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Predigten zu Lukas 15,20

"Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um seinen Hals und küßte ihn sehr."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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"Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und hatte Erbarmen, lief, fiel ihm um den Hals und küsste ihn."

Wenn der verlorene Sohn gewusst hätte, was der ältere Bruder von ihm dachte und sagte, so würde ich mich nicht gewundert haben, wenn er davongelaufen und nie wiedergekommen wäre. Er wäre vielleicht in die Nähe des Hauses gekommen und hätte sich dann, wenn er den älteren Bruder gehört hätte, wieder fortgeschlichen. Aber ehe es soweit kam, hatte ihm der Vater die vielen Küsse gegeben.

Junger Mann, vielleicht hast du vor kurzem den Heiland gefunden. Es mag sein, dass du mit einem älteren Bruder sprechen möchtest und er sich fürchtet, mit dir zu reden. Ich wundere mich nicht, wenn er vorsichtig ist, denn du bist noch nicht jemand, mit dem man gern spricht. Aber wenn du deines Vaters viele Küsse empfangen hast, wird es dich nicht umwerfen, wenn dein älterer Bruder etwas hart gegen dich auftritt.

Gelegentlich hörte ich von jemand, der sich einer Gemeinde anschließen wollte, sagen: "Ich wandte mich an die älteren Brüder, und einer von ihnen ging ziemlich grob mit mir um. Dahin werde ich nicht noch einmal gehen."

Ist es nicht die Pflicht der Brüder, einige von euch etwas hart anzufassen, damit ihr euch nicht über euren wahren Zustand täuscht? Wir wünschten nichts mehr, als euch in Liebe zu Christus zu bringen; aber wenn wir befürchten müssen, dass ihr nicht wahrhaft zu Gott zurückgekehrt seid, so müssen wir es euch als ehrliche Menschen doch sagen.

Junge Christen werden oft erschreckt, wenn sie mit jemand zusammentreffen, der wegen eines natürlichen Geistes der Vorsicht oder vielleicht auch aus Mangel an geistlichem Leben diejenigen nur kalt aufnimmt, denen der Vater so viel Liebe erwiesen hat. Beachte solche strengen älteren Brüder gar nicht. Vielleicht wird uns gerade deshalb mitgeteilt, dass der Vater den verlorenen Sohn oftmals küsste, weil ihn der ältere Bruder so kalt behandelte und es ablehnte, an der Feier teilzunehmen.


Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Verloren und gerettet (III)

"Und da er noch ferne war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn, lief und fiel um seinen Hais und küsste ihn."

So unwert der verlorene Sohn sich fühlte, war doch ein Fünklein Vertrauen bei ihm, dass der Vater ihn nicht hinausstossen werde. Dieser Glaube betrog ihn nicht. Seine Erwartungen wurden überschwenglich übertroffen. Gott, der die Liebe ist, sieht die ersten Regungen aufrichtiger Reue. Wie er den Hoffärtigen "von ferne" kennt, ebenso den Bußfertigen. Er kommt dem Sünder entgegen. Er führt den Menschen nicht gewaltsam zurück, ebensowenig, wie er ihn gewaltsam bei sich festhält. Aber er bietet alles auf, ihn zur Rückkehr zu bewegen, und streckt ihm die Hand entgegen. Es scheint zwar manchmal, als wolle er das Flehen um Gnade nicht erhören. Aber dem ist nicht so. Es dauert nur oft lange, bis der Mensch auf dem Punkt völligen inneren Bankrotts angelangt ist, wo er seine Schuld nicht bloss erkennt, sondern auch rückhaltlos und demütig bekennt. Aber dann zögert der Herr nicht, Gnade zu erzeigen. - "Es jammerte ihn." Er behandelte den verlorenen Sohn nicht als einen abscheulichen, undankbaren und ungehorsamen Menschen, dem recht geschieht, sondern als einen bedauernswerten, der sich selbst in seiner Verblendung ins Unglück gestürzt hat. Solche barmherzige Beurteilung der Menschen sei auch unsre Lebensaufgabe! Er vergab und vergass alles. Wir vergeben und halten doch dem andern gelegentlich sein Vergehen wieder vor. Der Kuss drückt die Liebesversicherung aus, die Gott dem Sünder, den er annimmt, ins Herz gibt. O wie großartig handelt Gott! Der ungeratene Sohn kann ihm nichts bringen als Lumpen und ein ehrliches Bekenntnis seiner Schuld, und er behandelt ihn mit der ausgesuchtesten Freundlichkeit und Huld. - Anstatt seiner schmutzigen Lumpen erhält er das "beste Kleid". Gott schmückt den Sünder mit dem kostbaren Rock der Gerechtigkeit, den uns Christus bereitet hat. Der Fingerreif, den er ihm ansteckt, ist ein Siegelring, wie ihn der freie Mann im Gegensatz zum Sklaven trug. Ein Gotteskind ist allein frei und von niemand abhängig als vom Vater. Die Schuhe an den Füßen machen, dass man fest und sicher auftreten kann. Wenn Gott einem Menschen begnadigt hat, mögen die Menschen ihm sein früheres Leben vorwerfen, wie es der ältere Bruder tut. Er darf dennoch freudig auftreten, er braucht nicht verlegen und scheu einherzuschleichen. Dann bereitet ihm der Vater ein Mahl von auserlesenen Speisen. Die im Sündenelend verschmachtete Seele wird erquickt und belebt. Und wo Leben ist, da ist auch Freude. Gott verlangt nicht gleich etwas. Erst die Gabe, dann die Aufgabe! "Erst lässet er die Seele ruhn, dann essen und hernach was tun." - "Und sie fingen an, fröhlich zu sein." Diese Freude schlägt ihre Wellen durchs ganze Leben des Begnadigten bis hinein in alle Ewigkeit. Graut dir vor der Bekehrung? Sie ist die Heimkehr zum Vater, der die Quelle des Lebens und der Freude ist. Satan, Welt und dein eigen Herz wollen sie dir als Trübsinn und Verzicht auf Lebensfreude hinstellen. Glaube diesen Lügen nicht! Lass dir das Heimweh wecken nach dem wahren Leben und nach deinem Platz im Vaterhaus!


