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Predigten zu Lukas 2,10

"Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die für das ganze Volk sein wird;"

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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Von der Reichsgottesoffenbarung im Sohn.

"Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren soll. Euch ist heute ein Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr in der Stadt Davids." Lk. 2,10 f.

Jesu Reichsgottesbotschaft ist göttlich-groß in ihrem Evangelium. So unheimlich hart auch das Urteil in Jesu Reichsgottesbotschaft ist, entsprechend groß ist die frohe Botschaft der Erlösung, die Er uns in derselben bringt. Jesu Evangelium ist groß genug, die ganze Welt zu umfassen.

Wir brauchen uns nur zu erinnern an die wunderbare Botschaft des Engels von Bethlehem: "Ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren soll. Euch ist heute der Retter geboren." Gewiss war dieses Wort zunächst an Hirten gerichtet, die dem jüdischen Volke angehörten. Die Botschaft wies aber weit über die Grenzen dieses Volkes hinaus. Das sagt uns Jesus in seinem ganz großen Wort an Nikodemus: "Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben." Hier handelt es sich nicht etwa nur um ein Volk, es handelt sich um die Welt. Sie wird von der Liebe umfasst, die im Gesalbten Fleisch geworden ist, um ihr zur Rettung zu werden. Denn dieses Evangelium umfasst auch die ganze Schwere unseres Falles. Es könnte jemand sagen: "Gewiss, Gott hat die Welt geliebt. Mein Fall jedoch in dieser Welt ist so groß und schwer, dass ich damit nicht rechnen darf, durch die Kraft dieser Botschaft erlöst zu werden." Gewiss, unser Fall ist tief. Es wäre eine unverantwortliche Selbsttäuschung, wollten wir uns über die ungeheure Schwere und Tiefe unseres Falles hinwegtäuschen. Die Hoffnung auf Errettung kommt jedoch nicht von uns her, sie tritt in unser Leben von der Liebe her, die in ihrer Kraft stärker ist als unser Tod.

Jesus in seinem Wort und Dienst hat doch bewiesen, dass das Evangelium seiner Reichsgottesbotschaft nicht halt macht vor einer Sünderin zu seinen Füßen. Andere wiesen zwar auf die Frau hin und sprachen: "Wäre Er ein Prophet, so wüsste Er, was für eine Frau das ist." Ja, auch Jesus wusste, wer in der Schwere ihres Falles und in der Tiefe ihrer Ohnmacht zu seinen Füßen lag. Aber die Welt, die Er in dieses zerbrochene und verlorene Leben hineinzutragen hatte, war grösser als der Tod, der sich in der Frau auswirkte. Denn das Evangelium, das Er zu bringen hat, fragt nicht nach dem, was wir zunächst in der Schwere unseres Falles sind, sondern was Er auf Grund der Vergebung aus uns wird machen können.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

Siehe, ich verkündige euch große Freude1 die allem Volk widerfahren wird. Lk. 2, 10.

