Psalmenkommentar von Charles Haddon Spurgeon

PSALM 5 (Auslegung & Kommentar)


Überschrift

Ein Psalm Davids, vorzusingen. Die anderen Worte der Überschrift übersetzte Luther nach den LXX: für das Erbe. Aben-Esra vermutete, der hebräische Ausdruck bezeichne eine wohlbekannte Melodie, nach der der Psalm gespielt werden sollte. Die Neueren übersehen meist: zu Flöten, d. h. zu Flötenbegleitung zu singen. Über den religiösen Gebrauch der Flöten (für die allerdings sonst stets ein anderes Wort, lylixf, gebraucht wird) vergleiche man Jes. 30,29 und 1. Samuel 10,5. Wenn hervorragende Gelehrte bekennen müssen, dass über den Sinn der Psalmenüberschriften große Dunkelheit herrscht, bedauern wir das nicht so sehr; ist es uns doch ein Erweis des hohen Alters dieser Überschriften.

Inhalt.
Durch die vier ersten Psalmen konnten wir einen Gedanken sich hindurchziehen sehen, nämlich den Gegensatz zwischen der Stellung, dem Charakter und den Aussichten des Gerechten und des Gottlosen. In dem vorliegenden Psalm finden wir dasselbe. Der Psalmist führt den Gegensatz aus, der zwischen ihm selbst als einem durch Gottes Gnade Gerechtfertigten und seinen gottlosen Widersachern besteht. Tiefer Schauenden eröffnet sich hier ein köstlicher Blick auf den anderen David, auf Jesus, von dem Hebr. 5,7 sagt, dass er in den Tagen seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen geopfert habe.

Einteilung. Wir scheiden den Psalm in zwei Teile, Vers 2-8 und 9-13. In dem ersten Teil fleht David inbrünstig, der Herr wolle auf sein Gebet hören, und der zweite Teil ist eine Variation zu demselben Thema.


Auslegung

2. Herr, höre meine Worte,
merke auf meine Rede.

Herr, höre meine Worte, merke auf mein Sinnen oder Seufzen. (Grundtext) Es ist hier von zwei Arten des Gebets die Rede; erst von dem in Worten ausgedrückten, sodann von dem unausgesprochenen Sehnen des Herzens, das sich in stillem Sinnen, höchstens in leisem Seufzen und kaum hörbarem Flehen kundgibt. In den Worten besteht nicht das Wesen des Gebets, sie sind nur das Kleid, in das es sich hüllt. Mose schrie am Roten Meer zu Gott (2. Mose 14,15), wiewohl nicht ein einziges Wort aus seinem Munde gekommen zu sein scheint. Doch kann der Gebrauch der Sprache das Gemüt vor Zerstreuung bewahren, die Seelenkräfte unterstützen und die Andacht steigern. Wir sehen, David macht von beiden Arten des Gebets Gebrauch und fleht für das eine um Gehör und für das andere um Beachtung. Wie viel liegt in der Bitte: Merke auf mein Seufzen. Habe ich um das Rechte gebeten, so gib es mir; habe ich das, was mir am meisten Not tut, übersehen, so fülle du die Lücken meines Gebets aus. Merke auf die Gedanken meines Herzens, wäge sie auf deiner Wage, erforsche du, ob mein Herz aufrichtig ist, und siehe, was ich in Wahrheit nötig habe, und dann antworte mir zur rechten Zeit um deiner Güte willen. Es gibt ein Bitten, das durch die Wolken dringt, ohne dass ein Wort laut wird; wiederum mögen oft viele Worte gemacht werden, ohne dass Gott auch nur auf eines achtet. Lasst uns den Geist des Gebets pflegen, das ist sogar noch etwas Besseres, als die Gewohnheit des Gebets zu pflegen. Gott bewahre uns vor Scheingebeten ohne Herzensandacht! Mit dem Beten sollten wir anfangen, ehe wir niederknien, und sollten nicht damit aufhören, wenn wir uns von den Knien erhoben haben.


3. Vernimm mein Schreien, mein König und mein Gott;
denn ich will vor dir beten.

Vernimm die Stimme meines Geschreis. (Wörtl.) Ach, manchmal sind wir nicht im Stande, unsere Gebete in Worte zu fassen, sie sind nur ein Schreien; aber der Herr versteht den Sinn, er hört in unserem Schreien eine Stimme von herzbeweglicher Beredsamkeit. Für das liebende Herz des Vaters ist der um Hilfe bittende Schrei seines Kindes Musik; das Flehen seines Lieblings hat einen magischen Einfluss, dem sein Herz nicht widerstehen kann. Mein König und mein Gott. Achten wir genau auf diese kleinen Fürwörter: mein König und mein Gott. Sie sind der Kern und das Mark der dringenden Anrufung. Das ist ein gewichtiger Grund, warum wir Erhörung unserer Gebete von Gott erhoffen dürfen, dass er unser König und unser Gott ist. Wir sind für ihn keine Fremden. Man erwartet vom König, dass er den Bitten seiner Untertanen ein gnädiges Ohr leihe. Wir sind nicht Leute, die ihn nichts angehen; wir dienen ihm, und er ist unser Gott, unser kraft seines Bundes, kraft seiner Verheißung, kraft seines Eides, kraft des für uns vergossenen Blutes seines Sohnes.
  Denn ich will vor dir beten. David erklärt, er wolle sich an Gott und an Gott allein wenden. Gott soll der einzige Gegenstand unserer Anbetung sein und die einzige Zuflucht unserer Seele in der Not. Überlassen wir die löchrigen Zisternen (Jer. 2,13) denen, die ohne Gott dahinleben; du aber, o Gottesmensch, trinke aus Gottes lebendiger Quelle.


