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Predigten zu 1. Samuel 8,6

"Und das Wort war übel in den Augen Samuels, als sie sprachen: Gib uns einen König, dass er uns richte! Und Samuel betete zu der HERR."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Eile ins Gebet!

"Das gefiel Samuel übel, dass sie sagten: Gib uns einen König, der uns richte."

Samuel hatte eine sehr betrübende Erfahrung gemacht. Die Ältesten des Volkes kamen zu ihm, machten ihm Mitteilung von dem unguten Wandel seiner Söhne und baten um einen König. Beide Nachrichten waren dem Samuel höchst unangenehm. Nichts konnte den gesegneten Mann so niederdrücken wie ein ungöttliches Leben seiner Kinder. Die Bitte um einen König war kränkend für ihn, weil sie seine Absetzung bedeutete. Was tat nun Samuel bei dieser unangenehmen Nachricht? Es lag sehr nahe, die peinlichen Worte der Ältesten in ärgerlicher und gereizter Stimmung zu beantworten, sich etwa über ihre Undankbarkeit zu beklagen und den Ältesten Dreistigkeit und Hoffart vorzuwerfen. Nichts von alledem tat Samuel. Die Schrift sagt vielmehr: "Und Samuel betete vor dem Herrn." Bei diesem Anblick lasst uns stehenbleiben und nachsinnen über den Segen, der dem Samuel dadurch zuteil wurde, dass er ins Gebet eilte!

1. Eine Last wird leichter

Der erste Vorteil bestand darin, dass die Last ihm leichter wurde. Welch ein Druck wurde in dieser Stunde doch auf sein Vaterherz gelegt! Die berufenen Vertreter machten ihm Mitteilung über den unguten Wandel seiner Söhne. Das schmerzt ja jedes Elternherz, besonders aber einen treuen Beter wie Samuel, dem es gewiss doch am Herzen lag, dass seine Kinder dem Herrn nachfolgten. Dazu kam die kränkende Bitte um einen König, die seiner Absetzung gleichkam. Da versteht man die Worte: "Das gefiel Samuel übel." Ja, eine schwere Last wurde durch die Worte der Ältesten auf seine Seele gelegt. Aber dadurch, dass er ins Gebet eilte, wurde der innere Druck ihm erleichtert. Gott lasse uns die befreiende Wirkung des Gebets in ähnlichen Lagen erfahren!

2. Es bleibt die rechte innere Stellung

Ein zweiter Segen, der von dem Eilen ins Gebet ausging, war der, dass Samuel in der rechten inneren Stellung blieb. Wie nah hätte es gelegen, in Zorn, Wut, Ärger und Bitterkeit zu geraten! Die Worte der Ältesten gingen ihm sehr nahe. Er hatte wohl selten so unangenehme Botschaft gehört. Dazu kam, dass er gewohnt war, von andern ehrerbietig um Rat gefragt zu werden. Wer solch ein Ansehen geniesst wie Samuel, kommt leicht in die Gefahr, jede andere Meinung abzuweisen, empfindlich und stolz zu werden. Samuel blieb vor dieser Verirrung bewahrt dadurch, dass er mit jenen unangenehmen Worten ins Gebet eilte.

3. Andere empfangen einen Segen

Ein dritter Vorteil war der Segen, den solches Verhalten für die Ältesten bringen musste. Gewiss konnten diese sich denken, wie peinlich ihr Vorschlag für Samuel sei, und waren gespannt, ob er böse würde. Stattdessen sehen sie, wie er mit ihren Worten ins Gebet eilte und sich dann demütig beugte. Nichts kann Menschen so beugen, als wenn sie an den Gläubigen wahre Demut erleben. Gott schenke uns, dass wir Samuels Beispiel folgen lernen! Wieviel Elend, Streit und innerer Rückschritt folgt oft dem Anhören unangenehmer Worte! Samuel zeigt uns den Weg, wie wir lernen, Schweres zu tragen, selbst näher zu Jesus zu kommen und ihm andere näher zu bringen. Darum: Eile ins Gebet!


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Das gefiel Samuel übel und Samuel betete vor dem HErrn

Im weiteren Verlauf des Kapitels lesen wir, dass Samuel die Worte des Volks vor dem HErrn wiederholte. Sein Gebet bestand größtenteils in der Aufzählung aller der unfreundlichen, harten Worte, die das Volk an ihn gerichtet hatte; auf diese Weise wurde er des peinlichen Eindrucks los und erleichterte sein Gemüt. Es liegt in dem Ausdruck: „Er sagte die Worte vor den Ohren des HErrn“, eine Andeutung der innigen Gemeinschaft zwischen Samuel und seinem Gott; er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, mit Ihm auf intimem Fuß zu stehen.

Nicht immer geht es uns nach Wunsch im Leben und das gefällt uns oftmals übel, um unser selbst und um Gottes willen. Wir haben nach einer Richtung hin Pläne gefasst; aber die Ereignisse gestalten sich anders, und deren Folgen scheinen unheilvoll werden zu wollen. Da gibt es nur einen Ausweg für uns. Wenn wir den Ärger in unser Herz verfließen, so wird er es verbittern und schwer schädigen. O nicht also! Lasset uns, was uns betrübt, vor Gott wiederholen, den Brief vor Ihm ausbreiten, wie Hiskia tat – mit Paulus flehen, mit Samuel weinen.

Der große Fehler unsers Lebens liegt wohl darin, dass wir selbst unsere Lasten tragen, anstatt sie abzuwälzen, – dass wir uns um allerlei bekümmern, anstatt dem HErrn zu vertrauen, – dass wir so wenig beten. Das Gras wächst üppig auf dem Wege zu unserem Gebetskämmerlein und Spinnengewebe hängt über dem Eingang. Die Zeit, die wir im Gebet zubringen, ist gewiss am besten angewandt. Während Samuel betete, wurde ihm das göttliche Programm für Israel mitgeteilt.

Alle Not will ich dir klagen, Alles dir ins Herze sagen Bis du endest meinen Lauf Und dann hört mein Weinen auf.