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch ferne war, sah ihn sein Vater und erbarmte sich, lief, fiel ihm um den Hals und küsste ihn."

Gottes großes Warten innerhalb der Geschichte gilt sowohl dem Jüngsten in der Fremde als auch dem Ältesten im Vaterhaus. Beide haben die Gemeinschaft mit ihm verloren.

Gewiss ist die Schöpfung für Ihn eine Fülle der Herrlichkeit. Gewiss stehen vor dem Thron seiner Majestät Cherubinen und Engelmächte, um Ihm in heiliger Ehrfurcht zu dienen. Gewiss beten Ihn die Seraphinen mit dem ewigen Wechselgesang an: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen! Die ganze Erde eine Fülle seiner Herrlichkeit!" Vatergemeinschaft hat der Gott der Barmherzigkeit aber nur mit dem Sohn. Kein anderes Geschöpf wird je das Wort über die Lippen zu bringen vermögen: "Abba, Vater!" Mit keinem Geschöpf wird Gott je in solch eine Geistesgemeinschaft treten können, wie mit dem, der sein Ebenbild trägt und den Er durch seine Aktivität, durch sein Hinabsteigen zum Verlorenen wiederum erlösen konnte für die Sohnschaft.

Wir sprechen oft von unserem Ringen um Gott. Wie stark ist vor einigen Jahren unser Gottsuchen betont worden! Gott ringt um uns! Was war es denn, als die Zeitenfülle kam und Gott seinen Sohn sandte, von einer Frau geboren, unter das Gesetz getan? Geschah es nicht zu dem einen Zweck, "damit Er die dem Gesetz Unterworfenen loskaufe, auf dass uns die Einsetzung in die Sohnschaft würde"? Auch wir standen unter der Herrschaft eines Fremden, sahen uns geknechtet durch jene Geistesmächte, die ihren Einfluss ausüben in der Welt. Christus als der Erstgeborene in seiner Sendung vom Vater sollte uns, den Verlorenen in der Fremde, aber zur Botschaft der Vergebung und zum Weg ins Vaterhaus werden.

Alles in der Person Jesu Christi sprach daher von der Welt Gottes, dem Königreich der Himmel, das wieder unser Vaterhaus werden soll. Wer in der Ferne heimatlos geworden ist, wer sich von den Gütern der Fremde betrogen sieht, wer innerlich zu zerbrechen droht an dem Leben, dem kündet Er: "Er hat mich gesandt, den Armen gute Botschaft zu verkündigen, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind; Gefangenen Befreiung zu predigen und den Blinden, dass sie wieder sehend werden; Zerschlagene in Freiheit zu setzen; zu predigen das angenehme Jahr des Herrn." Und glaubt jemand, dass seine Schuld ihn verurteile, für immer am Trebertrog zugrunde zu gehen, dem ruft Er zu: "Und als der Vater ihn von ferne sah, lief er ihm entgegen und küsste ihn."


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Als er aber noch ferne war, sah ihn sein Vater und erbarmte sich, lief, fiel ihm um den Hals und küsste ihn."

