten gespielt; aber so verrückt war er denn doch nicht, dass er auch die Heldentaten seines Wahnsinns besungen hätte. Die Überschrift will gewiss nicht besagen, dass der Psalmist dieses Gedicht zur Zeit seiner Flucht von dem Hofe des Königs Achis von Gath verfasst habe, sondern nur, dass die Erinnerung daran die Veranlassung zur Dichtung des Psalms gewesen sei. Namentlich weist die alphabetische Anordnung (vergl. Ps. 9; 10; 25) auf eine Zeit, wo Davids Geist vollständig zur Ruhe gekommen war. Viel enger mit jenem Ereignis verknüpft ist Ps. 56. - Abimelech ist wohl der Würdename der philistäischen Könige, vergl. 1. Mose 21,22; 26,26.

Einteilung. Der Psalm besteht aus zwei Hauptabschnitten und zwar teilt er sich am Ende des 11. Verses, wo der Psalmist, nachdem er Gott sein Lob dargebracht hat, sich ermahnend und lehrend an seine Mitmenschen wendet. Die ersten 10 Vers (V. 2-11) bilden einen Hymnus und die letzten 12 eine Predigt. Zur Erleichterung der Übersicht teilen wir den Psalm folgendermaßen ein: V. 2-4 gelobt David, den Herrn zu preisen, und fordert andere auf, dasselbe zu tun: V. 5-8 erzählt er seine Erfahrung; V. 9-11 ermahnt er die Frommen zur Standhaftigkeit im Glauben; V. 12-15 enthalten dringliche Mahnungen, und V. 16-23 schließt der Psalm mit allgemeinen religiösen Belehrungen.


Auslegung

2. Ich will den Herrn loben allezeit;
sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
3. Meine Seele soll sich rühmen des Herrn,
dass es die Elenden hören und sich freuen.
4. Preist mit mir den Herrn,
und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen.


2. Ich will den Herrn loben (lobpreisend segnen) allezeit. David ist entschlossen: Ich will, spricht er. Mögen andere tun, was sie wollen, er ist für sich selbst gänzlich entschieden. Weil er einen klaren Kopf und ein inbrünstiges Herz hat, weiß er, wem er Lob schuldet, was er schuldet, wie auch, wofür und wann er’s schuldet. Es gebührt uns, den Dank Jahwe selber darzubringen und nicht irgendeiner Mittelursache, deren er sich bedient. Der Herr hat von Rechts wegen des alleinigen Anspruchs auf das Lob seiner Geschöpfe. Selbst dann, wenn, wie in Davids Fall, die genossene Wohltat uns an eine Sünde, die mit ihr verknüpft ist, erinnert, dürfen wir doch Gott nicht seines Ehrenlohns deshalb berauben, weil unser Gewissen uns dabei straft wegen des Anteils, den wir an den Ereignissen gehabt haben. Obgleich die Angel rostig war, sandte doch Gott uns den Fisch und wir danken ihm dafür. Allezeit: in jeder Lage, unter allen Umständen, vor, während und nach der Prüfung, an hellen Tagen der Freude und in finstern Nächten der Angst. Nie war David mit seinem Lob zufrieden als hätte er dessen nun genug getan; er empfand tief, dass sein Danken und Preisen stets weit hinter dem, was Gott gebührte, zurückblieb. Wohl dem, dessen Finger mit der Harfe vertraut sind! Wer Gott für seine Wohltaten preist, dem wird es nie an Gutem fehlen, wofür er danken kann. Gott zu preisen ist nie unzeitgemäß. Sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein: nicht nur in meinem Herzen, sondern auch in meinem Munde. Unsere Dankbarkeit soll nicht stumm sein, sondern in fröhlichen Liedern hervorbrechen. Unsere Zunge, die so gern unseren Ruhm singt, soll Gottes Ruhm verkündigen. Wie süß ist es, des Herrn Lob zu singen, wie reinigend und veredelnd wirkt es, mit welch’ lieblichem Dufte erfüllt es Herz und Haus! Wäre der Mund der Menschen allezeit des Lobes Gottes voll, so wäre kein Raum für das Murren wider Gott oder die Verleumdung des Nächsten. Führten sie diesen Leckerbissen beständig im Munde, so würde alle Bitterkeit der täglichen Trübsal vor der Süßigkeit dieser königlichen Speise verschwinden. Gott verdient es, dass wir ihn im Herzen preisen und mit dem Munde erheben: Er ist es wert, dass wir ihn im stillen Kämmerlein anbeten und vor aller Welt seinen Ruhm verkündigen.

3. Meine Seele soll sich rühmen des Herrn. Wir sind von Natur zum Rühmen sehr geneigt, und wenn wir es stets im Sinne Davids täten, so brauchte sich keiner darin zu mäßigen. Aber merken wir wohl: Sein Lobpreisen ist keine bloße Zungenfertigkeit, denn die Seele ist darin. Wie viel Anlass zu heiligem Rühmen finden wir doch in Jahwe! Seine Person, seine Eigenschaften, sein Bund, seine Verheißungen, seine Taten und tausend andre Dinge sind alle unvergleichlich, einzigartig, unermesslich. Wir mögen so viel Rühmens davon machen, wie wir wollen, man wird uns nie überführen können, dass wir zu viel gesagt hätten und in lügenhaftes Prahlen verfallen wären. Wahrlich, der diese Worte niederschreibt, findet an sich selbst nichts zu rühmen, wohl aber vieles zu beklagen, und doch soll niemand ihn daran hindern, sich in seinem Gott zu rühmen sein Leben lang. Dass es die Elenden (Grundtext aktiv: die Dulder) hören und sich freuen. Stille Dulder kränkt es in der Regel, wenn sie Leute sich rühmen hören; sie wenden sich von allen Prahlereien und stolzen Reden mit Abscheu ab; - aber in dem Herrn sich zu rühmen ist ja etwas ganz anderes! Das tröstet im Gegenteil die Schwachen und ermutigt sie. Das glaubensstarke Zeugnis bewährter Christen gereicht Brüdern, die in der Schule der Leiden sind, stets zu großer Erquickung.

4. Preiset mit mir den Herrn. Buchstäblich: Gebt mit mir dem Herrn Größe oder Herrlichkeit. Ist diese Aufforderung an die Elenden gerichtet? Wenn dem so ist, so passt sie trefflich: Denn nur wer sich selbst klein fühlt, kann Gott erheben. Darum bittet David eben solche, ihm zu helfen, dass Gottes Ruhm unter den Menschenkindern ausgebreitet werde. Jahwe ist zwar unendlich groß und seiner Größe oder Herrlichkeit kann daher nichts hinzugefügt werden; aber sein Name gewinnt an offenbarer Herrlichkeit in dem Maße, in dem er allen Geschöpfen bekannt wird. Es ist gut, wenn wir unsre eigene Unzulänglichkeit, Gott nach Gebühr zu verherrlichen, erkennen und deshalb auch andere zu diesem gottseligen Werk aufrufen; denn damit erweisen wir uns selbst und unseren Freunden zugleich den besten Dienst. Kein Lob aber kann dasjenige übertreffen, das uns im Gefühl unserer eigenen Nichtigkeit niederbeugt, so dass wir angesichts der göttlichen Gnade, die sich wie die höchsten Bergriesen vor uns auftürmt, immer tiefer und tiefer in heilige Ehrfurcht versinken. Und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen. Gemeinsame Anbetung ist der natürliche Spross eines der Triebe des neuen Lebens. Im Himmel wird ihre Wonne voll genossen und wo sie hier auf Erden am reichlichsten geübt wird, ist die Erde dem Himmel am ähnlichsten.


5. Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir
und errettete mich aus aller meiner Furcht.
6. Die auf ihn sehen, die werden erquickt,
und ihr Angesicht wird nicht zuschanden.
7. Da dieser Elende rief, hörte der Herr.
und half ihm aus allen seinen Nöten.
8. Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn fürchten,
und hilft ihnen aus.


5. Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir. David muss in Gath recht verwirrt zu Gott geschrien haben, sonst hätte er nicht zu so zweifelhaften Mitteln seine Zuflucht genommen, dass er sich für einen Verrückten ausgab und sich wie ein Wahnsinniger gebärdete, und doch fand sein armseliges, hinkendes Gebet bei Gott Annahme und brachte ihm Hilfe; desto mehr Grund hatte er, die überfließende Gnade des Herrn zu preisen! Wir dürfen Gott suchen, selbst wenn wir uns schwer verfehlt haben. Wenn Sünde den Gnadenthron versperren könnte, wäre es aus mit uns; aber das ist gerade der Reichtum der Gnade, dass dort Gaben sind sogar für Abtrünnige (Ps. 68,19) und ein Fürsprecher für sündige Menschen. Und errettete mich ans aller meiner Furcht. Gott hilft gründlich, indem er beides, sowohl unsere Furcht als ihre Ursachen, und zwar ganz und gar, wegräumt. Gepriesen sei sein Name: Gebet behauptet das Feld, erschlägt die Feinde und begräbt selbst ihre Gebeine! - David redet in diesem und den vorhergehenden Versen so viel von sich, dass es fast scheinen könnte, als wäre er ein selbstsüchtiger Mensch, der nur an sein liebes Ich denkt; aber wir brauchen uns nicht zu schämen, von uns selbst zu reden, wenn wir damit ehrlich auf Gottes und nicht auf unsre eigene Verherrlichung hinzielen. Manche treiben die Ängstlichkeit in diesem Stück bis zur Torheit. Solche mögen bedenken, dass die Bescheidenheit, sobald sie Gott seiner Ehre beraubt, zur Untugend wird.

