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Predigten zu 2. Korinther 6,18

"und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Die Seligkeit eines Kindes Gottes

"Ich will euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr."

Das sind großartige Worte. Der allmächtige Gott tritt mit ausgebreiteten Armen vor uns hin: Ich will euch annehmen und in meine Liebe einschließen. Ich will euer Vater sein, der mit der zärtlichsten Fürsorge um euch besorgt ist, euch erhält, leitet und beschützt. Etwas Herrlicheres und Seligeres kann einem Menschen nicht widerfahren. Es ist jedoch an eine Bedingung geknüpft: Gehet aus, sondert euch ab, rührt kein Unreines an! - Dann will ich euch in meine Gemeinschaft hereinnehmen und euch meinem Hause als Kinder eingliedern. Wir dürfen diese Bedingung nicht übersehen. Wenn wir uns nicht entschließen können, mit Welt und Sünde zu brechen, so bleibt dieses höchste Glück uns versagt. Wir gelangen nur dann auf den Boden, auf dem die Vaterliebe Gottes waltet, wenn wir die Brücke zur Welt abgebrochen haben. Die Tür des Vaterhauses Gottes öffnet sich nur dem, der das Sodom dieser Welt verlässt. Viele möchten beides: Die Freundschaft Gottes, die Güter der Erde und des Himmels, die sinnlichen und die Geistesfreuden. Doch das geht nicht. Da gibt es nur ein Entweder - Oder. Daher kommt es, dass so viele zu keiner rechten Freudigkeit gelangen. Es liegt immer wie ein Druck auf ihnen. Das macht der versteckte Weltsinn. Man will Verbindungen nicht lösen, man unterhält noch geheime Beziehungen, die gegen Gottes Willen verstossen. Man hat zwar einige Wurzeln gelöst, die uns mit dem Boden dieser sündlichen Welt verknüpfen, doch die Herzwurzel, den Lebensnerv des alten Menschen, noch nicht durchschnitten. Gott kann darum die Seele nicht erquicken, Christus kann sich in ihr nicht entfalten. Es kommt nur zu kümmerlichen Anfängen, zu Keimen, die allmählich wieder verdorren. Es ist nur gut, dass Gott unserer Schwachheit nachhilft. Er löst oft mit barmherziger Unbarmherzigkeit. Auch die Welt hilft mit. Sie verschließt uns selbst die Tür, wenn uns der Abschied schwer werden will. Sie tut uns in den Bann und macht uns so den Abschied leicht. - Was sind wir doch für Toren, wenn wir uns so lange besinnen, bis wir der Welt und der Sünde einmal gründlich Valet sagen! Gott gibt grössere Gunst; der Welt Gunst ist so nichtig. Heute wird man gefeiert, morgen wird man verlacht. Werfen die Menschen uns weg, hebt der große Gott uns auf. Die ohnmächtigen und hinfälligen Menschen können uns weder ewigen Nutzen noch ewigen Schaden bringen. Beachten wir, dass es heißt: "Der allmächtige Herr".

Zu diesem allmächtigen Herrn in so inniger Beziehung stehen zu dürfen wie ein Kind zum Vater, das ist etwas. Er kann Leib und Seele in die Hölle werfen, sie aber auch ewig retten und beglücken. Wahrlich, wir verlieren nichts, wenn wir der Welt den Rücken kehren; Gott ersetzt uns alles reichlich. Was wir bei ihm finden, wiegt tausendfach auf, was wir auf der anderen Seite verlieren.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Als die Verführer und doch wahrhaftig

Dieser ist der erste von einer Reihenfolge der wunderbarsten Gegensätze. Fassen wir einmal alle diese verschiedenen Ansichten über den Apostel zusammen, wie er, seinem äußeren oder inneren Leben nach, beurteilt wurde.

1. Vom diesseitigen Gesichtspunkt aus beurteilt

war er ein Verführer, der, irgend einen Privatzweck im Auge, seine Schüler irreführte und zum Besten hatte. In weltlichen Chroniken war sein Name ganz unbekannt, und Es wurde kein Versuch gemacht, seine Taten oder seine Worte in etwaigen Jahrbüchern festzuhalten. Den lebenslustigen Weltleuten kam sein Leben vor, wie ein anhaltendes Sterben, während seine näheren Bekannten und Freunde darin eine beständige Züchtigung sahen. Sehr traurig, sehr arm, sehr entblößt – das war der Eindruck, den er nach außen machte; und viele werden sich von diesem Bilde abgewendet haben, dankbar, dass ihr Los lieblicher gefallen war.

2. Vom Ewigkeits – Standpunkt aus beurteilt

galt er für wahrhaftig, für einen Erbauer des Tempels der Wahrheit. Dadurch, dass er der Welt immer mehr abstarb, wurde sein inneres Leben verstärkt, vertieft, geläutert. Durch seine Leiden wurde er nur gereinigt, damit er mehr Frucht bringe. Mitten in äußerem Schmerz schöpfte er allezeit Wasser aus dem Brunnen reinster Freude; bei aller seiner Armut, bereicherte er die Welt durch die kostbarsten Güter; bei aller seiner Entblößung verwaltete er die unvergänglichen Schätze der Ewigkeit.

Als die Mönche von Chartreux ihr Kloster erbauten, ließen sie alle Fenster nur nach ihrem kleinen Hofe gehen; aber kein einziges war nach den herrlichen Bergen und Gletschern ringsum gerichtet. Ach, es sind ihrer gar viele, die immer nur die Nichtigkeiten des irdischen Hofraumes betrachten! Dass sie doch einmal nach dem Unsichtbaren und Ewigen schauen lernten!