Psalmenkommentar von Charles Haddon Spurgeon

PSALM 83 (Auslegung & Kommentar)


Überschrift

Ein Psalmlied Asaphs. Dies ist der letzte der zwölf asaphitischen Psalmen. Der Dichter erweist sich als ein echter Freund seines Vaterlandes. Seine Leier singt wieder von drohender Kriegsgefahr; aber es ist nicht ein gottvergessenes Lied eines unbesonnenen Volkes, das leichten Herzens in den Krieg geht. Asaph, der Seher, hat einen klaren Blick für die ernsten Gefahren, welche seinem Vaterlande von den verbündeten Völkern drohen; aber seine Seele stützt sich glaubensvoll auf Jehova, und er benutzt die ihm verliehene Gabe der heiligen Dichtkunst dazu, seine Landsleute zu Gebet und Flehen anzuspornen. Der "Asaph", der diesen Psalm verfasst hat, ist vielleicht der 2. Chr. 20,14 genannte Asaphite Jahasiel; innere Anzeichen scheinen uns nämlich den Psalm in die Zeit Josaphats zu verweisen. Die Verwirrung, die dort in der Wüste Thekoa in dem Heerlager der verbündeten Völker ausbrach, machte nicht nur ihrem Verschwörungsplan ein Ende, sondern führte zu einer gegenseitigen Niedermetzelung, welche die Macht etlicher dieser Völker auf lange Zeit zerbrach. Sie hatten gedacht, Israel zu verderben, und halfen nun einander zum Verderben.

Einteilung. In V. 2-5 ruft der Psalmdichter mit allgemeineren Worten Gott zur Hilfe auf; dann deckt er V. 6-9 den Verschwörungsbund auf. Das führt zu dem ernsten Flehen, der HERR möge die Feinde aufs Haupt schlagen, V. 10-16, und zu dem Wunsche, dass Gottes Ehre dadurch verherrlicht werde, V. 17-19.


Auslegung

2. Gott, schweige doch nicht also
und sei doch nicht so still; Gott, halt doch nicht so inne!
3. Denn siehe, deine Feinde toben,
und die dich hassen, richten den Kopf auf.
4. Sie machen listige Anschläge wider dein Volk
und ratschlagen wider deine Verborgenen.
5. "Wohl her!" sprechen sie; "lasst uns sie ausrotten,
dass sie kein Volk seien,dass des Namens Israel nicht mehr gedacht werde!"


2. Gott, schweige doch nicht also und sei doch nicht so still! Die Menschen machen solch ein Getümmel; sei du nicht länger still! Sie schmähen und lästern; willst du gar nicht antworten? Ein Wort von dir kann dein Volk befreien; darum brich dein Schweigen, HERR, lass deine Stimme vernehmen! Gott, halt doch nicht so inne! Dieser Aufruf richtet sich an El, den Allgewaltigen. Er wird angefleht zu reden und zu handeln, weil sein Volk leide und in der höchsten Not sei. Wie ausschließlich blickt der Psalmist zu Gott um Hilfe auf! Er ruft nicht nach einem kühnen Heerführer, schaut nicht nach der Hilfe irgendwelcher menschlichen Macht aus, sondern wirft seine Sorge auf den HERRN in der festen Gewissheit, dass dessen ewige Macht und Weisheit allen Schwierigkeiten gewachsen ist.

3. Denn siehe, deine Feinde toben! Sie sparen wahrlich nicht mit ihren Worten, sondern gleichen einer Rotte heißhungriger Hunde, die alle zugleich bellen. Sie sind ihrer Beute so sicher, dass sie schon über den fetten Bissen frohlocken; wollen sie doch das ganze Volk verzehren. Und die dich hassen, richten den Kopf auf. Ihre Siegesgewissheit lässt sie sich gar hochmütig gebärden; sie werfen sich in die Brust, als ob der bevorstehende Kampf schon entschieden wäre. Diese Feinde Israels waren auch Feinde Gottes und werden hier als solche dargestellt, um so der Dringlichkeit der Bitte desto mehr Kraft zu geben. Die Widersacher der Gemeinde des HERRN sind meist eine lärmende und prahlerische Gesellschaft. Ihr Stolz ist ein allezeit tönendes Erz, eine unaufhörlich klingende Schelle.

4. Sie machen listige Anschläge wider dein Volk. Was wir auch tun mögen - unsre Feinde brauchen ihren Witz und stecken ihre Köpfe zusammen; in geheimer Ratsversammlung besprechen sie sich über die Anforderungen und die Pläne des Feldzuges, den sie gegen Gottes Volk im Schilde führen und wenden viel Schlangenlist und Ränkesucht beim Vorbereiten ihrer Anschläge auf. Die Bosheit ist kaltblütig genug, mit vorsichtiger Überlegung Verschwörungen anzuzetteln, und der Hochmut hat, wiewohl er nie wahrhaft weise ist, doch oft die List zum Bundesgenossen. Und ratschlagen wider deine Verborgenen, oder: wider die von dir Geborgenen. (Grundtext; vergl. zu dem Ausdruck Ps. 27,5; 31,21) Vor allem Schaden sind die Auserwählten des HERRN geborgen. Ihre Feinde meinen das freilich nicht, sondern hoffen sie zu vernichten; sie könnten ebenso gut versuchen, die Engel vor Gottes Thron zu verderben.