Welches ist nun diese große, freudenvolle Sache, die der Engel hier verkündigt? Antwort (Gott sei uns gnädig! Gott öffne unseren Sinn!): Es ist dies nichts Geringeres, als dass Gott einer unter uns, ein Mensch, unser Bruder im Fleisch geworden ist. Was sagt die Schrift? "Weil sie alle von einem kommen, beide, der da heiligt und die da geheiligt werden, darum schämt Er sich auch nicht, sie Brüder zu heiss en." Wer ist derjenige, "der da heiligt"? Gott, der Heilige, Hohe und Hochgelobte. Wer sind diejenigen, "die da geheiligt werden"? Die Menschen, die gefallenen Menschen. Und sie kommen alle von einem. Was bedeutet das? Sie sind beide von einer Natur, von einem Geschlecht; Gott und wir sind beide Mitglieder des Menschengeschlechts; Gott ist Mensch, wir sind Menschen. "Darum schämt Er sich auch nicht, sie Brüder zu heißen," da sie wirklich Brüder sind, die dem Fleische nach von demselben Stammvater herkommen. Darum denkt Christus: "Warum sollte Ich Mich schämen, sie Brüder zu heißen? Sie sind Menschen wie Ich, und Ich bin Mensch wie sie." So zeigte Er auch mit der Tat, dass Er sich vor niemandem, weder vor Seinem himmlischen Vater noch vor einem Menschen schämte, sie Brüder zu heißen. Das eine Mal sprach Er zu Seinem Vater: "Ich will Deinen Namen predigen Meinen Brüdern," das andere Mal zu Maria Magdalena: "Gehe hin zu Meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu Meinem Vater und zu eurem Vater, zu Meinem Gott und zu eurem Gott;" das dritte Mal sagte Er dann vor der ganzen Welt: "Was ihr getan habt einem unter diesen Meinen geringsten Brüdern, das habt ihr Mir getan."

Lasst uns nun bedenken: Es ist eine göttliche Wahrheit, dass Gottes Sohn unser Bruder geworden ist. Es ist nicht nur ein freundlicher und liebevoller Titel, sondern eine Wirklichkeit, die sich darauf gründet, dass wir alle von einem kommen. Wenn wir dies recht glauben und bedenken könnten, würden wir wohl außer uns vor Freude und Verwunderung sein, ja, wohl kaum noch leben können. Wir müssen einräumen, dass unsere Herzen durch den Fall Adams schrecklich verderbt, steintot, eiskalt, verstockt, verschlossen und mit einer dicken, dicken Finsternis des Unglaubens umhüllt sind, da wir uns so wenig freuen und Gott so wenig lieben und preisen. Wir sollten uns sehnen, zu Gott zu kommen und ängstlich rufen: Wann, wann wird die schwere, unerträgliche Decke, die die Herrlichkeit Gottes so verbirgt, weggenommen werden? Wer wird mich erretten von dem Leibe dieses Todes?

Aber noch mehr! Wenn jemand nach der eigentlichen Ursache und nach dem eigentlichen Zweck fragt, weshalb Gottes Sohn ein Mensch werden und die Natur der verlorenen Kinder annehmen sollte, dann redet die Schrift in der tröstlichsten Weise davon: "Nachdem die Kinder Fleisch und Blut haben, ist Er dessen gleichermassen teilhaftig geworden, auf dass Er durch den Tod die Macht nähme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist, dem Teufel, und erlöste die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mussten." "Daher musste Er in allen Dingen Seinen Brüdern gleich werden, auf dass Er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester vor Gott, zu versöhnen die Sünden des Volks." Sieh hier! Er sollte darum gleich den verlorenen Kindern Fleisch und Blut haben, auf dass Er durch den Tod die Macht nähme dem, der des Todes Gewalt hatte, dem Teufel. Er sollte die Knechte des Todes erlösen, die Sünden des Volkes versöhnen, und barmherzig, mild, mitleidig und teilnehmend sein. Beachte! Menschenschulden sollten mit Gesetz und Recht übereinstimmend mit Menschenblut bezahlt werden. Ein Mensch sollte das büssen, was der Mensch verbrochen hatte. "Darum nahm Er von des Weibes Blut, damit machte Er die Sache gut, die Eva einst verbrochen." Darum war die erste Verheißung Gottes auch diese: "Des Weibes Same wird der Schlange den Kopf zertreten." Der Sohn Gottes musste darum als Mensch geboren und unter das den Menschen gegebene Gesetz getan werden, weil Er diejenigen, die unter dem Gesetz waren, erlösen und uns dadurch zu Kindern Gottes machen sollte. Der Sohn Gottes musste ein Menschenkind werden, auf dass die Menschenkinder Gotteskinder und damit errettet würden.