Gottes Ringen um den Sohn war nie etwas anderes als ein Kommen Gottes dem Sohne entgegen. Auch der verlorene Sohn, nachdem er in sich geschlagen und sich aufgemacht hatte, um zu seinem Vater zu gehen, kam ja doch nicht mehr über den Knecht hinaus. Die einzige Hoffnung, die ihm geblieben war, war jene: Vielleicht nimmt mein Vater mich an als einen seiner Tagelöhner. Über diese Hoffnung kam der Sohn in der Ferne in seinem verlorenen Zustand nicht hinaus. Der Vater aber in seiner Vergebung ging weit über eine Knechtstellung dem Verlorenen gegenüber hinaus. Denn als Er den Sohn sah und in seine Gegenwart hineinziehen konnte, da küsste Er ihn. In seinem Kuss lag aber die ganze Vergebung der Ewigkeit. In ihm sprach jene Vaterliebe, die auch den Sohn in der Ferne nie verloren hatte. Nicht Gott hat uns verloren, wir haben Gott verloren!

Das ist Gottes Aktivität. Unsere Sohnschaft, wahrlich ein Geheimnis, das nicht von uns und unserer Buße und unserer Bekehrung her zu verstehen ist. Es ist aber zu verstehen von der Aktivität Gottes. Es ist die Tat seiner Barmherzigkeit, die auch uns in der Knechtschaft der Sünde und des Todes fand, die in ihrer Vergebung auch für den Verlorenen immer wieder Raum schuf im Vaterhaus.

Dieselbe Aktivität des Vaters sehen wir aber auch dem ältesten Sohn gegenüber. Auch er wäre verloren geblieben, wenn nicht der Vater auch zu ihm hinausgegangen wäre. Es heißt im Gleichnis, dass der älteste Sohn sich ärgerte, als er hörte von dem Reigen der Festversammlung im Vaterhaus. Er ließ sich abhalten, die Freude über die Heimkehr des verlorenen Bruders am Tisch seines Vaters zu teilen. Er kannte nichts von Vergebung, daher verstand er auch nicht die Vergebung, die Verlorenes wieder findet. Er gefiel sich in dem, dass er die ganze Zeit seines Lebens seinem Vater gedient, nie das Gebot seines Vaters übertreten hatte. Er wog diese Stellung seinem Vater gegenüber ab und kam zu dem Ergebnis: "Nie hat der Vater mir einen Bock gegeben." Wie fern stand mithin auch der älteste Sohn innerlich seinem Vater! Wie unfähig erwies er sich, die Grösse, die Vergebung und die Freude seines Vaters zu teilen!

Wie ringt nun der Vater um die Heimkehr auch dieses Sohnes! Über die ganze innere Stellung des Sohnes hinweg spricht der Vater: "Mein Sohn! Alles was mein ist, das ist auch dein! Siehe nun, dieser dein Bruder, er war verloren und ist wieder gefunden worden! Teile doch die Grösse meiner Vergebung mit mir! Finde doch auch den Weg über die Schuld deines Bruders zu dem Bruder, der verloren war, aber wieder gefunden worden ist von der Barmherzigkeit deines Vaters!"


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Da er noch fern war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn, lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn."

Fern vom Vaterhaus ist der Mensch ein Verlorener, ob er in Lüsten schwelgt, oder in der Öde darbt. Das Sich-lösen vom Vaterherzen ist der Ursprung des Unglücks. Mit einem gewissen Selbstgefühl reißt sich mancher Jüngling und auch manches junge Mädchen los von den gottseligen Gebräuchen des Elternhauses und meint, es gehöre zur sittlichen Kraft, seine Führung nun selbst in die Hände zu nehmen. Aber im tiefsten Grund reißt es sich damit los von Gott. Man braucht nicht in offenbaren Sünden zu wandeln, um ein verlorener Sohn, eine verlorene Tochter zu sein.

Wer nicht daheim am Heilandsherz Bleibt ewig heimatlos!

Wo bist du heute, mein Leser? Bist du daheim? Oder bist du draußen? Komm, wirf einen Blick in das Vaterhaus, das jener Sohn einst in Leichtsinn und Selbstsucht verließ. Was sehen wir dort? Einen Vater, der sehnend ausspäht nach dem Wanderer, der, als er ihn von fern erblickt, ihm entgegenläuft, ihn in all seinem Elend in die Arme nimmt, ihn küsst und wieder hineinführt in das Vaterhaus. - Sieh, welch eine Liebe! Und dieselbe Liebe wartet auch auf dich. Bleibe ihr nicht fern! O verlorenes Kind, komm heim! Komm heim!

O binde mich an Dich! Ich weiss, dass Du die Deinen niemals lässt. Sie aber irren leicht; drum halt mich fest!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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„Ich bin mit Gott fertig!" Wie stolz hat mancher schon so in seinem Herzen gesprochen. So hat auch der „verlorene Sohn" gesagt, als er aus dem Vaterhaus ging: „Damit bin ich nun fertig!"

