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Predigten zu Lukas 23,41

"und wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Das Gnadenwunder am Schächer (I)

"Wir sind billig in dieser Verdammnis; denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind."

Die beiden Übeltäter, in deren Mitte Jesus gekreuzigt wurde, sind ein Bild der ganzen Menschheit. Beide sind dem Heiland gleich nahe, hören und sehen das gleiche. Doch nur einer kommt zum Glauben. Der andere holt sich bei Jesus den ewigen Fall, von dem es kein Wiederaufstehen gibt. So scheiden sich an ihm die Herzen und die Wege der Menschen. Nichts bringt den innerlich harten, trotzigen, auch am Verbrecherpfahl noch immer hochmütigen Menschen zur Umkehr. Aus dem Hochmut fließt auch sein Spott. Der Spötter fühlt sich überlegen und erhaben über den Verspotteten. Daher prallen auch die Zurechtweisung und das aufrichtige Schuldbekenntnis seines Mitgenossen an seinem Herzen wirkungslos ab. Es beseelt ihn nur ein Verlangen: aus dieser schmerzlichen Lage befreit zu sein. Etwas Höheres kennt er nicht. Er hat viele seinesgleichen, die nie über sich, sondern nur über ihre traurigen Umstände betrübt sind, die keine Gnade für ihre Sünden, sondern nur Hilfe aus der leiblichen Not begehren. Darum sind ihre Ohren taub für das Wort vom Kreuz. - Der bussfertige Schächer war zuerst auch so eingestellt. Er hat, wie Matthäus berichtet, mitgespottet über Jesus. Wie gar viele mittun, was andere tun, mitschreien, wenn andere schreien (Apg. 19, 32), nachsagen, was ihnen andere vorsagen: so auch er. Aber dann wurde er still und nachdenklich. Das Gebet Jesu am Kreuz um Gnade für seine Peiniger und noch mehr sein Benehmen, das so ganz anders war als das Verhalten der Leute seines Schlages, machten einen tiefen Eindruck auf ihn. Gute Worte sind Goldes wert. Doch muss das gute Beispiel oder der Anschauungsunterricht dazukommen. Der Schächer änderte seinen Sinn. Es ging ihm ein Licht auf über seine Sünde. Die Not seines Gewissens machte ihm zuletzt mehr zu schaffen als seine furchtbaren Schmerzen. Er erkennt, dass er es nicht besser verdient hat, und bittet um Gnade. - Man könnte meinen, das sei eigentlich selbstverständlich bei jemandem, dessen Schuld gerichtlich festgestellt worden war. Und doch ist's ein Wunder. Denn gerade die gröbsten Sünder haben das geringste Sündengefühl. Je mehr der Mensch sündigt, desto abgestumpfter wird er. Die, welche am weitesten von Gott abgekommen sind, empfinden den Abstand am wenigsten. Nach ihrer Meinung ist alles andere schuld: die Menschen, die Verhältnisse, ja Gott selbst, nur sie nicht. Mit der äußeren Verurteilung ist noch lange nicht die innere Verurteilung im Gewissen gegeben. Sie ist ein Werk Gottes. Es ist etwas Großes, wenn ein Mensch mit dem Schächer sprechen lernt: "Wir empfangen, was unsere Taten wert sind." Eine solche Beugung ohne Entschuldigung ist nicht sehr häufig. Selbst im Kreis der Gläubigen findet man nicht viele, die sich etwas sagen lassen und ihre Fehler rückhaltlos eingestehen.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Sind wir der Schächer, so sollen wir es auch machen wie der Schächer. Lasst uns uns selbst verdammen, uns selbst verklagen vor Gott, es vor ihm bekennen, dass wir seiner Seligkeit unwert sind, dass wir den Lohn unserer Taten empfangen, wenn er uns auf ewig in die Verdammnis wirft. So sei Gott recht gegeben! – Aber nun, wo bleiben wir mit unsern Sünden? Hinaufgeschaut zu dem, der neben uns hat wollen hängen! Neben uns, ja und auch für uns, auch an unserer Statt. Was hat er verübt, dieser Mann der Schmerzen? Womit hat er es verdient, dass er da hängt mit einer Krone von Wunden und Blut um das Haupt? Womit hat er es verschuldet, dass sein Gott ihn nicht durch seine Engel vom Kreuz nehmen lässt, dass sich die Erde nicht auftut, zu verschlingen die gottlose und mitleidslose Rotte, welche um das Kreuz steht? Ist er auch ein Übeltäter, ein Verbrecher, ein Räuber, ein Mörder? Nein, nein, er hat nichts Ungeschicktes getan. Er ist um und um unschuldig. Er macht hier alles gut, was wir verdorben; er bezahlt, was wir geraubt haben; durch die Schmach, die er trägt, macht er uns zu Fürsten über die Engel; durch seinen Tod wird er der Tod unseres Todes; durch seine Verlassenheit, wo er fast umkam in dem Zorne Gottes, hat er uns hineingebracht in die Gemeinschaft mit Gott, so dass wir als begnadigte Kinder, schluchzend aber auf ewig versöhnt, uns an sein Vaterherz werfen dürfen.