4. Herr, frühe wollest du meine Stimme hören;
frühe will ich mich zu dir schicken und aufmerken.

Man kann auch übersetzen: Herr, frühe wirst du meine Stimme hören 1, und wir sind geneigt, schon diese erste Zeile, statt als Gebet, als Entschluss zu fassen: Ich will nicht stumm sein, ich will nicht schweigen, ich will meine Rede nicht zurückhalten, ich will zu dir schreien; denn das Feuer, das in meinem Inneren brennt, zwingt mich zum Beten. Wir können eher sterben, als ohne Gebet leben. Unter Gottes Kindern ist keines von einem stummen Geist besessen.
  Frühe, wörtl.: des Morgens, ist die beste Zeit zum Umgang mit Gott. Eine Stunde am Morgen ist mehr wert als zwei am Abend. Während der Tau noch auf dem Grase liegt, möge die göttliche Gnade auf die Seele träufeln. Lasst uns dem Herrn den Morgen des Tages und den Morgen unseres Lebens weihen. Das Gebet sei uns der Schlüssel für den Tag und das Schloss für die Nacht. Das Morgen- und Abendgebet sei unser Morgen- und Abendstern.
  Die zweite Verszeile lautet wörtlich: Frühe rüste ich dir zu und schaue aus. Das erste Zeitwort hat also hier im Grundtext kein Objekt bei sich. Wir können aus dem Zusammenhang ergänzen "mein Gebet" (womit dann Luthers: Frühe will ich mich zu dir schicken dem Sinne nach übereinkommt) und zur Erklärung an einen Bogenschützen denken. Ich lege mein Gebet auf den Bogen, richte ihn gen Himmel, und nachdem ich den Pfeil abgeschossen, schaue ich aus, um zu sehen, wohin er gegangen. Der Grundtext lässt aber einen noch tieferen Sinn vermuten. Das betreffende Zeitwort (K:ra(f) wird auch gebraucht von dem Zurechtlegen des Holzes und der Opferstücke auf dem Altar (3. Mose 1,7 f.) oder der Schaubrote auf dem Schaubrottisch (3. Mose 24,8). Demnach wäre der Sinn: Ich richte mein Gebet vor dir zu, ich lege es des Morgens auf deinem Altar aus, gerade wie der Priester das Morgenopfer auf den Altar legt. Und schaue aus: nach der Antwort. Nachdem ich gebetet, erwarte ich, dass der Segen kommt. Ich will mein Gebet gleich dem Opfer auf dem Altar ausbreiten und ausschauen, der göttlichen Antwort harrend, nämlich des Feuers vom Himmel, welches das Opfer verzehren wird.
  Zwei Fragen werden uns durch diesen Teil des Verses nahegelegt: Geht uns nicht viel von der Köstlichkeit und Wirksamkeit des Gebets dadurch verloren, dass wir es an sorgsamer Überlegung vor demselben und an hoffnungsvoller Erwartung nach demselben fehlen lassen? Nur zu oft stürzen wir uns gleichsam in die Gegenwart Gottes ohne Vorbedacht und ohne Demut. Wir sind gleich Leuten, die vor einem König ohne ein Bittgesuch erscheinen, - was Wunder, dass wir oft den Zweck des Gebets verfehlen? Wir sollten daraus bedacht sein, den Strom des Nachdenkens stets laufend zu erhalten, denn das ist das Wasser, das die Gebetsmühle treibt. Es ist unnütz, die Schleusen eines ausgetrockneten Baches zu öffnen und dabei die Hoffnung zu hegen, das Rad sich umdrehen zu sehen. Beten ohne Inbrunst ist so gut wie jagen mit einem toten Hund; beten ohne innere Vorbereitung ist so gut wie mit einem blinden Falken auf die Beize gehen. Gewiss ist das Gebet das Werk des Heiligen Geistes, aber dieser wirkt durch Mittel. Gott schuf den Menschen, aber er benutzte dazu den Staub der Erde; der Heilige Geist ist der Urheber des Gebets, aber er bedient sich der Gedanken, welche dem inbrünstigen Herzen entströmen, als des Goldes, woraus er das Gefäß bildet. Mögen unsere Bitt- und Dankgebete nicht ein schnell vorübergehendes Aufflammen eines erhitzten, sich überhastenden Gehirnes sein, sondern das stetige Brennen eines wohl angelegten Feuers.
  Und sodann: vergessen wir nicht oft, harrend zu beobachten, was für Erfolg unser Gebet haben werde? Wir gleichen dem Kuckuck, der seine Eier legt, sich aber um die Jungen nicht kümmert. Wir streuen den Samen aus, sind aber zu faul, nach der Ernte zu sehen. Wie können wir erwarten, dass der Herr die Fenster seiner Gnade öffnen und auf uns Segen herabschütten werde, wenn wir nicht die Fenster der Erwartung öffnen und nach der verheißenen Gabe ausschauen? Wenn heilige Vorbereitung heiliger Erwartung die Hand reicht, werden wir weit herrlichere Antworten auf unsere Gebete empfangen.


5. Denn du bist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt;
wer böse ist, bleibet nicht vor dir.
6. Die Ruhmredigen bestehen nicht vor deinen Augen;
du bist Feind allen Übeltätern;
7. du bringest die Lügner um;
der Herr hat Gräuel an den Blutgierigen und Falschen.

Nachdem der Psalmist so seinen festen Entschluss zu beten ausgesprochen hat, hören wir ihn jetzt sein Anliegen vorbringen2. Er rechtet vor Gott wider seine grausamen und gottlosen Feinde und gebraucht dabei ein sehr starkes Beweismittel. Er bittet Gott, sie zu verstoßen, weil sie Gott selbst missfallen. "Wenn ich gegen meine Widersacher dich anrufe, bete ich wider eben das, was du selbst verabscheust. Du, Herr, hassest das Böse und die Bösen; darum bitte ich dich: Erlöse mich davon."
  Lasst uns die ernste Wahrheit beherzigen, dass der gerechte Gott die Sünde hassen muss. Du bist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt, so klug, so vornehm und stolz es sich auch gebärden mag. Sein glänzender Schimmer hat keinen Reiz für dich. Menschen mögen sich vor der Niederträchtigkeit bücken, wenn sie mit Erfolg gekrönt ist, und die Schlechtigkeit des Kampfes über dem schimmernden Flitter des Triumphes vergessen, aber der dreimal heilige Gott ist nicht wie unsereiner. Wer böse ist, bleibet nicht vor dir. Er darf und kann bei dir nicht weilen. Gott bietet dem Bösen keinen Unterschlupf. Weder auf Erden noch im Himmel wird irgendetwas Böses in Gottes Wohnung geduldet werden. Wie töricht sind wir doch, wenn wir es versuchen, zwei Gäste zu beherbergen, die einander so Feind sind wie Christus und Belial. Seien wir versichert, Christus wird in der Kammer unseres Herzens nicht wohnen, wenn wir den Teufel in dem Keller unserer Gedanken heimlich bewirten. Die Ruhmredigen bestehen nicht vor deinen Augen. Viele sündige Menschen sind zwar so frech, dass sie noch im Heiligtum prahlen; aber sie dürfen dem heiligen Gott nicht vor die Augen treten. Andere übersetzen3: Die Toren, d. h. nach der bekannten biblischen Anschauung die Frevler, bestehen nicht vor deinen Augen. Sünder sind Toren im großen Maßstab. Eine kleine Sünde ist eine große Torheit, und die größte aller Torheiten ist große Sünde. Solch sündenbeladene Toren sind vom königlichen Hofe des Himmels verbannt. Irdische Könige pflegten wohl vorzeiten Narren in ihrem Gefolge zu haben; aber der alleinweise Gott will von Toren in seinem Palast nichts wissen. Du bist Feind allen Übeltätern. Gott hegt nicht nur ein wenig Missfallen, sondern vollen Hass (Grundtext) gegen alle Missetäter. Von Gott gehasst zu sein ist schrecklich. Lasst uns doch ganze Treue beweisen im Warnen der um uns her lebenden Gottlosen; denn es wird für sie entsetzlich sein, in die Hände dieses zürnenden Gottes zu fallen. Man beachte, dass, die da Böses reden, ebenso wohl wie die Übeltäter der Strafe verfallen werden: Du bringest die Lügner um. Aller Lügner Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt (Off. 21,8). Mancher mag mit Lügen umgehen, ohne dass ihm die menschlichen Gesetze etwas anhaben können; aber dem göttlichen Gesetz wird er nicht entfliehen. Die Lügner haben zu kurze Flügel; ihr Flug wird bald zu Ende sein, und dann werden sie in die feurigen Fluten des Verderbens fallen. Der Herr hat Gräuel an den Blutgierigen und Falschen. Die sich in anderer Blut gebadet, werden mit ihrem eigenen Blut trunken gemacht werden, und wer damit begonnen hat, andere zu betrügen, wird damit enden, dass er selbst betrogen wird. Ein altes Sprichwort sagt: Blutgierige und Falsche graben ihr eigenes Grab. In diesem Falle ist des Volkes Stimme Gottes Stimme. Wie eindringlich ist das Wort: Der Herr hat Gräuel an solchen. Zeigt es uns nicht, wie gewaltig und wie tief gewurzelt der Hass Gottes gegen die Übeltäter ist?


