Psalmenkommentar von Charles Haddon Spurgeon

PSALM 46 (Auslegung & Kommentar)


Überschrift

Vorzusingen, wörtl.: Dem Vorsteher (der Tempelmusik). Mit unbedeutenden Liedern mögen sich mittelmäßige Sänger abgeben; um dies hehre Lied in Musik zu setzen bedarf es des tüchtigsten Meisters. Der soll es die Schar auserlesener Chorsänger lehren, deren köstliches Vorrecht es ist, den HERRN in seinem Hause mit lieblichen Liedern zu preisen. Eines Menschen Stimme ist zu schwach, das Lob Gottes würdig erschallen zu lassen. Ein Lied der Kinder Korah. Vergl. die Vorbemerkung zu Ps. 42. Statt "von der Jugend" übersetzen manche: im hohen Ton oder nach Mädchenweise, d. i. im Sopran1 (zu singen oder zu spielen) und vergleichen als Gegensatz den Ausdruck "in der achten", Ps. 6,1, den sie "in der tiefen Stimme" deuten. Siehe beide Ausdrücke einander gegenübergestellt 1. Chr. 15,20 f. Aus der Zeit des zweiten Tempels wenigstens wissen wir, dass Levitenknaben in den Gottesdiensten die höhere Stimme sangen. Vielleicht dürfen wir aber auch an den Gesang israelitischer Jungfrauen denken. Als David die Philister geschlagen hatte, gingen ihm die Weiber aus allen Städten Israels entgegen mit Gesang und Reigen; sollten sie nicht noch viel lieber ihre hellen Stimmen haben erklingen lassen, da es galt, Jehovas Ruhm zu singen? Möge es nie an jungfräulichen Seelen und reinen Herzen fehlen, die sein Lob verkündigen. Man hat bei dem Wort auch an hellklingende Instrumente gedacht, zu denen dieser Psalm hätte gesungen werden sollen. Wir sollen, wie in allen Teilen des Gottesdienstes, so auch im Gesang alle Eintönigkeit meiden; unsere Lieder und Melodien sollen, in reicher Abwechslung, jeweils der passende Ausdruck dessen sein, was unser Herz bewegt. Diese alten musikalischen Bezeichnungen lassen sich fast sämtlich nicht mit Gewissheit deuten; immerhin zeigen sie uns, dass Sorgfalt und Kunst auch im Gemeindegesang nicht fehlen sollen.

Inhalt
Mag da kommen, was will, Gottes Volk ist im Glauben getrost und wohlgesichert. Das ist die Lehre unseres Psalms, den wir darum gern als das Lied heiligen Gottvertrauens bezeichnen würden, wenn es uns um des aus ihm geborenen welterschütternden Reformationsliedes willen nicht noch näher läge, ihn den Lutherpsalm zu nennen.

Einteilung. Der Psalm zerfällt in drei Teile, deren Schluss jedesmal durch ein Sela bezeichnet ist.


Auslegung

2. Gott ist unsre Zuversicht und Stärke,
eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.
3. Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich die Welt unterginge
und die Berge mitten ins Meer sänken,
4. wenn gleich das Meer wütete und wallte
und von seinem Ungestüm die Berge einfielen. Sela.


2. Gott ist unsre Zuversicht (wörtl.: Zuflucht) und Stärke (oder: Feste). Nicht unsre Heere, nicht unsre Festungen sind der Grund unserer Zuversicht, sondern Jehova, der allein wahre und lebendige Gott. Mögen andere mit stolzem Prahlen auf ihre unbezwingbaren Burgen hinweisen, die auf unnahbaren Felsen erbaut und durch eiserne Tore gesichert sind, - Gott ist eine bessere Zuflucht in der Not als die gewaltigsten Festungen. Und wenn es gilt, den Krieg in Feindesland zu tragen, so ist uns die Allmacht des einen Herrn Himmels und der Erde eine bessere Hilfe als die Tapferkeit von Legionen und die vielgerühmte Macht der Kriegswagen und Streitrosse. Kreuzeskämpfer, denke daran, sei getrost und stark in dem HERRN! Übersieh aber auch nicht das den persönlichen Besitz anzeigende Fürwort unser; ruhe nicht, bis du deines Anteils an Gott gewiss geworden bist, dass du sagen kannst: Er ist meine Zuflucht und meine Stärke. Desgleichen sollst du nicht vergessen, dass Gott eben jetzt in diesem Augenblick deine Zuflucht sein will, ebenso wie er es für den Psalmsänger war, da dieser die Worte schrieb. Gott will uns alles sein, und er allein kann es. Jeder andere Bergungsort ist ein Trug, und jede andere Stärke ist im Grunde Schwäche, denn Gottes allein ist die Macht (Ps. 62,12). Da aber Gott allgenügend ist, ist er allen unseren Bedürfnissen und Nöten völlig gewachsen. Er ist als Hilfe in Nöten erfunden sehr. (Wörtl.) Die Gottesfürchtigen haben ihn in vielen Drangsalen ernstlich erprobt, und stets hat er sich als Helfer bewährt. Niemals läßt er die Seinen im Stich, wenn sie von Unglück betroffen werden. Er selber ist ihre wahrhaftige, wirksame und beständige Hilfe; er ist ihnen stets zur Seite, allezeit bereit, ihnen beizustehen. Das Wörtlein sehr verleiht der Behauptung starken Nachdruck. Mögen die nächsten Freunde und Verwandten und die mächtigsten irdischen Helfer sich als treulos oder ohnmächtig erweisen, er macht unser Vertrauen nie zuschanden. Seine Macht hat keine Grenzen, und seine Treue ist unwandelbar. Er wird als Freund in der Not erprobt. Er macht es nicht wie die Schwalben, die uns im Winter verlassen. Seinen Beistand erfahren wir gerade dann am herrlichsten, wenn wir ihn am dringendsten bedürfen. Wenn es dunkel ist um uns her, so lasst uns mit Luther sprechen: Kommt. Magister Philipp, wir wollen den 46. Psalm anstimmen:

Ein feste Burg ist unser Gott,
Ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not,
Die uns jetzt hat betroffen.

3. Darum. Wie oft begegnen wir in den Psalmen diesem Darum. Es liegt der heiligen Dichtkunst der Bibel nicht daran, uns zu gedankenloser poetischer Begeisterung hinzureißen; sie will uns überzeugen, darum führt sie in strenger Logik Vernunftgründe ins Feld, wie wenn es sich um einen mathematischen Beweis handelte. Und so bilden die folgenden Worte eine natürliche Schlussfolgerung aus den ersten. Darum fürchten wir uns nicht. Wie unvernünftig wäre es, wenn wir uns fürchten wollten, da doch Gott auf unserer Seite ist! Wo er ist, da sind die Allmacht und die ewige Liebe; - was sollten wir denn zagen? Wenn gleich die Welt unterginge, wörtlich: die Erde sich wandelte2 - ob auch die Grundlage aller sichtbaren Dinge so erschüttert würde, dass sie selbst und alles, was sie trägt, sich völlig veränderte. Und die Berge wankten (und) mitten ins Meer (sänken): selbst wenn die festesten aller geschaffenen Dinge in Trümmer sänken und in völliger Zerstörung ganz verschwänden. Die beiden Sätze nennen die furchtbarsten Katastrophen, die wir uns vorzustellen vermögen. Sie schließen alle anderen Umwälzungen und Schrecknisse ein, wie den Sturz von Dynastien, die Vernichtung von Völkern, den Untergang von Familien, die Verfolgungen der Gemeinde des Herrn, die Herrschaft des Unglaubens und Irrglaubens und was sonst je das Gottvertrauen der Gläubigen auf die Probe stellen mag. Und wenn Unglück über Unglück hereinbräche und wenn es zum Alleräußersten käme, soll doch ein Kind Gottes nie dem Kleinmut Raum geben. Da Gott treu bleibt, kann seiner Sache und seinem Volke keine Gefahr drohen. Wenn einst die Elemente vor Hitze zerschmelzen und Himmel und Erde im letzten, großen Brande vergehen, werden wir das Zusammenkrachen der Welten und den Untergang alles Sichtbaren getrosten Mutes betrachten können, weil Er, der unsre Zuflucht ist, auch dann uns vor allem Übel bewahren, und der Gott, der unsre Stärke ist, uns für die kommende Herrlichkeit zubereiten wird.

