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Predigten zu 1. Korinther 9,27

"sondern ich zerschlage meinen Leib und führe ihn in Knechtschaft, auf dass ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst verwerflich werde."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"... dass ich nicht den andern predige und selbst verwerflich werde."

Ärzte und Armenpfleger sollen im Lauf der Jahre durch den täglichen Anblick menschlichen Elends so abgestumpft werden, dass kaum noch etwas Mitleid erregt. Gefahren des Berufs! Ist aber der Beruf, ein Zeuge Jesu zu sein, nicht der allergefährlichste? Man hat ununterbrochen anderer Seelenheil im Auge und keine Zeit für sich selbst. Man gewöhnt sich, den anderen, den man bekehren möchte, zum Sündenbewusstsein zu bringen und erliegt da sehr leicht zwei Gefahren. Entweder überhebt man sich bei solcher Arbeit selbst und hat kein Interesse oder Verständnis für die eigene Sünde, oder man sieht im Nächsten nur den Gegenstand unserer Arbeit und tut ihm als Menschen und Bruder unrecht.

Tüchtige Reichsgottesarbeiter sind bisweilen unausstehlich im Umgang; sie vertragen keinen Widerspruch; sie tun in der Unterhaltung und im brüderlichen Verkehr, als wären die anderen alle ihre Patienten aus der Sprechstunde. Berufsfehler, die sich wie Scheidewassertropfen ätzend und verletzend in den schönsten Glanz des Eifers um das Haus des Herrn einfressen. Wer sollte sich nicht fürchten, solchen Gefahren zu erliegen? Wer sollte sich im Blick darauf nicht flüchten in die Arme dessen, der uns vor jedem Fehltritt bewahren möchte?

Herr Jesu, du kannst Mitleid haben mit deinen angefochtenen, gefährdeten Dienern. Nimm dich unser herzlich an und entsündige uns von diesen Schulden. Reinige, bewahre und segne uns! Amen.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Der Diener des Herrn darf kein privilegierter Müßiggänger sein

Ich weiß, dass ich mir mit diesem Text keine Freunde mache – denn einige zum Dienst Berufene tun im Grunde nur das Nötigste und nehmen die Sache leicht! Es ist einfach für einen Pastoren, sich in einen bevorzugten Faulpelz zu verwandeln, in einen Parasiten unter den Leuten, ausgestattet mit offenen Händen und erwartungsvollem Blick. Er hat keinen Arbeitgeber in der Nähe. Er braucht nicht viele feste Zeiten einzuhalten, so tut er seine Arbeit innerhalb eines bequemen Lebensrahmens, der ihm erlaubt zu trödeln, sich das Angenehmste auszusuchen, zu spielen, sein Mittagsschläfchen zu halten und zu gehen, wohin es ihm beliebt. Um dem zu entgehen, sollte sich der Pastor willentlich ein so arbeitsreiches Leben auferlegen wie das eines Bauern, eines ernsthaften Studenten oder eines Wissenschaftlers. Niemand hat ein Anrecht auf ein bequemeres Leben als das derer, die ihn unterhalten. Kein Prediger hat ein Recht auf langes Leben, wenn harte Arbeit ihn umbringt! Andererseits sollte auch gesagt sein, dass einige Männer Gottes es lernten, im Heiligen Geist so zu arbeiten, dass sie sowohl der Faulheit als auch dem Außer-Atem-Sein entronnen sind und dabei sehr alt wurden. Solche Männer waren Mose und Samuel in biblischen Zeiten und John Wesley, Bischof Asbury und A. B. Simpson in jüngerer Zeit. Sie bewirkten mächtige Dinge, ohne ihre Gesundheit zu zerstören. Aber nicht jeder hat dieses Geheimnis entdeckt!