6. Die auf ihn sehen, die werden erquickt, wörtlich: die werden leuchtend, leuchtenden Angesichts. (Den Gegensatz bildet das schambedeckte Antlitz V. 6 b.) Der Psalmist gesteht, dass seine Errettung nichts Absonderliches gewesen sei, sondern eben solche Erfahrungen im Leben aller Gläubigen vorkämen; sie alle müssten mit ihm bezeugen, dass sie, sobald sie vertrauensvoll auf den Herrn geblickt hätten, erquickt worden seien, so dass ihr Antlitz zu leuchten und ihr Mut wieder aufzuleben begonnen habe. Welch reichen Segen kann ein Blick auf den Herrn uns bringen! Schaue auf Jesus, den gekreuzigten Heiland: Du findest Leben, Licht, Liebe, alles, in solchem Blick des Glaubens. Nie hat ein krankes Herz umsonst zum guten Arzte aufgeschaut: nie hat ein sterbendes Menschenkind das brechende Auge zur ehernen Schlange erhoben, ohne ihre Heilkraft zu erfahren. Und ihr Angesicht wird nicht zuschanden. Sie brauchen ihr Antlitz nicht zu verhüllen (vergl. den Grundtext), sondern dürfen es frei erheben; sie mögen vor Freude erröten, aber nicht vor Scham. Wer Gott vertraut, braucht sich des nicht zu schämen; Zeit und Ewigkeit werden seine Zuversicht rechtfertigen.

7. Da dieser Elende rief, oder: Hier ist ein Elender, der gerufen hat. David kommt nun wieder auf sich selbst zu sprechen. Er war in der Tat elend - von allen Freunden verlassen und in höchster Lebensgefahr; aber in seinem Herzen rief, ja schrie er zu dem Treuen, der doch keines der Seinen je im Stich lassen kann, und er fand Hilfe. Sein Gebet war ein Schrei - so kurz, schmerzlich, dringend und kunstlos. Es war der Schrei eines Elenden; doch galt es darum im Himmel nicht weniger, denn da hörte der Herr, und von Gott gehört werden ist gleichbedeutend mit befreit werden, wie es weiter heißt: und half ihm aus allen seinen Nöten. Sofort war David aller seiner Drangsal ledig. Der Herr verscheucht unsere Kümmernisse, wie Menschen einen Schwarm Hornisse vertilgen oder wie der Wind den Nebel zerreißt. Das Gebet kann uns von allem unserm Leid eben so schnell befreien, wie der Herr Ägyptenland von den Fröschen und Fliegen säuberte, als Mose ihn bat. In diesem Vers haben wir das persönliche Zeugnis des Psalmisten vor uns; durch dasselbe redet er noch zu uns, obwohl er gestorben ist. Möge der bekümmerte Leser es zu Herzen nehmen und gutes Muts sein.

8. Der Engel des Herrn. Der Bundesengel, der Fürst über das Heer des Herrn (Jos. 5,14), umgibt mit seiner Streiterschar die Behausungen der Heiligen. Gleich einem gut verschanzten Heer umlagern die dienstbaren Geister die Auserwählten des Herrn, ihnen zu dienen und zu helfen, sie zu beschützen und zu trösten. Lagert sich um die her, die ihn fürchten. Auf allen Seiten halten Krieger Wacht, deren Augen sich kein Schlaf naht, und der Führer dieser Scharen ist einer, dessen Heldenmacht niemand widerstehen kann; denn dieser Engel ist kein anderer als Jahwe selbst. Und hilft ihnen aus. Wir ahnen kaum, wie viele Errettungen wir diesen unsichtbaren Händen verdanken, die beauftragt sind, uns zu tragen, damit unser Fuß sich nicht an einem Stein stoße.


9. Schmeckt und seht, wie freundlich der Herr ist.
Wohl dem, der auf ihn traut!
10. Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen!
denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.
11. Reiche müssen darben und hungern;
aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut.


9. Schmeckt und seht. Wohlan, so versuche die Güte Gottes; koste sie, stelle einen inwendigen Versuch an, erprobe sie durch Erfahrung. Du kannst sie nicht sehen, außer wenn du sie kostest, sagt Bernhard von Clairvaux; dann aber wirst du auch sehen, d. i. zu einer geistlichen Erkenntnis der Güte des Herrn kommen; denn diese macht, wie der Honig, den Jonathan fand, die Augen hell. Wie freundlich der Herr ist. Nur durch persönliche Erfahrung können wir dies erproben. Siehe, ein reiches Festmahl ist vorbereitet; der König hat seine Ochsen und sein Mastvieh geschlachtet und es ist alles bereit (Mt. 22,4); es ist ein Mahl von Fettspeisen, ein Mahl von Hefenweinen, von Fettspeisen, die mit Mark bereitet, von Hefenweinen, die gereinigt sind (Jes. 25,6 wörtl.); aber all die Süßigkeit der königlichen Speise wird dir unbekannt bleiben, es sei denn, dass du davon isst, die Segnungen des Heils dir durch lebendige, innerliche, tatsächliche Aneignung zu Nutze machest. Wohl dem, der auf ihn traut! Der Glaube ist der Geschmackssinn der Seele. Wer den Herrn schmeckt, indem er ihm vertraut, der findet ihn immer gut und trägt für sich selbst reichen Segen davon: Er wird ein seliger Mensch. So enthält diese zweite Vershälfte die Begründung der Aufforderung, die die erste an uns gerichtet hat.

10. Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen, die der Heilige ausgesondert, in seine traute Gemeinschaft eingeführt und zu seinem Dienst geweiht hat. Bringt eurem Bundesgott demütige, kindliche Ehrfurcht dar. Wandelt in seinen Geboten, achtet auf seinen Willen, zittert davor, ihn zu beleidigen, eilt, wo ihr ihm dienen könnt. Fürchtet nicht den Zorn der Menschen und lasst euch nicht durch ihre Drohungen zur Sünde verleiten; fürchtet Gott und außer ihm nichts. Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel. Jahwe kann seine treuen Diener nicht verhungern lassen. Vielleicht schenkt er ihnen keinen Überfluss; aber sie mit dem Nötigen zu versehen, zwingt ihn seine Verheißung und er wird sein Wort nicht zurückziehen. Gar manche unserer Wünsche und Launen mögen unerfüllt bleiben; aber wirklichen Mangel wird der Herr verhüten. Die Gottesfurcht oder wahre Frömmigkeit ist nicht nur die Pflicht der "Heiligen", sondern auch ihr seliges Vorrecht, der einzige sichere Weg zu wahrem Glück und Trost in Zeit und Ewigkeit. Die Gottseligkeit hat auch die Verheißung dieses Lebens. Wenn wir wie Hunde sterben müssten und es keine Ewigkeit gäbe, so würden wir doch zum Vorteil unsrer eigenen Glückseligkeit handeln, indem wir Gott fürchten. Die Menschen suchen sich Gönner und Schutzherren und hoffen, unter ihrem Schatten zu gedeihen und finden sich gar oft betrogen; aber wessen Freund und Beschützer Jahwe ist, dem kann es nie an etwas fehlen.

11. Junge Löwen (Grundtext1 müssen darben und hungern. Trotz ihrer Wildheit, List und Stärke, trotz ihrer jugendlichen Vollkraft brüllen sie manchmal vor nagendem Hunger; so geraten oft gerade die listigsten und gewalttätigsten Menschen bei all ihrem Scharfsinn und ihrer Gewissenlosigkeit in Armut, während die einfältigen Frommen, die nicht Löwen-, sondern Lammesnatur haben und sich demnach nicht von Raub und Mord nähren können, mit der ihnen zuträglichen Nahrung gesättigt werden. Gott vertrauen ist die beste Politik. Aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut. Kein wirkliches Gut wird denen versagt, deren erstes und höchstes Lebensziel ist, den Herrn zu suchen. Die Menschen mögen sie Toren schelten, aber der Herr wird sie als Weise rechtfertigen, und sie werden gewinnen, wo die Unwissenheit dieser Welt alles verliert; der Ruhm aber wird Gottes sein.


12. Kommt her, Kinder, höret mir zu;
ich will euch die Furcht des Herrn lehren.
13. Wer ist, der Leben begehrt.
und gerne gute Tage hätte?
14. Behüte deine Zunge vor Bösem,
und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden.
15. Lass vom Bösen, und tue Gutes;
suche Frieden und jage ihm nach.