8. Ich aber will in dein Haus gehen auf deine große Güte,
und anbeten gegen deinem heiligen Tempel in deiner Furcht.

Mit diesem Vers endet der erste Teil des Psalms. David hat seine Knie im Gebet gebeugt; er hat sodann, um sein Anrecht auf Erlösung von seinen Feinden vor Gott zu begründen, das Wesen der Gottlosen und das ihrer harrende Gottesgericht beschrieben; und nun bringt er dazu in Gegensatz, welche Stellung der Gerechte einnimmt: Ich aber will in dein Haus gehen. Ich will nicht von ferne stehen, sondern in dein Heiligtum eintreten, gerade wie ein Kind in seines Vaters Haus geht. Aber nicht auf mein Verdienst hin komme ich; nein, meine Sündhaftigkeit ist groß, darum komme ich einzig auf deine große Güte hin. Ich nahe zu dir mit Zuversicht um deiner unermesslichen Gnade willen. Gottes Gerichte sind alle gezählt; seine Barmherzigkeiten aber sind unzählbar. Seinen Zorn wiegt er genau ab, aber seine Güte gibt er, ohne zu wiegen. Und anbeten gegen deinem heiligen Tempel in deiner Furcht. Wenn hier auch zunächst das von dem Beter selbst auf Zion errichtete Heiligtum der Bundeslade gemeint ist, so richtete David (vergl. die Worte seines Sohnes 1. Könige 8,27) doch ohne Zweifel sein Geistesauge höher empor zu jenem Tempel der Heiligkeit Gottes droben, wo Jahwe über den Fittichen der Cherubim in aussprechlich herrlichem Lichte thront. Daniel hatte seine Fenster offen gegen Jerusalem (Dan. 6,11); wir öffnen unser Herz gegen den Himmel.


9. Herr, leite mich in deinem Gerechtigkeit um meiner Feinde willen;
richte deinen Weg vor mir her.

Wir kommen nun zu dem zweiten Teil, worin der Psalmist seine Beweisgründe wiederholt und den Pflug noch einmal, nur tiefer, durch die eben gezogene Furche gehen lässt.
  Herr, leite mich, wie das Kind vom Vater, der Blinde von seinem Freunde an der Hand geführt wird. Da lässt sich’s fröhlich und sicher wandeln, wenn Gott uns vorangeht. In oder nach deiner Gerechtigkeit; nicht in meiner Gerechtigkeit, denn die ist unvollkommen, sondern in deiner, der du die Gerechtigkeit selber bist. Richte oder ebne deinen, nicht meinen, Weg vor mir her. Merken wir uns: er sagt nicht: meinen Weg. Das ist ein erfreuliches Zeichen, dass wir in der Gnade stehen, wenn wir gelernt haben, unsere eigenen Wege aufzugeben, und nun uns danach sehnen, in Gottes Wegen zu wandeln; und es ist keine geringe Gnade, wenn wir mit klarem Blick Gottes Weg stracks vor unseren Augen sehen. Ein Irrtum über das, was unsere Pflicht ist, kann uns in einen tiefen Sumpf der Sünde bringen, ehe wir nur gewahr werden, wo wir sind.


10. Denn in ihrem Munde ist nichts Gewisses; ihr Inwendiges
ist Herzeleid;
ihr Rachen ist ein offnes Grab; mit ihren Zungen heucheln sie.

Der Apostel Paulus hat diese Darstellung des gefallenen Menschen mit etlichen andern Schriftworten zusammen in das dritte Kapitel des Römerbriefs aufgenommen als eine genaue Beschreibung des Menschengeschlechts überhaupt, nicht nur der Feinde Davids also, sondern aller Menschen in ihrem natürlichen Zustand. Beachten wir besonders das kräftige Bild: Ihr Rachen (eigentlich: ihre Kehle) ist ein offnes Grab. Er ist ein Grab voller Gräuel der Verwesung, voll von Ansteckungsstoffen, von Pestilenz und Tod. Doch, was noch schlimmer ist, ihr Rachen ist ein offnes Grab, das all seine bösen Dünste ausströmen lässt und Tod und Verderben weit umher verbreitet. Ja, wenn der Gottlosen Rachen allezeit geschlossen gehalten werden könnte, dann wäre viel gewonnen. Stünde es in unserer Macht, den Mund der Ruchlosen zu beständigem Schweigen zu versiegeln, dann könnte er, gleich einem geschlossenen Grabe, nicht viel Unheil anrichten. Aber ihr Rachen ist ein offenes Grab, darum kommt all der Giftdunst der Gottlosigkeit ihres Herzens heraus. Wie gefährlich ist ein offenes Grab! Wie leicht könnte ein Wanderer unversehens darein fallen und sich plötzlich unter den Toten finden. Sei auf der Hut vor dem bösen Maul des Gottlosen, denn nichts ist ihm zu abscheulich, es auszusprechen, wenn er dich damit ins Verderben bringen kann! Er brennt vor Verlangen, deinen guten Leumund zu zerstören und dich in dem scheußlichen Grab seines gottlosen Maules zu begraben. Ein lieblicher Gedanke ist immerhin auch hier zu finden. In der Auferstehung wird nicht nur unser Leib, sondern auch unsere Ehre auferstehen. Darin liegt ein großer Trost für Geschmähte und Verleumdete. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne (Mt. 13,43). Die Welt mag Niederträchtiges von dir denken und deinen guten Namen begraben; bist du aber aufrichtig gewesen, dann wird an jenem Tage, da die Gräber ihre Toten wiedergeben, dies offene Grab des Rachens des Sünders auch deinen unbefleckten Namen wieder herausgeben müssen; du wirst hervorkommen und angesichts aller Menschen die Ehrenkrone empfangen. Mit ihren Zungen heucheln sie, oder wörtlich: Ihre Zunge machen sie glatt4. Eine glatte Zunge ist ein böses Ding; viele schon sind davon bestrickt worden. Es gibt unter den Menschen nicht wenige, die dem Ameisenbär gleich mit ihrer langen, mit ölglatten Worten bedeckten Zunge die Unbedachtsamen an sich locken und fangen und so gute Beute machen. Wenn der Wolf das Lamm beleckt, ist er im Begriff, seine Zähne in dessen Blut zu netzen.


11. Schuldige sie, Gott, dass sie fallen von ihrem Vornehmen;
stoße sie aus um ihrer großen Übertretungen willen;
denn sie sind dir widerspenstig.

