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Predigten zu Johannes 9,25

"Da antwortete er: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; eines weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehe."

Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Eines weiss ich wohl: dass ich blind war und bin nun sehend."

Ein Weiland und ein Nun gibt es in jedem Christenleben. Ihr wart weiland tot in Sünde und Übertretung; ihr seid nun lebendig mit Christo. Ihr wart weiland wie verlorene Schafe; ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen. So lauteten die Zeugnisse in der apostolischen Zeit; so lauten sie überall, wo das Wort Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes verkündigt wird. Nicht immer tritt der Gegensatz gleich klar hervor. Gottes Wirken in den Seelen ist nicht schablonenhaft. Die eine wird still und verborgen zum Heiland gezogen; bei der andern geht's im Sturmesbrausen, durch tiefe Sündenerkenntnis und festes Erfassen des Heils. Die einen wissen Tag und Stunde anzugeben, da sie Jesum zuerst im Glauben erblickten; bei den anderen ging es durch eine lange Dämmerung, durch ein frommes Sehnen, dem ernstes Suchen und endlich selige Glaubensgewissheit folgte. Aber alle, denen das Licht des Lebens in Wahrheit scheint, stimmen ein in das Bekenntnis des glücklichen Blindgeborenen: Ich war blind und bin nun sehend.

O Seele, bleibe nicht im Unklaren über deinen inneren Zustand. Im Nebel verirrt man sich leicht. Lass Gottes Licht dich erleuchten und wandle im Licht.

O Herr, mache meinen Gang gewiss in Deinem Wort. Lass mich klar erkennen, wie es um mich steht, und lass mich wandeln in Deinem Licht.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Ich fuhr einmal an einem lieblichen Sommerabend mit einem gemütlichen Bähnlein von Dillenburg auf den Westerwald. Ich sollte am nächsten Morgen bei einem Missionsfest predigen. Unterwegs stiegen zwei Bauern ein und setzten sich neben mich. Wir kamen ins Gespräch. Und da stellte es sich heraus, daß auch sie zum Missionsfest fuhren. Natürlich stellte ich mich als Festprediger vor. Aber wenn ich gedacht hatte, daß ich nun in ihrer Achtung steigen würde, hatte ich mich sehr getäuscht. Im Gegenteil: Sie fingen an, mich in ein ernstes Examen zu nehmen.

„Auf Pfarrer kann man ja studieren", meinte der eine, „aber damit ist man noch kein Kind Gottes und Eigentum Jesu. Da muß man auf die Hochschule des Heiligen Geistes gehen." Nun fiel ihm der andere ins "Wort und sagte: „Der Herr Jesus hat einmal einen Blindgeborenen geheilt. Als nachher die Schriftgelehrten dem Geheilten mit allerlei spitzfindigen Fragen kamen, da erwiderte dieser Mann nur: Was Ihr sagt, das verstehe ich nicht. Eines aber weiß ich wohl, daß ich blind war und bin nun sehend geworden." — Und dann tippte mir der ehrwürdige Bauersmann mit seinem harten Finger vor die Brust und fragte sehr nachdrücklich: „Können Sie das auch bezeugen?" Wie froh war ich, daß ich mit einem klaren „Ja!" antworten konnte!

Sehr recht hatten diese beiden Bauersleute! Der natürliche Mensch steht blind vor dem Evangelium. „Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden", sagt der Apostel Paulus. Gott muß sich schon über uns erbarmen und uns die Augen auftun, wenn wir selig werden sollen. Oh, daß wir auch sagen könnten: „Eines weiß ich wohl, daß ich blind war und bin nun sehend." Amen.