Diese Erlösung vom Gesetz durch dieses Kind hatte der Geist Gottes schon durch den Propheten Jesaja deutlich und herrlich vorhergesagt: "Du hast das Joch ihrer Last und die Rute ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie zur Zeit Midians: Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben." Was ist dieses "Joch der Last" anderes als die Sünde und das Gesetz, das uns wie eine schwere Last bedrückt und Gal. 5 "das knechtische Joch" genannt wird? Was ist "die Rute der Schulter" und "der Stecken des Treibers" anderes als das Gesetz, das gleich der Geißel eines Zuchtmeisters oder eines Sklaventreibers uns im Gewissen wegen unserer Sünden schlägt, treibt und plagt und uns zum Tod verurteilt, uns dem Teufel übergibt und uns in die Hölle stürzt? Solcher Zorn Gottes, solches grässliche Elend ist "die Rute der Schulter" und "der Stecken des Treibers", den unser Gideon wie zur Zeit Midians zerbrechen sollte.

Lob, Preis und Dank, Herr Jesu Christ, Sei Dir von mir gesungen, Dass Du mein Bruder worden bist Und hast die Welt bezwungen. Hilf, dass ich Deine Gütigkeit Stets preis in dieser Gnadenzeit Und mög' hernach dort oben In Ewigkeit Dich loben.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

Fürchtet euch nicht; siehe, ich verkündige euch große Freude. Lk. 2,10.

Evangelium! Gute Botschaft! In jener stillen, heiligen Nacht, da Jesus geboren wurde, sandte Gott einen Engel, begleitet von der ganzen Menge der himmlischen Heerscharen, um der Erde die erstaunliche Nachricht zu bringen: Christus, der Retter, ist da!

Aber die Welt schläft ruhig weiter. Einige achten die Engelsbotschaft als ein liebliches Märchen, das die Kinder unseres Jahrhunderts nichts angeht. Andere "lassen sie wohl stehen" und freuen sich der Segnungen, die das Christentum der Welt im Allgemeinen gebracht hat; aber dass es sie persönlich berühre, denken sie nicht. Nur wer seine Sünde erkannt hat und weiss, dass er eines Retters bedarf, dem ist jene Nachricht die süsseste, herrlichste, seligste Musik: Dir ist der Heiland geboren!

O Brüder, Schwestern, lasst uns diese Himmelsbotschaft niemals als etwas Selbstverständliches, längst Bekanntes hinnehmen! Täglich sei sie uns neu. Immer wieder möge durch des Geistes Kraft das Evangelium von des Vaters Liebe und des Sohnes Erlösungstat wie ein heiliges Feuer uns durchglühen. Dann erst sind wir befähigt, die Botschaft weiter zu tragen, die unser erhöhter Herr nun nicht den Engeln, sondern seinen erlösten Menschenkindern aufgetragen hat: Lasset euch versöhnen mit Gott! Christus, der Retter, ist da!

Gelobt sei Gott, gelobt sein Sohn, Durch den er Gnad erweist! Lobt, Engel, ihn vor seinem Thron! Erheb ihn auch, mein Geist!


