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Predigten zu Psalm 63,2

"gleichwie ich dich angeschaut habe im Heiligtum - um deine Macht und deine Herrlichkeit zu sehen."

Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Morgengebet

Eine einfältige Weise zu beten – für den Meister Balbierer8: Lieber Meister Peter. Ich sage Euch, so gut ich es vermag, wie ich es selbst mit dem Beten halte. Unser Herr und Gott gebe es Euch und allen anderen, es besser zu machen. Amen. Erstens: Wenn ich fühle, dass ich durch fremde Geschäfte oder Gedanken kalt und unlustig zum Beten geworden bin, weil ja das Fleisch und der Teufel immerzu dem Gebet widerstehen und es verhindern, so nehme ich mein Psalterbüchlein und laufe damit in meine Kammer. Wenn es Tag und Zeit ist, gehe ich in die Kirche und unter das Volk. Dann fange ich an mit den Zehn Geboten und dem Glaubensbekenntnis, und wenn ich Zeit habe, sage ich mir etliche Sprüche Christi oder des Paulus oder Psalmen auf, so wie es die Kinder tun.

Darum ist es gut, wenn man morgens früh das Gebet das erste und abends das letzte Werk sein lässt. Und wir sollen uns mit Fleiß vor diesen trügerischen Gedanken hüten, die uns einreden: ›Warte noch ein wenig, in einer Stunde will ich beten. Ich muss dies oder das noch vorher erledigen.‹ Denn mit solchen Gedanken kommt man vom Beten in die Geschäfte, und die halten und beanspruchen einen dann so, dass an diesem Tag aus dem Beten nichts wird.


Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Wie gerne sehe ich Deine Macht so, wie ich Dich im Heiligtum sah." Ps. 63,3

Zu allen Zeiten gab es im Leben der Glaubenden Höhepunkte des innerlichen Schauens und tieferen Erlebens. Man erlebte Gott in seiner Macht, man schaute Ihn in seiner Herrlichkeit. Dem Psalmisten war sein Weilen im Heiligtum zu solch einem Erlebnis geworden. Was "Aussprüche Gottes" ihm hier gegeben, was heilige Handlungen ihm hier von der Gegenwart und Herrlichkeit Gottes erschlossen hatten, das war die Welt, in welcher sich seine Seele heimisch fühlte.

Nun weilt er jedoch in der öden Wüste Juda. Hier schmachtete seine Seele wie in einem dürren Lande. Ja, die Wüste Juda, durch die wir bei Tag und bei Nacht geritten, ist grausig schön in ihren Formationen, jedoch arm an blühendem Leben! Die Wüste mit ihrem Versagen weckt im Psalmisten jedoch eine viel tiefere Not: Einen Durst nach Gott, den er vom ersten Morgengrauen an sucht, den er aber offenbar nicht finden kann. Gott in seiner Macht möchte er schauen, Gott in seiner Offenbarung möchte ihm auch in der Wüste gegenwärtig sein wie einst im Heiligtum.

Das ist heilige Sehnsucht nach gegenwärtiger Gottesherrlichkeit auch in den harten Wirklichkeiten unserer Alltäglichkeit. Letztere ist auch uns heute vielfach eine Wüste, in der erwachendes Leben verwelkt, bestehendes Leben verschmachtet aus Mangel an lebendigen Quellen. Ist es denn denkbar, dass Glaubende, die in der Welt Gottes heimisch geworden, auch in solch einer Alltäglichkeit Gott in seiner unmittelbaren Nähe erleben, die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes auf dem düsteren Hintergrunde ihrer Verhältnisse schauen dürfen? Ja, wenn Gottes Möglichkeiten nicht grösser wären, als unser menschliches Können, wenn die Offenbarung seiner Herrlichkeit gebunden bliebe allein an Heiligtümern und Gottesdienste - dann allerdings müsste die Alltäglichkeit für uns eine Wüste bleiben, ein dürres Land, in dem unsere Seele zum Verschmachten verurteilt wäre. Gottes Macht jedoch kennt keine Grenzen in ihrem Handeln. Die Herrlichkeit Gottes steigt auch in das Leben einer fliehenden Hagar hinab. Sie öffnet das Auge der Verschmachtenden und Irrenden in der Wüste Beer-Seba, dass sie einen Wasserquell entdeckt, aus der sie ihren leeren Schlauch wieder füllen kann für sich und ihren Sohn. Sie lässt durch den Mund des Propheten einer Witwe in Zarpath sagen: "Das Mehlfass soll nicht leer werden und das Öl im Krug nicht mangeln bis auf den Tag, an dem der Herr wird regnen lassen auf Erden."