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Die anderen wachsen uns ans Herz, wenn uns die Liebe Jesu treibt. Unablässig beschäftigen sie unsere Gedanken. Wir sorgen für die, leiden mit ihnen, arbeiten für sie, beten für sie. Das ist Christenrecht und Christenpflicht. Habe ich nicht auch für mich zu sorgen? O ja, sagt Paulus; das ist nicht Gottes Meinung, dass du anderen das Heil Gottes zeigst und es selbst verlierst, anderen Menschen Gottes Willen in die Seele legst und ihn selbst übertrittst und andere in die Gemeinde der Erlösten führst und selbst draußen bleibst. So entstände aus meiner Arbeit ein hässlicher Widerspruch. Ich kann die selbstlose Art der Liebe nicht dadurch herstellen, dass ich mich selbst zerstöre. Wie kann ich anderen helfen, wenn ich selbst hilflos bin? Um zu geben, brauche ich eigenen Besitz; um zu lehren, ist mir Erkenntnis unentbehrlich. Soll ich anderen das Wort Gottes sagen, muss es zuerst zu mir selber reden. Unser Verkehr miteinander bleibt nur dann in der Ordnung Gottes, wenn wir alle dabei gedeihen, der Lehrende und der Lernende, der Gebende und der Empfangende, der, der ein Amt hat, und die, für die er es hat. Das zeigte Paulus den Korinthern auch an der Unentgeltlichkeit seines Wirkens. Freilich war es die Liebe, die ihn zu diesem Verfahren trieb. Den bösen Verdacht trieb er dadurch weg, als zöge er seines Gewinns wegen von Stadt zu Stadt, und brachte in den Gemeinden die Arbeit zu Ehren, damit sich keiner an die Gemeinde hänge, um ihre Liebe zu missbrauchen. Was er aber für die anderen tat, das tat er zugleich für sich. Weil er keine Gaben annahm, kam er oft in peinliche Lagen und es gab manchen Tag, an dem er darben musste. Er will aber nicht, dass die Korinther ihn deshalb bedauern. Die harte Zucht, in die er seinen Leib nimmt, ist heilsam für ihn selbst. Dadurch blieb er der Freie, den kein leibliches Bedürfnis knechten und hemmen kann. So einigt er die Sorge für sich selbst mit dem, was er den anderen tut, auch jetzt, da er in besonderem Maß der Gebende ist, der keine Gegengabe begehrt.

Herr, Gott, unser aller Vater! Du hast die anderen neben mich gestellt, damit ich für sie lebe, und hast mir selbst dein Wort geschenkt, damit es mir Dich offenbare und mich ins Leben führe. Ich begehre Deine Gaben für die, die Du mit mir verbunden hast, und ich begehre sie für mich von Dir, der Du reich bist für uns alle. Behüte uns alle vor dem, was uns verdirbt. Amen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Dass ich nicht selbst verwerflich werde

Wäre es auch nur einen Augenblick denkbar, dass Paulus fürchtete, er könnte aus der Gnade Gottes hinausgestoßen werden in die äußerste Finsternis, mit ihrem Heulen und Zähneklappen? Sicherlich nicht! Hatte er es nicht unmissverstehlich ausgesprochen, dass nichts ihn zu scheiden vermöge von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ihm erschienen war? Nein, unmöglich konnte er solchen Gedanken hegen. Er wusste zu gut, dass keines der Glieder Christi abgeschnitten werden, keines seiner Schafe umkommen könne.

Wer um Rettung sich zu Jesu flüchtet Wird gerettet, ob ihn auch, die Feinde Hassen; Ob die Hölle ihn auch wollt' verschlingen, niemals, niemals, niemals wird Er ihn verlassen!

Wenn aber der Apostel davon spricht, dass er könnte verwerflich werden, so will er damit sagen, er könnte dennoch des Kleinods verlustig gehen, wenn er auch andere zum Wettlauf anzuspornen verstehe. Was war aber jenes Kleinod? Gewiss nicht die Vergebung der Sünden, oder das ewige Leben. Diese erlangen wir nicht durch unsere eigenen Anstrengungen. Weder unsere Stärke noch unsere Behändigkeit könnten sie verdienen; sie sind Ga b e n Gottes, durch Christum Jesum unseren HErrn. Was in es denn aber? Der Zusammenhang erklärt es uns. Es muss das Vorrecht sein, Seelen zu gewinnen – die selige Freude und Wonne, Sünder zu Jesu zu führen, die sonst nicht zu Ihm gekommen wären.

Dieses Kleinods können wir verlustig gehen. Es mag sein, dass wir einst vor Jesu nur mit einer Handvoll verwelkter Blätter erscheinen. Esau verlor die Krone seines Erstgeburtsrechts; Moses musste verzichten auf das verheißene Land; Saul auf die Gründung einer Königsdynastie. Solche Vorrechte können wir unwiederbringlich verlieren. Gott helfe uns wachen und beten, und den Leib bezähmen!