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Wo sind nun die Schlechten? Wo sind die Sünder? Wo sind die Mühseligen und Beladenen? Wo sind, die sich gottlos fühlen? Herbei, meine Brüder und Schwestern, herbei zu dem Kind, das euch heute geboren ist! Sehet da, es liegt in einer Krippe, gleich zu Anfang isf s erfüllt: »Der Menschensohn hat nichts, da er sein Haupt hinlege. « Ist's nicht für euch so arm worden, auf daß ihr durch seine Gnade reich würdet? Sehet da, es ist in elende Windeln gewickelt und ist doch der Herr des Weltkreises, voll Majestät, sehet, es weiß niemand etwas von diesem Kind als einige Hirten, ach so ist es noch jetzt verachtet und verkannt, nur wenige kennen es, wir aber wollen uns mit der tiefsten Ehrfurcht nahen und ihn, den neugebornen König, anbeten und ihm unsere Huldigungen darbringen. Auf Sünder ist's abgesehen, Sünder will Jesus zu seinem Dienste haben, Sünder will er durch seine Geburt zur göttlichen Würde führen, an Sündern den Reichtum seiner Erbarmungen beweisen, Sünder hatte er sich vorgenommen bis in den Tod zu lieben, darum ist er geboren. Wer ist nun weise und benützt dies Licht? Wer ist klug und ergreift diesen Jesus? - Aber du sprichst: Ich bin zu unwürdig, ich bin zu sündig, ich darf nicht. Wisse, lieber Mensch, das sind lauter Stricke Satans. Sage, wer ist zuerst auf den Gedanken gekommen, daß du selig werden sollest, du oder dein Erbarmer? Hast du ihn gesucht, oder hat er dich gesucht? Siehe, schon vor 1800 Jahren ist dein Jesus dir geboren! Schon im Rat der Ewigkeit ist deine Seligkeit beschlossen, und du willst zaudern, das anzunehmen, was dir Gott anbietet, einmal um das andere anträgt, was er dir so gerne schenken will? Was Er dir aus Gnaden und Erbarmen geben will, das willst du verdienen? Nein, es ist eine unverdiente Gnade, die heute verkündigt wird allen Menschen, und wie sie sich freiwillig ohne menschliches Zutun und Verdienst geoffenbart hat, so schenkt sie sich jetzt noch den armen Sündern. O ein werter Tausch! Seine Sünde gibt man hin und er gibt seine Gerechtigkeit; man gibt hin, seine Jämmerlichkeit, und Jesus gibt sein Verdienst. Gott Lob! Gott Lob! Große Freude!

Ein göttlich Kind, den Menschen gleich, ist uns geboren heute von einer Jungfrau gnadenreich und tröst uns arme Leute. War dieses Kind uns nicht geborn, so warn wir allzumal verlorn; das Heil ist unser aller. O du liebster Jesus Christ, der du Mensch geboren bist, behüt uns vor der Hölle!


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Ach was ist diese arme Erde ohne dieses Wort von der großen Freude! Gibt es ein Plätzchen auf der bewohnten Erde, gibt es ein Dörfchen, gibt es eine Familie, wo nicht diese oder jene Art von Elend und Zerrüttung wäre, wo nichts zu beseufzen, nichts zu wünschen übrig bliebe? Auf dem Staube der vorangegangenen Geschlechter stehen wir und wollen unser Glück darauf hinbauen; unsere Nachkommen werden auf unserem Staube stehen und vielleicht das Nämliche begehren, wenn sie sich von Gott nicht weiser machen lassen als ihre Väter; ein Geschlecht um das andere muß hindurch durch die Angst dieses Lebens, durch die Angst des Todes. Wo sind denn die Glücklichen, von welchen man so vieles redet? Ich habe deren noch keinen gesehen; aber eine große Menge habe ich gesehen von solchen, die ihren Nächsten um ein Glück beneidet haben, das er nicht hatte; die sich einen Zustand vorgestellt und gewünscht haben, der nirgends anzutreffen ist. Das sind Träume! Es gibt kein Glück in dieser Welt als den Frieden Gottes durch Jesum Christum. Sehet die Leute an, die Christum nicht haben, und doch aussehen, wie wenn sie vergnügt und glücklich wären. Was macht's, daß sie so fröhlich und aufgeräumt sind? Sie haben etwa eine gute Mahlzeit zu sich genommen; oder sie haben sich hinaufgesteigert durch Wein und andere Getränke; oder sie haben es zu einer Fertigkeit gebracht, daß sie allen Ernst und alle Wahrheit in sich dämpfen können; oder sie haben andere Mittel angewendet, um des Gedankens an ihr Elend, an ihre Sorgen, an ihren wahren Zustand sich zu erwehren; - alle Freude außer Christo ist nichts als ein augenblickliches Vergessen des eigenen Zustandes; gelingt aber das nicht, so ist alle Freude verdorben. Wenn aber auch die Erde ein Paradies und kein Elend darin wäre: - die Ewigkeit, die ernste Ewigkeit und die Ahnung derselben in des Menschen Brust, und die Furcht des Sünders davor, - wahrhaftig, dies wäre hinlänglich, um das Lachen der Freude aus dem Angesicht ganz hinwegzutreiben. Ach was wäre dieses Leben ohne einen Heiland! Aber sehet, höret, liebe Brüder! - In diese arme Welt herein, diesen armen Geschöpfen, die Menschen genannt werden, uns ruft der Engel zu: »Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude.«

