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Predigten zu Jona 2,4

"Denn du hattest mich in die Tiefe, in das Herz der Meere geworfen, und der Strom umschloß mich; alle deine Wogen und deine Wellen fuhren über mich hin."

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Ein verwelktes Blatt

»Alle deine Wogen und Wellen gingen über mich.«

Hier berichtet Jona, wie es in seinem Herzen aussah, bevor er zu Gott rief und sein Glaube im Kampf beinahe den Kürzeren gezogen hatte. Dabei vergaß er ganz die Leute, die ihn ins Meer geworfen hatten, und sagte, Gott habe es getan. »Du«, sagt er, »Du warfst mich in die Tiefe.« Denn so fühlt es sich im Gewissen an, als wenn alles Unglück, das uns überfällt, nur wegen des göttlichen Zorns sei. Alle Kreaturen scheinen dann nur von Gott und seinem Zorn zu reden, und wenn es nur das Rascheln eines verwelkten Blattes ist, wie 3. Mose 26,36 sagt. Ist das nicht ein großes Wunder?

Es gibt doch nichts Verächtlicheres als ein dürres Blatt, das auf der Erde liegt, über das alle kleinen Würmer kriechen und das sich gegen nichts wehren kann. Auch als Hiob sich so klein wie möglich machen wollte, konnte er nichts Geringeres finden als ein verdorrtes Blatt (vgl. Hi 13,25). Doch wenn es so weit ist, werden sich viele vor einem raschelnden Blatt fürchten – Ross und Reiter, Könige und Fürsten und ganze Heeresmächte, dazu verwegene und wüste Unterdrücker, die man sonst weder mit der Hölle noch mit Gottes Zorn und Gericht erschrecken konnte, ja, die dadurch nur noch hochmütiger und verhärteter wurden.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Alle Deine Wogen und Wellen

»Alle deine Wogen und Wellen gingen über mich.«

Sind wir nicht feine Gesellen? Vor Gottes Zorn fürchten wir uns nicht und stehen aufrecht da, aber vor dem Rascheln eines verdorrten Blattes fürchten wir uns und fliehen davor! Dabei soll uns das Rascheln eines solchen Blattes nur die Welt eng machen als Zeichen des göttlichen Zorns – uns, die doch zuvor Himmel und Erde herauszufordern wagten! Wie können wir uns da unserer Macht und Stärke rühmen? Wenn das aber ein dürres Blatt vermag, was wird dann das tiefe Meer tun, von dem Jona hier redet? Ja, was werden am Jüngsten Tag das höllische Feuer und die Majestät Gottes selbst tun – zusammen mit seinen heiligen Engeln?

Darum sagt Jona auch nicht: »Alle Wellen des Meeres gingen über mich«, sondern: »Alle deine … Wellen gingen über mich.« Denn er spürte, dass seine Sünde gestraft wurde, als alle Wellen des Meeres Gott in seinem Zorn gehorchten. Jona meinte und fühlte, dass alle Wasser von Himmel und Erde einzig über seinem Haupt zusammenschlugen und dass niemand als nur er allein von dem Zorn Gottes verfolgt wurde, als wären alle Geschöpfe und Gott selbst gegen ihn. So sieht die schreckliche Pein aus, die nach diesem Leben über die Sünder hereinbricht. So fängt dann Gottes Gericht an, und es dauert bis in Ewigkeit. Was Jona sagt, findet man auch in Psalm 42,8: »Alle deine Wasserwogen und Wellen gehen über mich.« Vielleicht hat Jona es aus diesem Psalm genommen.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Dennoch werde ich wieder hinschauen nach deinem heiligen Tempel

So ist es recht, du abtrünnige Seele. Schaue wieder auf, von dem Orte, wo du bist! Du bist in der Tiefe des Meeres; Fluten des Schmerzes hüllen dich ein; Stürme der Trübsal schlagen über deinem Haupt zusammen – aber schaue wieder auf zu dem heiligen Tempel. All dieses Weh ist über dich gekommen, um dich von deinen Irrfahrten heimzuholen. Du konntest nicht zu Gott aufschauen, so lange du seinem Willen den Rücken kehrtest, und dein Antlitz nach Tharsis richtetest; aber jetzt, da du dich umgewandt und den Rückweg eingeschlagen hast, jetzt kannst du wieder hinschauen nach dem Altar und dem darauf dargebrachten Opfer.

Schaue wieder hin! Blicke auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Warte nicht, bis du einen besseren Punkt für deinen Ausblick erreicht hast; sondern schaue auf, da wo du jetzt bist, aus der untersten Tiefe.

1. Schaue wieder auf! Gott ermuntert dich dazu

Obwohl du dich schon seit Jahren von Ihm abgewandt hast, so wartet Er darauf, dir gnädig sein zu können. Ein Blick, – sei er noch so schüchtern – aus der größten Entfernung, wird mit Freuden beachtet und alsbald erwidert werden. Er wird dein Leben aus der Grube erlösen. Verzagt deine Seele in dir? – so gedenke des HErrn. Wenn nur ein sehnsüchtiger Wunsch nach Ihm sich in dir regt. So wird er, als ein Gebet vor Ihn kommen zu seinem heiligen Tempel.

2. Schaue wieder auf, trotz der abwehrenden Stimme deines Herzens

Das verzagte Herz sagt immer: „Ich bin zu schlecht; ich habe mich zu schwer versündigt; ich bin zu weit gegangen; ich bin so oft gefallen und wieder zurückgekehrt, jetzt schäme ich mich zu kommen.“ Du magst dich weit entfernt haben, und dennoch, – schaue wieder auf!