4. Mögen toben, mögen schäumen seine Wasser. (Wörtl.) Wenn die Elemente, entfesselten Furien gleich, ihre ganze zerstörende Macht offenbaren, so kann doch der Glaube mit ruhig heiterem Blick all dem Wüten und Toben zuschauen. Ihn erschreckt das Lärmen nicht, noch fürchtet er sich vor wirklicher Gewalt; denn er weiß, dass der HERR das Brausen des Meeres stillt und die Wasser des Ozeans mit der hohlen Hand misst. Und von seinem Ungestüm die Berge erbeben. Alpen und Anden mögen zittern und beben, aber der Glaube ruht auf einem sicheren Grunde und kann von dem Ungestüm des Meeres nicht erschüttert werden. Das Böse mag gären, die Wut der Feinde kochen und der Stolz schäumen; das mutige Herz zittert in seinem heiligen Vertrauen dennoch nicht. Große Männer, die wie Berge dastehen, mögen in Zeiten schweren Unglücks vor Furcht beben; aber dem Mann, der auf Gott vertraut, braucht nie das Herz zu entsinken.
  Sela. Inmitten solchen Wirrwarrs mag die Musik wohl eine Pause machen, dass die Sänger Atem schöpfen und wir selber Zeit gewinnen, jene ernsten Dinge sinnend zu erwägen. Wir sind nicht in nervöser Hast, sondern können mit Muße niedersitzen und warten, während das Weltmeer tobt und die Erde zergeht und die Berge hinstürzen. Unsere Art ist nicht jene kopflose Überstürzung, die man oft für Tapferkeit ansieht: wir können ruhig der Gefahr ins Auge schauen und das, was andern die Haare zu Berge stehen lässt, zum Gegenstand stillen Nachsinnens machen. So ist denn diese Pause nicht ein Erstummen vor Schrecken, sondern ein stilles Ausruhen. Wir unterbrechen unser Lied, um unsere Harfe mitten im Tosen des Unwetters neu zu stimmen. Es wäre zu wünschen, dass wir in den Stürmen der Anfechtungen stets solch ein Sela heiliger Stille einschalten könnten; aber ach, nur zu oft reden wir in wirrer Hast, lassen unsere zitternden Hände in wilder Aufregung in die Saiten fahren, schlagen die Leier mit roher Faust, dass ihre Töne in schriller Disharmonie durcheinander schwirren, und verderben so die Melodie unseres Lebensliedes!


5. Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein,
da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.
6. Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie fest bleiben;
Gott hilft ihr frühe am Morgen.
7. Die Heiden müssen verzagen und die Königreiche fallen;
das Erdreich muss vergehen, wenn er sich hören lässt.
8. Der HERR Zebaoth ist mit uns,
der Gott Jakobs ist unser Schutz. Sela.


5. Ein Strom (ist). (Grundtext3 Gottes Gnade spendet gleich einem mächtigen und doch sanften, das Land befruchtenden, nimmer versiegenden Strome den Gläubigen Erquickung und Trost. Das ist der kristallhelle Strom von Wasser des Lebens (Off. 22,1), daran sich die obere Gemeinde wie die hienieden erlabt. Die Gottesstadt ist nicht dem ungestümen, Zerstörung anrichtenden Weltmeer (V. 4) ausgesetzt; sie wird bewässert von einem friedlichen Strom, der nicht von Erdbeben erschüttert und von einstürzenden Bergen (V. 3) gehemmt wird, sondern seinen Lauf ohne Störung in majestätischer Ruhe fortsetzt. Wohl denen, die aus eigener Erfahrung wissen, dass es einen solchen Strom gibt! Dessen Arme - ihrer sind viele, und jeder hat seine eigentümlichen Schönheiten und seinen besonderen Zweck und Nutzen - erfreuen die Stadt Gottes, und zwar indem sie für die Bürger der Gottesstadt der klare Beweis sind, dass der himmlische Zionskönig all ihre Bedürfnisse stillt. Diese Bäche des Stroms der Gnaden vertrocknen nicht wie der Krith (1. Könige 17,7), sind nicht schlammig und trüb wie der Nil, nicht reißend wie der Kison (Richter 5,21), nicht trügerisch wie die Bäche, über welche Hiob (6,15-17) klagt, nicht ungesund wie das Wasser Jerichos (2. Könige 2,19), sondern klar und kühl, erquickend und heilsam und allezeit überströmend voll. In Kriegszeiten war die größte Sorge einer morgenländischen Stadt, dass ihr das Wasser während der Belagerung ausgehen könnte; war sie davor geschützt, so vermochte sie die Angriffe der Feinde lange Zeit auszuhalten. In unserm Vers nun wird Jerusalem, das die Gemeinde des HERRN versinnbildlicht, als mit Wasser wohl versehen beschrieben, um uns damit die herrliche Wahrheit vorzuführen, dass uns in Zeiten der Prüfung genügsame Gnade (2. Kor. 12,9) werde dargereicht werden, also dass wir beharren können bis ans Ende. Die Gemeinde des HERRN gleicht einer wohleingerichteten Stadt. Wahrheit und Gerechtigkeit umgeben sie als Mauer und Wall; ihre Verteidigungsmacht ist die Allmacht des Höchsten; sie ist schön gebaut und geschmückt nach dem Plan unendlicher Weisheit; ihre Bürger, die Heiligen, genießen hohe Vorrechte; sie treiben gewinnreichen Handel mit fernen Landen; sie leben in der beseligenden Gegenwart des Königs; und wie ein großer Fluss für eine Stadt der schönste Schmuck und eine Quelle des Reichtums ist, so ist der mächtige Strom der ewigen Liebe und Gnade Zions Freude und Wonne. Die Gemeinde des HERRN ist im besonderen Sinn die Stadt Gottes: sie ist von ihm entworfen, gebaut, erwählt und erkauft; er wohnt in ihr, sie ist seinem Ruhm geweiht und wird durch seine Gegenwart verherrlicht. Die heilige Wohnung des Höchsten. Das war Jerusalems einzigartige Herrlichkeit, dass Jehova in seiner Mitte eine Stätte hatte, wo er sich in besonderer Weise offenbarte, und eben dies ist ja in noch höherer Weise das köstliche Vorrecht der Heiligen des neuen Bundes, ein Vorrecht, das uns wohl eine ähnliche Frage auf die Lippen drängen mag, wie Judas Jakobi sie an Jesus richtete: Herr, was ist’s, dass du uns willst dich offenbaren und nicht der Welt? (Joh. 14,22) Ein Tempel des Heiligen Geistes zu sein ist das selige Teil jedes Gläubigen; und eben dies ist die hohe Ehre der Gemeinde des HERRN in ihrer Gesamtheit, dass sie die lebendige Behausung des dreieinigen Gottes sein soll. Des Höchsten. Das ist ein hehrer Name, der Gottes Macht, Majestät, Erhabenheit und Einzigartigkeit anzeigt, und es ist bemerkenswert, dass Gott eben in solcher Eigenschaft, als der Höchste, in seiner Gemeinde wohnt. Wir haben nicht einen Gott, der groß wäre im Reich der Natur, aber klein im Reich der Gnade. Nein, in der Gemeinde offenbart sich Gott so klar und überzeugend wie in den Werken der Schöpfung; ja noch wunderbarer ist der Glanz der Herrlichkeit Gottes, der zwischen den Cherubim hervorbricht, welche den Gnadenthron überschatten, um den sich die Gemeinde des lebendigen Gottes versammelt. Dass der Höchste schon hienieden in den Gliedern seines Leibes wohnt, das macht die irdische Gemeinde der himmlischen ähnlich.