12. Kommt her, Kinder. Obwohl der Psalmdichter ein Kriegsheld und ein König war, schämte er sich doch nicht, Kinder zu lehren, und mit Recht, denn die Lehrer der Jugend gehören zum wahren Adel. Ihr Werk ist ehrenvoll und ihr Lohn wird herrlich sein. Vielleicht hatten sich die Knaben und Mädchen von Gath über den scheinbar verrückten David lustig gemacht. War dies der Fall, so sucht er hier sein früheres Unrecht wieder gut zu machen, indem er das aufwachsende Geschlecht belehrt. Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft; darum bieten kluge Leute, die ihre Ansichten zu verbreiten wünschen, alles auf, um das Ohr der Jugend zu gewinnen. Höret mir zu: Ich will euch die Furcht des Herrn lehren. Soweit Gottesfurcht und Glaube überhaupt durch das Wort des Mundes gelehrt und durch das Hören des Ohrs gelernt werden können, sollen wir sie unseren Kindern als bestes Erbgut überliefern, indem wir ihnen die Grundsätze und die praktische Betätigung der Frömmigkeit einprägen. Dieser Vers gibt dem Sonntagsschullehrer für seine Klasse, den Eltern für ihre Kinder die rechte Weisung. Die Kunst des Lehrens will gelernt sein: Wohlan, hier finden wir echte Erzieherweisheit. Wir sollen die jungen Seelen durch die mächtige Anziehungskraft der Liebe zu gewinnen suchen, sie mit einem freundlichen "Kommt" locken, statt sie durch barsche Worte von uns wegzutreiben. Wir müssen sie von Spiel und Tand abbringen, um ihren Sinn mit höheren Zielen zu beschäftigen; denn solange ihre Köpfe von anderen Dingen voll sind, können wir sie nicht mit Erfolg belehren. Wichtig ist, dass wir stets auf die Hauptsache zielen und die Gottesfurcht den Grundton aller Lehre bilde; dabei dürfen wir dann auch mit dem rechten Takt unsre eigene Persönlichkeit in die Waagschale legen, indem wir ihnen aus dem Schatze unserer Erfahrung erzählen und aus unserer Überzeugung keinen Hehl machen.

13. Wer ist (der Mann), der Leben begehrt, der (zahlreiche Lebens-) Tage wünscht, um Gutes (Glück) zu sehen? (Grundtext) Ein langes, glückliches Leben wünscht jedermann, ganz besonders aber die Jugend, und wer ein bewährtes Rezept hierfür besitzt, verdient es, berühmt zu werden. Bloßes Dasein ist noch kein Leben; die Kunst zu leben, wirklich und glücklich zu leben, ist nicht allen bekannt. Die Menschen zu lehren, wie sie leben und wie sie sterben sollen, das ist der Zweck aller wahren religiösen Unterweisung. Der herrliche Lohn, den die Tugend in sich trägt, soll die Jugend zu sittlichem Streben reizen. Während wir sie Gott fürchten und lieben lehren, sollen wir zugleich die Wichtigkeit des sittlichen Verhaltens zu unseren Mitmenschen betonen.

14. Behüte deine Zunge vor Bösem. Nimm ja dies gefährliche Glied, deine Zunge, in Acht, damit sie nicht Böses stifte; denn das Böse wird auf dich zurückfallen und deine Lebensfreude trüben. Niemand kann auf andere Gift speien, ohne sich selber mit dem Gift den Mund zu verbrennen. Und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden. Wer nach Glückseligkeit strebt, muss ängstlich alle Falschheit meiden. Wer mit Hinterlist umgeht und Ränke schmiedet, muss wie ein Spion, der im feindlichen Lager weilt, beständig fürchten, entdeckt und vor das Kriegsgericht gestellt zu werden. Reine und ehrbare Unterhaltung, die das Gewissen nicht befleckt, fördert die Glückseligkeit; aber lügenhaftes und böses Geschwätz füllt unser Ruhekissen mit Dornen statt mit Daunen. Wer sich mit Lügen helfen will, gerät in einen Strudel von Angst und Beschämung, dem er nicht entrinnen kann. David hatte diese unehrliche Politik versucht; aber hier beklagt er es und bittet andere, wenn sie alt werden und sorgenfrei leben wollen, sich doch ja vor allem zweideutigen, trügerischen Wesen zu hüten.

15. Lass (weiche weg) vom Bösen. Geh ihm aus dem Wege. Halte nicht bloß deine Hände davon fern, sondern bleibe selber weg. Wohne nicht bei einem Pesthause. Fliehe die Höhle des Löwen und das Nest der Otter. Lass zwischen dir und der Versuchung einen weiten Abstand sein. Und tue Gutes. Übe das Gute mit Tatkraft und Beharrlichkeit aus. Eine positive Tugend erzeugt von selbst auch eine negative, d. h., wer Gutes tut, wird sicher auch das Böse meiden. Suche Frieden. Ziehe ihn nicht bloß dem Unfrieden vor, sondern liebe ihn und suche ihn mit allen Mitteln zu fördern. Trachte nach dem Frieden mit Gott, mit deinem eigenen Herzen und mit deinen Mitmenschen, wie der Kaufmann nach einer köstlichen Perle trachtet. Nichts fördert unsere Glückseligkeit wirksamer als der Friede. Streit weckt Leidenschaften, die sich mit bohrender Gewalt ins Herz hineinfressen. Der Zornige mordet sich selbst so gut wie seinen Feind. Und jage ihm nach. Erstrebe ihn mit heißem Begehren. Ach, er ist so schnell verloren, dass in der Tat nichts schwerer zu bewahren ist wie der Friede; aber tu wenigstens dein Möglichstes und wenn Feindschaft sich erheben sollte, lass es nicht deine Schuld sein. Folge dem Frieden nach, auch wenn er dich flieht; nimm dir vor, nie streitsüchtig zu sein. Der Friede, den du so hegst und pflegst, wird in deine eigne Brust zurückkehren und dir eine unversiegbare Quelle des Trostes sein.


16. Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten,
und seine Ohren auf ihr Schreien;
17. Das Antlitz aber des Herrn stehet gegen die, so Böses tun,
dass er ihr Gedächtnis ausrotte von der Erde.
18. Wenn die (Gerechten) schreien, so hört der Herr,
und errettet sie aus all ihrer Not.
19. Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenen Herzens sind,
und hilft denen, die zerschlagen Gemüt haben.
20. Der Gerechte muss viel leiden;
aber der Herr hilft ihm aus dem allen.
21. Er bewahret ihm alle seine Gebeine,
dass der nicht eins zerbrochen wird.
22. Den Gottlosen wird das Unglück töten,
und die den Gerechten hassen, werden Schuld haben.
23. Der Herr erlöst die Seele seiner Knechte,
und alle, die auf ihn trauen, werden keine Schuld haben.


16. Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten. Mit liebendem und zärtlich fürsorgendem Blick beobachtet er sie: Sie sind ihm so wert, dass er seine Augen nicht von ihnen abwenden kann. Über jedem Einzelnen wacht er mit solcher Sorgfalt und Aufmerksamkeit, als ob er das einzige Geschöpf im Weltall wäre. Und seine Ohren auf ihr Schreien. Beides, die Augen und die Ohren des Herrn, sind auf seine Heiligen gerichtet; sein ganzes Sinnen wendet sich ihnen zu. Mögen alle andern sie verachten, so werden sie doch von ihm nicht geringgeschätzt und vernachlässigt. Wie eine Mutter jeden Laut ihres kranken Kindes sofort hört, so vernimmt er ihr Schreien. Mag der Schrei noch so gebrochen, klagend, unglücklich, schwach und kleingläubig sein, des Vaters scharfes Ohr fängt jeden Ton der Klage oder der Bitte auf und er säumt nicht, auf die Stimme seiner Kinder zu antworten.

17. Das Antlitz aber des Herrn stehet gegen die, die Böses tun. Gott verhält sich nicht gleichgültig gegenüber dem Tun der Sünder, sondern er richtet sein Angesicht gegen sie, fest entschlossen, ihnen weder Schutz noch Hilfe zu gewähren, sondern ihre Pläne zu vereiteln und sie selber zu vertilgen. Es steht bei ihm endgültig fest, dass es den Gottlosen nicht geraten soll; mit all seiner Macht stellt er sich ihnen entgegen, um sie zu stürzen. Dass er ihr Gedächtnis ausrotte von der Erde. Ihr Stern soll erlöschen, ihre Ehre sich in Schande verkehren; auch ihr Name wird vergessen oder verflucht sein. Völliges Verderben ist das Los, das auf die Gottlosen wartet.

18. Wenn die (Gerechten2 schreien. Wie Israel in Ägypten schreien sie auf unter dem schweren Joch der Sünde, der Versuchung, der Sorge und des Leides. So hört der Herr - wie der treue Wächter auf den ersten Notschrei, der durch die Nacht hallt, zur Hilfe herbeieilt. Und errettet sie aus all ihrer Not. Kein Sorgennetz kann uns so gefangen halten, dass der Herr uns nicht daraus zu befreien vermag. Unsere Not mag groß und vielfältig sein, das Gebet kann uns dennoch daraus erretten; denn der Herr wird sich an uns mächtig erweisen.

19. Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenen Herzens sind. Nahe als Freund, uns sein Ohr zu leihen und uns zu trösten. Zerbrochene Herzen vermuten Gott oft in der Ferne, während er ihnen in Wirklichkeit ganz nahe ist; aber ihre Augen sind gehalten, dass sie ihren besten Freund nicht erkennen. Tatsächlich ist er in ihnen und mit ihnen: aber sie wissen es nicht. Sie laufen hierhin und dorthin und suchen Frieden in ihren eigenen Werken, in ihren Erfahrungen und Gefühlen, in ihren guten Vorsätzen und Entschlüssen, obwohl der Herr ihnen nahe ist und sich dem schlichten Glauben offenbaren würde. Und hilft denen, die zerschlagen Gemüt haben. Welch hoffnungsvolles, Gutes verheißendes Zeichen ist ein reuiges, Leid tragendes Herz. Gerade wenn der Sünder sich selbst verdammt, spricht der Herr ihn gnädig frei. Wenn wir uns selber strafen, wird Gott unser schonen. Er schlägt keinen mit der Rute des Gerichts, der schon blutet unter der Geißel der Buße. Erlösung und Zerknirschung sind eng miteinander verbunden.

20. Der Gerechte muss viel leiden. So werden sie Jesu, ihrem Bundeshaupt, ähnlich gestaltet. Die Heilige Schrift schmeichelt uns nicht, wie unsere erdichteten Erzählungen, mit der Vorstellung, als ob Frömmigkeit uns vor allem Leid schütze. Im Gegenteil werden wir immer und immer wieder gemahnt, dass wir, solange wir in diesem Leibe pilgern, Trübsal zu erwarten haben. Anfechtungen kommen über uns von allen vier Winden und sie kommen so zahlreich und quälen uns so empfindlich, wie die Moskitos in den heißen Ländern. Es ist das Erdenlos der Auserwählten, auf ihrem Lebenspfad Unkraut und Dornen wachsen zu sehen, ja sich mitten unter sie niederlegen zu müssen und ihre Ruhe durch Leid aller Art gestört zu finden. Aber: seliges Aber! O wie zieht es den schmerzlichen Stachel aus dem vorhergehenden Wort heraus! Aber der Herr hilft ihm aus dem allen. Durch ganze Kriegsheere von Trübsalen führt der Herr seine Erlösten unversehrt wie im Triumph hindurch. Für den, der glaubt, hat jede Not ein Ende und ein fröhliches Ende. Keine Anfechtung darf dem Gerechten auch nur ein Haar seines Hauptes krümmen und selbst der Feuerofen des Elends kann ihn auch nicht einen Augenblick länger festhalten, wenn der Herr ihn herausruft. Hart wäre das Los des Gerechten zu nennen, wenn diese Verheißung nicht gleich einem Büschel Myrrhen hineingelegt wäre. Derselbe Herr, der die Trübsale wie seine Schäferhunde sendet, wird sie auch zurückrufen, sobald sein Zweck erreicht ist; aber er wird nie, auch den wildesten dieser Hunde nicht, zugeben, dass sie eins seiner Schäflein zerreißen und verschlingen.

21. Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass der nicht eins zerbrochen wird. David hatte von Gath manche Striemen und Beulen davongetragen; aber seine Gebeine waren ganz geblieben. Kein bleibender Schaden haftet an den Heiligen. Die Ewigkeit wird alle ihre Wunden heilen. Ihr tiefstes Wesen bleibt unversehrt; sie mögen Fleischwunden haben, aber kein Teil ihres inneren Organismus soll verletzt werden. Dieser Vers lässt sich zwar auch auf die häufigen Bewahrungen beziehen, die Gottes Kindern widerfahren; da aber die Erfahrung lehrt, dass fromme Leute so gut wie gottlose sich ein Glied brechen können, so ist es unmöglich, das hier Gesagte auf bloß körperliche Bewahrungen einzuschränken, und es muss, wie mir scheint, geistlich auf die schweren Verletzungen der Seele gedeutet werden, vor denen Gottes Liebe seine Kinder schützt. Wie Christus selbst kein Bein zerbrochen wurde (Joh. 19,31-36), so soll auch am mystischen Leibe Christi kein Glied zerschlagen werden; denn Gottes Liebe wacht über jedem Gläubigen, wie einst über Jesus. Darum darf uns kein verderbliches Unglück begegnen und wir sollen weder als Lahme noch als Krüppel ins Himmelreich eingehen, sondern werden nach des Lebens Prüfungen unversehrt, ohne ein Gebrechen und ohne eine Narbe, vor Gott dargestellt werden, dass sich erweisen wird, wie wunderbar wir in Jesus geborgen gewesen und aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt geblieben sind.

22. Den Gottlosen wird das Unglück töten; Grundtext: das Böse, das er liebt und pflegt, doch mit Einschluss des Unglücks, das es nach sich zieht. Wer in der Sünde beharrt, dem werden sich die Trübsale als Tod bringend erweisen; ihm sind sie nicht heilsame Arznei, sondern Gift. Dem Gottlosen braucht Gott nur den Strick zu lassen, so hängt er sich selbst damit, wie Ahitophel. Die eigne Bosheit stürzt ihn ins Verderben. Die Hölle selbst ist nur die Vollendung des Bösen. Der Gottlose trägt die Funken des Höllenfeuers schon in sich. O wohl denen, die sich in Jesus geborgen und bei ihm eine Erlösung von ihren Sünden gefunden haben; sie, und nur sie, werden dem ewigen Unheil entfliehen. Und die den Gerechten hassen, werden Schuld haben und ihre Schuld büßen müssen. Sie haben auf die besten der Menschen ihr Schlangengift gespien; diesen hat es nichts anhaben können, sie selber aber wird es töten. Alle die Flüche, die sie gegen die Gerechten geschleudert haben, werden in ihr eignes Herz treffen. Sie haben mit abgefeimter Bosheit die Gerechten als Sünder und Heuchler anzuprangern gesucht; nun stehen sie in ihrer ganzen Elendigkeit da und haben nichts, womit sie ihre Schande decken könnten; vor aller Welt wird es offenbar, dass es nichts als gemeiner Hass war. Nun müssen sie ihre Bosheit büßen.

23. Der Herr erlöst die Seele seiner Knechte. Jede Hilfe, die uns von Gott zukommt, ist ein Teil seiner machtvollen Erlösung. Dieser Vers bildet den Gegensatz zu dem vorhergehenden. Während die Abtrünnigen, wenn sie fürs Gericht reif sind, dem Verderben anheim fallen, erfahren die Knechte des Herrn die errettende Macht des Gottes, dem sie dienen. Nun sind sie doppelt zu willigem Gehorsam verbunden. Das Wort für erlösen heißt ursprünglich loskaufen und diese Bedeutung schimmert oft durch, auch wo es in der übertragenen Bedeutung befreien steht. Freudig wollen wir ihm dienen, der uns mit seinem Blut so teuer erkauft und mit seiner Macht so herrlich befreit hat. Und alle, die auf ihn trauen oder (wörtl.) sich in ihm geborgen haben, werden keine Schuld haben. Der Glaube ist das Kennzeichen der Erlösten und wo dieses Wahrzeichen sichtbar ist, und wäre es auch an dem letzten und geringsten der Knechte des Herrn, sichert es ein vollkommenes Heil. Sie werden keine Schuld haben. Gott selber wird die Seinen, die so vielfach verlästert wurden, rechtfertigen; sie sollen, in dem Blut der Sühne gewaschen, auf ewig schuldlos da stehen. Ist das nicht ein köstlicher Schluss des Psalms, lieber Leser, besonders wenn wir ihn im Licht des neuen Bundes lesen?
  


Erläuterungen und Kernworte

Zur Überschrift. Ernst Stähelin erzählte uns, wie es einem seiner Bekannten hier ergangen sei. Derselbe, ein junger, wenig praktischer, aber mit seltener Ergebung und hohem Gottvertrauen erfüllter Mann, wünschte sehnlichst, das Heilige Land zu sehen, und setzte diesen Plan auch ins Werk, obwohl seine Mittel bald zu Ende sein mussten. Dies traf denn auch schon in Ägypten ein, wo er dennoch auf einer Dahabie sich nach dem obern Nil einschiffte - als Ruderer. Die Gesellschaft, die ihn eingestellt hatte, merkte jedoch bald, dass er ein anderes Gewerbe studiert hatte, und nahm sich seiner an. Schlimmer erging es ihm am Jordan, wohin er mit leichtem Bündel, natürlich ohne alle Bedeckung, den Weg antrat. Die Beduinen griffen ihn auf und nahmen ihm alles, auch die Kleider von seinem Leibe, wie sie dies noch in den letzten Jahren praktiziert haben. In diesem furchtbaren Zustande, der wohl jeden andern entmutigt hätte, stellte jener sich getrost hin und sang mit fester Stimme: "Ein’ feste Burg ist unser Gott." Während er sein Lied sang, blieben die Beduinen stehen, beobachteten ihn aufmerksam und kehrten endlich mit ihrer Beute zurück, den Scheich an der Spitze, und legten ihm sein Eigentum mit allen Zeichen der Ehrerbietung zu Füßen. Er dankte Gott für diese wundersame Errettung und zog fröhlich weiter. Die Kenner der Landesbewohner zweifelten nach seinem Berichte keinen Augenblick, dass jene ihn für wahnsinnig gehalten hätten. Wenn noch heute der Wahnsinnige, wie von einer göttlichen Macht besessen, für so unantastbar gilt, dass selbst diese gierigen Vögel ihm ihren Raub herausgaben, so kann man sich leicht denken, wie David in jener verzweifelten Lage bei den Philistern darauf kam, sich wahnsinnig zu stellen. Damit wurde er auch für Todfeinde unnahbar. - Durchs heilige Land, von Prof. Conrad von Orelli 1878.
  Zum ganzen Psalm. Dieser Psalm ist einer der alphabetischen Psalmen oder psalmi abecedarii, wie die Kirchenväter sie nannten. Es ist zu bedauern, dass sich diese originelle Art hebräischer Poesie ohne Künstelei in unsere modernen Sprachen nicht übertragen lässt, schon weil die hebräischen Buchstaben sich nicht nur in der Anzahl und Reihenfolge, sondern auch teilweise in ihrem Laut mit den unsrigen nicht decken. W. Binnie 1870.
  Als Probe mögen die Vers 11-14 in Delitzschs Übersetzung dienen:
   Kraftvolle Raubtiere darben und hungern,
   Doch um Jahwe Bestrebte ermangeln keines Gutes.
   Liebe Kinder, auf, hört mir zu!
   Furcht Jahwes will ich euch lehren.
   Magst du, wer du auch seiest, lange leben,
   Liebst du Tage, zu sehen Gutes:
   Nimm in Acht deine Zunge vor Bösem
   Und deine Lippen vor trughaftem Reden.