5. "Wohl her!" sprechen sie; "lasst uns sie ausrotten, dass sie kein Volk seien!" Das ist leichter gesagt als getan. Aber es zeigt, was für durchgreifende Pläne die Feinde der Gemeinde Gottes haben. Ihre Politik ist die der Ausrottung. Sie legen die Axt an die Wurzel. Rom hat stets diese Weise der Kriegführung geliebt, daher es denn auch an den Metzeleien der Bartholomäusnacht und den Mordgreueln der Inquisition großes Wohlgefallen hatte. "Dass des Namens Israel nicht mehr gedacht werde." Sie wollten das Volk Gottes so gründlich ausrotten, dass sogar die Erinnerung an sein Dasein aus den Blättern der Geschichte getilgt würde. Das Böse kann das Gute nicht dulden. Wenn Israel auch Edom in Ruhe lässt, so kann Edom doch nicht still sein, sondern sucht gleich seinem Stammvater den vom HERRN Erwählten zu töten. Wie froh wären die Menschen, wenn sie die Gemeinde Gottes aus der Welt hinausschaffen könnten, weil diese ihr sündiges Leben straft und dadurch beständig ihren falschen Frieden bedroht!


6. Denn sie haben sich miteinander vereiniget
und einen Bund wider dich gemacht,
7. die Hütten der Edomiter und Ismaeliter,
der Moabiter und Hagariter,
8. der Gebaliter, Ammoniter und Amalekiter,
die Philister samt denen zu Tyrus;
9. Assur hat sich auch zu ihnen geschlagen,
und helfen den Kindern Lot. Sela.


6. Denn sie haben ihren Ratschluss im Herzen gefasst allzumal. (Grundtext) Ihr Ratschlag ward von Herzen und einmütig gefasst. Sie haben alle dasselbe von wildem Hass gegen das auserwählte Volk und dessen Gott erfüllte Herz. Und einen Bund wider dich gemacht. Den HERRN selbst wollen sie treffen in seinen Heiligen. Sie schließen einen Bund ab und besiegeln ihn mit Blut; beherzt und fest entschlossen rotten sie sich zusammen zum Kriege wider den Allmächtigen.

7. Die Hütten der Edomiter. Die Nächstverwandten taten es an Feindschaft allen andern zuvor. Ihr Ahne verachtete die Erstgeburt, sie verachten die Besitzer derselben. Die Edomiter vertauschten ihre Felsenwohnungen mit den leichten Kriegszelten und drangen in das Land Israel ein. Und Ismaeliter. Verfolgungssucht lag ihnen im Blut; sie setzten den alten Zwist zwischen dem Sohne der Magd und dem Sohne der Freien fort. Der Moabiter. Dieses in Blutschande erzeugte, so nahe verwandte Volk lag mit Israel in überaus heftiger Fehde. Das mochte Lot, der Genosse Abrams, sich nicht haben träumen lassen, dass seine wilden Sprösslinge so unversöhnliche Feinde der Nachkommenschaft seines Onkels und Retters sein würden. Und Hagariter. Ein arabisches Beduinenvolk, das zur Zeit Sauls von dem Stamm Ruben aus seinen Wohnsitzen verdrängt worden war (1. Chr. 5,10.19 ff.) und seine Zelte östlich von Gilead aufgeschlagen hatte. Manche der älteren Ausleger vermuten eine Verwandtschaft mit Hagar. Jedenfalls gehörten sie im geistlichen Verstand zu dem Geschlecht jener Hagar, die zur Knechtschaft gebiert (Gal. 4,24), und hassten darum die Kinder der Verheißung.

8. Der Gebaliter. Es gab zwar auch eine Stadt Gebal in Phönizien, nördlich von Beirut; hier aber ist ohne Zweifel die Berglandschaft Gebalene im nördlichen Teil des edomitischen Gebirges, südlich vom Toten Meer, gemeint. Ammoniter und Amalekiter. Zwei andere Erbfeinde Israels, grimmig und grausam wie reißende Wölfe. In der Chronik der menschlichen Niederträchtigkeit mögen diese Namen zu aller Abscheu verewigt bleiben. Wie viele stehen auf denselben Blättern! Ach, du armes Israel, wie sollst du gegen eine solche blutige Liga standhalten? Und noch sind dies nicht alle. Hier kommt abermal ein Trupp alter Feinde: die Philister, die einst Simson blendeten und die Lade des HERRN nahmen; und dort sehen wir ehemals Verbündete als neue Feinde heranziehen: die von Tyrus. Sie, die einst den Tempel erbauen halfen, haben sich nun verschworen ihn niederzureißen. Diesen Krämerseelen war es gleich, in wessen Diensten sie das Schwert zogen, solange sie damit nur etwas zu ihrem Vorteil herausschneiden konnten. Die wahre Religion hat je und je auch mit Kaufleuten und Handwerkern Fehden gehabt; denn da sie manchmal ihrem Gewinn Eintrag tut, verschwören sie sich gegen sie.

9. Assur hat sich auch zu ihnen geschlagen. Assur war damals wohl eine eben emporkommende Weltmacht, die sehr auf ihr Wachstum bedacht war; und so früh schon entschied sie sich zum Bösen. - Welch buntscheckige Gruppe waren doch die Feinde! Eine Liga der Verschwörung gegen Israel übt stets große Anziehungskraft aus und vereinigt ganze Nationen in ihrem Bunde. Herodes und Pilatus werden Freunde, wenn es gilt, Jesus zu kreuzigen. Aberglaube und Unglaube machen gemeinsame Sache gegen das Evangelium. Und helfen den Kindern Lot. Diese alle gewähren Ammon und Moab, den Anzettlern der Verschwörung, Beistand und mächtigen Rückhalt. So waren ihrer zehn gegen einen, und doch übermochte dieser eine, der Israel Gottes, alle seine Feinde. Israels Name ist nicht ausgetilgt; aber viele, ja die meisten seiner alten Widersacher sind jetzt nur noch aus der Geschichte bekannt, und ihre Macht und ihre Herrlichkeit sind gleicherweise vergangen.
  Sela. Es war Grund genug zu innerer Sammlung, da sich das Volk in solcher Notlage befand. Und doch braucht es Glauben, sich in solcher Lage Zeit zu stillem Sinnen zu nehmen; denn der Unglaube ist stets in Hast.