6. Gott ist bei ihr drinnen. Seine Hilfe ist darum gewiss und allezeit nahe zur Hand. Wird die Gottesstadt belagert, so wird auch er, der in ihr wohnt, miteingeschlossen; und wir dürfen des gewiss sein, dass er hervorbrechen wird seine Widersacher zu vernichten. Wie vertraut ist der HERR doch mit allem, was seine Kinder trifft, und zugleich wie hilfsbereit, da er mitten unter ihnen wohnt! Mögen wir uns hüten ihn zu betrüben; lasst uns solche Ehrfurcht vor ihm hegen, wie sie Mose beseelte, da er fühlte, dass auch der Sand der Wüste am Horeb heilig sei, und er seine Schuhe auszog, als der HERR zu ihm redete aus dem brennenden Busch. Darum wird sie fest bleiben. Wie sollte sie wanken (Grundtext), es wäre denn, dass ihre Feinde Gott selber erschütterten? Doch damit hat’s keine Not. Die Gegenwart des Allmächtigen macht alle Hoffnung der Feinde, die Gottesstadt zu erobern und zu zerstören, lächerlich. Der Herr ist in dem Schifflein, darum kann es nicht zerschellen. Gott hilft ihr - nach innen durch reichliche Versorgung und nach außen, indem er ihre Feinde um die Mauern her in Haufen niederstreckt, wie es mit Sanheribs Heer geschah, als der Engel ausfuhr und die ganze gewaltige Streitmacht schlug (Jes. 37,36). Frühe am Morgen, wörtlich: um die Morgenwende. Sowie der erste Lichtstrahl das Kommen des Tages verkündigt, mit des Morgens Anbruch, ist auch Gottes Rechte schon erhoben, um seinem Volke beizustehen. Der HERR ist beizeiten auf. Wir sind träge ihm zu begegnen; er aber zögert nie uns zu helfen. Unsere Ungeduld klagt wohl, dass Gott säumig sei; aber in Wahrheit verzieht er nicht die Verheißung (2. Petr. 3,9). Der Menschen Eile ist oft große Torheit; Gottes scheinbare Verzögerungen aber sind stets weise und, recht betrachtet, überhaupt keine Verzögerungen. Mag die Rotte der Bösen heute die Kirche Gottes umringen und mit Verwüstung bedrohen, - es wird nicht lange währen, so werden sie vergehen wie der Schaum auf dem Wasser, und der Lärm ihres Aufruhrs wird in Grabesstille verstummen. Gerade wenn die dunkelste Stunde der Nacht geschlagen hat, wendet sich’s wieder dem Morgen zu, und dann, ja dann wird der HERR auf den Plan treten als der allmächtige Verbündete seines Volks. So war es am Roten Meer: Um die Morgenwende kam das Meer wieder in seinen Strom und bedeckte Wagen und Reiter und alle Macht des Pharaos, dass nicht einer aus ihnen überblieb. (2. Mose 14,27 f.) So war’s mit Sanheribs Heer: Am Morgen, siehe, da lag’s alles eitel tote Leichname (Jes. 37,36). Um den Abend, siehe, da ist Schrecken da; und ehe es Morgen wird, sind sie nimmer da (Jes. 17,14). Am Abend kehret Weinen ein, aber am Morgen ist Jubel! (Ps. 30,6.)

7. Völker tobten. (Grundtext) Der Psalm blickt offenbar auf eine besondere Rettungstat Jehovas zurück, durch welche Jerusalem aus großer Gefahr befreit worden war. Die Völker waren in wildem Aufruhr, sie scharten sich um die heilige Stadt, wie heißhungrige Wölfe um ihre Beute; sie schäumten und heulten vor Wut wie ein tobender Ozean und ihre Zahl ward größer und größer gleich den Wogen der schwellenden See. Es wankten Königreiche. Schrecken ergriff die Lande; die Unmenschen brachten Unglück über ihr eigenes Land, indem sie Reichtum und Manneskraft des Volkes verzehrten durch die schweren Steuern an Gut und Blut, welche der Eroberungskrieg forderte, und sie entvölkerten und zerstörten fremde Gebiete auf ihrem verheerenden Zuge nach Jerusalem. Manchem königlichen Haupt entfiel die Krone, uralte Throne wankten wie vom Sturm gepeitschte Bäume, mächtige Reiche stürzten gleich Tannen, die der Orkan entwurzelt. Alles geriet aus Rand und Band und Entsetzen ergriff alle, die den HERRN nicht kannten. Er ließ seine Stimme erschallen, da zerschmolz die Erde. Durch ein Wort stillte der Allmächtige den Sturm. Er ließ seine gewaltige Stimme hören - und der Mut der Tapfersten zerschmolz, das stolze Heer war vernichtet, die siegreiche Weltmacht zerbrochen und ohnmächtig. Im ersten Augenblick zwar schien sich die Verwirrung durch das Erscheinen der göttlichen Macht noch zu steigern. Es war, als sei die Erde ein Wachsklumpen geworden; die festesten, unwandelbar scheinenden Dinge der Menschenwelt schmolzen wie das Fett der Widder auf dem Altar. Aber alsbald ward eine große Stille. Die Wut der Menschen legte sich; die, welche der Reue fähig waren, zerschmolzen in Bußtränen, und die Unversöhnlichen mussten verstummen. Wie gewaltig ist ein Wort aus Gottes Munde! O dass solch ein Wort voll Majestät heute noch herabführe, um alle Herzen in Liebe zum Heiland zu zerschmelzen und allen Verfolgungen, Kriegen und Revolutionen der Menschen auf immer ein Ende zu machen!