V. 2. Ich will den Herrn loben allezeit. John Bradford, der unter der blutigen Maria im Jahr 1555 den Blutzeugentod erlitten hat, sagte: Sollte die Königin geruhen, mich loszulassen, so will ich ihr danken; sollte sie mich in den Kerker werfen, so will ich ihr danken; sollte sie mich verbrennen, so will ich ihr danken usw. So spricht die gläubige Seele: Mag Gott mit mir tun, was er will, so will ich ihm danken. Samuel Clarke † 1682.
  Wenn alles Irdische den Christen im Stich lässt und er in den Abgrund des Elends hinabgestoßen wird, so ist doch Gott seine Zuversicht und feste Burg, und er fühlt, dass der Heiland unendlich besser ist als alles, was die Welt ihm geben oder nehmen kann. Darum spricht er: Sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. William Dunlop † 1720.
  Wenn das Lob Gottes unserm Gemüt einmal wie ein Siegel recht aufgedrückt ist, wirkt es ununterbrochen fort, auch wenn es sich nicht immer in Worten kundtut. Basilius der Große † 379.

V. 2 f. Durch Klagen und Zagen einander immer tiefer in Unglauben und Traurigkeit hineinjagen, ist keine Kunst; aber durch Danken und Rühmen auch andern Elenden zur Aufrichtung werden, wäre besser. Karl Heinrich Rieger † 1791.


V. 3. Meine Seele soll sich rühmen - allerdings nicht wie jener Pharisäer im Tempel, dessen Prahlen in Gottes Augen so verabscheuungswürdig war und das Ohr der elenden, gebeugten Seelen so verletzte. Das Rühmen, von dem David redet, können die Elenden zu hören ertragen, ja sie werden darüber froh, was nicht möglich wäre, wenn es den Anforderungen der Demut nicht entspräche. Kann sich jemand höher rühmen, als wenn er spricht: "Ich vermag alles"? Und doch liegt Demut in diesen Worten, wenn ich hinzufüge: "Durch den, der mich mächtig macht." Gott widersteht den Hoffärtigen und Ruhmredigen, aber an dieser Art des Rühmens, das uns nichts, alles aber dem Herrn zuschreibt, hat er Wohlgefallen. Sir Richard Baker † 1645.


V. 3-7. Auffallend ist der beständige Wechsel der Personen in diesen wenigen Versen: "Meine Seele soll sich rühmen", "dass es die Elenden hören", "da ich den Herrn suchte", "die auf ihn sehen", "hier ist ein Elender, der rief." In diesen wechselnden, schroff abgebrochenen Ausdrücken zeigt sich nicht bloß eine höhere Eleganz und Kraft des Stils, sondern auch der Ernst und die Innigkeit des mit sich selbst ringenden Geistes, wie Longinus bemerkt. Samuel Chandler † 1766.


V. 4. Venema († 1787) macht darauf aufmerksam, dass uns nach diesem Vorfall mit Achis in 1. Samuel 22,1 berichtet wird, David sei von dannen gegangen und in die Höhle Adullam entflohen. Als seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters das gehört hätten, seien sie zu ihm hinab dorthin gekommen: Auch hätten sich zu ihm allerlei Männer versammelt, die in Not und Schulden gesteckt hätten oder mit Sauls Regierung unzufrieden gewesen wären, zusammen gegen vierhundert Mann. Diesen seinen Verwandten und Genossen habe nun, meint Venema, David die Geschichte seiner Flucht erzählt und sie in diesem Psalm aufgefordert, mit vereinten Herzen und Stimmen den Herrn zu preisen. C. H. Spurgeon 1870.


V. 5. Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir. Wenn wir mit dem Gebet zurückhalten, so brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn Gott auch die verheißene Gnade zurückhält. William Gurnall † 1679.
Und errettete mich aus aller meiner Furcht. Von Bedrängnis befreit zu werden, ist eine große Wohltat; aber eine noch viel größere ist es, auch aller Furcht los zu werden. Denn jenes erlöst uns vom gegenwärtigen Unglück, aber dieses sichert uns auch vor dem zukünftigen Bösen. Gerade darin besteht das Vorrecht der Frommen. Der Gottlose mag von Bedrängnis frei sein; aber kann er auch die Furcht abschütteln? Nein, Gott weiß es, dass die Weltkinder, mögen sie auch nicht im Unglück sein wie andere Leute, doch in weit größerer Angst als andere leben. Das Bewusstsein der Schuld oder der wertlose Weltsinn lassen sie keinen Augenblick sicher und ruhig sein. Mögen sie auch nicht immer in Angstfiebern erschauern, so sind sie doch nie frei von Anwandlungen der Furcht; mögen sie nicht beständig die Geißel der rächenden Tisiphone (=eine der drei griechischen Rachegöttinnen; Anmerkung des Korrekturlesers) zu fühlen bekommen, so spüren sie doch immer ihre Schrecken. Wenn ich nun sehe, dass der Herr mich aus allen meinen Ängsten herausgezogen hat, habe ich da nicht Ursache genug, ihn zu verherrlichen und seinen Namen zu preisen? Sir Richard Baker † 1645.


V. 6. Die auf ihn sehen. Der Blick auf den, der zur Rechten Gottes sitzt, hält den Kopf hoch und macht das Herz stark, wenn es gilt, durch die tiefen Wasser der Trübsal zu waten. Daran musste ich häufig denken, wenn ich bei dem alten Örtchen Langholm über den Fluss zu setzen hatte. Der Blick auf das rauschende Wasser machte mich schwindlig; sobald ich aber mein Auge auf einen festen Gegenstand am jenseitigen Ufer heftete, kam ich ohne Probleme hinüber. David Smith † 1867.


V. 7. Da dieser Elende rief. Er rief, er schrie zu Gott. 1) Not lehrt beten und drängt zu "unverschämtem Begehren" (Lk. 11,8). Sie setzt hinweg über die gewöhnlichen Regeln der Bescheidenheit. Vergl. Ps. 55,3; Jes. 38,14; Hiob 30,28 f. 2) Obwohl Gott die Gebete nicht wegen ihrer Innigkeit, sondern um Christi willen erhört, so ist doch die Inbrunst eine wesentliche Eigenschaft des erhörlichen Gebets. Ein Pfeil, der mit voller Kraft abgeschossen wird, fliegt schneller. Nichts anderes will auch die hl. Schrift sagen, wenn sie die Gebete der Heiligen ein "Schreien" nennt. (Ps. 22,3; 55,17; 18,7; 88,14; 130,1; ferner Jona 2,3; Ps. 28,1 f.; Klgl. 3,8). Ja selbst von Jesus, dem unerreichten Vorbild eines Beters, sagt der Hebräerbrief (Hebr. 5,7): Und er hat in den Tagen seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen geopfert. 3) Solche Gebete sind so mächtig, dass Gott sie beantwortet (Ps. 34,7; 18,7). Das Schreien gibt dem Gebet Flügel; dieses ist dann wie ein Eilbote, der in einer Sache, davon Tod und Leben abhängt, zu Hofe gesandt wird (Ps. 22,5; 34,18). Samuel Rutherford † 1661.


V. 8. Der Glaube dringt in die unsichtbare Welt ein und gewinnt aus Gottes Wort die Überzeugung, dass ihm jeden Augenblick die Hilfe der unsichtbaren Himmelsboten zu Diensten steht, sobald er ihrer bedarf. Die Engel kennen kein irdisches Hindernis, denn sie sind Geistwesen; und es fehlt ihnen nicht an Bereitwilligkeit, den Gotteskindern beizustehen, vielmehr treibt sie dazu ihre Pflicht - denn Gott hat sie den Heiligen zu Dienst gegeben (Hebr. 1,14) - und die Liebe zu ihren Brüdern auf Erden. Ich kann es mir nicht versagen, ein Wort hier anzuführen, das Origenes († 254) den Engeln in den Mund legt. Er lässt sie sprechen: "Ist er (der Sohn Gottes) hinabgestiegen auf die Erde, hat er Fleisch an sich genommen und die Schwäche des Fleisches erduldet, ja für die Menschen den Tod erlitten, was bedenken wir uns? Auf, lasst uns alle vom Himmel hinabeilen!" Zachary Bogan † 1659.
  In Ps. 34,8; 35,6 tritt der Engel Jahwes in zweifacher Eigenschaft auf, als Engel der Gnade und als Engel des Gerichts. Man vergleiche dazu z. B. Apg. 12, wo ein Engel des Herrn den Petrus befreit und seinen Verfolger, den Herodes Agrippa, schlägt. Christopher Wordsworth 1868.