10. Tu ihnen wie den Midianitern,
wie Sisera, wie Jabin am Bach Kison,
11. die vertilget wurden bei Endor
und wurden zu Kot auf der Erde.
12. Mache ihre Fürsten wie Oreb und Seeb,
alle ihre Obersten wie Sebah und Zalmuna,
13. die da sagen:
Wir wollen die Häuser Gottes einnehmen.
14. Gott, mache sie wie einen Wirbel,
wie Stoppeln vor dem Winde.
15. Wie ein Feuer den Wald verbrennt
und wie eine Flamme die Berge anzündet:
16. also verfolge sie mit deinem Wetter
und erschrecke sie mit deinem Ungewitter.


10. Tu ihnen wie den Midianitern. Der Glaube hat immer eine Freude, wenn er auf frühere ähnliche Fälle zurückgreifen und sie dem HERRN vorhalten kann. Asaph nun fand einen sehr angemessenen Präzedenzfall; denn die angreifenden Völker waren in beiden Fällen so ziemlich dieselben, und auch die Notlage, der Zustand der Israeliten, war sehr ähnlich. Doch war Midian verderbt worden, und der Psalmdichter ist guter Zuversicht, dass die gegenwärtigen Feinde Israels eine gleiche Niederlage durch die Hand des HERRN erfahren würden. Wie Sisera, wie Jabin am Bach Kison. Dort hatte Jehova Sisera, den Feldhauptmann des Kanaaniterkönigs Jabin, der zwanzig Jahre lang Israel bedrückt hatte, und seine neunhundert Wagen und all sein Heer durch scharfes Dreinschlagen vor Barak her in Verwirrung gesetzt; vom Himmel her hatten die Sterne mit Sisera gekämpft, und die hochgeschwollenen Fluten des Wildbachs hatten seine Krieger fortgerissen (Richter 4,15; 5,20 f.): ein zweiter Fall göttlicher Rache an Israels Feinden. Wenn Gott will, kann ein Bächlein so verderblich werden wie das tiefe Meer. Der Kison ward Jabin so schrecklich wie das Rote Meer dem Pharao. Mit leichter Mühe vermag der HERR die Widersacher der Seinen zu vernichten. Du Gott Gideons und Baraks, willst du nicht auch jetzt wieder dein Erbteil aus der Hand der blutdürstigen Feinde erretten?

11. Die vertilget wurden bei Endor. Dort, im oberen Quellgebiet des Kison am kleinen Hermon, war wohl der Mittelpunkt des Gemetzels; da lagen die Erschlagenen in den dichtesten Haufen. Und wurden zu Dünger für das Land. (Grundtext) Wie Saturnus nährten sie die Erde mit ihren eigenen Kindern. Der Krieg ist grausam; aber in diesem Fall brachte er gerechte Rache. Ihnen, die Israel keinen Raum auf der Erde gönnen wollten, ward nun selber ein Bergungsort unter der Erde versagt; sie achteten Gottes Volk wie Kot und wurden nun selber zu Mist des Feldes. Asaph begehrte, dass das gleiche Schicksal die jetzigen Feinde Israels treffe, und sein Gebet ward zur Weissagung; denn so geschah es.

12. Mache ihre Fürsten (Edlen) wie Oreb und Seeb! Erschlage ihre Edlen wie auch das gemeine Kriegsvolk! Lass die Rädelsführer nicht entkommen! Wie Oreb, der Rabe, auf dem Rabenfelsen und Seeb, der Wolf, in der Wolfsgrube1 niedergeschlagen wurden (Richter 7,25), so lass auch diese, die Wölfen und Raben gleich über die Leiber der Deinen herfallen wollen, das Geschick ereilen, das solcher Tiere würdig ist! Alle ihre Obersten (Fürsten) wie Sebah und Zalmuna. Diese wurden von Gideon gefangen und trotz ihrer königlichen Würde erwürgt, weil auch sie die königliche Haltung der Brüder Gideons nicht geachtet hatten (Richter 8,18-21). Sebah ward, was sein Name besagt: ein Schlachtopfer, und Zalmuna ward zu den Schatten gesandt, auf die sein Name hinweist.2 Angesichts des hohen Galgens, an welchem diese vier Verbrecher auf der Richtstätte der Geschichte hangen, begehrt der Psalmdichter dringend, dass andre, die ihre Gesinnung teilen, um der Wahrheit und Gerechtigkeit willen auch ihr Schicksal teilen mögen.

13. Die da sagen: Wir wollen die Wohnstätten, oder wohl nach richtigerer Deutung: die Fluren Gottes für uns in Besitz nehmen. (Wörtl.) Sie sahen den Tempel wie auch die Niederlassungen der Stämme richtig als Gott gehörig an; in frechem Trotze aber beschlossen diese gierigen Räuber, die Einwohner zu vertreiben und zu töten und sich selber zu Herren des ganzen Landes zu machen. Das waren großsprecherische Reden und schwarze Pläne; aber Gott konnte sie zunichtemachen. Die Menschen sagen vergeblich: "Wir wollen uns das nehmen," wenn Gott es nicht gibt. Wer Gottes Haus beraubt, wird finden, dass er ein Besitztum hat, das von Fluch trieft; es wird ihm und seinem Samen auf ewig zur Plage sein. Mag ein Mensch Gott berauben? (Mal. 3,8 f.) Versuche er’s, er wird es schwer haben!