Dir, nicht mir, gilt ihre Empörung. Wären sie meine Feinde, so würde ich ihnen vergeben; aber deinen Feinden kann ich nicht vergeben. Wir sollen unseren Widersachern verzeihen; aber Gottes Feinden zu verzeihen, steht nicht in unserer Macht. Solche Ausdrücke wie in unserem Vers sind oft von überfeinen Leuten als zu barsch und das Ohr beleidigend beanstandet worden. "Wie kann man doch so rachsüchtig sein", sagen sie. Wir übersehen nicht, dass man die Worte als Weissagung statt als Wunsch auffassen kann; aber es liegt uns nichts daran, dieses Auskunftsmittel anzuwenden. Wir haben noch nie von einem Bibelleser gehört, der durch das Lesen solcher Schriftstellen rachgierig geworden wäre; und es ist doch nur billig, die Güte eines Buches nach seinen Wirkungen zu beurteilen. Wenn wir den Richter über einen Mörder das Urteil sprechen hören, kommt uns, so streng das Urteil ist, doch nicht der Gedanke, dass wir gerechtfertigt wären, wenn wir nun über andere um irgendeines uns persönlich zugefügten Unrechts willen so zu Gericht sitzen wollten. Der Psalmist spricht hier als Richter, ex officio (von Amtswegen); er spricht als der Mund Gottes, und indem er über die Gottlosen das Urteil spricht, gibt er uns damit keinerlei Entschuldigung, wenn wir die verdammen, welche uns persönlich beleidigt haben. Nichts von solcher Gesinnung ist in dieser Drohung aus Davids Mund zu finden, die vielmehr auf Heil und Segen abzielt, indem sie den Sünder vor dem über ihm schwebenden Fluche warnt. O du Unbußfertiger, es sei dir kundgetan, dass alle deine gottesfürchtigen Freunde dem schrecklichen Urteilsspruch des Herrn feierlich zustimmen werden, den er an jenem Tage, der dein Schicksal besiegelt, über dich aussprechen wird.
  Im folgenden Vers finden wir noch einmal den Gegensatz, der den vorhergehenden Psalmen ihr Gepräge gegeben hat.


12. Lass sich freuen alle, die auf dich trauen;
ewiglich lass sie rühmen, denn du beschirmest sie;
fröhlich lass sein in dir, die deinen Namen lieben.

Freude ist das Vorrecht des Gläubigen. Wenn einst die Sünder, die sich nicht haben bekehren wollen, ausgerottet sind, dann wird unsere Freude vollkommen sein. Sie lachen erst und weinen hernach; wir weinen jetzt, aber ewige Freude wird uns ergreifen. Wenn sie heulen, werden wir jubeln (Wnn"/ray:); und wie sie ewiglich seufzen müssen, so werden wir ewiglich jubeln. Diese unsere heilige Wonne hat einen festen Grund; denn in dir, Herr, sind wir fröhlich. Der ewige Gott ist die Quelle unserer Seligkeit. Wir lieben ihn, darum ist er unsere Wonne. Wir trauen auf unseren Gott, darum ist uns das Herz leicht. Wir leben alle Tage herrlich und in Freuden, besser als der reiche Mann im Evangelium, denn wir speisen an des Königs Tafel. Wir haben Musik im Hause, Musik im Herzen und Musik im Himmel (vergl. Lk. 15,25); denn Gott der Herr ist unsere Stärke und unser Psalm und unser Heil (Jes. 12,2).


13. Denn Du, Herr, segnest die Gerechten;
du krönest sie mit Gnade wie mit einem Schilde.

Der Herr hat die Seinen zu Erben des Segens eingesetzt, und niemand wird sie ihres Erbes berauben. Sein Segen kommt über sie in überschwänglicher Fülle, und seine Liebe, seine Heiligkeit, seine Allmacht und alle Eigenschaften Gottes vereinigen sich, sie mit göttlicher Zufriedenheit zu sättigen. Dies schon jetzt, aber nicht nur jetzt; dieser Segen reicht in die lange, unbekannte Zukunft. (Grundtext Fut.) In diesen schlichten Worten haben wir eine Verheißung von unbegrenzter Länge und unermesslicher Breite, und wie köstlich solche Gottesworte dem Gläubigen sind, kann kein Mund aussagen.
  Was aber den Schutz betrifft, den Gottes Kinder hienieden in diesem Land der Kämpfe bedürfen, so ist dieser ihnen auch im vollsten Maße zugesagt. Die Alten hatten Schilde, die den Krieger ganz bedeckten. Von einem solchen Schilde (hnIci) spricht David hier, wenn er sagt: Du umgibst sie mit Gnade (mit Wohlgefallen, Wohlwollen, das sich in Wohltaten äußert) wie mit einem Schilde. (Grundtext) Nach einige alten Übersetzern und Luther5 läge hier auch der Begriff des Krönens vor, so dass wir eine königliche Waffenrüstung tragen, die zugleich unsere Ehre und unser Schutz ist. O Gott, kröne du uns so mit deiner Gnade!


Erläuterungen und Kernworte

V. 2-4. Der Psalmist macht dem gepressten Herzen Luft - aber er wendet sich mit seinen Klagen zu dem allein, der zu helfen vermag. Denn während andere entweder in stummem Trotz ihren Jammer in sich hineinfressen oder in geschwätziger Weichheit vor den Menschen zwar ihm freien Lauf lassen, aber vor Gott verstummen, ist das der rechten Frommen Art, in ihrem Schmerz weder zu versteinern, noch auch vor den Menschen weich und wortreich zu werden, sondern ihren Jammer vielmehr in der Einsamkeit vor den zu tragen, der ihn doch am besten heilen kann. Prof. August Tholuck 1843.
  Siehe da, wie viel Namen er dem Gebet gibt: meine Worte, meine Rede, mein Schreien, meine Stimme, mein Anbeten, und wie er ebensoviel Ausdrücke von der Erhörung macht: höre, merke auf, vernimm; wie er sonst seine Fassung vor dem Gebet: Ich will mich zu dir schicken! und nach dem Gebet: Ich will darauf merken beschreibt; wie er alles zusammengenommen hat, was Andacht, Ehrfurcht und Zuversicht im Gebet erwecken kann. Karl Heinrich Rieger † 1791.


V. 2. Es scheint wohl, dass die Mehrzahl der Menschen ihre matten, inhaltsleeren und darum unwirksamen Gebete, mit denen sie das Ohr des hochgelobten Gottes nur beleidigen, gewissermaßen richtig abschätzen, da sie ja gar keine Antwort erwarten und über ihr erfolgloses Beten auch gar nicht bekümmert scheinen, sondern tun, als hätten sie leere Worte in den Wind geredet, wie es denn auch tatsächlich ist. Aber fern sei es von einem weisen, frommen Mann, mit einer so ernsten Sache in törichter Gleichgültigkeit nur ein Spiel zu treiben. Sein Gebet hat ein Ziel, einen Zweck, danach er mit unablässigem Flehen trachtet. Er betet nicht nur, um sein Gebet gesprochen zu haben, sondern um eine Antwort zu bekommen; und da er der festen Überzeugung ist, dass er eine Antwort erlangen kann, macht er seine Bitte mit Nachdruck und mit zähem Eifer vor Gott geltend und will sich nicht mit einer leeren Hoffnung begnügen. Erzbischof Robert Leighton † 1684.
  Merke auf mein Sinnen. (Wörtl.) Stilles Sinnen füllt die Seele mit Gutem, und dann öffnet das Gebet den Spund und lässt hervorströmen, wes das Herz voll ist. Das Nachdenken lädt das Geschütz, und das Gebet feuert es ab. Isaak war ausgegangen zu sinnen (xaW&lf) oder, wie Luther gewiss in richtiger Auslegung übersetzt: zu beten auf dem Felde gegen Abend (1. Mose 24,63). Auch das an unserer Stelle gebrauchte Wort (gygihf) bedeutet in der Tat beides, das Sinnen (vergl. Ps. 39,4 Grundtext) und das Beten. Die beiden sind Zwillingsbrüder. Ernstes Nachdenken ist der beste Anfang des Gebets, und Gebet der beste Schluss des Nachdenkens. George Swinnock † 1673.