V. 8-9. Valentin Trotzendorff (einer der bedeutendsten Schulrektoren der Reformationszeit, † 1556), der sich oftmals rühmte, dass er aus seinen Schülern ein großes Heer wider die Türken bewaffnen könne, war in seinem 67. Lebensjahr gelähmt und diktierte deshalb das ganze Jahr hindurch seinen Schülern seine Schriften und Übungen in die Feder. Als aber Michaelis, das Fest der Engel, nahte, unterbrach er diese Gewohnheit und gab seinen Schülern auf, ein jeder solle seinen ganzen Lebenslauf mit allem Glück und Unglück, das ihnen widerfahren sei, niederschreiben. Als die Jünglinge sich nun eilig an solche Arbeit machten, da sahen sie gleichsam mit Augen, fühlten mit Händen, ja schmeckten sie beinahe mit dem Munde Gottes unvergleichliche Güte, der uns mit seinen Engeln väterlich umgibt. Ganz ebenso, wie es der Prophet in unserm Psalm vor die Seele führt: Er handelte von der Wacht der Engel, die Gott uns zuteilwerden lässt, und ruft nun aus: Schmeckt und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn traut. Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen. Deshalb schloss auch Trotzendorff mit der Mahnung: "Es heißt, alle seine Heiligen; also soll jeder von euch, der seinen Lebensweg sich fleißig überlegt hat, Gottes Güte, die sich seiner heiligen Engel bedient, erkennen. Ihr alle könnt an euch selbst Gottes Barmherzigkeit vielfach spüren; darum seid dankbar, schmeckt und seht! Reinh. Bake 1664.


V. 9. Schmeckt und seht. Es gibt Dinge, im Einzelnen in den Tiefen des religiösen Lebens, die man nur durch Erfahrung verstehen lernt und die ich auch dann niemals würdig in Worte fassen lassen. Das Schmecken geht dem Sehen voraus; aber manchmal fällt beides zusammen, so dass unsere Augen, während und in dem Maße, wenn wir davon kosten, geöffnet werden. Es gibt eben Dinge, die man lieben und glauben muss, um zu erkennen, dass sie unserer Liebe und unseres Vertrauens wert sind. Und selbst dann, wenn wir uns dessen bewusst sind, eine religiöse Wahrheit deutlich erkannt zu haben, so geht es uns, wenn wir darüber befragt werden, vielleicht wie jenem Philosophen, der erklären sollte, was Gott sei, und antwortete: "Ich weiß es, wenn ich nicht gefragt werde." Thomas Binney 1869.
  Mögen viele die herrlichen Gottesgaben ohne jegliche Empfindung nur hinunterschlingen oder sie schnöde vergessen, so gebrauche du doch deinen Gaumen und suche ihren Wohlgeschmack zu genießen, indem du sie erkennst und über sie nachdenkst. H. Moller 1639.
  Da in der Tat Himmel und Erde der Freundlichkeit Gottes voll sind, wir aber es nur daran fehlen lassen, unseren Mund aufzutun und unsere Augen zu öffnen, so fordert der Sänger dazu auf, nur zu schmecken und zu sehen. Prof. August F. Tholuck 1843.
  Das "Schmeckt und sehet" lädt sozusagen zu einem längst bereitstehenden köstlichen Mahl, zu einem offen vorliegenden genussreichen Anblick ein. Die Imperative haben der Sache nach nicht paränetische (ermahnende), sondern verheißende Bedeutung. Prof. E. W. Hengstenberg 1843.
  Alles, was der Gläubige an geistlichem Trost hier auf Erden erfahren kann, ist nur ein Kosten, ein Vorschmack, der das Verlangen reizt, die vollkommene Fülle zu genießen. David Dickson † 1662.


V. 11. Junge Löwen. Die Meinung, dass die Tiere des Waldes besser daran seien als unsere Haustiere, ist weit verbreitet. Allein sie beruht auf Täuschung. Wer das Leben der wilden Tiere näher kennt, weiß, dass Hunger, Entbehrung und blutiger Kampf, von der Verfolgung durch den Menschen ganz zu schweigen, ihr tägliches Los ist. Nur wenige sterben eines natürlichen Todes. Selbst der "König des Waldes" ist ein armes, von Hunger gepeinigtes Wesen, und seine Stimme klingt wie die der übrigen melancholisch. Daily Telegraph.
  Die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut. Als ich durch die Gegend reiste, traf ich eine arme Witwe, deren Mann bei Bothwell gefallen war. Die herzlosen Soldaten waren auf ihrem Plünderungszug auch in ihr Haus gekommen. "Wir werden dir nichts übriglassen, weder was zu essen, noch was anzuziehen", hatten sie gedroht. Sie aber erwiderte unerschrocken: "Was kümmert mich das; solange Gott im Himmel lebt, werde ich keinen Mangel leiden." Das war heldenhafter Glaube. Alexander Peden 1682.
  Wirf einen Blick über alle Schätze des Himmels und der Erde und wovon du gewiss bist, dass es dir zum Gewinn sein werde, das magst du dir getrost vom Herrn erbitten. Seine Liebe wird es dir nicht abschlagen. Wenn es für dich gut wäre, dass es weder Sünde noch Teufel noch Trübsal noch Tod gäbe, so würde Jesu Liebe sie augenblicklich wegschaffen. Ja, wenn der Besitz aller Erdenreiche für irgendeinen Gläubigen vollkommen gut wäre, so würde Jesu Liebe ihn sofort zum König derselben krönen. David Clarkson † 1686.
  Einen Teil seines letzten Nachmittags - es war am 9. Juni 597 - brachte Columba, der Apostel Schottlands, mit der Übersetzung der Psalmen Davids zu. Als er bei der Stelle angelangt war, da der Psalmist sagt: "Aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut ", sprach er: "Ich bin nun am Ende einer Seite und will hier abbrechen; denn der folgende Vers: "Kommt her, Kinder, höret nur zu; ich will euch die Furcht des Herrn lehren", passt besser für meinen Nachfolger zum Übersetzen als für mich. Ich will dies daher Baithen überlassen. Um Mitternacht ertönte wie immer die Gebetsglocke. Columba war der erste, der zur Kirche eilten Bald darauf trat Dermid ein und fand ihn auf den Knien betend, aber augenscheinlich am Sterben. Schnell hob er den Sterbenden in seine Arme und legte dessen Haupt an seine Brust. In diesem Augenblicke traten die Brüder ein. Als sie Columba dem Tode nahe sahen, brachen sie in heftiges Weinen aus. Da schlug der Sterbende noch einmal die Augen auf und bewegte die Lippen, als ob er sprechen wollte: Aber seine Stimme versagte. Mit der letzten Kraft hob er, wie segnend, die Arme in die Höhe und verschied. Christian Trasury 1848.