14. Mein Gott, mache sie wie einen Wirbel (d. i. wie wirbelnden Staub), wie Stoppeln vor dem Winde! Lass sie nimmer Ruhe finden, zerstreue sie, verjage sie, treibe sie in die Vernichtung! Jeder warm fühlende Patriot betet so gegen die Feinde, die sein Vaterland heimtückisch angreifen, er wäre ja nicht viel anders als ein Verräter, wenn er es nicht täte.

15. Wie ein Feuer den Wald verbrennt. Viele Jahre hindurch haben sich auf dem Boden dicke Schichten Raubes gesammelt; wenn diese von der Sonne ausgetrocknet werden, fangen sie leicht Feuer, und dann gibt es einen schrecklichen Brand. Unterholz und Farnkräuter flammen auf, das Buschwerk knistert, dann entzünden sich auch die hohen Bäume und werden bis an die Spitze in Flammen gehüllt, während der ganze Untergrund rot glüht wie ein Ofen. Solcherweise lass, HERR, deine Feinde dem Verderben preisgegeben werden und mache so mit ihnen ein Ende! Und wie eine Flamme die Berge anzündet. An den Berghängen glühen weithin scheinend die Wälder wie ein Riesenopfer, und die Wipfel auf der Höhe rauchen gen Himmel. So, HERR, vernichte vor aller Welt Augen nun mit schrecklicher Gewalt die Widersacher deines geliebten Israel!

16. Also verfolge sie mit deinem Wetter und erschrecke sie mit deinem Ungewitter! Der HERR wird seine Feinde verfolgen, sie mit seinen Blitzen aufschrecken und mit seinem Sturmwind jagen, bis sie gänzlich aufs Haupt geschlagen und in hoffnungsloser Flucht in alle vier Winde zerstreut sind. Er tat dies, der Bitte unseres Psalms entsprechend, für seinen Knecht Josaphat, und in gleicher Weise wird er irgendeinem und jedem seiner Auserwählten zur Hilfe erscheinen.


17. Mache ihr Angesicht voll Schande,
dass sie nach deinem Namen fragen müssen, o HERR.
18. Schämen müssen sie sich und erschrecken auf immer
und zuschanden werden und umkommen;
19. so werden sie erkennen,
dass Du mit deinem Namen heißest HERR allein und der Höchste in aller Welt.


17. Mache ihr Angesicht voll Schande, dass sie nach deinem Namen fragen müssen, o HERR! Schmach hat schon oft Menschen von ihren Götzen abgezogen und dazu getrieben, den Herrn und seine Gnade zu suchen. Kam es in dem vorliegenden Fall bei den Feinden des HERRN leider nicht zu diesem gesegneten Ende der Strafheimsuchung, dass sie sich willig vor Gott beugten, so mussten sie doch, ob auch gezwungen, Jehovas Namen ehren. Aber das brachte ihnen freilich kein Heil, weil keine Herzensänderung.

18. Wo alle Züchtigung nichts hilft und die Menschen so wild und halsstarrig bleiben wie je, da muss die Gerechtigkeit das Todesurteil fällen. Schämen müssen sie sich und erschrecken auf immer und zuschanden werden und umkommen. Was anders konnte mit ihnen geschehen? Es war besser, dass sie umkamen, als dass Israel von ihnen ausgerottet wurde. Welch ein schreckliches Verhängnis wird es für die Widersacher Gottes sein, beschämt und geängstigt zu werden für immer, alle ihre Pläne durchkreuzt, alle ihre Hoffnungen vereitelt zu sehen und sich selber in der Qual auf ewig! O mögen wir vor solch schmachvollem Untergang bewahrt werden!

19. So werden sie erkennen, dass Du mit deinem Namen heißest HERR allein und der Höchste in aller Welt. Wir lesen in 2. Chr. 20,29, die Furcht Gottes sei über alle Königreiche in den Landen gekommen, da sie gehört hätten, dass der HERR wider die Feinde Israels gestritten habe. Wieviel mehr mussten diese, die selber die schwere Hand Gottes an sich gefühlt hatten, durch die überwältigenden Machttaten genötigt sein, die Größe Jehovas anzuerkennen! Jehova allein ist der Höchste. Er, der allein das Sein in sich hat, ist unendlich erhaben über alle Kreatur; die Erde ist nur seiner Füße Schemel. Das Gott vergessende Menschengeschlecht missachtet dies, und doch zwingen die Wundertaten des Herrn zuzeiten auch die Widerstrebendsten, seine Majestät anzubeten.
  So ist der Sänger in diesem ergreifenden Erguss seiner Seele von den Worten der Klage zu Tönen der Anbetung aufgestiegen; lasst uns stets diesem Vorbild nacheifern! Die Not des Vaterlandes rief den Dichter auf zum heiligen Kriegsdienst mit der Leier, und er folgte diesem Ruf von ganzer Seele, indem er dem Kummer, den Bitten und den Hoffnungen seines Volks in solch trefflicher Weise vor Gott Ausdruck gab. Die heilige Literatur hat der Not und Trübsal in der Tat viel zu verdanken. Ja, welch reiche Gaben hat die Menschheit durch die Hand des Unglücks, die doch stets nur zu nehmen scheint, empfangen!


Erläuterungen und Kernworte

Zum ganzen Psalm. Da es heißt, dass Josaphat mit seinen Leviten Psalmen singend den Völkerschaften entgegengegangen sei, so dürfen wir annehmen, dass es eben dieser unser Psalm war, der damals gesungen worden ist. Prof. A. Tholuck 1843.


