10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Matthäus 6,9

"Betet ihr nun also: Unser Vater, der du bist in den Himmeln, geheiligt werde dein Name;"

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Trompeten

»Unser Vater in dem Himmel!« Wir brauchen das mit dem Mund gesprochene Gebet für nichts anderes zu halten als für Trompeten16 und Trommeln und Orgelmusik und andere Wohlklänge, durch die das Herz aufgeweckt und in eine gute Haltung Gott gegenüber gebracht wird. Ja, es soll sich niemand auf sein Herz verlassen, sodass er meint, auch ohne Gottes Wort richtig beten zu können. Denn nur, wer sehr geübt in seinem Geist ist und Erfahrung damit hat, ohne Ablenkung seine Gedanken beim Beten zu erhalten, wird recht beten. Sonst wird ihm der Teufel allerlei Gedanken eingeben und sein Gebet sehr bald zerstören. Darum musst du dich zunächst an das laut gesprochene Wort halten und an demselben emporsteigen, bis die Flügel stark genug sind, dass man auch ohne Wörter fliegen kann. Denke nicht, dass ich das laut gesprochene Gebet verachte – niemand sollte es verachten, sondern es als große Gabe Gottes mit Dank annehmen. Allein das ist verwerflich, wenn du die Wörter nicht zu ihrem Zweck und Nutzen gebrauchst und sie dein Herz nicht anrühren, sodass du in falscher Sicherheit auf die Wörter an sich vertraust. Dann hast du sie nur – ohne die Frucht von Buße und Bekehrung – mit dem Mund gemurmelt und aufgesagt, sodass dein Herz nicht besser, sondern böser geworden ist.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Das ist der Wille Gottes unseres Vaters, dass wir unserm Herrn Jesu Christo glauben, dass sein Vater unser Vater ist; und wer solches glaubt, der weiß wohl, dass er mit seinen Werken sich Gott nicht zum Vater macht, sondern dass es eine freie Erbarmung ist, dass wir Gott als unsern Vater anrufen dürfen; und freie Erbarmung schließt alles Werk, alle Heiligkeit, alle Tugend, alles was ein Mensch für Frömmigkeit und Andacht hält, völlig aus, und ist es allein die Gnade Christi, welche von seinen Lippen und aus dem Herzen des Vaters heraus des Vaters Herz uns öffnet und zu uns bringt, dass wir darin geborgen seien, dass wir uns solcher Gnade von Herzen freuen, auch alle Abhilfe freudig dort uns holen gegen alle Not Leibes und des Lebens. Die demnach den Willen des Vaters tun, tun darin des Vaters Willen, dass sie sich nicht gebärden, als seien sie Kinder, sich auch darauf nichts einbilden, dass sie Kinder sind, sich auch nicht abplagen in selbstgewähltem Glauben; denn kein liebender Vater will, dass sein Kind sich selbst martere mit Scheintugend, Scheinfrömmigkeit, Scheinglaube und selbsterwähltem Wirkungskreise, um den Vater sich gewogen zu machen, sondern das sind die rechten Kinder, die nicht einmal wissen, dass sie Kinder sind, wie es die Pharisäer wissen, sondern sich freuen bei dem Bangen ihres, Herzens ob dem Funde dieser hehren Gnade, dass ihnen der Herr gesagt, sie dürfen unser Vater rufen, und können es gar nicht begreifen, weshalb sie dies tun dürfen, tun es aber ihrer großen Not wegen, und weil der Herr es gesagt, und schreien: Abba, wie die kleinen Kindlein, die sonst nichts zu sprechen
verstehen.