V. 12. Kommt her, Kinder. David redet seine Freunde hier als Söhne oder Kinder an, weil er ihr Lehrer und sie seine Schüler waren; ferner weil sie junge Leute in der Blüte der Jahre waren und als Söhne sein Haus bauen helfen würden; endlich, weil er als ihr Führer, dessen Befehl und Willen sie unterworfen waren, das Recht hatte, sie als seine Kinder anzureden. Herm. Benema † 1787.
  Kommt her, Kinder. Ihr kennt euren irdischen Vater; wohlan, so sucht auch euren himmlischen Vater kennen zu lernen! Es ist nicht genug, wenn ihr in den Oden des Horaz, in den Dichtungen des Virgil und den Reden des Cicero beschlagen seid, sondern ihr sollt auch in Davids Psalmen und Salomos Sprichwörtern, sowie in allen andern Büchern der heiligen Schrift heimisch werden. Das Manna musste des Morgens gesammelt werden. Im Morgenland geht die Sage, der Morgentau verwandle sich in lauter Perlen. Aurora musis amica, der Morgen ist ein Freund der Musen. O gedenke deines Schöpfers schon im Morgenrot der Jugend! Als Gott Himmel und Erde schuf, war sein erstes, dass er dem Licht rief; und wohl dem Kinde, in dessen Herzen das Licht der selig machenden Erkenntnis früh zu dämmern beginnt. Nach dem Gesetz waren die Erstgebornen und die Erstlinge der Feldfrüchte Gott geweiht und so sollte es noch sein. "Die mich früh suchen, finden mich." Nathanael Hardy † 1670.
  David ragte hervor als Musiker, als Staatsmann und als Kriegsheld: aber er sagt seinen Kindern nicht: Ich will euch lehren auf der Harfe zu spielen oder Schwert und Speer zu führen oder den Bogen zu spannen oder: Ich will euch die Grundsätze der Staatskunst lehren, sondern: Ich will euch die Furcht des Herrn lehren, die besser ist als alle Kunst und Wissenschaft, besser als alle Brandopfer und sonstigen Opfer. Möchten wir doch selbst die Furcht des Herrn lernen und sie danach auch unsre Kinder lehren! Matthew Henry † 1714.
  Ich will euch die Furcht des Herrn lehren. Damit anzufangen, ist jedenfalls die bessere Lehrweise, als die, die heutzutage vielfach herrscht, wo man die Kinder in die heidnische Mythologie einführt und ihre Köpfe und Herzen mit den Geschichten von Göttern und Göttinnen, Heroen und Nymphen verwirrt und verunreinigt. Adam Clarke † 1832.
  Es gibt viererlei Furcht, sagt Petrus Lombardus († 1164) zu unserer Stelle, nämlich eine weltliche, eine knechtische, eine unvollkommene und eine kindliche. Weltlich ist unsere Furcht, wenn wir uns zu sündigen scheuen, bloß weil wir dadurch gewisse irdische Annehmlichkeiten verlieren und uns gewisse Nachteile zuziehen würden. Knechtisch, wenn wir uns vor der Sünde fürchten, bloß weil die höllischen Qualen uns schrecken. Unvollkommen, wenn wir uns zu sündigen fürchten, bloß weil wir die himmlische Seligkeit einbüßen würden. Kindlich endlich ist unsre Furcht, wenn unsere alleinige Sorge ist, wir könnten den Gott beleidigen, den wir von ganzem Herzen lieben. Freilich, diese Furcht kann nicht von heute auf morgen gelernt werden, sondern dazu bedarf es eifrigen Studiums und eines guten Lehrers, des heiligen Geistes. - "Hier", sagt Cassiodor († 570), "ist eine Furcht, die nicht gefürchtet, sondern geliebt sein will. Menschenfurcht ist voller Bitterkeit, aber Gottesfurcht ist voller Süßigkeit; die eine führt hinunter zur Knechtschaft, die andere hinauf zur Freiheit, die eine droht mit dem Kerker der Gehenna (der Hölle), die andere öffnet die Tore des Himmelreichs." John Mason Neale 1860.


V. 13. Der Wert des Lebens liegt nicht in seiner Länge, sondern in seinem Inhalt. Oft lebt gerade der am wenigsten, der am längsten lebt. Seneca † 65.


V. 15. Weiche vom Bösen. Die Sünde ist dem Menschen stets nah, ja sie folgt ihm auf den Fersen nach und muss darum energisch zurückgewiesen und gemieden werden. Dies gilt von allerart Bösem: von bösen Menschen und ihrer bösen Gesellschaft, von bösen Dingen, bösen Worten und bösen Werken, kurz vom Bösen in jeder Gestalt. Erst wo man die Sünde verabscheut und verlässt, ist wahre Gottesfurcht zu Hause. Vergl. Spr. 8,13; 16,6. John Gill † 1771.
  Tue Gutes. Es gibt der Leute genug in der Welt, deren ganze Frömmigkeit darauf hinausläuft, dass sie dies und das nicht sind und nicht tun: sie sind keine Trunkenbolde, keine Flucher - und darauf tun sie sich viel zugute. Siehe, wie der Pharisäer prahlt: "Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher usw." (Lk. 18,11) Ach, dass man kein schändliches Leben führt, macht allein so wenig einen Christen aus, als Nullen eine Zahl. Wir sind verpflichtet, nicht bloß vom Bösen zu lassen, sondern Gutes zu tun. Das wird einmal eine schlechte Ausrede sein: "Herr, ich habe keine großen Sünden begangen und habe nie jemand unrecht getan." Aber was hast du Gutes getan? Es ist für den Weinbergsarbeiter nicht genug, dass er die Zweige nicht knickt und den Zaun nicht niederreißt; wenn er nicht mehr leistet, so bekommt er keinen Lohn. Und ebenso wenig wird es uns am jüngsten Tage etwas helfen, wenn wir vor dem himmlischen Richter erklären, dass wir weder ein besonderes Unrecht getan noch in groben Sünden dahingelebt haben. Was für Gutes haben wir im Weinberg vollbracht? Wo ist die Frucht, die wir erarbeitet haben? Wenn wir diese nicht vorzeigen können, so haben wir beides, den Lohn und die Seligkeit, verwirkt. Thomas Watson 1660.
  Suche Frieden und jage ihm nach. Tu nur Gutes, so brauchst du dem Frieden nicht erst nachzujagen. Ungesucht wird er sich finden. Augustin († 430) sagt: Fiat justitia et habebis pacem d. i. lebe gerecht, so lebst du in Frieden. Mag die Gerechtigkeit wohnen, wo sie will, der Friede weiß ihr Heim zu finden; aber das Haus des Bösen verabscheut er. Der Friede setzt sich nur da zu Tische, wo die Gnade schon vorher eingekehrt ist. Lasst uns der Gottseligkeit anhängen, so wird der Friede Gottes, der höher ist, denn alle Vernunft, unsre Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus. (Phil. 4,7.) Thomas Adams 1614.
  Die begehrenswertesten Dinge sind nicht die, die man am leichtesten erlangt. Was ist lieblicher als die Ruhe des Friedens? Aber gerade dieses herrliche Gut bietet sich uns nicht von selbst dar: Es muss gesucht werden. Sogar wenn es gefunden ist, entwischt es oft der sich nach ihm ausstreckenden Hand: Es flieht und muss verfolgt werden. Wer Frieden haben will, der muss sich ängstlich hüten, erstens ohne Not, d. i. ohne dass die Wahrheit es erfordert, jemand zu verletzen, und zweitens ohne Not, d. h. wegen Kleinigkeiten, auf die ein kluger Mann gar nicht achtet, sich beleidigen zu lassen. Und wenn es in dem einen oder andern Fall doch geschehen ist, muss er drittens alles aufbieten, dem Unfrieden zu wehren und ihn schon im Keime zu ersticken. Daniel Waterland † 1740.


V. 16-18. Fremde mögen weinen und schreien, ohne dass wir uns viel darum kümmern, was sie so schmerzt; doch wenn unsere Kinder in der Not rufen, eilen wir ihnen zu Hilfe. Unsere Stellung zu Gott gibt uns Gewähr dafür, dass wir erhört werden. Wer Abba, lieber Vater rufen kann, der braucht an dem Erfolg seines Flehens nicht zu zweifeln; denn Gott wird ihn als Sohn behandeln. George Swinnock † 1673.


V. 19. Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochnes Herzens sind. Gott findet an den zerbrochenen Herzen solches Gefallen, dass er es nicht über sich bringt, sie zu verlassen, sondern er will sie in seiner Nähe, ja unter seinen Augen haben, damit er stets zur Stelle sei, wenn es gilt, ihre zerschlagenen Gebeine einzurichten und ihre eiternden Wunden zu heilen. Es mag wohl sein, dass er ihnen viel Schmerz bereiten muss, um seine Heilsabsichten an ihnen auszuführen; aber das wäre ja ein törichter und grausamer Arzt, der, um den Kranken zu schonen, seine Wunden nicht näher untersuchte. Darum muss Gott uns weh tun, um uns wohl zu tun; er kann uns oft die ärgsten Schmerzen nicht ersparen, weil er uns gründlich helfen will. Da magst du dich von Gott verlassen wähnen, deinen Arzt nicht einmal erkennen und deinen Freund für einen Feind halten; aber wenn dir die Augen geöffnet werden und deine Wunde vernarbt ist, dann wirst du mit Beschämung und Dankbarkeit zugleich deinen Irrtum erkennen. James Janeway † 1674.
  Bedenke die Vorteile eines zerbrochenen Herzens. 1) Gottes Wohlgefallen ruht auf ihm. Ein geängstetes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten (Ps. 51,19). 2) Es gleicht viele Mängel in unserm Gottesdienst aus: Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist (Ps. 51,19). 3) Es macht die Seele würdig, eine Behausung Gottes zu sein: Denn also spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnet, dessen Name heilig ist; der ich in der Höhe und im Heiligtum wohne und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen (Jes. 57,15). 4) Es bringt Gott den Menschen nahe: Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochnes Herzens sind und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben (Ps. 34,19). 5) Es gibt ein Anrecht auf Jesu Hilfe und Heilung: Ich will das Verwundete heilen und des Schwachen warten (Hes. 34,16; Jer. 30,17). Endlich 6): Es führt uns auf den rechten Weg, der zum Himmel führt, wo einst alle Wunden und Gebrechen geheilt werden sollen, denn dort steht der Baum, dessen Blätter zur Gesundheit der Heiden dienen (Off. 22,2). Dort klagt keiner mehr über Wunden und Schmerzen. John Spalding 1703.
  Wir sind geneigt, die Menschen in dem Maße zu übersehen, als sie sich vor uns demütigen und unter uns stehen, während bei Gott gerade das Umgekehrte der Fall ist. Gefäße der Ehren bildet er aus dem Ton, der bis in die kleinsten Teile zerbrochen ist. Bischof Georg Horne † 1792.
  Das ist die Klage der Prediger, die durch alle Zeiten tönt, dass der zerbrochenen Herzen und zerschlagenen Gemüter auf Erden so wenige sind, ja dass die Menschen in ihren Sünden elend und zerschlagen sein können, ohne dass sie es nur fühlen und zugeben. James Nalton 1664.
  Zerbrochnes Herz, zerschlagenes Gemüt. Wovon zerbrochen, erschlagen? Von dem Hammer des göttlichen Wortes und der göttlichen Heimsuchungen. Vergl. Jer. 23,29. Was ein wuchtiger Hammer, von starker Hand geschwungen, an einem Felsen ausrichtet, das wirkt des Herrn Wort, vom heiligen Geiste erfüllt, an dem Herzen des Sünders. Darum bilden das zerbrochene Herz und der zerschlagene Geist zwei wesentliche Merkmale der echten Buße. Adam Clarke † 1832.