V. 4. Herr, frühe wollest du meine Stimme hören.

  Wenn frühe die Strahlen dein Auge erwecken,
  So gönn’ auch der Seele das himmlische Licht!
  Wie Blumen sich sehnend zur Sonne ausstrecken,
  So sei du auch frühe zum Herrn gericht’t.
  Den ersten Gedanken, Herr, schick’ ich zu dir,
  Dann bleibst du täglich und stündlich bei mir.

  Lass nicht mehr vom Schlafe dich träumend umfangen,
  Begrüße den Tag mit heiligem Gebet.
  Wie schnell ist die segnende Stille vergangen!
  So schnell, wie das Manna am Morgen zerrann (2. Mose 16,21).
  Wenn draußen geschlossen noch jegliche Tür,
  Dann steht schon geöffnet das Himmelstor dir.

   Nach Henry Vaughan † 1695.

  Wenn in den Tagen unserer Väter jemand des Morgens frühe an die Tür seines Nachbars kam und den Hausherrn zu sprechen wünschte, war es etwas so Gewöhnliches, dass das Gesinde ihm mit Freimut sagte: "Der Herr ist noch am Morgengebet", als es setzt heißt: "Der Herr ist noch nicht auf". Bischof Gilbert Burnet † 1715.
  Beachte in diesen Worten zweierlei: 1) wie David im Gebet Stellung nimmt; "Ich richte mein Gebet vor dir zu" (nach and. Auffassung); 2) was er nach dem Gebet tut: "und schaue aus". Der Prophet gebraucht hier zwei militärische Ausdrücke. [ Das Wort K:ra(f zurichten ist in der Tat der stehende Ausdruck wie für das Zurichten des Opfers, siehe die Auslegung, so für das Zurüsten der Schlacht, das Ordnen eines Kriegsheers, vergl. z. B. 1. Samuel 17,3 ] Erstens will er nicht nur beten, sondern seine Bitten gleichsam in Reih und Glied antreten lassen, sie in Schlachtordnung aufstellen; zweitens, nachdem dies geschehen, will er auf hoher Warte einem Späher gleich ausschauen (hpfcf), ob der Sieg errungen ist. Thomas Brooks † 1680.
  Nachdem David sein Gebet zu Gott gerichtet hat, ist sein Blick aufwärts gerichtet; nicht hinab zur Welt und ihrem Verderben, sondern hinaus zu Gott, um zu sehen, was der sage. "Ich will hören, was Gott der Herr reden wird." (Ps. 85,9 Grundtext) "Ich will auf den Herrn schauen, und des Gottes meines Heils warten." (Micha 7,7). William Greenhill 1650.
  Die Kraft des Glaubens erweist sich auch nach dem Gebet, indem er uns stark macht, nach einer gnädigen Antwort auszuschauen. Ein ungläubiges Herz schießt ins Blaue und kümmert sich nicht darum, wo der Pfeil hintrifft oder was das Gebet erreicht; der Glaube aber erfüllt die Seele mit heiliger Erwartung. Wie ein Kaufmann, wenn er seinen Vermögensstand überschlägt, ebenso wohl das in Rechnung zieht, was er übers Meer gesandt hat, als was in seinen Händen ist, so berechnet auch der Glaube, was er im Gebet gen Himmel gesandt und noch nicht erhalten hat, ebenso wie das, was er in Gnaden bereits empfangen und also in Händen hat. Diese feste Hoffnung nun, welche der Glaube auf das Gebet hin in der Seele erweckt, tritt in der beruhigenden Wirkung zu Tage, welche sie auf das Herz ausübt in der Zeit zwischen dem Aussenden des Gebetsschiffes, dass ich so sage, und seiner Rückkehr mit der reichen Ladung, welche zu bringen es ausgegangen ist. Und diese herzstillende Wirkung ist stärker oder schwächer, je nachdem wie stark der Glaube ist. Manchmal kommt der Glaube mit hellem Siegesjubel aus dem Gebetskämmerlein. Der Glaube kann das Erbetene, noch ehe auch nur ein Schimmer der Wahrscheinlichkeit für Sinne und Verstand sich zeigt, dem Herzen so wesenhaft gegenwärtig machen, dass der Christ all seine Sorgen durch die Erwartung des Kommenden stillen kann. Ja der Glaube veranlasst den Christen, den Dank für das Erbetene gleichsam vorauszuzahlen, lange bevor er etwas davon empfangen hat. - Gerade weil es an dem Ausschauen nach der Antwort fehlt, ist so manches Gebet verloren. Wenn du nicht glaubst, dass das Gebet etwas wirke, warum betest du denn? Und ist es dir ernst mit dem Glauben, warum erwartest du denn nichts? Durch das Beten gibst du dir den Anschein, als vertrauest du auf Gott; dadurch, dass du keine Antwort erwartest, leugnest du es. Was ist das anders, als seinen Namen unnützlich führen? Lieber Mitchrist, stehe fest zu deinem Gebet, indem du voll heiliger Erwartung nach dem ausschaust, was du auf Grund der Verheißung erbeten hast. Mardochai hatte ohne Zweifel viele Gebete für Esther emporgesandt; darum steht er an dem Tor des Königs, um zu sehen, welche Antwort Gott nach seiner Vorsehung auf sein Gebet geben werde (Esther 4,2; 5,9.13; 6,12) Tue du desgleichen. William Gurnall † 1679.


V.5. Denn du bist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt. Hier wird der wahre Gott entgegengesetzt den Götzen der Heiden, z. B. dem Merkur, der am Lügen und Stehlen, der Venus, die am Huren, dem Bacchus, der am Saufen, dem Mars, der am Blutvergießen Gefallen hat. Johann David Frisch 1719.
  Wer Geräte von Eisen oder anderem Metall anfertigt, macht nicht den Rost oder Grünspan, der sie verdirbt; der kommt von etwas anderem. Ebenso wenig hat der himmlische Werkmeister, Gott der Allmächtige, die Sünde in die Welt gebracht, noch fällt auf ihn ein Tadel, wenn seine Geschöpfe sich mit der Sünde besudeln und verderben; denn sie sind gut aus seiner Hand hervorgegangen. John Spencer † 1654.


