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Predigten zu Lukas 15,2

"und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt Sünder auf und isset mit ihnen."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Dieser nimmt die Sünder an."

Achtet wohl auf die Freundschaft und Herablassung, die uns in dieser Tatsache entgegentritt. Dieser Mensch, "heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern abgesondert, und höher, denn der Himmel ist," Dieser nimmt die Sünder an. Dieser, der kein andrer ist, denn der ewige Gott, vor dem alle Engel ihr Angesicht verbergen, Dieser nimmt die Sünder an. Es bedarf eines Engels Mund, um eine so ungeheure Herablassung der Liebe zu schildern. Dass jemand von uns bereit ist, zu suchen, was verloren ist, darf uns nicht wundern, sie sind ja unsers Bluts und Geschlechts; aber dass Er, der beleidigte Gott, wider den die Übertretung begangen worden, sich selbst entäußerte und Knechtsgestalt annahm, wegzunehmen vieler Sünden, und sich willig erwies, die Elendesten unter allen Elenden anzunehmen, das ist wunderbar. "Dieser nimmt die Sünder an;" aber nicht so, dass sie nun Sünder bleiben sollen, sondern Er nimmt sie an, damit Er ihnen ihre Sünden vergebe, ihren ganzen Menschen rechtfertige, ihre Herzen reinige durch sein reinigendes Wort, ihre Seelen bewahre durch die Einwohnung des Heiligen Geistes, und sie tüchtig mache, Ihm zu dienen, sein Lob zu verkünden und seine Gemeinschaft zu geniessen. Er nimmt die Sünder auf in die Liebe seines Herzens, erhebt sie vom Aschenhaufen und trägt sie als Edelsteine in seiner Krone; Er reißt sie als Feuerbrände aus der Flamme und bewahrt sie als kostbare Denkmäler seiner Gnade. Nichts ist so köstlich in den Augen Jesu als die Sünder, für die Er gestorben ist. Wenn der Herr Jesus Sünder annimmt, so hat Er keine Herberge vor der Stadt, keine Hintertür, wo Er sie gütig speist, wie die Menschen herumziehende Bettler speisen; sondern Er öffnet die goldenen Pforten seines Herzens und nimmt die Sünder in sich selber auf, gewährt dem demütig Flehenden die innigste Vereinigung und macht ihn zu einem Glied an seinem Leibe, Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinem Bein. Wo ist je ein solches Annehmen wie bei Ihm? Ach, dass doch die Sünder auch Ihn annähmen! "Du, unser Heil und höchstes Gut, Vereinest Dich mit Fleisch und Blut, Wirst unser Freund und Bruder hier, Und Gottes Kinder werden wir."


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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So, nun ist es endlich heraus! Sie haben sich über vieles geärgert an Jesus. Aber nun haben sie das Entscheidende gefunden: Ein Mann, der den Anspruch macht, Gottes Sohn zu sein, Christus zu sein, – der lässt sich ein mit Sündern! Das ist ja unerhört! Das macht Ihn unmöglich! Damit ist Er erledigt!

Laut sagen sie ihre vernichtende Entdeckung heraus: „Dieser nimmt die Sünder an und isset mit ihnen." Und damit verkündigen die Feinde. Jesu –. ohne es zu wissen und zu wollen – die „frohe Kunde“, das Evangelium. Denn allerdings – das ist das Entscheidende an Jesus: „Dieser nimmt die Sünder an und isset mit ihnen." Die Pharisäer verstehen das nicht. Ja, wer versteht es denn in unseren Tagen? Da meint man, wenn man nur recht ordentlich und tapfer im Leben stehe, dann sei mit Gott schon alles recht und in Ordnung. Wenn man so steht, muss man natürlich den Sünderheiland und das arme Häuflein, das sich um Ihn schart, verachten.

Und da sind andere. Die nehmen es ernster. Es ist ein Licht von Jesu Angesicht in ihr Herz gedrungen. Da möchte man so gerne mit diesem Jesus sein. Man möchte so gerne mit Ihm ein Kind Gottes sein. Aber man meint, der Heiland wäre ein Heiland der Frommen und Guten. Und da gibt man sich viel Mühe, fromm und gut zu werden. Und man kann es doch nicht. Im Gegenteil. Es wird immer schlimmer. Man entdeckt auf einmal Sünde ringsum. Nichts als Sünde. Da läuft man verzweifelt hinter Gott her – und hat doch Sein Gericht im Gewissen.

„Dieser nimmt die Sünder an." Jesus ist ein Heiland der Sünder, die gerne selig werden möchten und gar keine Möglichkeit dazu sehen. Welche Seligkeit geht auf in einem erschrockenen Herzen, wenn man das erfährt: „Er nimmt mich an.“ Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Dieser nimmt die Sünder an und isset mit ihnen.

Die Ausgestoßenen, die Weggeworfenen, die Leute an den Zäunen und an der Heerstraße, die Menschen, denen die Sünde das Gepräge des Unadels aufs Angesicht gedrückt hat, die nimmt er an und unter ihnen auch mich. Das ist sehr demütigend, dass du dir gestehen musst, dass du ein Sünder bist, und zwar ein Sünder nicht durch Einzelworte, sondern durch deine ganze Persönlichkeit. – Wer es weiß, was das heißt, von der Reue gequält werden und es niemand sagen dürfen, von der Last der Sünden geängstigt werden und sich doch niemand offenbaren können, der atmet auf bei dem Wort: „Dieser nimmt die Sünder an.“ Man kommt zu ihm, und er will uns nicht hinausstoßen, man redet zu ihm, und er lässt uns ausreden. Er wendet nicht sein Antlitz mit Geringschätzung und hochmütiger Kälte von uns, sondern je mehr wir unsere Sünde klagen und bekennen, desto weicher wird sein Antlitz und desto milder seine Rede: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ – All diese gesellschaftliche Ignorierung, die Jesu zuteil wird, wiegt das einzige Bekenntnis eines Menschen auf: Ich habe Barmherzigkeit gefunden.