Nun, er liegt in seiner Krippen, ruft zu sich dich und mich, spricht mit süßen Lippen: Lasset fahren, liebe Brüder, was euch quält! - Was euch fehlt, bring ich alles wieder. Ei, so kommt mit offnen Händen, stellt euch ein, groß und klein, kommt von allen Enden, liebt ihn, der von Liebe brennet; schaut den Stern, der euch gern Licht und Labsal gönnet.


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Inwiefern so große Freude? Ist irgend etwas Irdisches im Spiel, daß die Freude so groß sein soll? Soll unserer Armut abgeholfen werden? Oder soll eine gute Erbschaft uns zufallen? Oder sind wir zu einem fröhlichen Gastmahle geladen, wo wir nicht bezahlen dürfen? Oder soll irgendein irdischer Wunsch uns befriedigt werden? Nein! Von dem al- lern nichts, »euch ist heute der Heiland geboren!« Sollte es auch der Mühe wert sein, sich über diese Nachricht zu freuen, da sie keinen Bezug hat weder auf Geld und Gut, noch auf Ehre und Ansehen, noch auf die Wollüste des Lebens; da sie nur Bezug auf die Seligkeit des Geistes hat? Sollte es auch der Mühe wert sein, diese Nachricht ein Wort der großen Freude zu nennen? -Ja leider! Man muß so fragen. Wie manchen in der sogenannten Christenheit ist diese große Botschaft so gleichgültig, wie wenn ihnen berichtet würde, daß dem Kaiser von Japan ein Sohn geboren sei! Wie viele sind unter uns - ach, ich vermute, es möchten sehr viele sein - die, wenn ihnen heute ein Engel erscheinen und sagen würde: »Es ist dir ein Heiland geboren! « in ihrem Inwendigen dächten: So, ist's nur das, sonst nichts? Wenn's nur das ist, so hätte der Engel zu Hause bleiben können. Aber nicht wahr, wenn uns durch eine solche Erscheinung angekündigt würde: Da oder dort sei ein Schatz zu erheben, wodurch wir reich werden könnten - da könnten wir nicht mehr schlafen vor Freude und Erwartung der Dinge, die da kommen sollen. Ist's nicht so? Ich frage: Ist eine einzige Seele unter uns, die durch die Ankündigung eines zu erhebenden Schatzes nicht in die lebhafteste Freude versetzt würde, - und wie viele sind da, denen es wirklich eine Freudenbotschaft ist, daß ein Heiland geboren ist? O mein Heiland! Wir sind sehr irdisch gesinnt, und du bist sehr wenig gekannt unter dem Volke, das sich nach deinem Namen nennt.