8. Der HERR Zebaoth ist mit uns. Das ist der Grund, weshalb Zion ewig sicher ist und es ihren Feinden nie und nimmer gelingen kann sie zu stürzen. Gott ist Jehova Zebaoth, der HERR der Heerscharen; er herrscht über die Engel, die Sterne, die Elemente, kurz über all die Heerscharen, die Gottes Befehle ausrichten, ja selbst der Himmel Himmel stehen unter seinem Zepter. Und auch die Armeen der Reiche dieser Erde müssen, ob sie es auch nicht ahnen, seinem Willen dienen. Der oberste Befehlshaber aller Streitkräfte zu Wasser und zu Land ist auf unsrer Seite, ist unser erlauchter Verbündeter. Wehe denen, die wider ihn streiten; sie werden vergehen wie der Rauch vor dem Wind, wenn der Befehl des Höchsten erschallt sie zu zerstreuen. Der Gott Jakobs ist unser Schutz, wörtl.: ist uns eine Burg. Immanuel, Gott-mit-uns, ist der HERR der Heerscharen, und Jakobs Gott ist unsere feste Burg. Sela. Wenn dieser hehre Vers in Tönen, die eines solchen Jubilate würdig sind, gesungen worden ist, mögen wohl die Sänger Atem holen und die Spielleute einen Augenblick innehalten um ihre Instrumente zu stimmen. Gilt es doch, sogleich mit neuer Kraft den Ruhm des Höchsten zu besingen.


9. Kommt her und schauet die Werke des HERRN,
der auf Erden solch Zerstören anrichtet,
10. der den Kriegen steuert in aller Welt,
der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt.
11. Seid still und erkennt, dass Ich Gott bin.
Ich will Ehre einlegen unter den Heiden, ich will Ehre einlegen auf Erden.
12. Der HERR Zebaoth ist mit uns,
der Gott Jakobs ist unser Schutz. Sela.


9. Kommt her (oder: gehet hin) und schauet die Werke des HERRN. Die beglückten Einwohner Jerusalems werden eingeladen, hinauszugehen und die Leichname der Feinde zu besehen, damit sie innewerden, welch große Tat Jehova vollbracht und welch reiche Beute seine Rechte dem Volke seiner Wahl erobert hat. Es wäre zu wünschen, dass auch wir das Walten der Vorsehung so aufmerksam verfolgten und ein so scharfes Auge hätten zu beobachten, wie die Hand unsers Bundesgottes in die Kämpfe seiner Gemeinde eingreift. Dieser Vers sollte uns in den Ohren tönen, sooft wir im Buch der Geschichte blättern, und wenn wir die Zeitung lesen, sollte unser Blick darauf gerichtet sein zu sehen, wie das Haupt der Gemeinde die Nationen zum Heil seines Volkes regiert, gleichwie Joseph einst Israel zugut über Ägypten herrschte. Der auf Erden solch Zerstören4 anrichtet. Die Zerstörer zerstört er, die Verwüster verwüstet er. Wie eindringlich predigt doch dieser Vers noch in unseren Tagen! Die zerstörten Städte Assyriens, Babyloniens, Basans und Kanaans sind unsere Lehrmeister und reden zu uns in der Sprache der Steine. Überall, wo man sich um Gottes Herrschaft nicht gekümmert und seine königliche Majestät geringgeschätzt hat, ist der Verachtung Gottes das Verderben auf dem Fuße nachgefolgt. Wie ein Brand hat die Sünde ganze Völker verzehrt und ihre Paläste in Trümmerhaufen verwandelt. Als der Psalmdichter die furchtbare Niederlage der heidnischen Heerscharen sah, rief er seine Mitbürger auf, hinauszugehen und achtsam die schrecklichen Taten der göttlichen Gerechtigkeit zu betrachten, die um ihretwillen an jenen geschehen waren. Geschleifte Burgen und zerstörte Klöster stehen auch in unseren Landen da als Denkmäler der Siege des HERRN über Tyrannei und Aberglauben. Mögen bald die letzte Lügenfeste und das letzte Bollwerk des Unglaubens und Aberglaubens gefallen sein!

10. Der den Kriegen steuert in aller Welt (wörtl.: bis ans Ende der Erde). Seine Stimme bringt den Kriegslärm zum Schweigen und ruft der Stille des Friedens. Auch die fernsten und wildesten Völker schüchtert er ein und zwingt sie, Ruhe zu halten. Er zermalmt die gewaltigen Weltmächte, dass ihnen die Lust zum Kriegführen vergeht; er schenkt seinem Volke tiefen Frieden. Der Bogen zerbricht, dass sie keinen der leichtbeschwingten Todesboten mehr entsenden können, Spieße zerschlägt, dass die mächtigen Kriegshelden eine wehrlose Beute werden, und Wagen mit Feuer verbrennt, die stolzen Streitwagen samt ihren todbringenden Sicheln den Flammen preisgibt. Alle Waffenarten türmt er in Haufen auf und vernichtet sie gänzlich. So geschah es in Judäa in vergangenen Zeiten; so wird es einst in aller Welt geschehen. Gesegnetes Werk des Friedensfürsten, wann wirst du buchstäblich vollendet sein? Schon sind die geistlichen Feinde des Volkes Gottes ihrer zerstörenden Macht beraubt; aber wann wird der allgemeine Weltfriede gefeiert werden, wann werden alle Werkzeuge des Massenmordes schmählicher Vernichtung anheimfallen? Wie glorreich wird der letzte Sieg Jesu am Tage seiner Erscheinung sein, da alle seine Feinde im Staube liegen werden!

11. Lasset ab. (Grundtext) So erschallt das Donnerwort Gottes an die Völker. Lasst ab von eurem freveln Plan, die Stadt des lebendigen Gottes zu zerstören, und erkennt, dass Ich Gott bin, ihr, die ihr die Schrecken des Zornes des Allmächtigen fühlt! Erkennt seine Majestät und betet ihn an, ihn allein! Und da niemand würdig sein Wesen verkünden kann, so ehrt ihn durch ehrfurchtsvolles Schweigen. Das Prahlen sollte den Gottlosen in der Tat vergehen angesichts dessen, was der HERR in vergangenen Zeiten getan hat. Ich will Ehre einlegen5 unter den Heiden. Die Heiden vergessen Gottes und beten die Götzen an, aber der HERR will noch durch sie geehrt werden. Lieber Leser, die Aussichten der Mission sind glänzend, so glänzend wie die Verheißungen Gottes. Entfalle keinem Menschen das Herz, die feierliche Erklärung dieses Verses muss in Erfüllung gehen. Ich will Ehre einlegen5 auf Erden, unter allen Völkern, wie groß ihre Bosheit und Verkommenheit auch sein mag. Gott will sich alle Herzen, sei es in Furcht oder Liebe, untertänig machen. Das ganze Erdenrund soll noch vom Glanze seiner Majestät widerstrahlen. Die Sünde, die Hartnäckigkeit und der Stolz der Menschen müssen nur dazu dienen, dass Gott umso mehr verherrlicht wird, wenn einst die Gnade herrscht und die Gerechtigkeit zum ewigen Leben bis an die Enden der Erde.

