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Predigten zu Lukas 2,29

"Nun, Herr, entlässest du deinen Knecht, nach deinem Worte, in Frieden;"

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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"Eine gute Heimfahrt Herr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen."

Diese Worte Simeons sind ein Lob Gottes. Das Sehnen seines Herzens ist gestillt. Er hat keinen Wunsch mehr. Was ihm bis dahin noch gefehlt hatte, ist ihm nun zuteil geworden. Seine Leibes- und Herzensaugen sahen den von Gott auch ihm geschenkten Heiland. Er hat nur ein kleines Kind in den Armen, aber sein Geistesauge sieht in ihm den Retter aller Völker auf Erden. Er ist das Licht, durch das die Heiden zur Erkenntnis des wahren Gottes kommen. Nun kann der alte Simeon im Frieden abscheiden. Der letzte große Wunsch ist ihm erfüllt worden: er hat den verheißenen Heiland gesehen. Jetzt erlebte er, was in Röm. 5, 1 steht. Durch den Glauben an den Herrn Jesus wurde er gerecht, und darum hatte er nun den wahren Herzensfrieden, den Frieden mit Gott. Gott hat es ihm durch eine besondere Zusage in Aussicht gestellt, und er hat Wort gehalten. Wer den Heiland im Glauben erblickt hat und sprechen kann: Jesus ist mein Retter, der kann getrost seinen Weg in die Ewigkeit antreten. Wann haben wir Frieden? Wenn uns nichts mehr quält und nichts mehr fehlt. Solange wir Jesus und in ihm die Vergebung der Sünde noch nicht im Glauben ergriffen haben, gibt es gar viel in unserm Leben, was uns beunruhigt und quält. Das Blut des Sohnes Gottes schlägt alle Anklagen nieder.

Nichts, nichts kann mich verdammen, nichts nimmt mir meinen Mut; die Höll' und ihre Flammen löscht meines Heilands Blut.

Friede hat, wem nichts mehr fehlt, wer keine unerfüllten, vielleicht auch unerfüllbaren Wünsche mit sich herumträgt, sondern völlig befriedigt und innerlich gesättigt ist. Solchen Frieden hat, wer Jesus besitzt. Er ist die Gabe aller Gaben. In ihm schenkt sich uns Gott selbst, das ewige Gut. Eine Kranke bemerkte einmal: Früher hatte ich so viele Wünsche und war darum nie recht zufrieden. Jetzt habe ich nur noch einen Wunsch: Jesus, und ihn habe ich. Wer Jesus hat, den hält nichts mehr fest auf dieser Erde. Ihn verlangt, bei ihm zu sein, wie den Apostel, der sprechen konnte: "Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein.

O Jesu, deine Gnade macht, dass kein Sterben schade; lass auf dein Todesleiden mich einst im Frieden scheiden!


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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In Frieden hingehen?

Der alte Simeon sagt: »Nun will ich gern ohne Furcht und Schrecken, ja, mit Freuden sterben.« Das ist doch wirklich eine seltsame Sprache! Denn wie es in der Welt zu gehen pflegt, wenn der letzte Atem ausgeht, das kennen wir zur Genüge. Da herrscht keine Freude, sondern meistens Unruhe, Angst, Not, Furcht, Schrecken, Weinen und Heulen. Es ist auch unmöglich, dass die Natur es anders machen könnte, denn wir Menschen müssen den Tod der Sünde wegen erleiden. Ihretwegen kommt er über uns. Wie sehr aber die Sünde das Herz verzagt macht, wissen wir alle. Dabei ist es auch sehr traurig, wenn man Frau und Kinder, gute Freunde, schöne Häuser und andere Dinge loslassen muss, die man auf Erden lieb gewonnen hat. Das alles aber ist noch nichts im Vergleich zu der Erkenntnis, dass wir Sünder sind und das Gericht Gottes vor uns haben und nun in den Tod hineingehen müssen und uns weder schützen noch retten können. Darum kehrt die Welt beim Herannahen der Todesstunde den Gesang des lieben Simeon um und singt ein ganz anderes Liedlein: »Herr, ich bin Dein Diener nicht gewesen und gehe nun in Unfrieden dahin. Mein Herz ist voll Angst und Unruhe. Ich weiß nicht mehr aus noch ein. Was ich hier auf Erden zurücklasse, weiß ich wohl, was ich aber dort bekommen werde, kann ich nicht wissen. Ich muss mich aber auf Deinen Zorn vorbereiten, auf Strafe und ewige Verdammnis.«


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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Von unserer Erlösung.

"Nun Herr, entlässt Du Deinen Diener in Frieden nach Deinem Wort! Denn meine Augen haben Dein Heil gesehen, welches Du angesichts aller Völker bereitet hast; ein Licht zur Erleuchtung der Nationen und zur Verherrlichung Deines Volkes Israel!"

Im Leben des alten Simeon war die göttliche Verheißung geschichtliche Erfüllung, die Sehnsucht seiner Seele zum Schauen seines Glaubens geworden. In seinen zitternden Armen trug er den, von dem die Propheten gesprochen hatten und den die Völker als ihren Retter erwarteten. War der Verheißene und nun Erschienene auch zunächst nur ein Kindlein, das am achten Tage von seinen Eltern dem Herrn im Tempel dargebracht wurde, Simeon ließ sich seinen Blick durch diese Knechtsgestalt nicht trüben, in welcher der Gesalbte unter uns trat. Im Geiste schaute er die prophetische Aufgabe, die der Gekommene unter den Nationen, und die erlösende Mission, die er in Israel erfüllen würde. Als Heiland der Welt wird er den Völkern Erleuchtung und Israel Erlösung bringen.