V. 2. Gott, schweige doch nicht usw. Wir finden in der Schrift drei Gründe, warum der HERR schweigt, wenn die Seinen in Gefahr sind, und still ist, wenn sein Eingreifen am nötigsten scheint. Der HERR tut das erstens, um den Glauben der Seinen zu prüfen, vergl. Mt. 8,24-26 und die Parallelen. Zweitens schweigt der HERR, um des Menschen Aufrichtigkeit zu prüfen und zu sehen, wer an Gott festhalte. Und ein dritter Grund ist der, dass Gott durch sein Zuwarten die Gottlosen in ein Bündlein sammeln will, damit sie miteinander vernichtet werden. Gualter Cradock 1650.
  Schweigt Gott, so schweige du nicht, sondern schreie so lange, bis er zu schweigen aufhört. Christoph Starcke † 1744.
  An sich wirkt Gott immer, seine Arbeit kann nicht ruhen. Aber Gott verbirgt oft sein hilfreiches Wirken vor unseren Augen, braucht Mittel und Wege, die wir nicht verstehen, lässt der Feinde Macht oft hoch steigen, um desto mehr Ehre an ihnen einzulegen. Da dünkt es uns dann, er schweige und halte inne. Aber eben dies Schweigen soll uns desto mehr zum Reden und Schreien bringen, dass den ganzen Tag und die ganze Nacht kein Schweigen sei, sondern ein Anmahnen beim HERRN, dass er retten möge seine Auserwählten, damit nicht nur die Hilfe geschafft, sondern auch die geschaffte Hilfe als eine Erhörung des Gebets angenommen und erkannt werde. Karl Heinrich Rieger † 1791.


V. 4. Dein Volk. Soll ein Volk, zu dem gesagt ist: "Wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an," auch wenn alle Welt dagegen anläuft, nicht alle seine Sorge auf seinen Gott werfen? Ja, wer gegen das Volk das Haupt erhebt, erhebt es gegen den Bundesgott! (V. 6.) Prof. A. Tholuck 1843.
  Deine Verborgenen oder Geborgenen. Wir verbergen oft etwas, um es zu bewahren. Man vergleiche, wie der Mann im Gleichnis den im Acker gefundenen Schatz verbarg, um ihn sich zu sichern. So barg Gott den Noah in der Arche. Und bei dem Hereinbrechen der Gerichte spricht er: "Gehe hin, mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür nach dir zu; verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe" (Jes. 26,20). Daher die Verheißung: "Du verbirgst sie heimlich bei dir vor jedermanns Trotz usw." (Ps. 31,21), und die Zuversicht Davids (Ps. 27,5): "Er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er verbirgt mich heimlich in seinem Gezelt." Der Erlöser konnte sagen: "Mit dem Schatten seiner Hand hat er mich bedeckt" (Jes. 49,2) und: "Alle seine Heiligen sind in deiner Hand" (5. Mose 33,3). Sie werden aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt zur Seligkeit (1. Petr. 1,5). Denn er selbst ist ihre Zuflucht, ihr Bergungsort. Sie sind seine Verborgenen und Geborgenen. Dies ist die eigentliche Bedeutung. Doch vergleiche man ferner 1) Kol. 3,3; Spr. 14,10; Off. 2,17; 2) 1. Kor. 1,26-28; 2. Kor. 6,4-10; 3) Joh. 19,38; 3,1 f. William Jay † 1853.
  Wider deine Verborgenen heißt es; schöner und tröstlicher Name, zu den Verborgenen Gottes zu gehören, die er in Schutz genommen, in Schatz gelegt hat! Dieser Name mahnt eben auch zugleich an, dass man sich nicht auch ins Großtun und Toben nach der Welt Art einlassen soll, sondern sich mit seinem verborgenen Schutz und Hinterhalt gern verachten und von der großtuischen Welt für tot ansehen lasse. Karl Heinrich Rieger † 1791.
  Je weniger die Welt dich kennt, je besser ist es für dich, und kann dir ja an dem einigen genügen: "Gott kennt die Seinen." Unverloren, obschon verborgen, ist eines Christen Symbolum. Johann David Frisch 1719.
  Fr. Chr. Oetinger übersetzt: Und beratschlagen sich wider die Deinen, die sich verstecken müssen. - James Millard


V. 5. Dass des Namens Israel nicht mehr gedacht werde. Dieser ruchlose Anschlag ward zu nichts; vielmehr bestehen die verschiedenen hernach genannten Völker, die sich wider Israel verschworen hatten, nicht mehr, und der Name mancher von ihnen hat nicht viele Jahrhunderte erlebt, während die Juden noch heute ein Volk sind und erhalten werden, um in der Zukunft noch eine hochwichtige Rolle zu spielen. So meinten auch die Verfolger der christlichen Kirche, sie könnten den Christennamen aus der Welt ausrotten; aber all ihre Wut schäumte vergeblich. John Gill † 1771.


V. 6. Denn sie haben sich beraten von Herzen zusammen. (Wörtl.) Vergl. Off. 17,13. Fas est et ab hoste doceri: Recht ist’s, auch vom Feind zu lernen. (Ovid.) Wenn Herodes und Pilatus miteinander Freunde werden, so dass sie sich vereinigen, um Jesus ans Kreuz zu bringen, werden dann nicht auch Paulus und Barnabas, Paulus und Petrus sich als Freunde vereinigen, um Christus zu verkündigen? Matthew Henry † 1714.
  Wiewohl zwischen den Gottlosen persönliche Händel vorfallen mögen, werden sie doch stets in dem Hass und der Feindschaft gegen die Heiligen Gottes übereinstimmen und sich zur Verfolgung der Gläubigen zusammenfinden. Zwei Jagdhunde mögen einander wegen eines Knochens anknurren; aber lass einen Hasen zwischen ihnen aufspringen: ob sie nicht den Knochen fahren lassen und dem Hasen nachsehen! Thomas Watson 1660.
  Und einen Bund wider dich gemacht: nicht zwar unmittelbar; denn sie hatten sich selbst noch nicht so gar verloren, dass sie den Himmel begehrten mit jenen Zyklopen zu stürmen. Sondern mittelbar in seinen Kindern und Dienern; wider sein Volk und seine Kirche gingen sie los. Johann David Frisch 1719.


