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Predigten zu Psalm 116,9

"Ich werde wandeln vor der HERR in dem Lande der Lebendigen."

Autor: Charles Haddon Spurgeon (* 19.06.1834; † 31.01.1892) englischer Baptistenpastor
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Der zweite Entschluss des Psalmisten besteht darin, im Lande der Lebendigen vor dem HERRN zu wandeln. Mit dem Wandel eines Menschen ist sein Lebensstil gemeint. Manche leben nur vor ihren Mitmenschen und beachten ausschließlich menschliche Urteile und Ansichten; aber der wahrhaft Begnadete bedenkt die Gegenwart Gottes und handelt unter dem Einfluss Seiner alles sehenden Augen. »Du, Gott, siehst mich!« übt einen weit besseren Einfluss aus als: »Mein Chef sieht mich.« Das Leben in Glauben, Hoffnung, heiliger Furcht und wahrer Heiligkeit wird nur in dem Bewusstsein verwirklicht, vor Gottes Angesicht zu leben und zu handeln. Und wer die Gnade erlangte, auf sein Gebet hin Befreiungen erlebt zu haben, findet in seiner eigenen Erfahrung den besten Grund zu einem heiligen Wandel und die beste Unterstützung für seine Bemühungen. Wir wissen, dass Gott Seinem Volk in besonderer Weise nahe ist. Was für Menschen sollten wir dann sein »in heiligem Wandel und Gottseligkeit«!

Niemand sollte über göttliche Dinge reden, bevor er sie glaubt. Das Gerede eines Schwankenden ist irreführend; aber die Zunge des Glaubenden ist nützlich. Die machtvollsten Reden, die je von menschlichen Lippen kamen, entsprangen solchen Herzen, die von der Wahrheit Gottes völlig überzeugt waren. Nicht nur der Psalmist, sondern auch Männer wie Luther und Calvin oder andere große Glaubenszeugen konnten von Herzen sagen: »Ich habe geglaubt, darum habe ich geredet«, wie Paulus diese Stelle zitiert. Es nützt wenig, auf den Saiten menschlicher Unvollkommenheiten und Arglist zu spielen – unendlich besser ist es, die Vollkommenheit und Treue Gottes zu preisen. Die Frage aus Vers 12 ist sehr angebracht: Der Herr wandte uns so viel Gnade zu, dass wir um uns her und in uns hineinschauen sollten, um zu sehen, was wir tun können, um unsere Dankbarkeit zu zeigen. Wir sollten nicht nur tun, was gerade am nächsten liegt, sondern mit heiliger Einsicht verschiedene Weisen erkunden, durch die wir unserem Gott immer wieder neues Lob darbringen können. Jeder sollte seine eigene, besondere Art haben, Dankbarkeit auszudrücken. Der Herr erweist jedem eine spezielle Wohltat. Da muss man also fragen: »Was soll ich darbringen? Welcher Dienst wäre für mich am angebrachtesten?« Der Psalmist will Preis und Dank und Bitten darbringen und dann aus dem Heilsbecher Gottes trinken. Welch ein Kelch ist das! Auf dem Tisch der unendlichen Liebe steht der Kelch voller Segen. Es liegt an uns, ihn im Glauben zu ergreifen, ihn uns anzueignen und daran teilzuhaben, um dann mit dankbarem Herzen den gnadenreichen Gott zu loben und zu erheben, der ihn für uns gefüllt hat, damit wir daraus trinken und so erquickt werden.