12. Der HERR Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz. Solcher Vers lässt sich wohl zweimal singen! Bezeugt er doch eine Wahrheit, deren kein Gotteskind je müde wird, eine Tatsache, die nur zu oft vergessen wird, und ein köstliches Vorrecht, dessen man nicht genug gedenken kann. Lieber Leser, steht der HERR auf deiner Seite? Ist Immanuel, Gott mit uns, dein Heiland? Besteht zwischen Gott und dir ein Bund wie zwischen Gott und Jakob? Wenn dem so ist, so bist du dreimal selig zu preisen. Zeige deine Freude in heiligem Gesang, und in Stunden der Trübsal beweise dich als Mann, indem du trotz allem Leid deinem Gott singst! Sela. Hier gilt es, wie zuvor, das Herz zu erheben. Nach dem Lobe sollst du in heiliger Andacht ruhen. Es ist leichter, ein Loblied zu singen, als ohne Unterlass in der Stimmung des Lobens und Rühmens zu bleiben; und doch soll das unser Ziel sein, die Stimmung des Dankes festzuhalten und jedes unserer Loblieder also zu enden, als ob es nimmer enden sollte.


Erläuterungen und Kernworte

Zum ganzen Psalm. Als unter Josaphat Moabiter, Ammoniter und Edomiter das davidische Reich mit Krieg überzogen und längs der Westseite des Toten Meeres heranziehend Jerusalem bedrohten, überkam in der vom Könige zusammenberufenen Tempelversammlung Jahaziel, den Asaphiten, der Geist des HERRN, und er weissagte auf morgen eine wunderbare Heilstat. Da priesen levitische Sänger den Gott Israels mit jubelnder Stimme, Sänger nämlich vom Geschlechte Kehats, und zwar von der Familie Korahs. Levitische Sänger zogen am andern Tage in heiligem Schmuck und unter Gesang vor dem Heere Josaphats her. Die Feinde, durch den Angriff einer beutelustigen Schar anderer Söhne der Wüste überrumpelt, hatten, in wilde Flucht aufgelöst, die Waffen gegeneinander gekehrt, und das Heer Josaphats fand das feindliche Lager in ein Leichenfeld verwandelt. Bei dem Siegesdankfeste darauf in Emek ha-Beracha (im Lobetal) waren auch wieder levitische Sänger tätig; denn unter Musik der Nablas, Zithern und Trompeten bewegte sich von da der beutebeladene Heereszug nach Jerusalem und dem Tempel Jahves. So 2. Chr. 20 erzählend, reicht uns der Chronist den Schlüssel zu dem asaphitischen Psalm 83 (76?) und zu den korahitischen Psalmen 46; 47; 48; Die Beziehung dieser drei korahitischen Psalmen auf die Niederlage des Heeres Sanheribs unter Hiskia ist zwar gleich statthaft, hat aber nicht gleichen historischen Halt. Jenseits des Jahres 701 der Regierung Hiskias musste die Gemeinde bei diesen Psalmen freilich an die jüngst erlebte assyrische Katastrophe denken, zumal da Jesaja diese mit engem Anschluss an diese Psalmen geweissagt hatte. Denn Jesaja und diese Psalmen sind wundersam verkettet. Prof. Franz Delitzsch † 1890.
  "Jahve der Heerscharen ist mit uns; die Stadt Gottes kann nicht untergehen! " - Wann hätte der Glaube Israels kühner so triumphieren können als damals, da die assyrische Weltmacht vor den Mauern Jerusalems zuschanden ward und der Großkönig Sanherib sein Heil in eiligem Rückzuge suchen musste! Liegt die Beziehung des Psalms auf dieses Ereignis schon an und für sich nahe (Ewald, Hengstenberg, Hupfeld, Nowack), so wird sie außerdem noch sehr erheblich unterstützt durch die zahlreichen Berührungen mit den Gedanken und Ausdrücken des großen prophetischen Zeitgenossen jener Kämpfe, des Jesaja: vergl. V. 2 mit Jes. 4,6; V. 4.6 mit Jes. 17,12-14; V. 2.6 mit Jes. 33,2.6; V. 5 mit Jes. 8,6; 33,21; V. 8.12 mit Jes. 7,14; 8,8.10; V. 9 mit Jes. 5,9; V. 11 mit Jes. 8,9 f. Diese Berührungen reichen freilich nicht dazu aus, die Abfassung des Psalms durch Jesaja sicherzustellen (Hitzig und früher Cheyne); aber immerhin schließen sie den Gedanken an den Sieg Josaphats über die verbündeten Ammoniter und Moabiter (2. Chr. 20 - Delitzsch) aus. Lic. Hans Keßler 1899.
  "Wunderbar," sagt der spanische Karmeliter Thomas a Jesu († 1582), "wie so gewaltig die Lieder Luthers die lutherische Sache förderten! Nicht nur die Kirchen und Schulen hallen davon wider, sondern auch die Privathäuser, die Werkstätten, die Märkte, die Straßen, die Felder." - Als Calvin, aus Genf vertrieben, von 1538 bis 1541 in Straßburg weilte, fand er hier bereits einen gottesdienstlichen Gesang vor; und ganz besonders gefielen ihm die deutschen Melodien, die er hier kennen lernte, wie die von Luthers gewaltiger Bearbeitung des 46. Psalms: "Ein’ feste Burg" und andere mehr. Er versuchte nun selbst, auf solche Melodien eine französische Übersetzung der Psalmen (vorerst von Ps. 46; 25;) zu verfassen. Als er aber dann Clemens Marots erste Psalmen kennen lernte, verzichtete er auf weitere eigene poetische Bearbeitung derselben. Nach A. von Salis 1902.


V. 2-4. Wen wollte dieser herzliche Trost, dieses goldene Wort nicht lustig und fröhlich, mutig und trotzig machen wider alle Feinde, ja wider den Teufel und die Pforten der Hölle selbst? Wo der große und schreckliche Gott ist, warum sollte da nicht Glück und Sieg wider alle Feinde sein? Ist Gott unsre Zuflucht, Schloss und Wohnung, was bekümmern wir uns denn, wo wir endlich bleiben wollen? Ist doch Gott größer denn alle Welt! Wo der Schöpfer bleibt, da bleibt auch sein Gemächt. Wo der Herr, Meister und Vater bleibt, da bleibt auch der Knecht, Jünger und Sohn. Martin Luther † 1546.
  Die Dinge der Welt sehen uns an, wie wir sie ansehen. Es kommt auf den Glauben an, mit dem man sie ansieht. Prof. August Tholuck 1848.


V. 3. Die Worte dieses Verses führte John Wesley († 1791) an, als er aus Anlass des Erdbebens, das am 8. März 1750 London in Schrecken versetzte, im Hyde-Park predigte.


V. 2-5. "Schrecken Elohims", so schließt der Chronist 2. Chr. 20,29 die Erzählung der Niederlage der verbündeten Nachbarvölker vor Josaphat, "überkam hierauf alle Reiche der Länder, als sie hörten, dass gestritten Jahve mit Israels Feinden." Der Psalmist aber ruft infolge eben dieses Ereignisses nicht zum Schrecken, sondern zur Freude auf; denn Schrecken ist unwillkürliche, abgezwungene, Freude aber willige innere Bewegung. Der rechte letzte Sieg Jahves besteht nicht in blutiger Unterwerfung und dumpfer Bestürzung, sondern in Umstimmung der Völkerherzen zu freudiger Anbetung. Um so aller Völker Gott zu werden, ist er vorerst Israels Gott geworden, und Israel sehnt sich, dass dieser Zweck seiner Erwählung erreicht werde. Aus dieser Sehnsucht geht die Aufforderung V. 2 hervor. Die Völker sollen dem Gott der Offenbarung in Gebärden und Worten ihre Freude bezeigen, denn Jahve ist schlechthin erhaben ("der Allerhöchste"), furchtbar, und sein Herrschaftsgebiet hat Israel zum Mittelpunkt, aber nicht zur Schranke, sondern erstreckt sich über die ganze Erde. Alles muss ihm in seinem Volke huldigen, sei es williglich oder gezwungen. Prof. Franz Delitzsch † 1890.