Der alte Simeon hat die Erfüllung seiner prophetischen Schau nicht mehr selber erlebt. Er ging heim, bevor Jesus lehrte als einer, der Vollmacht hatte und nicht wie die Schriftgelehrten. Er hat die Freude derer nicht mehr gesehen, die Jesus in seine Reichsgotteswelt hineinziehen und denen Er die Kräfte des ewigen Lebens erschließen konnte. Er sah den Anbruch des Königtums Gottes auf Erden nur in Knechtsgestalt.

Sein Volk und die Welt nach ihm sahen aber in dem Geborenen die Herrlichkeit Gottes voller Gnade und Wahrheit. Sie erlebten Christus bis heute als Licht der Welt und Retter der Völker. War sein Geborenwerden in Bethlehem und sein Sterben auf Golgatha auch geschichtlich, seine Christuspersönlichkeit ist übergeschichtlich. Er lebt unter uns als der ewig Bleibende. Noch immer erleuchtet Er die Irrenden und vergibt Sünden denen, die schuldbewusst an ihre Brust schlagen. Noch immer erweist Er sich als Herr seiner Gemeinde und wohnt unter denen, die zerschlagenen Herzens und gedemütigten Geistes sind. Bald zwei Jahrtausende sah Ihn die Welt, wie Er Mühselige und Beladene zu sich zog und ihnen Ruhe gab für ihre Seele. Jahrhundert um Jahrhundert sind durch Ihn neue Menschen geworden, sobald sie sich wie einst Saulus von Ihm ergriffen wussten. Tempel um Tempel sind entstanden, wo sein Geist wirksam war, in denen Gott als Vater der Barmherzigkeit angebetet wurde im Geist und in der Wahrheit.

Ihn wird die Welt nicht los. Wenn Er auch als Kind von einer Mutter geboren und von der Zeit unter das Gesetz getan wurde. Er bleibt als der ewig Gegenwärtige. Darin liegt unser Heil. Selig, wer Ihn wie einst ein Simeon auch heute zu sehen vermag als den, der allein erleuchten und erlösen kann.


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Herr, nun lässest Du Deinen Diener im Frieden fahren, wie Du gesagt hast, denn meine Augen haben einen Heiland gesehen.

Es war vor der Ankunft des Herrn im Fleisch viel eitle Hoffnung auf den Messias in Israel. Aber neben dieser eiteln Hoffnung war auch rechte Hoffnung da bei der kleinen Schar, die erleuchtete Augen hatte. Zu dieser kleinen Schar, die betend auf den Trost Israels warteten, gehörte der ehrwürdige Simeon. Er empfing die besondere Gnade einer Antwort durch den heiligen Geist, er sollte den Tod nicht sehen, er hätte denn zuvor den Gesalbten des Herrn gesehen. Auf Anregen des heiligen Geistes kam er in den Tempel, und durfte das Kindlein Jesus auf seine Arme nehmen. Das war ein unaussprechlicher Augenblick für diesen alten Knecht des Herrn. Wie viele hätten gerne gesehen, was er sah, aber es war ihnen nicht geschenkt; im Glauben ohne Schauen wurden sie zu den Vätern versammelt. Im Anblick des Kindleins ruft er aus: Herr, nun lässest Du Deinen Diener im Frieden fahren. Sein tiefstes Sehnen war gestillt, er hatte den Messias gesehen und hatte Lust abzuscheiden. Es ist eine besondere Freude, solche alttestamentliche Heilige zu betrachten, an denen wir sehen, wie viel Gnade Gott einzelnen treuen Menschen geschenkt hat vor der Ankunft des Herrn im Fleisch. Gott hat sie voraus begnadigt im Blick auf das kommende Lamm Gottes. Ein solch begnadigter Mensch war Simeon. Wir sehen bei ihm keine Spur von Todesfurcht; sein Herz ist voll vom Frieden Gottes, und er steht in einer solchen Gemeinschaft mit Gott, dass er des Geistes Stimme in seinem Herzen hört und versteht. Er konnte im Frieden fahren. Wie viel mehr sollen wir, die wir nicht nur das Kindlein in Bethlehem, sondern auch den Heiland in Gethsemane und auf Golgatha kennen, so im Frieden Gottes stehen, dass von Sterbensangst auch keine Spur mehr zu sehen wäre. Hat doch der Herr den Tod überwunden, ihm den Stachel genommen, und Leben und unvergängliches Wesen an's Licht gebracht durch Seine Auferstehung. Welch ein Jammer, dass wir so viele Christen haben, die hinter Simeon zurückstehen! Öffnen wir doch die Augen, damit wir Jesum anschauen können. Vom Kripplein bis zum Grabe, bis zum Thron, da man ihn ehrt, gehört er uns Sündern. Ihn erkennen, und in ihm den Vater, ist nicht nur Friede, sondern ewiges Leben.

Herr, ich lobe und preise Dich, dass Du mir noch mehr gezeiget hast, als dem Simeon. Im Geiste darf ich Dich sehen in Bethlehem, auf Golgatha am Ostermorgen und auf dem Thron. Ich weiß, Du gehörst mir, weil ich ein Sünder bin. Nimm mich hin als Dankopfer. Amen