Buch-Rezension: Crashkurs: Schöpfung und Evolution

Crashkurs: Schöpfung und Evolution

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Das Buch von Kevin Logan will einen Überblick über den Stand der Debatte zwischen Vertretern der Evolutionslehre und des Schöpfungsglaubens geben. Jeder Leser soll seine eigenen Rückschlüsse ziehen, es handelt sich, mit Ausnahme des Schlusskapitels, um eine Darstellung des Diskurses.

Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass die Evolutionslehre zunehmend, auch im wissenschaftlichen Establishment, angezweifelt wird. In den westlichen Ländern nimmt die Bereitschaft zu, im Rahmen des Biologieunterrichts auf ihre Schwachstellen hinzuweisen.

Das Spektrum der Meinungen im Streit „Schöpfung – Evolution“ ist sehr groß. Es reicht vom „dogmatischen Atheismus“ (bewusster Ausschluss eines Schöpfers aus der Betrachtung, unabhängig von der Faktenlage), über den „pragmatischen Agnostizismus“ (man kann nicht wissen, wie es war) und die „theistische Evolutionslehre“ (Gott bediente sich der Evolution, um alles zu erschaffen) bis zum „Kreationismus“. Dieser schließt wiederum Vertreter einer „jungen Schöpfung“ und einer „alten Schöpfung“ ein.

Auf die geistesgeschichtlichen Ursprünge der Evolutionslehre geht Logan nur sehr knapp ein (S. 132 ff). Dieser Punkt ist jedoch sehr wichtig, um ihren Erfolg zu verstehen. Der Autor zeigt im Überblick, wo die Schwachstellen der Evolutionslehre liegen. Er führt dabei häufig Einschätzungen von Wissenschaftlern an, die selbst keine Kreationisten sind.

Bei der Frage, ob die wissenschaftlichen Belege eher für eine alte oder für eine junge Erde sprechen, kommt Logan zu dem Schluss, dass auch bei den Vertretern einer alten Erde Glaubensüberzeugungen und Weltanschauungen im Spiel sind. Selbst die viel zitierten radiometrischen Datierungsverfahren beruhen auf der Annahme, dass sich die chemischen Elemente mit ihren messbaren Eigenschaften in der Vergangenheit genauso verhalten haben wie heute.

In den Kapiteln über die Evolution des Lebens wird herausgearbeitet, dass Kreationisten nicht die Veränderlichkeit der Arten bestreiten („Mikroevolution“, zum Beispiel Anpassungsprozesse an die Umwelt), sondern die „Makroevolution“, also Prozesse, die im Lauf der Erdgeschichte zur Artbildung mit völlig neuen „Bauplänen“ geführt haben. Die unbeantworteten Fragen an die Evolutionlehre werden von Logan wiederholt deutlich gestellt, z.B.:

  • Warum mangelt es an unzweifelhaften Bindegliedern zwischen den Gattungen?
  • Die zufällige Entstehung solcher komplexer Organe wie des menschlichen Auges ist extrem unwahrscheinlich, warum wird sie trotzdem behauptet?
  • Warum wird die zufällige Entstehung fortpflanzungsfähiger Zellen als Wissenschaft gelehrt, obwohl sie ebenfalls sehr unwahrscheinlich ist?
  • Wie sind die Ungereimtheiten bei der Interpretation von fossilen Funden, die den Vorfahren des Menschen zugeschrieben werden, zu erklären?
  • Wie soll ein komplexer Vorgang, wie z.B. die Blutgerinnung durch evolutionäre Prozesse entstanden sein, obwohl er nicht in einfachere Vorgänge aufteilbar ist?
  • Wie ist die Feinabstimmung des Universums, die erst Leben auf der Erde möglich macht, (z.B. die Gravitationskonstante) zu erklären?

Diese Fragen sind geeignet, um zu zeigen, dass die Evolutionslehre nicht zwingendes Ergebnis „sauber arbeitender“ Naturwissenschaft ist, sondern auf einer von Weltanschauungen bestimmten Interpretation von Forschungsergebnissen beruht.

Im letzten Teil des Buches geht Logan dann auf die Interpretation der Genesistexte und das Verhältnis zwischen biblischem Glauben und Naturwissenschaft ein. Sein Ansatz ist pragmatisch: Da es nun einmal unter Christen so viele verschiedene Interpretationen der biblischen Urgeschichte gibt, ist es das Beste, „aus allen Argumenten diejenigen herauszufiltern, die triftig und ehrlich gemeint sind“ (S. 146) Im Übrigen befürworte die Mehrheit der Christen eine theistische Evolution. Die Argumente von Kreationisten für ein mehr oder weniger wörtliches Verständnis der Urgeschichte werden von Logan wiedergegeben, z.B. dass Jesus sie auch wörtlich verstanden hat (vgl. Mt 19,4; 23.35; Lk 17, 26-27). Er scheint aber mehr der Ansicht zuzuneigen, dass uns die Bibel weniger über das „Wie“ der Erschaffung der Welt mitteilen will, als vielmehr über das „Warum“ und das „Wer”. Obwohl einige seiner Überlegungen bedenkenswert sind (z.B. über die Demut, mit der man als Christ in Auseinandersetzungen hineingehen sollte), scheint Logan die heilsgeschichtliche Bedeutung der Schöpfungsgeschichte zu unterschätzen. Für die Evolutionslehre ist es völlig undenkbar, dass die Abläufe in der Natur wie z.B. „fressen und gefressen werden“, zu irgendeinem Zeitpunkt nicht existiert haben sollten. Sie sind notwendiger Bestandteil evolutionärer Prozesse.

Für den gläubigen Bibelleser wiederum ist es undenkbar, dass Gott sich solcher Mittel wie Schmerz, Tod und Vernichtung bedient haben sollte, um diese Welt zu erschaffen. Letztlich wäre sie ja dann auch nicht mehr erlösungsbedürftig. Dass es sich bei diesem Teil des Schöpfungsglaubens um eine große intellektuelle Herausforderung handelt, wird von mir gerne zugegeben. Von Christen wird aber auch nicht behauptet, ihr Glaube sei wissenschaftlich beweisbar. Es handelt sich um „Ursprungsfragen“, die mit Hilfe der Wissenschaft nicht befriedigend erklärt werden können. Vielen Vertretern der Evolutionslehre scheint es an einer solchen Ehrlichkeit zu fehlen. Ungeachtet einiger Intepretationsspielräume der biblischen Urgeschichte (z.B. Länge der Schöpfungstage) gilt: Wer den Sündenfall mit seinen Folgen für historisch hält, kann die Evolutionslehre nicht für wahr halten und umgekehrt.

Deshalb sollte man beim Lesen dieses interessanten Buches die Aufforderung des Autors beachten: „Überzeugen Sie sich selbst“ (S. 156).

 Die Rezension/Kritik stammt von: Thomas Freudewald
 Kategorie: Evolution, Archäologie, Schöpfung

  Verlag: SCM R. Brockhaus
  Jahr: 2004
  ISBN: 3-417-24815-9
  Seiten: 208
 €    Preis: 5,95 Euro