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Predigten zu Lukas 16,20

"[Es war] aber ein gewisser Armer, mit Namen Lazarus, [der] an dessen Tor lag, voller Geschwüre,"

Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Wohin soll sich ein Armer legen? Dahin, wo Reichtum ist. Wo hat ein Hungernder seinen Platz? Da, wo man herrlich und in Freuden lebt. Der Überfluss zieht die Darbenden herbei; das ist ihr von der Natur ihnen gegebenes Recht. Der Reiche sagte: Es ist ein Zufall, dass Lazarus gerade hier an meiner Tür liegt, ein widerwärtiger Zufall, da es kein Vergnügen ist, ihn anzusehen, doch nicht mehr als ein Zufall, der mich nicht weiter berührt. Bei Jesus gibt es jedoch keinen Zufall. Nach dem Urteil Jesu lag Lazarus beim Tor des Reichen, damit der Reiche ihn sehe. Ist er in seinem prächtigen Gemach, dann sieht er und die Schönheit seiner Umgebung entgeht ihm nicht. Er sieht, wie hübsch ihn sein Purpurmantel kleidet, und sieht, wie vergnügt die Augen seiner Festgenossen leuchten. Du sollst sehen, o ja, aber nicht nur dann, wenn du in deinem Haus bist, sondern auch dann, wenn du vor deine Türe trittst und Lazarus vor dir liegt. Nun sieh dich vor, werde nicht plötzlich blind, wende dein Gesicht nicht weg. Du sollst sehen, was Gott dir zeigt. Siehst du nichts, so tust du nichts; tust du nichts, so tust du Sünde. Es ist dir nicht möglich, nichts zu tun. Entweder hilfst du oder du verdirbst. Entweder sorgst du für Lazarus oder du machst, dass er unter den Hunden stirbt. Handeln musst du, es sei Gutes oder Böses, und zum Handeln musst du sehen, und wenn du nicht sehen willst, so stirbst du an deiner Schuld. Du kannst dein Auge nicht für immer verkleben. Einst lernst du sehen.

In allem, was Du, Vater, uns zeigst, liegt weise Absicht, liegt Stoff für uns zum Aufmerken, liegt Aufruf zur Tat. Aber wie viel reicher und größer ist das Leben als unser Herz und unsere Kraft. Darum bitte ich Dich: gib mir offene Augen auch für das, was dieser Tag mir zeigt. Amen.