V. 5-7. Die Abneigung des Herrn gegen die Gottlosen ist hier in einer Steigerung von sechs Stufen beschrieben. 1) Ihm gefällt gottloses Wesen nicht; 2) er bietet den Bösen keine Zuflucht; 3) sie dürfen ihm nicht vor die Augen treten; 4) sein Herz wendet sich von ihnen; 5) seine Hand wendet sich wider sie; und 6) mit Abscheu wendet er sich gänzlich von ihnen ab. - Unter den Übeltätern sind hier wohl die Sünder höchsten Grades, die mit Entschlossenheit und Mutwillen das Böse tun, gemeint; solche, die absichtlich und sozusagen gewerbsmäßig sündigen, mit Gewandtheit und Sorgfalt, um sich dadurch einen Namen zu machen (Ruhmredige), als wäre es ihr Ehrgeiz, Meister in diesem Fach genannt zu werden, und als brauchten sie sich keineswegs zu schämen, das zu tun, dessen doch alle sich schämen sollten. Wiewohl jede Sünde eine Übeltat ist, sind doch nicht alle sündigen Menschen Übeltäter. Die so genannt werden, machen es zu ihrem Beruf, zu sündigen. Wir lesen Off. 22,15 von solchen, die lieb haben und tun die Lüge. Eine Lüge kann jemand entfahren, der von ferne nicht zu diesen Leuten gehört; hingegen gibt es Lügner von Beruf, deren Freude es ist, Lügen zu erfinden. Solch handwerksmäßige Sünder werden auch Ps. 58,3 beschrieben (Grundtext): "Im Herzen schmiedet ihr Bubenstücke." Ihr Herz ist eine geheime Werkstätte, wo sie Böses aussinnen und ihre Bubenstücke zurechtschmieden. Joseph Caryl 1647.


V. 6. Wie Gott über die Sünde denkt, darüber siehe 5. Mose 7,10.25; Spr. 6,16-18; Off. 2,6. 15 und ähnliche Stellen, wo Gott seinen Abscheu und Hass gegen die Sünde ausdrückt. Von diesem Hass des Bösen kommen all die schrecklichen Plagen und Gerichte her, die der Feuer und Flammen speiende Mund seines heiligen Gesetzes gegen die Sünde und die Sünder donnert. William Gurnall † 1679.
  Die der Herr hasst, müssen umkommen. Er aber hasst die unbußfertigen Sünder. Und was für Leute verdienen den Namen Übeltäter mehr als die, welche so eifrig im Bösen sind, dass sie von ihrem Tun nicht ablassen, trotzdem dass sie sich damit ins Verderben stürzen? Was gebührt ihnen mehr als Zorn, da sie ja sich selbst Zorn häufen auf den Tag des Zorns? (Röm. 2,5.) Wird Gott etwa die, welche seine Seele hasst und welche ihn hassen, liebevoll an seinen Busen drücken? Nein, all die Flüche des Gesetzes, all die Drohungen des Evangeliums, alle Gerichte auf Erden und in der Hölle werden über solche kommen zu ihrem Verderben. Ja, Gott wird den Kopf seiner Feinde zerschmettern, den Haarschädel derer, die da fortfahren in ihrer Sünde (Ps. 68,22). Darum meide du alles, was der Herr hasst. Wie kann Christus dich lieben, wenn du das, was seiner Seele verhasst ist, liebst, es gutheißest und unterstützest? Der Psalmist beantwortet diese Frage, indem er (45,8) Christi Wesen so beschreibt: Du liebest Gerechtigkeit und hassest gottlos Wesen. Und wie er das gottlose Wesen hasst, so die, welche es ausüben, die Übeltäter. Du darfst solche nicht in der Weise lieben, dass du mit ihnen auf vertrautem Fuße bist. Wenn du mit Gottlosen Gemeinschaft pflegst, wird Christus mit dir keine Gemeinschaft haben. Sein Wort: "Weichet alle von mir, ihr Übeltäter" (Lk. 13,27) wird dann auch dir gelten. David Clarkson † 1686.


V. 7. Du bringest die Lügner um, ob sie im Scherz oder im Ernst lügen. Die im Scherz lügen, werden (wenn sie nicht Buße tun) im Ernst zur Hölle fahren. John Trapp † 1669.
  Eben dort, wo Absalom gegen seinen Vater zu Felde zog, stand die Eiche, die sein Galgen werden sollte. Das Maultier, darauf er ritt, ward sein Henker, denn es brachte ihn an die Eiche; und das üppig lange Haar, woraus er stolz war, diente als Henkerstrick. Die Gottlosen ahnen nicht, wie alles, was sie jetzt haben, ihnen zur Schlinge werden wird, darin sie gefangen werden, wenn Gott seine Gerichte über sie hereinbrechen lässt. William Cowper 1612.


V. 8. Welch ein köstliches Wort ist dies mit seinen kräftigen Gegensätzen! Denn es sind zwei Stücke, darin dies Leben hier geübt wird, Furcht und Hoffnung. Furcht kommt daher, wenn wir sehen und Acht haben auf die Drohung und die schrecklichen Gerichte Gottes, vor welchem niemand rein ist. Hoffnung aber fließt aus den Zusagen der allerlieblichsten Barmherzigkeit Gottes. In diesen zwei Stücken, nämlich in der Furcht und Hoffnung, müssen wir stets wandeln und stehen, als zwischen dem oberen und unteren Mühlstein, und nicht uns lenken oder bewegen weder zur Rechten noch zur Linken, was die Gottlosen tun, die im Widerspiel wandeln und sich üben in den Stücken, welche der Furcht und Hoffnung entgegen sind, nämlich in Sicherheit und Vermessenheit. Martin Luther † 1546.
  Dein Haus, deinen Tempel oder Palast, Thronsitz. Manche sehen in diesen Ausdrücken einen Beweis gegen den davidischen Ursprung des Psalms. Aber warum soll das Tabernakel, welches David der auf Zion versetzten Bundeslade errichtete (2. Samuel 6,17), nicht Haus Jahves heißen können? Nur wenn Zelt und Haus einander entgegengesetzt werden, bekommt letzteres den Begriff einer aus festerem Material errichteten Wohnung, aber an sich ist beit (bêt Haus) im Semitischen der gattungsbegriffliche Ausdruck für Behausung jede Art, mag sie aus Wolle, Filz- und Haardecken oder aus Erde, Holz und Steinen gefertigt sein, also ebenso wohl Zelt als Haus (im engeren Sinne), sei das letztere eine Lehm- oder Holzbaracke oder ein Palast. Der Beduine nennt noch heutzutage sein Zelt nicht ahl (Zelt), sondern immer bêt (Haus). Auch das zweite in dem Vers gebrauchte Wort lkfyh" (Luther: Tempel) bedeutet, obwohl den Palast, doch nicht notwendig einen steinernen, denn der Himmel heißt auch Jahves Palast, z.B. Ps. 18,7, und nicht notwendig einen kolossalen, denn auch schon das Allerheiligste des salomonischen Tempels, und dieses vorzugsweise, heißt so (lkyh). Wie geräumig und überhaupt wie beschaffen das davidische Tabernakel war, wissen wir ja überdies nicht; prächtig war es gewiss und nicht sowohl ein Ersatz des nach dem Zeugnis des Chronisten in Gibeon verbliebenen Stiftszelts, als ein Ersatz des erst noch zu bauenden Tempels. Aber wäre es noch so armselig gewesen, so thronte doch Jahve da, und es war also der lkyh, der Thronsitz oder Palast eines großen Königs. - Nach Prof. Franz Delitzsch † 1890.