V. 4. Viele Ausleger nehmen an, hinter V. 4 sei der Kehrvers aus Versehen ausgefallen. Der rhythmische Bau des Psalms würde dann ganz regelmäßig sein: je drei Strophen zu je drei Versen und dem die Strophe so wirkungsvoll abschließenden Refrain. Auch fügt sich bei jener Annahme der V. 4. trefflich mit dem Kehrvers zu einem Ganzen zusammen. Der Vers würde dann nicht von V. 3 ("Darum fürchten wir uns nicht") abhängen, sondern den hypothetischen Vordersatz zu dem Kehrvers bilden:

Mögen toben, mögen schäumen seine Wasser,
Von seinem Ungestüm die Berge erdröhnen:
Jahve der Heerscharen ist mit uns,
Eine Burg ist uns der Gott Jakobs. Sela. - James Millard


V. 5. Kein Feind kann der Kirche Christi diesen Strom abschneiden. Man beachte die Beziehung auf Jes. 36,2; 37,25, vergl. mit 2. Chr. 32,2-4. T. C. Barth 1865.
  Das Bild spielt wohl auf die Wasser Siloah an, die in verschiedenen Kanälen durch die Stadt flossen und diese mit Wasser versorgten. Aber die Worte sind offenbar tieferen Sinnes und auch auf die Zeit des neuen Bundes zu deuten. Man mag dabei an das Evangelium denken, diesen mächtigen und doch sanften Strom, dessen Arme, die Heilswahrheiten, als lebendige Wasser von Jerusalem ausgegangen sind; oder an den heiligen Geist und dessen Gnadenströme, oder endlich an Gott selbst und seine Liebe. John Gill † 1771.
  Unser Brünnlein bleibt eine lebendige Quelle, da jener Sümpfe, Tümpel und Kölke faul und stinkend werden und versiegen müssen. Martin Luther 1531.


V. 6. Gott ist bei ihr drinnen. Die wahrhafte Gegenwart Christi und die übernatürliche Kraft seines Geistes ist das Geheimnis der welterobernden Macht der Gemeinde des HERRN. So oft die Kirche vergaß, wie völlig sie von dem unsichtbaren Gott und dem Gnadenwirken seines Geistes abhängig ist, musste sie entdecken, dass ihr die Locken ihrer Kraft abgeschnitten waren und sie den Philistern zum Gespött diente. William Binnie 1870.
  Das Schiff der Kirche Gottes mag von wütenden Wogen hin und her geschleudert werden; aber an einem Felsen scheitern soll es nicht. Es mag ins Wasser getaucht werden wie eine Feder; aber wie Blei untersinken soll es nicht. Er, der in der Stadt Gottes ist als der Brunnquell lebendigen Wassers, um sie vor dem Verschmachten zu bewahren, wird sich auch als eine feurige Mauer um sie her erweisen, die sie vor den Feinden schützt. In schwere Prüfungen mag sie kommen; aber erobert und zerstört werden kann sie nicht. Ihr fester Grund ist der unwandelbare Fels, und ihr Bollwerk sind die ewigen Arme. Nur ein Gebäude, das auf Sand erbaut ist, kann vom Wind über den Haufen geworfen werden. Die Widersacher des Volkes Gottes werden alle ihre Kraft zusammennehmen, um die Stadt Gottes vom Erdboden hinwegzufegen; aber sie fegen nur als scharfe Besen alles Unreine aus ihr heraus, und wenn diese Besen ihr Werk getan haben, wird Gott sie ins Feuer werfen. William Secker 1660.
  Wenn die Anhänger des Papstes wüteten und es Melanchthon angst ward, das Kindlein der Reformation möchte bei der Geburt erstickt werden, tröstete Luther diesen wohl mit den Worten: Si nos ruemus, ruet Christus una, scilicet ille regnator mundi, esto ruat, malo ego cum Christo ruere quam cum Caesare stare, das ist: Wenn wir fallen. muss auch Christus, der Herrscher der ganzen Welt, fallen (denn er ist mitten unter uns), und wenn es so sein soll, wohlan, dann will ich lieber mit Christo umkommen, als mit der Weltmacht gedeihen. John Collinge † 1690.
  Frühe am Morgen. Man beachte, wie manche der Errettungen, von denen die Schrift erzählt, früh am Morgen oder in der Nacht geschahen. So kam Gideon zu Anfang der mittelsten Nachtwache mit seinen Krügen und Fackeln über die Midianiter (Richter 7,19). Saul drang ins Lager der Ammoniter um die Morgenwache (1. Samuel 11,11). Josua zog die ganze Nacht herauf von Gilgal, um den Gibeonitern zu Hilfe zu eilen, und kam plötzlich über die Feinde (Jos. 10,9). Des Morgens frühe (2. Könige 3,22) war es auch, als Joram und Josaphat auf Elisas Geheiß wider Mesa, den König der Moabiter, zogen und ihn mit all seinem Volk in die Flucht schlugen. Michael Ayguanus 1416.
  Auch die Wiederherstellung Israels wird eines der ersten Ereignisse zur Zeit der zweiten Zukunft des Herrn sein. Sie wird mit dem Anbruch des Tages geschehen, wenn die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen wird und Heil unter ihren Flügeln. (Mal. 3,20; [4,2]) Samuel Horsley † 1806.


V. 7. 8. Die Präterita V. 7 sind nicht rückblickend, sondern hypothetisch: Wenn Völker und Reiche in feindliche Erregung und Umwälzung geraten, so dass die Gemeinde in diese Katastrophe hineingezogen zu werden Gefahr läuft, - es kostet Gott nur ein Dröhnen mit seiner allmächtigen Donnerstimme, sofort gerät in Fluss die Erde, d. h. ihr titanischer Trotz wird feig, die Fugen ihrer Liguen locker, ihre aufgebotene Kraft zunichte - es zeigt sich, dass Jahve Zebaoth mit seinem Volke ist. Dieser Gottesname ist in den korahitischen Psalmen heimisch, denn er ist der eigentliche Gottesname der Königszeit, an deren Schwelle er zuerst im Munde Hannas vorkommt (1. Samuel 1,11), und die korahitischen Psalmen sind königlichen Gepräges. Prof. Franz Delitzsch † 1890.