Freuet euch, ihr Christen alle, freue sich, wer immer kann; Gott hat viel an uns getan. Freuet euch mit großem Schalle, daß er uns so hoch geacht, sich mit uns befreundt gemacht. Freude, Freude über Freude: Christus wehret allem Leide. Wonne, Wonne über Wonne: Christus ist die Gnadensonne.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
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Freude und Wunder

Es ist tragisch, dass überall Männer und Frauen den Sinn für Wunder verlieren und nur ein einziges Interesse in ihrem Leben zeigen - nämlich für das, was ihnen nützt. Selbst das Christfest wurde dadurch ausgehöhlt. Wir ignorieren das Schöne und das Majestätische und fragen nur: »Wie kann ich das benutzen? Wie viel Profit wird mir das bringen?«

Gläubige Kinder Gottes haben einst in allem Gott gesehen. Sie waren über alles entzückt, das vor ihren Augen stand. Es gab keine gewöhnlichen Berge - die Berge waren alle Gottes Berge! Es gab keine bloßen Wolken - sie waren alle Triumphwagen Gottes! Diese Leute sahen Gott in allem. Wir heute schauen nie voll freudiger Überraschung in die Höhe.

Doch ich möchte Ihnen sagen, dass es für mich zeitlebens ein Entzücken war, das Jahr für Jahr blieb: wenn ich nämlich kleine Kinder am Heiligen Abend beobachten konnte. Die Geschenke mochten bescheiden sein, doch die spontane Freude und das Erstaunen der Kinder war immer wieder ungekünstelt und lohnenswert für den Betrachter. Dieser ungläubige Blick im Gesicht eines Kindes - alles ist voll Wunder und Schönheit! Trauriger aber ist es in der Tat, wenn Erwachsene das Wunder in der Anbetung Gottes verlieren - denn Anbetung ist Wunder und Wunder ist Anbetung!


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Wir haben wahrscheinlich sehr viel Gründe, traurig und bekümmert zu sein. Ja, sehr, sehr viel Gründe! Aber wir haben einen einzigen, durchschlagenden Grund, sehr fröhlich zu sein. Der wird uns hier gezeigt: „Euch ist der Heiland geboren." — „Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude!" So macht das Gott mit uns: Er nimmt uns nicht die Anlässe zur Bekümmernis weg. Aber in alle unsre Dunkelheit hinein stellt Er das eine große Licht.

Die Hirten, denen diese Botschaft zuerst verkündigt wurde, hatten sicher sehr viel Gründe zum Bekümmertsein. Sie litten gewiß an ihrer Armut. Vielleicht war der eine oder andre kränklich und konnte nur mühselig seinen Dienst tun. Und manch einer hatte gewiß Ärger mit seinem Vorgesetzten. Und wer von ihnen sich mit Politik beschäftigte, hatte auch keinen Anlaß, sehr glücklich zu sein. Wenn man die Hirten vor der Geburt Jesu gefragt hätte: „Wie muß das zugehen, daß Ihr fröhliche Leute werdet?" — so hätten sie gewiß geantwortet (und so wird die Vernunft immer antworten): „Wenn die Druckstellen in unserm Leben verschwinden, dann können wir aufatmen."

Nun atmen sie auf; nun sind sie fröhliche Leute; nun heißt's: „Sie priesen und lobten Gott" — obwohl die Druckstellen alle noch vorhanden sind. Gott hat einen Weg zur Hilfe gefunden, auf den die Vernunft nie gekommen wäre. Er hat die Not unsres Lebens an der Wurzel gepackt: „Euch ist der Heiland geboren." Nun nehmen uns erst mal Gottes Arme auf. Und dann kommen auch die Druckstellen zur Sprache. Amen.


Autor: Hermann Bezzel (*18.05.1861; † 08.06.1917) deutscher lutherischer Theologe
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Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.