V. 7-9. Der Prophet kommt nun zum Einzelnen und sagt Gott, wer die Verschwörer seien. Er nennt zehn Völker, die sich gegen das eine arme Israel verbunden hatten. Es wäre schrecklich, wenn ein verfolgtes Gotteskind deinen Namen als den seines Verfolgers vor Gott den HERRN brächte. In John Foxes Märtyrerbuch wird von einer Frau erzählt, die, als die Gottlosen sie schmähten und misshandelten, nur sagte: "Ich will heimgehen und es meinem Vater sagen; lasst ab, oder ich bringe eure Namen vor Gott und sage es ihm alles." Das genügt. Man kann besser ein Pfund Erde an den Füßen als ein Körnlein Staub im Auge ertragen; die Gläubigen aber sind Gottes Augapfel. Gualter Cradock 1650.
  Es ist bemerkenswert, dass diese Feinde das Land Israels auf allen Seiten umgaben: die Edomiter, Ismaeliter, Gebaliter und Amalekiter im Süden, Moab und Ammon sowie die Hagariter im Osten, die Assyrer im Norden und die Philister und Tyrer im Westen. Das Volk Gottes hat "allenthalben Trübsal" (2. Kor. 4,8). So werden auch in der letzten Zeit die Völker, die an den vier Ecken der Erde sind, der Gog und der Magog, sich versammeln zum Streit und das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt umringen. (Off. 20,8 f.) John Gill † 1771.
  Die vom Psalmdichter aufgeführten Feinde Israels zerfallen in vier Hauptklassen. 1) Am heftigsten war die Feindschaft derer, welche mit Israel durch die engsten Bande des Blutes verbunden waren - der Edomiter. Ihre Feindschaft war auf Hass gegründet, auf den Hass ihres Stammvaters Esau gegen Jakob als den von Isaak Gesegneten. Wiewohl sie je und dann, der Weissagung gemäß, Israels Joch von ihrem Halse reißen konnten, brachten sie es doch nie fertig, Israel den Besitz der einst von Esau verachteten Erstgeburt und die damit verbundenen Verheißungen zu entwinden: aus Israel, nicht aus Edom sollte der Erlöser der Welt hervorgehen, und in Israel sollten alle Geschlechter der Erde gesegnet werden. Die Edomiter mögen daher passend als das Bild derjenigen angesehen werden, welche die Kirche Christi stets als ihre heftigsten Feinde erfunden hat, der Zweifler und Ungläubigen, welche die Erlösung missachten, auf welche die Kirche gegründet ist, deren hochmütiger Verstand durch die demütigenden Wahrheiten des Christentums verletzt wird und welche diejenigen hassen, die diese Wahrheiten für ihr gesegnetes Erbeil halten, während sie sie vorsätzlich missachten. Da sie selber in Zelten wohnen, können sie es nicht ertragen, dass andre, reicher gesegnet, das Haus Gottes im Besitz haben. Mit ihnen verbündet sind die Ismaeliter, die Nachkommen der Magd, jene jüdischen Gegner des Christentums, die bei der Verwerfung der christlichen Wahrheit von denselben Gefühlen des Verstandesstolzes geleitet werden wie die Ungläubigen christlicher Abstammung. 2) In den Nachkommen Lots und deren arabischen Bundesgenossen haben wir die Typen einer andern Art von Feinden. Der Ursprung der Ammoniter und Moabiter stempelt sie zu den passenden Vertretern derjenigen, welche Sklaven der sündlichen Lüste sind. Diese hassen die Gemeinde des HERRN nicht wegen ihrer den Stolz beugenden Lehren, sondern wegen der Heiligkeit, welche sie fordert und für welche sie beständig Zeugnis ablegt. Und die Erfahrung zeigt, dass dieserart Leute bei ihren Angriffen auf die Kirche solche in ihren Dienst zu stellen pflegen, die noch gröber, wiewohl mit mehr Unwissenheit, sündigen als sie selber. 3) Von diesen Feinden der Kirche, welche von bewusstem Hass beseelt werden, gehen wir über zu jenen, die mehr aus kühler Berechnung als aus Leidenschaft handeln und deren Vorgehen von der Rücksicht auf irdischen Vorteil bestimmt wird. Die Philister und die von Tyrus hatten sich der Verschwörung wohl in der Hoffnung angeschlossen, Gefangene zu machen, die sie mit gutem Gewinn auswärts als Sklaven verkaufen könnten. Die Tyrer hatten einst dem Salomo Material und Werkmeister zum Tempelbau geliefert; aber jetzt suchen sie Israels Notlage zur eigenen Bereicherung auszubeuten: das treffende Bild derjenigen, die in allem ihrem Tun, ob sie der Kirche Gottes nun Freundschaft oder Feindschaft bezeigen, von dem Krämergeist der Gewinnsucht beseelt werden. 4) Die letzte Art der Feinde sind die Assyrer, die Machthaber der Welt, seien es geistliche oder weltliche, päpstliche oder kaiserliche, die, ohne Gewissensbedenken zu kennen, stets bereit sind, jedes zur Erreichung ihres einen Zieles, der Ausbreitung und Befestigung ihrer Herrschaft, dienliche Mittel anzuwenden. - Verstandesstolz und Unglaube, Unheiligkeit und Gesetzlosigkeit des Wandels, Habsucht und endlich weltlicher Ehrgeiz, das sind die Charaktermerkmale der vier wichtigsten Klassen der Widersacher, welche die Kirche Gottes bedrohen. Joseph Francis Thrupp 1860.
  Es nützt uns nicht wenig, an diesem Beispiel wie in einem Spiegel zu sehen, was von Anfang die Kirche Gottes betroffen hat, damit heute nicht eine gleiche oder ähnliche Lage uns zu sehr erschrecke, wenn die ganze Welt uns feind ist. Wenn wir einsehen, dass uns nichts Neues begegnet, so werden wir durch das Schicksal der alten Kirche zur Geduld befestigt werden, bis Gott plötzlich seine Kraft bewährt, die allein zur Zerstreuung aller Unternehmungen der Welt hinreicht. Jean Calvin † 1564.