Vater unser im Himmelreich,
der du uns alle heißest gleich.
Brüder sein und dich rufen an
und willst das Beten von uns han:
gib, dass nicht bet' allein der Mund,
hilf, dass es geh' von Herzensgrund.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Wir sind sehr glücklich daran, wenn Gott unsere Bitte erhört, welche er uns zu beten gegeben, auch wenn wir sie nicht verstehen. Denn solange unser Name noch etwas gelten soll bei oder neben dem Namen unseres Vaters in den Himmeln, solange werden wir, was wir uns auch einbilden mögen, nie wahrhaftige Ruhe oder Rast haben, sondern uns zerarbeiten in der Menge unserer Wege, und werden erfahren müssen, dass, wie wir uns auch auf den Kindesnamen gestützt, wir ohne Gesetz gelebt haben; und kommt dann das Gebot, so wird sich die Sünde zeigen in allerlei Gestalt und Macht, und wir werden dabei umkommen, es sei denn, wir werfen unsere Namen ganz dahin und beten von Herzensgrund: Es sei dein Name geheiligt. Das ist ein köstliches Ding, so zu beten und gar nicht zu fragen nach unserm oder aller anderen Leute Namen, Macht oder Autorität. Und muss auch unser Name dabei vor andern zunichte werden, so dass er als etwas Böses verworfen wird und man den Namen Teufel tragen muss, so dass er gar verworfen ist und an den Pranger gestellt wird, da gibt's doch endlich viele, denen der Name, welcher allein groß gemacht, von welchem allein auch gepredigt sein soll, durch solches Zeugnis bekannt wird, Arme und Elende, verwaiste Leute, die sonst gar keinen Namen haben, woran sie sich halten, worauf sie sich berufen, dem sie sich vertrauen können, und diese heiligen den Namen mit und sehen allein in diesem Namen völlige Errettung.

Geheiligt werd der Name dein,
dein Wort bei uns hilf halten rein,
dass wir auch leben heiliglich,
nach deinem Namen würdiglich.
Behüt uns, Herr, vor falscher Lehr,
das arm, verführte Volk bekehr.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Kann ich noch weiter fahren und zu dieser Bitte noch andere hinzufügen? Spricht sie nicht alles aus, was ich begehre? Wenn ich Gott nennen kann und dies so, dass er mir als der Heilige erkennbar ist, so ist mir seine Erkenntnis gegeben. Damit bin ich in das Licht versetzt, das mein ganzes Leben bestrahlt. wenn ich diese Bitte bei allem, was ich tue, festhalte, ist meine Person, mein Wollen und mein Wirken geheiligt. Nun ist alles Gott untertan und meine ganze Arbeit, was immer sie sei, zum Gottesdienst gemacht. Aber Jesus fährt weiter und sammelt unser Verlangen nicht nur in diese eine Bitte. Denn der Name Gottes, der von uns geheiligt werden soll, soll für uns einen reichen, hellen Inhalt haben und nicht der Name eines unbekannten Gottes für uns bleiben. Ein unbekannter Gott wäre ein unwirksamer Gott. Was Gott an uns tut, das gibt ihm seinen Namen. An seinem Willen wird er uns offenbar und darnach, dass Gottes Werk an uns geschehe, soll ich verlangen und darum bitten. Je deutlicher sein Werk ihn offenbart und je reicher es uns begnadet, um so mehr leuchtet sein Name in herrlicher Heiligkeit. Er wird herrschen, indem er alles, was seinem Willen widersteht, beiseite tut und uns den Reichtum seiner allmächtigen Gnade zeigt. So macht er uns seinen Namen deutlich und zeigt uns seine Heiligkeit.

Nicht nur die Himmlischen wird er mit sich und miteinander vereinen, so dass bei ihnen nichts als sein Wille geschieht. Das tut er auch unserer armen erde und dann ist die dunkle Nacht unserer Unwissenheit, die uns Gottes Namen verhüllt, vergangen und alle Entheiligung, die sich gegen Ihn auflehnt, verschwunden. Gott schafft sich aber seine Anbeter nicht erst in der künftigen Welt; Jesus hat ihn uns, seiner Schar, geoffenbart. An uns handelt Gott als der, der uns das Leben gibt und was zum Leben gehört, als der, der uns die Schulden verzeiht, auch die, die die Unzulänglichkeit unseres Dienstes auf uns legt, als der, der uns schonlich führt und uns nicht über unser Vermögen belastet und die Klagen des Verklägers, des Feindes seiner Gnade, zunichte macht. Nun hat sein Name seinen reichen Inhalt bekommen. Unser Vater ist der König, der in allem herrscht, der Vollender, der alles verklärt, unser Ernährer, Versöhner und Erlöser. Geheiligt sei sein Name.

Was ist der Mensch, Herr, heiliger Gott, dass Du ihn heimsuchst? Was bin ich, dass Du mir Deinen Namen in die Seele legst und Deine Werke sichtbar machst? Wir Menschenkinder können nur staunen, nur danken und anbeten. Du windest das Band um unsere Seele, das sie mit eigenem Glauben und eigener Liebe mit Dir vereint. Geheiligt werde Dein Name. Amen.