Der Weihnachtschoral erschallt jetzt achtzehnhundert Jahre durch die Welt. Weihnachten zu feiern und zu preisen haben die größten Künstler gewetteifert; und doch, so jugendfroh wie der Morgen ist, und so reich, wie der Strom sich hinbreitet, ist Jesu Freude, ist Jesu Wort. Seht, es ist „große Freude“. So oft ich sorgend durch die Welt gehe, was wird der kommende Tag bringen, so oft tritt Jesus ein und spricht: Große Freude. Wenn nicht der Grundton unseres Lebens, der eigentliche Akkord unseres Lebensbildes und Lebenswerkes Freude ist, nicht rauschende, lärmende, sondern still gefasste Freude, so ist Weihnachten nichts für uns. Aber wir danken ihm, dass wir sagen können: „Große Freude!“ Das ist ja die Freude meiner Vorfahren, das ist die Freude meines Vaters und meiner Mutter gewesen, das ist die Freude, mit der sie in den Tod gingen, weil sie wussten, es wird der Herr sich ihrer erbarmen. Und diese große Freude gehört auch mir. Das ist die große Freude, die allem Volk widerfahren soll. Sie ist unergründlich und unaufhaltsam.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Und der Engel sprach zu ihnen: fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren.

Für unsere Gotteserkenntnis ist es sehr wichtig zu vernehmen, dass die erste Engelbotschaft bei der Geburt unseres Heilandes war: fürchtet euch nicht. Es war eben eine frohe Botschaft, Evangelium, das der Engel brachte. Wir wollen das für unsere eigenen Herzen und für unser Zeugnis an andere nie vergessen. Zuerst heißt es: fürchtet euch nicht und dann: siehe ich verkündige euch große Freude. Wer sich freuen will, muss erst die Furcht ablegen. Beides soll geschehen im Blick auf die große Tatsache: euch ist heute der Heiland geboren. Christus ist der Erlöser von Furcht und der Freudenbringer. Es gibt verschiedene Furcht; aber schließlich müssen wir alle Furcht auf das böse Gewissen zurückführen, das wir unserm heiligen und gerechten Gott gegenüber haben. Diesem unserm bösen Gewissen begegnet Gott durch die Menschwerdung seines Sohnes und sagt uns: ihr habt mit Grund Angst vor mir; aber ich gehe euch meinen Sohn; er kommt als Kindlein, nicht um euch zu richten, sondern euch ein Herz zu mir zu geben, damit eure Furcht weiche, wenn ihr meine Liebe sehet. Und dieser Sohn, der in der lieblichen Gestalt eines Kindleins in Bethlehem erscheint, hat ja all unsere Furcht und Angst auf sich genommen, indem er unsere Sünde auf sich nahm, so dass der Ruf mit friedebringender Macht ertönt: fürchtet euch nicht, denn ich habe euch erlöst. Siehe, ich verkündige euch große Freude. Ach, wie war die Quelle der Freude verdeckt vor Jesu Kommen, durch der Menschen Sünde! Ist doch alle Freude eitel Schein, die nicht aus der Liebe Gottes, aus der Gemeinschaft mit Gott quillt. Diese Gemeinschaft ist der Zweck der Menschwerdung Christi. Er kam, um sie uns vorzuleben in seiner eigenen Person; um die Hindernisse wegzuräumen, die uns von Gott trennten, den Fluch und die Herrschaft der Sünde; um in die versöhnten Herzen zu geben den Geist der Freude, der großen Freude. Das ist die große Freude, dass wir in Christo das Vaterangesicht Gottes wieder schauen dürfen ohne Furcht, denn die Liebe Gottes hat unsere Furcht weggenommen. Und was wir erfahren haben, soll alles Volk erfahren. O, wenn wir alles Volk überschauen, welch' ein Sündenmeer sehen wir! Wie groß ist Gottes Liebe, und wie groß die Macht seiner Gnade, die in Christo erschienen ist, und die nicht ruhen wird, bis die Engelbotschaft hindurchgedrungen sein wird durch alle Völker.

Auch ich beuge mich im Geiste an der Krippe zu Bethlehem und bete Dich, den Immanuel an. Was wäre ich ohne Dich! Wie freudelos wäre mein Leben und wie hoffnungslos! Du hast auch meinem Herzen die große Freude gebracht; dafür will ich Dir ewiglich danken. Amen