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Predigten zu Psalm 119,176

"Ich bin umhergeirrt wie ein verlorenes Schaf; suche deinen Knecht! denn ich habe deine Gebote nicht vergessen."

Autor: Dora Rappard (* 01.09.1842; † 10.10.1923) Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin

"Ich bin wie ein verirrt und verloren Schaf; suche Deinen Knecht; denn ich vergesse Deiner Gebote nicht."

Ist dies nicht ein seltsames Gebet? Täte das verirrte Schaf nicht besser, sich aufzumachen und den Hirten zu suchen? O nein! Das Gebet zeugt von innerer Erfahrung, gelernt in der Schule der Demut, und ist darum ein weises und berechtigtes.

Ein verlorenes Schaf, - das weiss jeder Kenner - findet sich nie wieder zur Hürde zurück. Es hat nicht den Instinkt des Hundes. Ist es einmal auf falscher Fährte, so irrt es immer weiter fort. Es kann nichts anderes und nichts besseres tun als schreien. Und der Hirte, der es gewiss schon sucht, eilt herbei und trägt es heim.

In einem Bergdorf wurde einst ein kleiner Junge vermisst. Mit Angst suchten es Eltern und Nachbarn, lange Zeit vergebens. Da hörte jemand aus einer Schlucht einen klagenden Ton, trat näher und vernahm den Ruf: "Ich bin verloren!" Es war die Stimme des kleinen Jungen. So wurde er gefunden.

Lieber Leser, fühlst du vielleicht gerade heute etwas von solchem Verlorensein? Suche nicht dich selbst aus deiner Lage zu befreien. Rufe wie der Psalmist: Herr, suche mich! Ich bin ja doch Dein. Lass mich Deine Fußtritte vernehmen, Deine Stimme hören! Komm, und lass mich ruhen in Deinen Armen!

Herr, warum bist Du fern von mir? Mein ganzes Herze schreit nach Dir. Du weißt, wohin ich mich verirrt: O suche mich, mein treuer Hirt.