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Predigten zu Apostelgeschichte 11,22

"Es kam aber die Rede von ihnen zu den Ohren der Versammlung, die in Jerusalem war, und sie sandten Barnabas aus, dass er hindurchzöge bis nach Antiochien;"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die Gemeinde zu Jerusalem sandte Barnabas, dass er hinginge nach Antiochien.

Die große Erweckung in Antiochien konnte nicht verborgen bleiben. Die Kunde davon drang bis nach Jerusalem. Wie stellten sich nun die "alten" Christen zu den "jungen"? Sie vermieden die beiden Abwege, die neue Bewegung abzulehnen oder sie jubelnd gutzuheißen. Sie beschlossen, Barnabas hinzusenden und mit ernster Sorgfalt die Vorgänge an Ort und Stelle zu prüfen. Nicht jeder ist zu solcher Aufgabe befähigt. Darum wählte die Gemeinde einen erprobten Mann: Barnabas, einen Mann "voll heiligen Geistes und Glaubens". Menschliche Bildung und Gelehrsamkeit hätte dafür nicht ausgereicht (1. Tim. 3, 6, Jak. 3, 1). Dass Barnabas der rechte Mann für diese schwierige Aufgabe war, zeigt schon V. 23: "Er sah die Gnade Gottes." Er besass also die Fähigkeit, zwischen Menschen- und Gotteswerk zu unterscheiden. Und das ist in Erweckungszeiten nicht leicht, weil sich da öfter menschliche Mache und Treiberei neben dem Wirken Gottes einstellt. Von Barnabas heißt es weiter: "Er wurde froh." Wahre Knechte Christi können angesichts echter, göttlicher Segenswirkungen nicht kühl und kritisch bleiben. Ihr Herz wird voll Freude. Aber diese Freude bleibt nüchtern und besonnen und vergisst nicht, dass Befestigung der Neubekehrten notwendig ist. Dann heißt es sogleich weiter: "Er ermahnte sie alle, dass sie mit festem Herzen an dem Herrn bleiben wollten." In diesem Rat ist alles enthalten, was junge Anfänger auf dem Lebensweg nötig haben. Nichts darf ihre Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus lockern oder stören. Alles muss sie stärken und vertiefen (1. Joh. 2, 27). Dem Wirken des Barnabas war ein voller Erfolg beschieden. Vers 24 sagt: "Und es wurde ein großes Volk dem Herrn zugetan." Nicht für eine menschliche Partei, nicht für eine religiöse Auffassung, nicht für eine bestimmte Dogmatik werden sie gewonnen. Nein: Für den Herrn! Wohl dem Ort, wo in Tagen der Erweckung solche Barnabasarbeit getan wird.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Die Bewährung der Gemeinde zu Antiochien im praktischen Leben

In einer Zeit, wo so vieles sich als Schein erweist, tut es wohl, Männer kennenzulernen, deren Echtheit außer Frage steht. In der Christengemeinde zu Antiochien sehen wir solche.

1. Echte Lehrer.

waren Barnabas und Saulus. Ein Kennzeichen ihrer Echtheit besteht darin, dass keiner von sich selbst aus ohne klare Sendung gelaufen ist. (Jeremia 23, 21). Barnabas wurde von der Gemeinde in Jerusalem ausgesandt; Saulus ließ sich von Barnabas in den Dienst berufen.

Falsche, verwirrende Lehrer drängen sich selbst in den Dienst, auch wenn niemand sie beruft. Von ihnen heißt es: Sie "sind ausgegangen, welchen wir nichts befohlen haben" (Kap. 15, 24). Echte Lehrer tun dies nicht.

2. Echte Propheten

kamen aus Jerusalem und besuchten die Gemeinde. Schon die Tatsache, dass Lukas ihnen ohne Einschränkung die Bezeichnung "Propheten" beilegt, deutet auf ihre Echtheit hin. Bestätigt wird dies durch das Eintreffen der aus ihrer Mitte hervorgegangenen Weissagung. Die durch Agabus angekündigte Teuerung "geschah unter dem Kaiser Claudius". An der Erfüllung des Geweissagten soll man ja nach der Schrift die Echtheit eines Propheten erkennen. "Wenn ein Prophet Frieden weissagt, den wird man kennen, ob ihn der Herr wahrhaftig gesandt hat, wenn sein Wort erfüllt wird" (Jeremia 28, 9).

Es hat immer wieder Menschen gegeben, welche mit dem Anspruch göttlicher Sendung als Propheten auftraten und Ereignisse weissagten, die nicht eintrafen. Unbegreiflich ist es, dass Jünger Jesu auch nur einen Tag solchen Irrlehrern ihr Ohr weiter leihen konnten, nachdem die Ereignisse die Unechtheit ihrer göttlichen Sendung bewiesen hatten. Agabus' Weissagung traf genau ein. Er war ein echter Prophet. (5. Mose 18, 20 - 22).

3. Echte Christen.

Die Welt macht meistens ein großes Fragezeichen, wenn sie von Bekehrungen hört. Sie zweifelt an ihrer Wirklichkeit. Hier in Antiochien können wir die Echtheit der zahlreichen Bekehrungen an einer bestimmten Begebenheit prüfen. Die Nachricht von einer bevorstehenden großen Teuerung war eine Probe. Wie nahe lag es da für den natürlichen Sinn, nur an sich selbst und an die eigene Versorgung zu denken. Die Antiochier bestanden diese Probe. Sie bewiesen eine selbstlose Liebe in der Spende, die uns noch beschäftigen soll.

Hier zeigte sich die verborgene, innere Erneuerung auch nach außen in ihren Früchten (Matthäus 7, 17 - 20). Hier konnte man sehen, dass das Christentum jener Gläubigen nicht nur in Gefühlen und Worten, sondern in aufopfernder Tat bestand.

Wohl uns, wenn auch unser Christentum in ähnlichen Lagen die Probe besteht! (Galater 5, 6 b; 1. Johannes 3, 17.18; Kolosser 1, 4).