V. 9. Leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde, Grundtext: um meiner Laurer und Aufpasser willen, die nichts lieber sähen, als dass ich in Ungerechtigkeit fallen, folglich aus deiner Gnade fallen möchte. Johann David Frisch 1719.


V. 10. Ist dem so, dass der ganze Mensch an einem so verzweifelten Schaden krankt, welch großes, schwieriges Werk ist es dann, ihn wieder ins geistliche Leben zurückzurufen und mit Kraft zum Guten zu erfüllen, wenn doch alle Teile so todkrank, so schrecklich zerrüttet sind. Welch’ wunderbare Kur vollbringt der heilige Geist, indem er unsere Seele genesen macht. Nur die Lunge oder Leber zu heilen, wenn sie der Krankheit versagen sind, wird schon als ein großes Kunststück angesehen, wiewohl es sich da doch nur um einen Teil von dir, und zwar von deinem Leibe handelt; aber dein ganzes Innere ist Verderben (V. 10b Grundtext), Welch’ großes Kunststück ist es dann, dich zu heilen! Ein so großes, dass es göttlicher Kunst und Macht bedarf, es zu vollbringen. Thomas Goodwin † 1679.
  Ihr Rachen, eigentlich ihre Kehle, ist ein offenes Grab. Dies Bild stellt in markigen Zügen das unflätige Gerede der Gottlosen dar. Nichts erfüllt uns mehr mit Abscheu und Ekel als ein offenes Grab, aus dem ein verwesender Leichnam Pestdünste ausströmen lässt. Was aus dem Munde der Ruchlosen herauskommt, ist faul und stinkend. Und wie die Ausdünstung eines Grabes von der Verderbnis, die darin ist, Zeugnis gibt, so ist es mit den verdorbenen Gesprächen der Sünder. Vergleiche auch das andere Bild Jes. 57,20; Die Gottlosen sind wie ein ungestüm Meer, das nicht stille sein kann, und dessen Wellen Kot und Unflat auswerfen. Und Judas-Brief, Vers 13: Wilde Wellen des Meeres, die ihre eigene Schande ausschäumen. Robert Haldane 1835.
  Ihr Rachen usw. Das zeigt uns 1) dass die Reden gottloser Menschen faul, ja stinkend und schädlich sind wie Grabesdunst. 2) Wie das Grab die darein gewordenen Leiber zerstört und verzehrt, so richten gottlose Menschen mit ihren boshaften Worten andere zugrunde; ihr Rachen ist ein Abgrund, der die verschlingt, die darein fallen. 3) Wie ein Grab, ob es auch schon viele verzehrt hat, immer bereit ist, noch mehr zu verschlingen, und nie zu sättigen ist (vergl. Spr. 27,20; 30,15 f.; Hab. 2,5), so fahren gottlose Menschen, wenn sie schon viele mit ihren Worten vernichtet haben, immer noch mit ihren Schmähungen fort, suchend, wen sie verschlingen mögen. Thomas Wilson 1653.
  Ihr Inwendiges ist Herzeleid oder Verderben, Unheil. Ihre Herzen sind Lagerspeicher des Teufels. John Trapp † 1669.


V. 11. Solche Abschnitte, darin wir scheinbar Rache schnaubende Gebete finden, sind einfach aufzufassen als der Ausdruck der Zustimmung gerechter Seelen zu der Gerechtigkeit Gottes, der um der Sünde willen Rache übt. Auch wenn wir diese Worte Davids prophetisch als Worte Christi auffassen, sind sie nichts anderes als ein Echo der schließlichen Zustimmung des fürbittenden Weingärtners zu dem Urteil über den unfruchtbaren Feigenbaum (Lk. 13,9). Es ist, als riefe er laut: "Haue ihn nun ab! Ich werde nicht mehr ins Mittel treten. Das Urteil ist gerecht. Schuldige sie, Gott, lass sie ihre Schuld büßen; stoße sie aus um ihrer großen Übertretungen willen, denn sie sind dir widerspenstig!" Und im selben Augenblick können wir uns ihn denken, wie er seine Heiligen einlädt, in sein Endurteil mit einzustimmen, gerade wie die Stimme des Engels Off. 18,20 nach der Verkündigung von Babels Fall erschallt: "Freue dich über sie, Himmel und ihr Heiligen und Apostel und Propheten; denn Gott hat euer Urteil an ihr gerichtet!" So kann auch ein Glied Christi in voller Übereinstimmung mit dem Haupt den unfruchtbaren Feigenbaum vom selben Gesichtspunkt aus ansehen und in der Erkenntnis, dass die Ehre Gottes es nicht anders zulässt, als dass der verhängnisvolle Streich geschehe, ebenfalls ausrufen: "Lass die Axt ihn fällen!" Hätte Abraham an der Seite des Engels gestanden, der Sodom verderbte, hätte er gesehen, wie die Heiligkeit des göttlichen Namens den Untergang dieser unbußfertigen Empörer gebieterisch forderte, so würde er ausgerufen haben: "Herr, lass das Verderben über sie kommen, lass das Feuer und den Schwefel auf sie fallen!" - und das nicht im Geist der Rachsucht, nicht aus Mangel an erbarmender Liebe zu den Seelen dieser Menschen, sondern aus dem tiefen Ernst seines Eifers für die Ehre Jahwes. Wir halten diese Deutung für den richtigen Schlüssel zum Verständnis der so genannten Rachepsalmen. Diese sind nur gleichsam eine Ausführung von 5. Mose 27,15-26: "Und altes Volk soll sagen: Amen." Wir sehen in solchen Psalmen, wie die Gottesfürchtigen in des Herrn Gesinnung eingehen, wie sie seinen Gräuel an der Sünde nachempfinden und sich über den Vollzug der göttlichen Gerechtigkeit freuen, wie das in dem "Amen, Halleluja" in Off. 19,4 (vergl. V. 1-3) so feierlich zum Ausdruck kommt. Andrew A. Bonar 1859.
  Herr, wenn ich in meiner täglichen Andacht Davids Psalmen lese, gib mir Gnade, dass ich meine Seelenstimmung stets ihrem verschiedenen Inhalt anpassen könne. Wo David seine Sünde bekennt und deine Vergebung erfleht, wo er für empfangene Gnaden dankt oder um neue Beweise deiner Huld bittet, da gib mir, dass meine Seele sich hoch aufschwingen könne. Aber wenn ich zu solchen Psalmen komme, wo David seinen Feinden flucht, dann hilf mir, meine Seele zu beschwichtigen. Jene Worte ziemten sich wohl in Davids Mund; aber ich fühle, dass es mir an der rechten Gesinnung fehlt, dass ich sie nicht im selben Geist aussprechen könnte. Lass mich nicht mir schmeicheln, es sei mir erlaubt, gleich David deinen Feinden zu fluchen; es möchte sonst mein betrügliches Herz meine Feinde für deine ansehen und so, was bei David Gottesfurcht war, sich bei mir als Bosheit erweisen, indem ich unter dem Schein der Frömmigkeit Rache übe. Thomas Fuller † 1661.
  Denn sie sind dir widerspenstig. Sie sind in direktem Widerspruch gegen dich: Du bist die Wahrheit, sie lieben die Lüge; du hilfst gerne, sie wollen verderben; du lässt gerne den Hilfsbedürftigen zu dir, sie verstoßen - und dieses alles geht bei ihnen hervor aus Widerstand und Widerwillen gegen dich und dein Gesetz und Recht. Prof. Johannes Wichelhaus † 1858.