V. 8. Der HERR Zebaoth ist mit uns. Wir können drei Arten der besonderen Gegenwart Gottes unterscheiden, die alle zu den Vorrechten der Kirche Gottes gehören. Erstens Gottes glorreiche Gegenwart. Diese enthüllt sich im Himmel und wird sich der Gemeinde des HERRN auch erst dann zu genießen geben, wenn sie droben um seinen Thron versammelt ist. Zweitens Gottes Gnadengegenwart, da er sich den Seinen durch sichtbare oder geistige Zeichen seiner Güte zu erkennen gibt. (2. Mose 29,45; Mt. 18,20) Drittens Gottes providentielle Gegenwart, da er zur Rettung oder Verteidigung seines Volkes in seiner Macht und Weisheit auf den Plan tritt, z. B. 2. Mose 14,20. Diese Art der Gegenwart des HERRN unter seinem Volke ist auch in unserm Psalmwort gemeint. John Strickland † 1670.
  Der Gott Jakobs. Der Gnadenbund war mit Abraham und Jakob feierlicher und öffentlicher geschlossen und bestätigt worden als mit Isaak; darum wird der HERR, wenn er als der Bundesgott des auserwählten Volkes bezeichnet werden soll, häufiger der Gott Abrahams oder der Gott Jakobs genannt, als der Gott Isaaks. Jean Calvin † 1564.


V. 9. Kommt her und schauet die Werke des HERRN. Gott will, dass seine Taten beachtet werden, und zumal, wenn er irgendeine große Erlösungstat für sein Volk gewirkt hat. Gott duldet vor allem eines nicht: dass er vergessen werde. John Trapp † 1669.
  Der auf Erden solch Zerstören anrichtet. Wir werden aufgefordert, ein großes Leichenfeld zu überblicken. Welch ein Zerstören hat auf Erden gewaltet! Kriege haben die Felder mit Blut getränkt, Hungersnot hat Tausende erwürgt, Seuchen haben Millionen in ein frühes Grab gebettet. Überschwemmungen haben die Erde entvölkert, Erdbeben Städte und Länder verschlungen, und Engel, Menschen und Tiere haben als Werkzeuge Gottes furchtbare Züchtigungen ausrichten müssen. Von alledem gibt uns die Heilige Schrift manch ernstes Beispiel. So treffen wir allerorten Zerstörungen, gewirkt durch die mannigfaltigsten Ursachen, aber alle im Grunde ausgehend von Gottes Hand. Bischof Joseph Hall † 1656.
  Blickt in die Geschichte Israels; da seht ihr’s deutlicher als irgend sonst: wenn auch der Mensch die Weltgeschichte schreibt, die Kapitelüberschriften macht Gott; die Leidenschaften schütteln die Würfel, aber fallen müssen sie nach Gottes Willen und Gesetz. Menschen rüsten zum Kriege, Menschen schlagen Schlachten, durch Menschenhand sieht man Throne fallen und auferstehen; der Psalmist aber sieht doch mit dem Glaubensauge die Hand, die durchgreift und darübergreift, er nennt das alles, das Zerstören wie das Aufbauen, das Werk des HERRN. Prof. August Tholuck 1848.


V. 10. Wenn die Römer einem Volke das, was sie Frieden nannten, gebracht hatten, dadurch, dass sie den größten Teil der Einwohner ausgerottet hatten, trugen sie die erbeuteten Kriegswaffen zusammen und verbrannten sie zu Asche. So hat z. B. auf einer unter dem Kaiser Vespasian, der den Kriegen in Italien und andern Weltteilen steuerte, geprägten Münze die Friedensgöttin einen Ölzweig in der einen Hand und in der andern eine brennende Fackel, womit sie einen Haufen von Waffen in Brand steckt. Auf diesen Brauch spielt auch Virgil an Aen. lib. 3, wo es heißt: "O dass Jupiter mir die vergangenen Jahre wiederbrächte, wie ich war, als ich bei Präneste die vorderste Reihe der Feinde niederwarf und als Sieger die Haufen erbeuteter Waffen entzündete." Die gleiche Sitte bestand in Israel auf Grund göttlichen Gebotes. Wir finden sie z. B. Jos. 11,6. George Paxton † 1837.


V. 11. Seid stille, ruft unser Psalm, und erkennet, dass ich Gott bin! Das heißt zuerst: Lasst alles eigenmächtige Wollen und Wirken! Wollet, wirket - o ich beschwöre euch, gerade euch, die ihr Gott erkennet, verwechselt das Stillesein zu Gott nicht mit dem Lässigsein! Es ist ein Fluch über die Guten unserer Zeit und in allen Ländern, dass sie sich im Wollen und Wirken von den Bösen übertreffen lassen. Nicht nichts wollen und wirken heißt stille sein zu Gott, sondern nichts eigenmächtig wollen und wirken. Nicht einen Finger breit dürft ihr von dem von Gott vorgeschriebenen Wege weichen. Festiglich zu glauben, dass in Gottes Weltordnung auf keinen anderen als den rechten Mitteln das Gedeihen ruht, das gehört mit zu dem: "Erkennet, dass ich Gott bin." Wer auf Gottes Wegen untergeht, wenn uns dann der Untergang bestimmt ist, der geht selig unter! Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin, das heißt ferner: Lasst alles unruhige Harren und Hoffen. Bei Gott ist’s ewig entschieden, was hier langsam in der Zeit sich abwickelt. In Gottes Herz wollen wir uns bergen und flüchten, mit seinem Siegerauge der Ewigkeit auf die Kämpfe in der Zeit blicken. Geht ihm nichts verloren, wenn gleich die Geschicke der Zeit sich so langsam abwickeln, wie sollte es uns? Hinge der letzte Ausgang nur von Menschen ab und wärest du mit deiner Hilfe nur an dich selbst gewiesen, dann könntest du unruhig werden; so aber sollst du sprechen: Meine Seele ist stille zu Gott, zu dem Gott, der mir hilft. - Endlich: Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin, das heißt: Sprecht nicht mit den Menschen auf den Gassen über solche Zeitereignisse, sprecht in der Stille des Kämmerleins darüber mit Gott. O teure Christen, wie verklingt alles Lebens Unruh’, wenn man sie in die Stille seines Kämmerleins vor Gott nimmt! In solchen Zeiten werdet ihr’s erfahren, was Gebete wert sind zu des Herzens Stillung. Prof. August Tholuck 1848.
  Über diesen Text, der so eindringlich vor aller Auflehnung, allem Hadern und Murren gegen Gott warnt, predigte Archibald Cameron am 16. Juli 1680, drei Tage vor seinem Tode in der Schlacht bei Airs-Moß. (Cameron war mit Cargill Anführer in den Kämpfen gegen den von Karl II. der schottischen Kirche aufgezwungenen Episkopalismus.) C. H. Spurgeon 1872.
  Ich will Ehre einlegen. Ihr seht sie als weltliche Geschichten an, diese Kriege, diesen Aufbau und diesen Umsturz von Thronen und Geschlechtern. Nein, sage ich euch, weltliche Geschichten sind sie vor dem weltlichen Auge nur; vor dem göttlich erleuchteten Auge sind es Geschichten göttlicher Gerechtigkeit, welche den Gottlosen sich erwürgen lässt in der Schlinge, die er selbst gedreht hat, den Übermütigen hoch hinaufsteigen lässt, um ihn desto tiefer zu stürzen, die gerechte Sache unterliegen und untergehen lässt, nur um sie desto höher hinaufzuführen. Ich will Ehre einlegen, so ruft der HERR in Schwertgeklirr und Schlachtgetümmel, in Mord und Aufstand hinein. Euer Fleischesgelüste wollt ihr ködern, eurer eignen Ehre wollt ihr Tempel bauen; aber seiner Ehre werdet ihr dienen müssen. Eure Brandfackeln werden seine Ehrenfackeln, eure eigenen Ehrentempel seine Triumphbogen werden. Prof. August Tholuck 1848.