V. 10. Tu ihnen wie den Midianitern, d. h. schlage ihnen die Köpfe aneinander; mache, dass ihre Ratschläge sich gegenseitig durchkreuzen! Gualter Cradock 1650.
  Am Bach Kison. Dieser Fluss ist von sehr abwechselnder Größe; im Winter schwillt er oft mächtig an. Im Jahre 1799, zur Zeit des französischen Einfalls, kamen von den unterlegenen Türken viele in den Fluten um, welche von Deburieh herabströmten und die Ebene Jesreel überschwemmten; ein Ereignis, ähnlich dem in Richter 5,21 über Siseras Heer berichteten. Karl Ritter † 1859.


V. 11. Und wurden zu Dünger für das Land. Man schätzt, dass im Jahr 1830 mehr als fünfmal hunderttausend Scheffel menschliche und tierische Gebeine vom europäischen Festland in den Hafen von Hull (in England) eingeführt worden seien. Die Schlachtfelder von Leipzig, Austerlitz, Waterloo usw., wo fünfzehn bis fünfundzwanzig Jahre zuvor die großen Schlachten ausgekämpft worden waren, wurden da der Gebeine der Helden wie der Rosse, die sie geritten, entleert. Diese so aus allen vier Winden gesammelten Überreste wurden nach Hull verschifft und dann in den Knochenmühlen der Grafschaft York zu Staub zermahlen. In diesem Zustand wurden sie hauptsächlich nach Doncaster, einem der größten landwirtschaftlichen Märkte des Landes, gesandt und dort an die Bauern als kostbarer Dünger fürs Land verkauft. K. Arvine 1859.


V. 14. Mache sie wie einen Wirbel! Nach dem Parallelismus muss darunter etwas verstanden werden, was mit der Spreu Ähnlichkeit hat, aber nach der Bedeutung des hebräischen Wortes zugleich etwas, das nicht fliegt wie die Spreu, sondern vor dem Winde her rollt oder wirbelt. Wenn damit nicht die wilde Artischocke gemeint ist, so habe ich im Heiligen Land nichts gesehen, das den Vergleich veranlassen könnte. Diese wilde Artischocke wirft nämlich zahlreiche Zweige von gleicher Größe nach allen Richtungen aus, so dass sie eine Art Rad oder Kugel von einem Fuß oder mehr im Durchmesser bilden. Wenn diese Zweige im Herbst reif sind und abdorren, werden sie steif und leicht wie Federn; der Mutterstamm bricht am Boden ab, und der Wind trägt diese Räder, wohin er will. Zu einer Zeit fegen ihrer Tausende über die Ebene daher, rollend, hüpfend, springend, mit großem Getöse, zum Verdruss von Ross und Reiter. In der nördlich von Hamat gelegenen Ebene wurde mein Pferd einmal ganz unlenksam inmitten dieser Dinger. Sie überfielen uns mit Windeseile, der Sturm brach sie ab und jagte sie in zahlloser Menge durch die Wüste. Unser trefflicher eingeborner Führer wurde einst in gleicher Weise in der östlichen Wüste, jenseit des Haurangebirges, von ihnen überfallen, und sein Pferd geriet in solchen Schrecken, dass er genötigt war, abzusteigen und es zu führen. Ein arabisches Sprichwort redet diese wirbelnden Räder so an: "Hallo, akkub, wo bleibst du heut über Nacht?" Und die Antwort lautet: "Wo der Wind einkehrt." Die Araber nehmen auch eine ihrer vielen Verwünschungen von dieser Pflanze: "Mögest du wie das akkub vor dem Winde hergewirbelt werden, bis du in den Dornen verstrickt oder ins Meer geworfen bist." W. M. Thomson 1859.
  Es gibt keinen stärkeren Beweis gegen den Irrtum, als dass er in sich selber keine Beständigkeit hat, kein kräftigeres Argument gegen diese angeblich großen Geister, als dass sie keine Ruhe finden, nicht wissen, wo sie einen festen Halt gewinnen können, sondern allezeit in Bewegung sind, als ob sich die Verwünschung des Psalmisten an sie gehängt, als ob Gott sie zu einem Wirbel, zu Stoppeln vor dem Winde gemacht hätte, die nimmer ruhen können, sondern von einer Ungewissheit zur andern geworfen werden. Der Heilige Geist ist ein Geist der Ruhe und Beständigkeit. Mark Frank † 1664.