Aber der Vater war mit ihm nicht fertig. Der Vater wartete, und dies geheime Warten des Vaters war wie ein Seil, das den Sohn nicht losließ, war wie eine Verheißung über all seinen Nöten, war wie ein dunkles Gericht über all seinen falschen Wegen. Der Herr wartet auf Seine Menschenkinder. Dies Warten Gottes ist eine unsagbar starke Macht. Wie manch einer läuft durch die Welt und flieht vor Gott und spürt doch dies starke Band, das ihn hält: „Der Herr wartet auf mich." Da berauscht sich manch einer an der Welt, an ihren Zerstreuungen, an Sünden und an herrlich großen Aufgaben. Und doch – es liegt wie ein geheimer Schatten über allem: „Gott wartet auf mich."

Da ist einer völlig versunken in der Welt und ihrem Wesen. Es ist, als sei jedes Erinnern an Gott völlig ausgelöscht aus seinen Gedanken. Und doch – wie ein funkelnder Stern über der nächtlichen Erde, so steht auch über solch armem Leben die Verheißung: „Gott wartet auf dich." Gott wartet! Das ist eine stete Beunruhigung der Welt. – Gott wartet! Das ist ein wunderbarer Trost für Glaubende, die ihre Lieben auf falschen Wegen sehen. – Gott wartet! Das ist ein starker Ruf zum Heimkommen an alle, die es hören. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Der „verlorene Sohn" kam sich sehr stark vor, als er aus dem Vaterhause auszog. Und doch – wie schwach war er in Wirklichkeit! Das Leben zerbrach ihn Stück für Stück.

Und er kam sich sehr schwach vor, als er zum Vaterhaus zurückkehrte. Und doch – wie stark war er in Wirklichkeit: denn sein zerbrochenes Herz stieß die Tore des Vaterhauses, die ihm verschlossen waren, auf; ja, es rührte das Herz des Vaters, dass der allen Zorn fahren ließ und vor Erbarmen brannte. Ja, so stark ist ein gebeugtes Herz! So unheimlich stark ist „ein zerbrochenes Herz und ein geschlagenes Gemüt", dass es, ohne es zu wissen, Gewalt hat über Gottes Herz.

Tore Gottes, die unsere Sünde und unser Trotz siebenfach verriegelt hatten, springen auf vor einem gedemütigten Geist. Berge von Schuld müssen verschwinden wie ein Nebel. Und der verzehrende Eifer und Zorn des heiligen Gottes muss schweigen, dass nur noch der helle Sonnenschein göttlichen Erbarmens hervorbricht – da, wo ein Sünderherz in aufrichtiger Buße bekennt: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße." Wo das Herz so spricht, da wallt Gottes Herz voll rettender Liebe. Und Gottes Erbarmen in Jesus empfängt den Heimgekehrten. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Hier wird deutlich, dass die Geschichte vom „verlorenen Sohn" ein Gleichnis ist, eine Geschichte von Gott. Denn in einer menschlichen Geschichte wäre es bestimmt anders zugegangen.

Da hätte der Vater bitter gesagt: „Siehe da, jetzt kommt er wieder an, jetzt, wo er mit allem zu Ende ist." Oder er hätte gar gedacht: „Wir haben einmal miteinander Schluss gemacht. Du hast es so gewollt! Nun bleibt's dabei!" Zum mindesten hätte der Vater mal abgewartet, was der Sohn nun wohl sagen würde, und davon seine weiteren Entschlüsse abhängig gemacht. Nun, wenn Gott so handelte, dann würde kein Mensch selig. Gott sei Dank, dass Sein Erbarmen millionenfach größer ist als das aller irdischen Väter. Er ist – wie die Bibel sagt – der „rechte Vater über alles, was da Kinder heißt". Der Vater in der Gottesgeschichte vom „verlorenen Sohn" geht dem Sohn entgegen. Nein! Er „läuft" ihm entgegen. Seine Arme sind dem Sohn geöffnet, ehe der ein Wort der Buße sagen kann. Die Liebe des Vaters umfängt ihn, ehe er sich gebeugt und um Vergebung gebeten hat.

So hat es Gott mit uns gemacht. In Jesus Christus ist Er uns, Seinen verlorenen Kindern, entgegengeeilt. Jesu Arme am Kreuz sind den Sündern ausgebreitet, ehe sie Ihn kennen. Jesu rettende Liebe ist da, ehe wir uns in Buße gedemütigt haben. „Er ist für uns gestorben, als wir noch Sünder waren." Ja, „Gott ist die Liebe!" Amen.