Ich, ich und meine Sünden,
die sich wie Körnlein finden
des Sandes an dem Meer,
die haben dir erreget
das Elend, das dich schläget,
und das betrübte Marterheer.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Golgatha, ein Ort voller Wunder! Oder ist es kein Wunder?: Der Gesetzlose verkündet das Gesetz. Der Rechtlose verkündigt das Recht!

Der Schächer, der neben Jesus am Kreuz hing, war ein Gesetzloser. Er hatte nicht nur das menschliche Gesetz, sondern auch das Gesetz Gottes verachtet und mit Füßen getreten. Er hatte sich außerhalb der göttlichen Ordnungen und Rechte gestellt.

Und nun – welche Veränderung hat Gott im Herzen dieses Mannes bewirkt! Dieser Gesetzlose verkündet das Gesetz: „Der Sünder hat das Gericht und den Tod verdient."

Nicht als eine theoretische Erkenntnis spricht er das aus. O nein! Er selbst beugt sich unter das göttliche Gesetz: „Ich, der Sünder, habe das Gericht Gottes und den Tod verdient."

Unter dem Kreuze standen viele Menschen. Wo war einer, der solche Erkenntnis gehabt hätte? Der so sich unter Gottes Gerichtsurteil gebeugt hätte? Der so Gott recht gegeben hätte? Weil sie das nicht taten, konnten sie auch Gottes Heil in Jesus nicht erkennen.

Denn nur wo ein Mensch Gott Recht gibt, wo ein Mensch seinen verlorenen Zustand erkennt und Buße tut, kann auch rechte Heilserkenntnis anbrechen. So wird dieser aufrichtige Schächer für uns zum Bußprediger. Dass wir doch mit ihm sprechen lernten: „Herr, wir haben deine Gerichte verdient. Unsere Taten taugen nicht vor dir." Dann dürfen wir auch mit ihm an Jesus froh werden. Amen.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wunderbares geschieht: Die Steine schreien! „Wenn diese schweigen, dann werden die Steine schreien!" So hatte Jesus den. Obersten Seines Volkes erklärt, als sie Ihn aufforderten, den Lobpreis Seiner Jünger abzustellen.

Nun schweigen die Jünger. Nun war es Zeit, dass die Steine schrieen und Jesus lobten. Und sieh! es geschieht. Oder vielmehr etwas, was noch viel stummer und härter ist als die Steine, erhebt seine Stimme zu einem Zeugnis für Jesus: ein hartes, in der Sünde hart gewordenes Menschenherz. Der Schächer, der neben Jesus am Kreuz hängt, legt laut ein Zeugnis für Ihn ab: Dieser hat nichts Unrechtes getan!" Damit ergreift er Partei für Jesus gegen alle die, die unter dem Kreuz standen, gegen Römer und Pharisäer und Hohepriester. Das ist etwas Großes. Man, ist es gewohnt, dass ein Verurteilter seine Unschuld beteuert. Das ist weiter nichts Verwunderliches. Aber das tut dieser Schächer nicht. Seine Sünde hat er bekannt: „Wir empfangen, was unsere Taten wert sind." Aber nun rühmt er Jesus: „Der ist gut! Der ist heilig! Der ist rein!" Wahrlich, die Steine schreien für Jesus!

„Dieser hat nichts Unrechtes getan!" sagt der Schächer. Warum er selbst da hängt, weiß er nur zu gut. Aber warum hängt der Unschuldige am Kreuz? „Ich trage meine Schuld", denkt der Schächer. „Aber wessen Schuld trägt der dort, der Reine, der Unschuldige?"

Und durch sein Herz zieht wohl eine Erinnerung an alte Bibelworte, die er in seiner Jugend härte, von einem, der „der Welt Sünde trägt", von einem, „auf den Gott unser aller Sünde warf". Und er erfasst glaubend: „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten" (Jesaja 53). Amen.