V. 14. Mache sie wie einen Wirbel! Nach dem Parallelismus muss darunter etwas verstanden werden, was mit der Spreu Ähnlichkeit hat, aber nach der Bedeutung des hebräischen Wortes zugleich etwas, das nicht fliegt wie die Spreu, sondern vor dem Winde herrollt oder wirbelt. Wenn damit nicht die wilde Artischocke gemeint ist, so habe ich im Heiligen Land nichts gesehen, das den Vergleich veranlassen könnte. Diese wilde Artischocke wirft nämlich zahlreiche Zweige von gleicher Größe nach allen Richtungen aus, so dass sie eine Art Rad oder Kugel von einem Fuß oder mehr im Durchmesser bilden. Wenn diese Zweige im Herbst reif sind und abdorren, werden sie steif und leicht wie Federn; der Mutterstamm bricht am Boden ab, und der Wind trägt diese Räder, wohin er will. Zu einer Zeit fegen ihrer Tausende über die Ebene daher, rollend, hüpfend, springend, mit großem Getöse, zum Verdruss von Ross und Reiter. In der nördlich von Hamat gelegenen Ebene wurde mein Pferd einmal ganz unlenksam inmitten dieser Dinger. Sie überfielen uns mit Windeseile, der Sturm brach sie ab und jagte sie in zahlloser Menge durch die Wüste. Unser trefflicher eingeborner Führer wurde einst in gleicher Weise in der östlichen Wüste, jenseit des Haurangebirges, von ihnen überfallen, und sein Pferd geriet in solchen Schrecken, dass er genötigt war, abzusteigen und es zu führen. Ein arabisches Sprichwort redet diese wirbelnden Räder so an: "Hallo, akkub, wo bleibst du heut über Nacht?" Und die Antwort lautet: "Wo der Wind einkehrt." Die Araber nehmen auch eine ihrer vielen Verwünschungen von dieser Pflanze: "Mögest du wie das akkub vor dem Winde hergewirbelt werden, bis du in den Dornen verstrickt oder ins Meer geworfen bist." W. M. Thomson 1859.
  Es gibt keinen stärkeren Beweis gegen den Irrtum, als dass er in sich selber keine Beständigkeit hat, kein kräftigeres Argument gegen diese angeblich großen Geister, als dass sie keine Ruhe finden, nicht wissen, wo sie einen festen Halt gewinnen können, sondern allezeit in Bewegung sind, als ob sich die Verwünschung des Psalmisten an sie gehängt, als ob Gott sie zu einem Wirbel, zu Stoppeln vor dem Winde gemacht hätte, die nimmer ruhen können, sondern von einer Ungewissheit zur andern geworfen werden. Der Heilige Geist ist ein Geist der Ruhe und Beständigkeit. Mark Frank † 1664.


V. 19. So werden sie erkennen, dass Du mit deinem Namen heißest HERR allein usw. Aus der frühen englischen Geschichte wird uns berichtet, dass etliche blutdürstige Verfolger einst auf ein Häuflein Christen losgegangen seien. Diese hätten bei dem Herannahen der Feinde mit aller Kraft ihrer Stimme Halleluja, Halleluja! (d. i. Preiset den HERRN) gerufen. Dadurch sei die Wut der Verfolger gebrochen worden. Und Josephus erzählt, Alexander der Große sei, als ihm auf seinem Siegeszug nahe bei Jerusalem der Hohepriester entgegengekommen sei, auf dessen Mitra der Name Jehovas eingegraben war, von selber zu dem Hohenpriester getreten und habe den Namen angebetet; so sei seine feindliche Absicht entwaffnet worden. Aber der Name Jesu ist jetzt noch viel mächtiger in der Welt als in jenen Zeiten der Name Jehovas. Dictionary of Illustration 1872.
  Jehova ist der unübertragbare Name Gottes, der niemals einem andern als dem wahren Gott beigelegt worden ist. C. H. Spurgeon 1874.
  Auch bei dem Untergang der Feinde hat der Sänger keine andre Ehre als die seines Herrn im Auge. Die Macht des Namens sollen sie erkennen und suchen lernen, den sie in seinem Bundesvolke gekränkt haben. "Und die Furcht Gottes kam über alle Königreiche in den Landen, da sie hörten, dass der HERR wider die Feinde Israels gestritten habe," so schließt der Bericht über jene Wundertat Gottes, den die Geschichte gibt (2. Chr. 20,29). Es war eine ähnliche Offenbarung des Armes Gottes wie nachher, als er Sanherib vor Jerusalems Mauern mit der Pest schlug. Prof. A. Tholuck 1843.


Homiletische Winke

V. 2. Das lange Schweigen Gottes. Was für Gründe hat Gott für sein Stillesein und was für Gründe haben wir, zu bitten, dass er nicht länger so innehalte?
V. 4. Deine Verborgenen. 1) Verborgen nach ihrer den Menschen rätselhaften neuen Natur. 2) Verborgen zum Schutz des köstlichen Schatzes. 3) Verborgen zur Ruhe und Erquickung. 4) Verborgen, weil die volle Offenbarung noch aussteht.
V. 5. Die Unvertilgbarkeit der Gemeinde des HERRN.
V. 6. Die Verschwörungen der Bösen gegen die Heiligen.
V. 14-16. Die Unbeständigkeit, Rastlosigkeit und Ohnmacht der Bösen; ihr Schrecken, wenn Gott mit ihnen ins Gericht geht.
V. 17. Ein Gebet wider den Papst und seine Bundeshelfer.
V. 18. Das gerechte Los der Verfolger und Widersacher.
V. 19. Eine goldene Lektion. Wie wird sie beigebracht, wer hat sie zu lernen und von wem wird die Unterweisung erteilt?

Fußnoten

1. Wörtl.: Wolfskelter, doch dürfte, da nach P. Cassel (1887, zu Richter 7,25) der hebr. Ausdruck für Kelter von der grubenartigen Form der Kelter entlehnt ist, die obige Übers. angemessen sein.

2. Während die andern Namendeutungen richtig sein werden, ist die Bedeutung von Zalmuna ungewiss. Vielleicht bedeutet es: Schatten (=Schutz) ist versagt.