V. 12. Lass sich freuen. Mit dem allgemeinen Verderben und dessen Anblick muss man sich nie allein aufhalten, sondern auch immer den Samen, den Gott sich übrig behält, bedenken, und wie diesem die Gnade durchhilft auch zur bösen Zeit. Das richtet die lässigen Hände wieder auf; das veranlasst erhörliche Seufzer. Karl Heinrich Rieger † 1791.


V. 13. Denn Du, Herr, segnest oder pflegest zu segnen die Gerechten wider der Welt ihr Fluchen; segnen nicht sowohl mit Worten, als vielmehr im Werk und in der Tat selbst. Dei enim benedicere est benefacere. Johann David Frisch 1719.
  Luther hatte sich bekanntlich zu Augsburg im Jahre 1518 vor dem Kardinal Cajetan, dem päpstlichen Legaten, wegen seiner angeblich ketzerischen Lehren zu verantworten. Ehe er ihn zu sich kommen ließ, sandte der Kardinal einen Diener, einen schlauen Mann, der Luthers Gesinnung auskundschaften sollte. Der fragte ihn: "Meinst du, Fürsten und Herren werden sich deiner annehmen oder dich wider den römischen Stuhl verteidigen? Wo willst du sicher sein und bleiben?" "Unter dem Himmel", gab Luther zur Antwort. "Hm!", sagte der Römer, ging seiner Wege und kam nicht wieder. C. H. Spurgeon 1869.
  Die anderen Rüstungsstücke der Alten dienten zum Schutz einzelner Körperteile, so der Helm für das Haupt, der Brustpanzer für die Brust. Dieser große Schild aber hatte den Zweck, den ganzen Körper zu schirmen. Man machte ihn daher sehr groß, gegen 4 Fuß lang und 2 ½ Fuß breit. Von seiner Größe bekam er bei den Griechen den Namen Türschild. Und wenn der Schild trotzdem nicht ausreichte, den ganzen Mann zu decken, so konnte der geschickte Krieger ihn hierhin und dorthin wenden und so jeden Streich, jeden Pfeil auffangen, dass keiner ihn traf. Dies ist ein treffendes Bild von dem allseitigen Nutzen des Glaubens für den Christen. Der Glaube deckt den ganzen Mann, jeder Teil wird durch ihn bewahrt. - Der Schild deckte aber nicht nur den ganzen Körper, sondern war zugleich ein Schutz für die Rüstung des Kriegers. Er hielt den Pfeil sowohl vom Helm ab wie vom Haupt, von der Brust sowohl wie vom Panzer. So ist auch der Glaube eine Rüstung über die Rüstung, wie es Eph. 6,16 wörtlich heißt: Über das alles ergreifet den Türschild des Glaubens. Der Glaube ist eine Gnade, die alle anderen Gnaden bewahrt. William Gurnall † 1679.


Homiletische Winke

V. 2-3. Das Gebet in dreifacher Form: Worte, Sinnen oder Seufzen und Schreien. Lippengebete, bei denen das Herz nicht ist, haben keinen Nutzen, wogegen das brünstige Verlangen und stille Sehnen des Herzens bei Gott gnädig angenommen wird, auch wenn die Worte fehlen.
V. 4. Der hohe Wert des Morgengebets.
V. 4b. Die rechte Zurüstung des Gebets und das Ausschauen nach der Antwort.
  1) Mache dich bereit zu rechtem Beten. 2) Mache dich bereit für Gottes Antwort.
  Das Gebet eine Jakobsleiter: 1) Unser Flehen steigt hinauf; 2) Gottes Antwort steigt hernieder.
V. 5. Gottes Hass der Sünde- vorbildlich für Gottes Kinder.
V. 6. Die Toren (s. d. Auslegung). Man zeige, mit welchem Recht die Sünder Toren genannt werden.
V. 8. Auf deine große Güte (wörtl. die Vielheit deiner Güte). Man verweile bei der Mannigfaltigkeit der Gnaden- und Liebesbeweise Gottes.
  Der fromme Entschluss des Psalmisten. Man merke 1) wie eigentümlich dieser Entschluss ist: Mag die Welt es treiben, wie sie will (V. 5-7), ich gehe in Gottes Haus; 2) was dieser Entschluss will: anbeten (bis mir Erhörung wird, V. 2-4); 3) wie er diesen Entschluss ausführen will: a) unter dem lebhaften Gefühl der Güte Gottes (auf deine große Güte), b) erfüllt mit heiliger Ehrfurcht (in deiner Furcht).
V. 9. Gottes Leitung ist uns allezeit nötig: ganz besonders aber, wenn Feinde auf uns lauern.
V. 11. aufgefasst als Drohung (s. d. Auslegung). Ganz besonders sind die Worte "Stoße sie aus um ihrer großen Übertretungen willen" geeignet, die Grundlage einer ernsten Erweckungspredigt zu bilden.
V. 12. 1) Die Kennzeichen des Gerechten: Glaube und Liebe. 2) Die Vorrechte des Gerechten: a) Große, heilige, tief befriedigende, jubelnde, beständige Freude; b) Beschirmung durch Gottes Macht und Vorsehung, durch der Engel Dienst, durch die bewahrende Gnade usw.
  Die Freude im Herrn unsere Pflicht und unser Vorrecht.
V. 13a. Des Herrn Segen über die Gerechten. Er waltet über ihnen von alters her, in Kraft, ist beständig, viel umfassend, unabänderlich, er übersteigt unser Denken, stammt aus der Ewigkeit und währt in Ewigkeit.
V. 13b. Die Gewissheit der göttlichen Huld ein Schild für die gläubige Seele.

Fußnoten

1. Diese Übersetzung wird z. B. auch von Hupfeld vorgezogen, aber als Ausdruck der Gewissheit der Erhörung. Das Spurgeon die Worte als Entschluss deutet, ist schwerlich dem Sinne gemäß. Der Dichter würde dann wohl gesagt haben: "Frühe will ich dich meine Stimme hören lassen", also das hiphil gebraucht haben. Die meisten Ausleger stimmen der Übersetzung Luthers bei.

2. Nach anderer Auffassung kommt die eigentliche Bitte erst V. 9 ff.

3. Zu halal vergl. hallen. Das Partizip kann hier entweder die lärmenden Prahler, die Ruhmredigen bedeuten oder die sich lärmend unsinnig Gebärdenden, die Tollen oder Toren.

4. So jetzt die meisten Ausleger, vergl. Spr. 28,23. Da Kylxh jedoch Ps. 36,3; Spr. 29,5 auch ohne Objekt vorkommt, lässt sich die Übers. Luthers resp. der LXX, der Paulus Röm. 3,13 folgt, ebenfalls rechtfertigen, vergl. Kautzsch.

5. Diese haben wnr+(t (wohl irrtümlich) als piel statt als kal gelesen.