Autor: Ludwig Hofacker (* 15.04.1798; † 18.11.1828) deutscher evangelischer Pfarrer
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Mit was gehst du hauptsächlich in Gedanken um? Mit den Sorgen der Nahrung, mit der Eitelkeit des Lebens, mit dem Reichwerden oder mit dir selbst, wie du angesehen, tugendhaft oder gar fromm seiest? Was beschäftigt dich?

Womit stehst du auf? Womit gehst du zu Bett? Nun, du wirst wohl Morgen- und Abendsegen lesen und könntest sagen: ich denke an Gott, aber was fällt dir unter dem Gebet ein? Was denkst du nachher? Was vorher? Wie verrichtest du deinen äußeren Beruf? Ist deine ganze Seele dabei, oder hast du vielleicht auch noch ein Plätzchen für Gott? Was ist der tiefste, der innerste, der immer wiederkehrende Gedanke der Seele? Ach glaube doch keines, es liebe Gott, wenn es nicht immer in Gedanken mit ihm umgeht, mit ihm arbeitet, mit ihm ißt. Denn wie ein Mensch in der Fremde sehnsüchtig an die Heimat denkt, so sollen wir in Gedanken mit unserem Schöpfer, Erlöser und Tröster umgehen. »Allenthalben geht der Sinn der Gläubigen auf Jesum hin.« Und je mehr eine Seele durch das beständige Seufzen des tiefsten Seelengrundes zu Gott dann aus Sei- ner Fülle nimmt, desto größer wird das Verlangen nach ihm, desto mehr hungert und dürstet sie nach ihm. O das ist ein Durst nach Gott, den kein zeitliches Gut ausfüllen kann; man biete einem Christen an, was man will, er will eben Gott, er will eben seinen Jesum, er ist so gewöhnt an ihn, daß er keine Stunde seiner Nähe, seines Umgangs entbehren kann. Und es ist eine große Seligkeit, wo nur einmal ein solches brünstiges Verlangen nach Gott in einer Seele angefacht ist. Man läßt die Menschen neben sich und um sich herum verlangen nach was sie wollen, eine Seele, die Jesum erkannt hat, die Gott erkannt hat, sagt: ich für meinen Teil muß Gott haben, meinen Jesum laß ich nicht, er ist meines Lebens Licht, ich will mich an ihn hängen, bis ich ihn ganz habe, bis er sich mir ganz zu genießen gibt, bis er mich ganz sättigt. Ist das bei dir, lieber Mensch, oder erfüllt noch ein anderes Verlangen dein Herz, als das Verlangen nach dem lebendigen Gott?

Jehova! Wann wirst du und nicht ich in mir leben? Nimm hin! Ich bin vor dir, ich will mich dir ergeben. Wann wird die Eigenheit einst ganz ertötet sein? Wann wird die Liebe sein in deiner Liebe rein!

Ach ja, mein Gott, in dir verlieren alles Eigen! Laß, was du selbst nicht bist, in mir vergehn und schweigen! Ach alles ist gar nichts, du bist es ganz allein! Wann wirst du auch in mir auf ewig alles sein?

O,,daß ich möchte gar aus meinem Aug verschwinden, und dich allein in mir, du höchstes Wesen, finden! Ich hab schon allzuviel durch Sund entehret dich; verklär dich wiederum in mir nun ewiglich!