10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Apostelgeschichte 17,30

"Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle allenthalben Buße tun sollen,"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
Zitate von Alfred Christlieb anzeigen

Die Forderung der Buße.

I. Von wem sie stammt.

Bei dem entscheidenden Punkt, wo Gottes Wort von dem Menschen Buße verlangt, regt sich der Widerstand des natürlichen Menschen. Er wehrt sich gegen diese Forderung. Dabei pflegt ihm ein dreifacher Irrtum zu unterlaufen, den unser Text widerlegt.

Zuerst denkt er oft: Dieser Prediger verlangt Buße von mir. Dazu hat er kein Recht. Andere tun es auch nicht. Hier liegt der erste Irrtum. Nicht der Prediger, sondern Gott ist es, der die Buße fordert: "Nun gebietet Gott !"

Wir sind in dieser wichtigsten Frage nicht auf willkürliche Meinungen verschiedener Menschen oder theologischer Richtungen angewiesen, sondern haben es mit einem göttlichen Befehl zu tun (Lukas 24, 47; Joel 2, 12 und 13). Zu ihm gilt es Stellung zu nehmen, nicht zu Gedanken irrender Menschen.

Das hat seine praktische Folgerung. Je höher ein Befehlender steht, um so bedenklicher und strafbarer ist es, seine Befehle zu missachten. Wer diese göttliche Forderung von sich weist, kann solches nicht ohne die ernstesten Folgen tun.

II. An wen sie sich richtet.

Eine zweite irrige Meinung, hinter die sich mancher verschanzt, ist diese: Buße ist nur für besonders schlechte Menschen erforderlich, nicht aber für solche, die anständig und ehrbar wandeln. Auch diesen Irrtum widerlegt unser Text, denn er sagt: "Gott gebietet allen Menschen an allen Enden Buße zu tun".

Es ist gar kein Zweifel, dass unter den Zuhörern zu Athen ganz anständige Menschen waren. Die im Text erwähnten stoischen Philosophen waren tugendstolze Leute, die sich in Gerechtigkeit, Besonnenheit und Tapferkeit übten. Im sittlichen Lebenswandel standen sie viel höher als die ebenfalls genannten Epikuräer, die Genussmenschen waren. Ebenso waren die Mitglieder des obersten athenischen Gerichtshofes, die sogenannten "Areopagiten" oder Ratsherren (Vers 34) sicherlich nicht die schlechtesten Menschen, denn diese Behörde genoss wegen ihrer strengen Unparteilichkeit und Gerechtigkeit hohes Ansehen im ganzen Lande. Nun macht Paulus nicht etwa einen Unterschied zwischen diesen verschiedenartigen Hörern. Er weist nicht die völlig ungläubigen, leichtfertigen und genusssüchtigen Epikuräer zur Buße und spart diese Forderung den Stoikern, Ratsherren und anderen besseren Leuten. Vielmehr ruft sein Wort alle ohne Unterschied zur Buße.

So macht es auch Jesus bei denen, die nicht Heiden waren (Matthäus 4, 17). Wo Gottes Wort keinen Unterschied macht, da wollen auch wir dies nicht tun. Wo es an alle diese Aufforderung richtet, so wollen wir uns auch nicht ausnehmen, auch wenn wir andere an Gerechtigkeit übertreffen sollten.

III. Weshalb sie ernst und wichtig ist.

Der natürliche Mensch nimmt die ernsten, ewigen, göttlichen Fragen gern auf die leichte Achsel. Wenn er auch irgendwo einmal einen tieferen Eindruck von der göttlichen Wahrheit empfängt, so möchte er doch in seinem bisherigen Leben gern fortfahren. Deshalb tröstet er sich über die in ihm erwachte Unruhe selbst hinweg und denkt, eine Ablehnung des Rufes zur Buße sei nicht so schlimm.

Auch diesen Irrtum entkräftet und widerlegt Paulus. Wie ernst und wichtig der Ruf zur Buße und wie gefährlich seine Ablehnung ist, das macht der Hinweis auf das künftige Gericht klar. Der weise Seelsorger Paulus war gewiss kein Mann, der seine Zuhörer in eine Angstbusse treiben wollte. Er wusste wohl: "Kein Herze zerbricht durch gesetzliches Wettern - die Botschaft vom Kreuz nur kann Herzen zerschmettern". Aber gerade bei der Leichtfertigkeit der Athener, die nur auf interessante Neuigkeiten bedacht waren, durfte auch dieses Moment des erschütternden Ernstes nicht fehlen, wenn sie aus ihrem Sünden- und Todesschlaf geweckt und zum Fragen nach dem ewigen Heil willig gemacht werden sollten. Wie es dem ungerechten Statthalter Felix sehr heilsam war, dass er von dem künftigen Gericht hörte (Apostelgeschichte 24, 25), so war es auch für die Athener gut. Der Hinweis auf diesen Tag konnte manchen davor bewahren, die Mahnung zur Buße leichtsinnig in den Wind zu schlagen. (Matthäus 11, 22 - 24; 12, 36. 41; 2. Petrus 2, 9. 10).