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Predigten zu Matthäus 16,24

"Dann sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Der Verleugnungsweg

"Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst!"

Jesu Nachfolge bedeutet ein Leben der Selbstverleugnung. Sich verleugnen heißt nichts anderes, als von sich selbst nichts mehr wissen wollen. Als Petrus seinen Meister verleugnete, sprach er: "Ich kenne den Menschen nicht!" Es ist etwas Großes, fremd zu werden gegen die eigene Person. Von Natur ist jeder sich selbst der Nächste, ist in sich verliebt und geht zärtlich mit sich um. Wer Jesu Jünger sein will, muss vor allem den Neigungen und Lüsten absagen, die direkt verwerflich und sündlich sind. Aber auch manche an sich berechtigten Wünsche und Hoffnungen müssen wir in der Nachfolge Jesu drangeben, sobald uns klar wird, dass der Meister zu diesen Wünschen nicht Ja sagen und die Erfüllung der Hoffnungen nicht gewähren kann. Es gibt sogar Dinge, die nützlich und nötig sind, von denen wir uns aber gleichwohl trennen müssen, wenn wir spüren, dass sie zur bindenden Fessel werden. "Es ist mir alles erlaubt, aber nichts soll mich gefangennehmen", sagt der Apostel. Und wenn etwas so kostbar und unentbehrlich ist wie das rechte Auge, die rechte Hand und der rechte Fuß, muss man sich gleichwohl davon trennen, wenn es uns aufhält auf dem Weg zum ewigen Ziel. Der Verleugnungsweg ist ein Sterbensweg. Er ist ein Weg der Schmach. "Wer mir nachfolgen will, nehme sein Kreuz auf sich!" Das Kreuz ist der Verbrecher- und Schandpfahl. Es bezeichnet all die Schmach, die um Jesu willen über seine Bekenner kommt, bis zum äußersten Endpunkt des schimpflichen Todes eines Missetäters. Missbräuchlich versteht man jetzt unter Kreuz die gemeinmenschlichen Leiden und häuslichen Trübsale. Nach biblischem Sprachgebrauch bezeichnet es aber ausschließlich das Bittere, was uns um Jesu willen widerfährt. Der Herr Jesus spricht von einem Muss des Leidens. "Des Menschen Sohn muss viel leiden." Dieses Muss gilt auch für den Jünger. "Wir müssen durch viel Trübsale ins Reich Gottes gehen." Der Jünger muss sich verachten, über die Achsel anschauen, ausstossen und verspotten lassen um des Namens Jesu willen. Da gehen viele nicht mehr mit, sondern "hinter sich". Jesus will, dass man sich in den Weg der Schmach nicht nur fügt als in etwas Unvermeidliches. Er erwartet vielmehr von seinen Nachfolgern, dass sie "das Kreuz auf sich nehmen", sich also willig darunter beugen, und zwar jeder unter sein Kreuz. Denn das Gewicht und die Last sind verschieden. Jedem wird das Maß von Leiden zugeteilt, das für ihn gerade entsprechend ist. Je näher wir unserem Meister kommen, je offener wir ihn bekennen, desto mehr wächst die Kreuzeslast.

Des Christen Schmuck und Ordensband, das ist das Kreuz des Herrn, und wer erst seinen Wert erkannt, der trägt es froh und gern.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!"

Jesu Reichsgottesoffenbarung verlangt von uns auch die volle Teilnahme an ihrem Opfer. Wir wissen, dass Jesu Opferweg nicht erst mit jener Stunde begann, wo Er sein Kreuz hinauftrug nach Golgatha. Am Kreuz vollendete sich nur das Opfer, das mit seinem Kommen ins Fleisch und seinem Dienst unter uns begonnen hatte. Sein Leben war ein Opfer: ein Opfer, das restlos dem Königtum seines Vaters gebracht wurde. Mit unserem Eintritt in das Königtum Gottes ist auch für unser Leben so ein totales Opfer verbunden. Paulus drückt es in seinem Brief an die Römer mit den Worten aus: "So ermahne ich nun euch, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber gebet als Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, euer vernünftiger Gottesdienst."

Nicht das sind Opfer, was wir um des Reiches Gottes willen verleugnen: Sünden, von denen wir um Jesu willen lassen, Gebundenheiten, von denen wir uns lösen. Diese Dinge können nie innerhalb des Königtums Gottes Opfer werden. Sie gehören dem Gericht an. Opfer ist Hingabe, und zwar jener Kraft und jenes Lebens, auf die Gott Anspruch erhebt. Es ist mithin jenes Leben, das zunächst von der Barmherzigkeit Gottes in uns gewirkt worden ist, das zu einem Opfer für das Reich Gottes, zu einer Hingabe an die ewige Welt werden soll.