V. 12. Der HERR Zebaoth ist mit uns. Am Dienstag konnte man den sterbenden Wesley († 1791) kaum mehr verstehen, wiewohl er wiederholt zu reden versuchte. Endlich rief er mit Aufbietung aller Kräfte: "Das Beste von allem ist, dass Gott mit uns ist". Und indem er seine Hand erhob und wie zum Zeichen des Sieges in der Luft schwenkte, rief er abermals mit durchdringender Stimme: "Das Beste von allem ist, dass Gott mit uns ist". Diese Worte spiegeln in der Tat sein Leben wider. Gott war mit ihm gewesen von seiner frühen Kindheit an, seine Vorsehung hatte ihn durch alle Gefahren des Mannesalters geleitet, und nun, da er in das finstere Tal des Todes eintrat, fühlte er sich von derselben sichern Hand gehalten. - Aus John Wesleys Leben, von W. C. Larrabee 1851.
  Wir sollen bei solchem Psalm nicht nur an das denken, was Gott schon in vorigen Zeiten getan oder auch uns selbst hat sehen lassen, sondern immer auch einen Blick hinaustun auf das, was noch in Gottes Schätzen aufbehalten ist. Es ist noch manches zurück, wie manches Erdbeben, Hagel, Brausen des Meeres, Umsturz der Berge, mancher Krieg und manches Toben der Völker wider den HERRN und seinen Gesalbten. Da wird Gott noch Ehre einlegen. Karl Heinrich Rieger † 1791.


Homiletische Winke

V. 2-12. Wir sollen Bewegungen des Völkerlebens, wie sie jetzt um uns tosen und wie wir ihnen entgegengehen, ansehen 1) in dem Glauben, dass durch alles Tun menschlicher Hand die Hand göttlicher Allmacht dazwischengreift; 2) in dem Glauben, dass alle Erschütterungen des Völkerlebens in ihren Ausgängen zu nichts anderem dienen als zu Gottes Ehre; 3) dass alle Drangsale der Kirche in ihren Ausgängen zu nichts anderem führen, als zu der Kirche Bestem. Prof. August Tholuck 1848.
V. 2. Wovon der Glaube singen kann in schwerer Zeit: 1) Unsre Zuflucht, und zwar unsere einzige, den Feinden unnahbare, dem Glauben aber zugängliche, selige Zufluchtsstätte ist unser Gott. 2) Unsre Stärke, und zwar unsere allgenügsame, unbesiegbare, ruhmvolle, den Schwächsten zum Helden machende Stärke ist unser Gott. 3) Unsre Hilfe, unser allezeit naher, mitleidsvoller, treuer, mächtiger, kurz, unser wohlerprobter Helfer ist unser Gott.
  Man lernt Gott nie besser schätzen als in Drangsalszeiten.
V. 3.4. Die Gründe, die Vorteile und der Ruhm heiligen Mutes.
  1) Die vielen gewichtigen Gründe zur Furcht. a) Was könnte alles kommen? Bergstürze, Meereswüten usw., Verfolgungen, Seuchen usw. b) Was muss kommen? Trübsale, Tod, Weltuntergang, Gericht. 2) Der eine wichtige Grund, aller Furcht abzusagen. Nach dem unter 1) Gesagten muss die Furchtlosigkeit unter solchen Umständen wohl begründet sein, wenn sie nicht Tollkühnheit sein soll. Aber Gott selbst ist unsre Zuflucht, und die Furchtlosigkeit, die sich auf ihn gründet, wird nicht zuschanden werden. George Rogers 1870.
V. 5. Die Brünnlein der Gottesstadt. Frohe Kunde für trübe Zeiten, oder: Wie die Gottesstadt sich in Drangsalszeiten an dem Strom der göttlichen Tröstungen erfreut.
  Die stolze Ruhe und heilige Sicherheit der Kirche Gottes inmitten aller Stürme. 1) Ihr Glaubenstrost; 2) ihr Glaubensgrund; 3) ihr Glaubensgewinn. E. Taube 1858.
  Die Gemeinde des HERRN kann Gottes Stadt genannt werden, 1) weil er in ihr wohnt (V. 6), 2) weil er sie gegründet und erbaut hat, 3) weil sie alle ihre Vorrechte und Gerechtsame von ihm erhalten hat, 4) weil er in ihr regiert, 5) weil sie sein besonderes Eigentum ist, und 6) weil er von ihr Zinsen (Anbetung usw.) genießt. Ralph Erskine † 1752.
V. 6. Die Hilfe um die Morgenwende.
V. 8. Der Glaube ergreift Gott sowohl als einen HERRN der Heerscharen, als auch nach seiner Barmherzigkeit als einen gnädigen Helfer (Gott Jakobs). Chr. Starcke † 1744.
V. 9. Schauet die Werke des HERRN. 1) Sie sind aller Betrachtung wert, denn sie sind alle ihm ähnlich und seiner unendlichen Macht, Weisheit und Gerechtigkeit würdig. 2) Gott hat uns dazu die Augen gegeben, dass wir sie betrachten. 3) Es freut Gott, wenn wir dies tun, weil seine Ehre dadurch gefördert wird. 4) Nur wir können sie betrachten, und 5) wir haben den Nutzen davon, wenn wir es tun. Bischof Joseph Hall † 1656.
  Die Gerichte des HERRN ein Trost der Gläubigen. Der Vers ist 1) eine Aussage dessen, was geschehen ist, 2) eine Verheißung dessen, was geschehen wird.
V. 10. Der große Friedestifter, oder: Die Grundsätze des Evangeliums der alleinige Hoffnungsgrund, dass einst noch aller Krieg abgeschafft werden wird.
V. 11. Ich bin Gott. Da Gott Gott ist, ist er 1) schlechthin vollkommen; 2) so groß, dass er über alle Begriff unsrer Fassungskraft unendlich erhaben ist; 3) der Eigentümer aller Dinge und Wesen. Darum ist er 4) dessen würdig, der unumschränkte Herrscher über alles zu sein, will er 5) der Oberherr sein und wird er sich als solcher erweisen und ist er 6) wohl vermögend, die zu züchtigen, welche sich wider seine Oberherrlichkeit auflehnen. Jonathan Edwards † 1758.

Fußnoten

1. Allerdings will es gerade zu dem wuchtigen Psalm 46 nicht recht passen, dass er in der zarteren Sopranstimme sollte gesungen worden sein.

2. Oder, wenn man "ihre Stätte" ergänzt: ob auch die Erde ihre Stätte veränderte, also wiche.

3. Wörtl.: Ein Strom - seine Bäche (d. i. seine Arme) erfreuen die Stadt Gottes, die heiligen Wohnungen = die heilige Wohnung (der Plur. des Hebr. amplifiziert hier) des Höchsten. Andere übersetzen: Ein Strom ... ist die Heiligkeit der Wohnungen des Höchsten.

4. Andere übersetzen: solchen Schrecken.

5. Grundtext: Ich bin (oder: will sein) erhaben.