V. 19 ff. O wie viel besser ist es doch, zerbrochenen Herzens zu sein und ein zerschlagenes Gemüt zu haben, aber dabei die nahe Aussicht und Bewahrung des Herrn auch über seine Gebeine genießen, dass deren nicht eins zerbrochen wird, als wenn manchem Hals und Bein zerbrochen werden muss, weil er sich zu keiner Erweichung des Herzens bequemen wollte! - Aus dem Übel, das einer als Ungerechter vorher getan hat und nun als ein Gerechter verlässt, entsteht viel Leiden; aber aus dem allem wird ein Gläubiger herausgerissen (V. 20). Karl Heinrich Rieger † 1791.


V. 21. Christi Gebeine waren an und für sich zerbrechlich, aber in Wirklichkeit konnte auch die Wut der Welt sie nicht zerbrechen, weil Gott vorausbestimmt hatte: Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen. So wissen wir, dass auch Gottes Kinder sterblich sind; aber selbst des Teufels Gewalt darf und kann sie nicht dahinraffen gemäß der Erwählung Gottes, die erfüllt werden muss. Thomas Fuller † 1661.


V. 22. Unglück. Während die Trübsale, auch wenn sie in Scharen kommen, den Gerechten nicht verderben können, weil der Herr sein Retter ist, so kann ein einziges Unglück den Gottlosen vertilgen, damit der Unterschied des göttlichen Verhaltens gegenüber dem Frommen und dem Frevler offenbar werde. Henry Hammond † 1660.


V. 23. Die Verheißungen Gottes an seine Kirche und seine Drohungen wider die Sünde, wie er sie in seinem Worte niedergeschrieben hat, veralten nicht, auch wird keine Zeit sie verjähren, sie außer Kraft und Geltung setzen. Wie aber, wenn gute Menschen und gerechte Sachen sollten unterdrückt werden? Da behält der Dichter Recht, wenn er sagt:

Informes hiemes reducit
Jupiter; idem
Summovet. Non si male nunc, et olim
Sic erit.


  Auf Regen folgt Sonnenschein: mag’s uns jetzt schlecht gehen - es wird nicht immer so sein. Das sei unser Trost. Mögen die Feinde der Religion noch so wüten, so soll das doch einen David und Hiob, die beide die Sonne schon oft genug haben hinter einer Wolke sich verbergen sehen, nicht ängstigen. Edwurde Marbury 1649.


Homiletische Winke

V. 2. Der Entschluss, den Herrn allezeit zu preisen, betrachtet 1) nach den Schwierigkeiten, die sich seiner Verwirklichung entgegenstellen; 2) nach den Hilfsmitteln, die uns zu seiner Ausführung zu Gebote stehen; 3) nach den segensreichen Folgen, die sich für uns daraus ergeben.
  Ein guter Rat, wie man den Himmel schon auf Erden haben kann.
V. 2-4. Das Lob Gottes 1) als Ausdruck persönlicher Dankbarkeit; 2) als Mittel gemeinsamer Erbauung: 3) als Anerkennung der Gott gebührenden Ehre.
V. 3. Ein Rühmen, das nicht verletzt, sondern erbaut, und nicht tadelns- sondern empfehlenswert ist.
  Wir mögen uns rühmen des Herrn: seiner selbst, seiner Offenbarungen, seiner innigen Beziehungen zu uns, des Anteils, den wir an ihm haben, der Dinge, die wir von ihm zu erwarten haben, usw.
  Die Pflicht der Gläubigen, ihre Erfahrungen zum Besten anderer zu erzählen.
V. 4. Einladung zum gemeinsamen Lobe Gottes.
  Im Herzen, in Wort und Tat Jahwe verherrlichen, eine edle Übung.
V. 5. Bekenntnisse einer erlösten Seele. Schlicht, zur Ehre Gottes dienend, jeden Verdienst ausschließend und andere ermutigend, ebenfalls den Herrn zu suchen.
  Vier Stufen; Furcht, ich suchte, er antwortete, er errettete mich.
V. 6. Die Macht eines Glaubensblickes. (Vergl. "Aufblick zu Jesu", Pred. von C. H. Spurgeon, Min.-Ausg. Bd. II, S. 187. Bapt. Verlag, Kassel.)
V. 7. 1) Des Elenden Los. 2) Des Elenden Freund. 3) Des Elenden Hilferuf. 4) Des Elenden Rettung.
  Die Stellung des Gebets im Reich der Gnade.
V. 8. Castra angelorum, salvatio bonorum.
  Der Dienst der Engel.
  Die Verwandtschaft und der Unterschied der Selbstoffenbarung Gottes in dem Engel des Herrn und in dem fleischgewordenen Logos (Jesus).
V. 9. Schmecket. Der geheiligte Gaumen, die auserlesene Kost, der erfreuliche Befund, der himmlische Gastgeber.
  Das Erfahren der religiösen Wahrheiten ihr einzig zuverlässiger Beweis.
  Keine geistliche Erkenntnis (Seht) ohne geistliche Erfahrung (Schmeckt).
V. 10. Der gesegnete Stand eines Menschen, der Gott fürchtet.
  Furcht vertreibt Furcht. Similia similibus curantur.
V. 11. Löwen voll Hungers, aber die Kinder gesättigt.
  1) Beschreibung der wahren Christen: die den Herrn suchen. 2) Eine herrliche Verheißung für diese, durch den Gegensatz ins Licht gestellt. 3) Die Verheißung in ihrer Erfüllung.
  Was ist für uns ein Gut?
V. 12. Ein königlicher Lehrmeister, seine Schüler, seine Unterrichtsweise (Kommt) und sein hohes Lehrziel.
  Die Arbeit an der Jugend im Lichte dieses Verses.
V. 13-15. Wie kann man beide Welten genießen?
V. 14. Zungensünden. Ihr Unheil, ihre Ursache und ihre Heilung.
V. 15a. Das Verhältnis der negativen und der positiven Tugenden zueinander.
V. 15b. Die königliche Jagd: das edle Wild, die Jagdhindernisse, die Jäger, ihre Jagdkunst und ihre Beute.
V. 16. Gottes liebreiche Aufmerksamkeit auf die Seinen.
V. 17. Das Unglück der Bösen: Im Leben erfahren sie, dass Gott ihnen widersteht, und im Tode sind sie verloren und vergessen.
V. 18. Dreifacher Segen der Not: 1) Sie lehrt beten: 2) sie bringt uns Gottes lauschendes Ohr nahe; 3) sie bietet uns Gelegenheit zu freudiger Erfahrung der Hilfe.
V. 19. Wie nahe Gott den gedemütigten Herzen ist und wie gewiss ihr Heil.
V. 20. Schatten und Licht, oder: Gift und Gegengift.
  Ein besonderes Volk mit besonderen Versuchungen und besonderen Errettungen, darum auch zu besonderem Glauben verpflichtet.
V. 21. Die Sicherheit des Gläubigen inmitten großer Gefahren. Sein Leib und seine Seele, sein geistliches Leben, sein Glaube, seine Hoffnung, seine Liebe, sein Anteil an Jesus, seine Kindschaft, seine Rechtfertigung usw., dies alles steht unter gnädiger Hut.
V. 22. Die Bosheit als ihr eigner Henker nachgewiesen an Beispielen der heiligen Schrift und der Geschichte, sowie an dem Zustand der Verdammten. Was lehrt uns diese ernste Tatsache?
  Der armselige, im Voraus verlorene Zustand der Menschen von böswilligem Geist.
V. 22-23. Wer wird schuld haben und seine Schuld büßen und wer nicht?
V. 23. Die Erlösung nach ihrer unterschiedlichen Bedeutung; der Glaube nach seiner allumfassenden bewahrenden Kraft; der Herr in der unvergleichlichen Herrlichkeit seines Gnadenwerkes.

Fußnoten

1. Die allegorische Deutung, die Spurgeon in die Auslegung, Luther nach LXX u. Vulgata. sogar in den Text einträgt ("Reiche"), schwächt die Kraft des Bildes eher ab.

2. Vielleicht stand ursprünglich V. 17 (p) vor V. 16 (() wie Klgl. Kap. 2-4. In der jetzigen Folge gleicht V. 18 dem V. 6 in seiner unbestimmten Fassung: Wer nur schreit, den hört ...