Gott hat mich in meinem Dienst so geführt, dass Letzterer mit vielen Vortragsreisen verbunden war. Nun schenkte Gott uns eine große Familie. Wie oft war dieser mein Dienst ein Opfer, welches eine volle Hingabe an die Sache Gottes verlangte. Wenn ich z.B. in Russland sehr oft fünf bis acht Wochen auswärts auf Reisen sein musste, so dachte ich gelegentlich: Gott könnte mir wohl auch eine Woche erlassen. Dann versuchte ich meinen Dienst so zusammenzulegen, dass ich etwas früher heimkam. Ich gestehe ganz offen, dass ich in dieser von dem Vortragsdienst abgekürzten Woche selten das in meiner Familie fand, was ich in ihr suchte.

Der volle Segen der in Jesu angebrochenen Reichsgottesherrschaft kann sich uns nur dann erschließen, wenn wir bereit sind, freiwillig unser ganzes Leben als ein ungeteiltes Opfer dem Herrn zur Verfügung zu stellen. Dann enttäuscht Er uns nicht. Unser Opfer wird der Weg sein, auf dem Er uns von Kraft zu Kraft und von Herrlichkeit zu Herrlichkeit führen wird. Je völliger Er unser Leben mit seiner Hingabe beanspruchen kann, desto mehr wird es Ihm als Grundlage dienen, seine Herrlichkeit in unserer Schwachheit und Ohnmacht zu offenbaren.


Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Will jemand mir nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach."

Wahres Christentum beweist sich im praktischen Leben. Die Glaubenslehre ist etwas Köstliches. Glücklich sind die zu schätzen, die einen gesunden, lebensvollen biblischen Unterricht genossen haben und fortgesetzt aus den Heilstaten Erkenntnis und Kraft schöpfen. Man braucht gute Nahrung, um zu gedeihen; aber die Nahrung ist Mittel zum Zweck. Und der Zweck ist: ein gesundes, tatkräftiges Leben. So ist es auf irdischem, so auch auf geistlichem Gebiet.

Wir haben uns in der Passionszeit versenken dürfen in die Betrachtung von Jesus Kreuz. Nun muss die Frucht sein, dass wir unser Kreuz auf uns nehmen und ihm nachfolgen. Unser Kreuz ist zunächst alles, was unserem eigenen Leben den Tod bringt. Es ist vielleicht Schmach und Verlust um Jesu willen; es sind innere und äußere Demütigungswege, oder schwere Aufgaben und Leiden mancher Art, oder - wie bedeutsam ist das Wort - durchkreuzter Eigenwille.

Da muss sich nun unser Christentum ausweisen. Nehmen sollen wir unser Kreuz, sagt Jesus. Es macht einen erstaunlichen Unterschied, ob man dieses williglich tut oder gezwungen. Wer zu seinem Kreuz gleichsam spricht: Ich nehme dich aus meines Herrn Hand, als mir von ihm verordnet, der wird es in großem Segen tragen.

Ich nehme Deines Kreuzes Bürde Und die damit verbundene Würde Und lehne mich auf Dich, mein Freund!


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Die Unterweisungen, die der Herr Seinen Jüngern gab, gelten heute noch. Von Seiner Seite hat sich nichts geändert, und für den treuen Glauben, für den kindlichen Gehorsam hat sich auch nichts geändert. Wahre Jünger Jesu sind Männer und Frauen, die in Gemeinschaft mit dem gekreuzigten, auferstandenen und jetzt verherrlichten Heiland leben. Sie unterwerfen sich Seinem Wort und führen Sein Werk des Glaubens und der Liebe unter den Menschen aus nach denselben Grundsätzen wie die ersten Jünger.

«Wenn jemand mir nachkommen will ...» Gott redet hier mit einer anderen Sprache als im Alten Bund. Er befiehlt nicht mehr, Er macht ein Angebot. Es handelt sich um eine Einladung, die wir annehmen oder ablehnen können. In diesem Abschnitt ist nicht vom Heil aus Gnade die Rede, auch nicht von der Rechtfertigung durch den Glauben, sondern von den Lebensgrundsätzen eines Jüngers Jesu, der sich freiwillig für den Dienst meldet und als treuer Soldat seinem Vorgesetzten gehorchen will. Aber bis wir uns Ihm freiwillig unterworfen haben, ist das Angebot des Herrn, daß wir uns als Seine Jünger einreihen, nur eine Einladung, kein Zwang. «So verleugne er sich selbst.» Auf diesem Punkt werden wir geprüft. Wenn Selbstverleugnung nicht das Fundament unseres Lebens als Jünger ist, dann schlägt es fehl. Verleugnen wir uns wirklich selbst? Nicht um von den Menschen bewundert, sondern um nur von Gott gesehen zu werden, der es uns zu Seiner Stunde öffentlich vergelten wird. Wenn wir die Einladung unseres Meisters angenommen haben, dann wird unser Leben bewahrt und bringt Frucht.

«Und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.» Damit wollen wir doch nicht warten, bis die Umstände uns zwingen, unser Leben hinzugeben; wir wollen es freiwillig ausliefern. Was unserer Hingabe Wert verleiht, ist nicht nur der Entschluß, Jesus nachzufolgen und unser Kreuz auf uns zu nehmen, sondern die Tatsache, daß wir diesen Schritt freiwillig tun und wissen, daß wir nicht dazu gezwungen werden, sondern es aus Liebe zu unserem Herrn und zu der Welt tun. Laßt uns also Seine Einladung und die Bedingungen eines solchen Dienstes annehmen; dann werden wir der Menschheit dienen und unserem Gott hier auf Erden Ehre machen können.


Autor: Wilhelm Busch (* 27.03.1897; † 20.06.1966) deutscher evangelischer Pfarrer, Prediger und Schriftsteller
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Der württembergische Erweckungsprediger Fricke hat gesagt: „Ein Christ muss die beschwerlichen Dinge lieben."

Wenn wir Jesus lieb haben, dann geht es ja wohl nicht anders, als dass wir auch Seinen Weg lieb haben. Und dieser Weg ist der Weg des Kreuzes. Das Kreuz, von dem Jesus spricht, sind nicht irgendwelche Nöte, die uns auf dem Acker der Welt erwachsen, der ja seit dem Sündenfall „Dornen und Disteln" trägt. Das „Kreuz" sind die beschwerlichen Dinge, die uns um Jesu willen treffen. Wir regen uns auf über die beschwerlichen Dinge, wir empfinden das Kreuz als Last. Unser Herz rebelliert. Und wir beweisen damit, wie wenig wir nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit trachten.

Da muss die Sinnesänderung kommen!

Einst war ein U-Boot gesunken. Zehn Mann der Besatzung lebten noch. Da nur acht Tauchretter vorhanden waren, beschlossen sie, gemeinsam zu sterben. Als der Kommandeur davon hörte, sagte er erschüttert: „Zu leben verstehen wir vielleicht schlecht – zu sterben aber – fabelhaft!" Das muss erst recht von der Gemeinde Jesu gelten. „Zu leben verstehen wir vielleicht schlecht…" „Wir mangeln des Ruhmes, den wir vor Gott haben sollten." Aber geistlich sterben! Sein Ich und seinen Willen in den Tod geben und den Kreuzesweg lieben…!

Die alten Christen konnten es. Und wir? Unser Kreuz kommt aus Jesu Händen. Lasst es uns gern tragen! Amen.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Bei jedem Schritt, den ich tue, berate ich mich mit mir selbst. Ich höre auf das, was ich als Glück empfinde und als Schmerz fürchte. Ich erwäge, wie weit meine Mittel reichen, und stelle fest, was meine Lage von mir verlangt. Ohne diese Beratung mit mir selbst kann ich nicht handeln und sie ist wichtiger als jede Beratung mit anderen Menschen; denn ihr Rat kann mir dazu helfen, dass ich mich selber richtig berate. Denn sie kennen mich nicht so, wie ich mich kenne. Nun trifft mich Jesu Wort wieder wie ein Blitz. Höre nicht auf dich, sagt er; tue nicht, was du dir rätst, folge nicht deinem eigenen Urteil, deinem eigenen Empfinden, deinem eigenen Begehren. Verleugne dich. Wenn du einen anderen verleugnest, sagst du: ich kenne ihn nicht und habe keine Gemeinschaft mit ihm. Sage dir selber die Gemeinschaft auf. Was soll denn, lieber Herr, mich leiten? Du willst ja, sagt er, mir nachfolgen. Nun sage dir nicht selber, was du tun willst, sondern lass mich es dir sagen, und miss die Dinge nicht nach deinem Maß, sondern empfange das Maß von mir, mit dem du deine Entschlüsse formst. Ob dein Weg dir gefällt, daran liegt nichts; deine Sorge kann nur sein, dass er mir gefällt. Wieder zeigt mir Jesu Gebot seine Herrlichkeit. Stände er neben mir in derselben Entfernung von Gott wie ich, dann brauchte ich nicht mich selbst verleugnen, um ihm zu gehorchen. Dann meinten wir dasselbe und handelten aus denselben Beweggründen. Nun denkt er aber an das, was Gottes ist, und ich an das, was des Menschen ist. Er will das, was Gott verherrlicht, und ich das, was mir nützt. Er handelt in der Liebe und ich in meiner natürlichen Eigensucht. Darum gibt es zwischen uns keinen gemeinsamen Rat, sondern für mich gibt es nur die Unterweisung unter den seinen, und damit ich das fertig bringe, ziehe ich mein Vertrauen von mir weg und bin nicht für mich selbst die Autorität, der ich folge, sondern höre auf ihn und glaube ihm.

Ich habe es oft erfahren, dass ich mir selbst nicht trauen kann, habe es aber auch reichlich erfahren, dass ich Deinem Wort trauen darf. Du bist das Licht der Welt. Das Licht leuchtet nicht in mir, gibt mir aber die beleuchteten Augen, wenn Dein Licht mich bescheint. Amen.