10.798 biblische Andachten und Predigten von Spurgeon, MacArthur, MacDonald, Christlieb, Eichhorn, Hofacker, Zinzendorf, Luther ...

Predigten zu Römer 14,13

"Laßt uns nun nicht mehr einander richten, sondern richtet vielmehr dieses: dem Bruder nicht einen Anstoß oder ein Ärgernis zu geben."

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Lasst uns nicht mehr einer den anderen richten, sondern das richtet vielmehr, dass niemand seinem Bruder einen Anstoss oder ein Ärgernis darstellet."

Der Apostel redet hier in einem zärtlich bewegenden Ton. Er schließt auch sich selbst in seinen ausgesprochenen Wunsch mit ein, wenn er sagt: "Lasst uns nun nicht mehr einer den anderen richten!" Daraus müssten wir merken, dass unsere Neigung, die Brüder zu richten oder zu verachten, sehr stark ist, aber auch, dass diese Sünde bedeutender und verderblicher ist, als wir denken.

Unsere Neigung dazu ist sehr stark. Das können wir feststellen, wenn wir auf uns selbst achtgeben. Wie sind wir doch bereit, bei allen möglichen Anlässen unsere Brüder zu richten! Diese Neigung klebt uns allen an, ist aber besonders vorherrschend bei ungebrochenen, eigenliebigen Menschen, die den Forderungen Gottes an den inwendigen Menschen noch nicht stillhielten und darum weder von ihrem eigenen Elend recht gestraft noch von der Gnade Gottes durchdrungen wurden. Doch spüren wir nicht alle diese Neigung in uns? Schon wenn der Bruder nicht die gleiche Ausdrucksweise hat, an die wir uns gewöhnt haben, sind wir sofort geneigt, sein eigentliches Leben zu bezweifeln, obwohl er nichts sagte, was etwa eine Unbussfertigkeit oder Falschheit des Geistes bewies. Schon wenn er eine andere Meinung hat als wir in einer Frage, die nicht den Lebenspunkt betrifft, oder wenn er ein anderes Benehmen, eine andere Weise in der Kleidung, im Essen oder Trinken hat, sofort misstrauen wir seiner Aufrichtigkeit und seinem Ernste. Treffen wir zudem eine wirkliche Sünde oder Schwachheit bei ihm an, dann meinen wir, ihn mit vollem Recht richten zu dürfen, ohne ihn erst zu hören, inwiefern er etwa einer klar erkannten Sünde huldigt oder aber im Gegenteil in der Buße und im Kampf gegen diese Sünde steht. Luther sagt: "Wir sind so törichte Heilige, dass wir, obwohl wir selbst alle Tage mit der Sünde zu kämpfen haben und unser ganzes Leben lang stets der Vergebung bedürfen, doch wollen, dass der Bruder ganz fehlerfrei sein soll." Wenn er nun zudem einen Fehler gegen uns begangen hat, ein verletzendes Wort oder dergleichen über uns geäußert hat, dann haben wir sofort Falkenaugen, alle Fehler an ihm zu sehen.

So ist das Menschenherz. Und hier ist die eigentliche Quelle, aus der das viele Richten, Verachten und alle Lieblosigkeit fließen. Es ist das Herz, es ist unsere Natur mit aller ihrer Bosheit, Selbstsucht und Eigenliebe, wodurch selbst die Gläubigen oft so verblendet sind, dass sie nichts anderes wissen, als dass sie von einem "heiligen Eifer" getrieben werden, wenn sie ihren Bruder richten und verachten, obgleich sie dadurch dieser Ermahnung und dem Gebot der Liebe ganz zuwiderhandeln, weil sie mit ihrem Richten dem Nächsten nichts Gutes, sondern nur Böses tun.

Dieses Richten ist ein viel grösseres Übel, als wir gewöhnlich meinen. Wir halten es zumeist für eine geringe Sache, wenn nicht für etwas geradezu Gutes, ja, Gerechtes, dass wir unseren Bruder richten. Es ist aber im Gegenteil ein sehr böses, verderbliches Laster. Nicht genug damit, dass der Richtende das Majestätsrecht Gottes über Seine Knechte missachtet und in etwas eingreift, was allein dem Herrn gebührt, - er verursacht auch seinen Mitmenschen viel Böses. Wieviel Bitterkeit und Lieblosigkeit, wieviel Spaltungen und Parteiungen sind allein durch das unzeitige Richten eines Menschen entstanden! Während eine demütige und vertrauliche Ermahnung stets geeignet ist, Besserung zu bewirken, ist dagegen alles Richten über die innere Stellung und die geheimen Absichten des Herzens geeignet, Bitterkeit und Bosheit, Trennung von den Brüdern, Parteiungen und Streitigkeiten zu bewirken. Kurz, das Richten ist ein in jeder Beziehung verabscheuungswürdiges Übel. Dies war auch sicher der Grund, weshalb der Apostel uns so unermüdlich warnt und uns schließlich sagt: "Darum lasst uns nicht mehr einer den anderen richten."

"Sondern das richtet vielmehr, dass niemand seinem Bruder einen Anstoss oder ein Ärgernis darstelle!" Hier wendet der Apostel das Wort "richten" in einer besonderen Bedeutung an. Zuvor wurde damit das den Menschen unerlaubte Richten über das Gewissen, über die innere Stellung und andere verborgene Zustände der Brüder bezeichnet. Hier dagegen bedeutet es, dass ich einen festen Gerichtsbeschluss über mich fasse, nie einem Bruder Anstoss oder Veranlassung zum Fall geben zu wollen. Hier will der Apostel sagen: Statt eure Gedanken auf ein liebloses Richten zu verwenden, lasst uns von der Liebesabsicht in Anspruch genommen werden, so dass ihr euch danach richtet oder dafür entscheidet, den Brüdern nie eine Veranlassung zum Anstoss zu geben. Die Wörter "Anstoss" und "Ärgernis" haben im Grundtext die gleiche Bedeutung, nämlich "Anstoss und Anlass zum Fall zu geben" oder "das Gewissen zu verwirren", den Bruder in Unruhe und Verwirrung zu bringen. Das könnten die Stärkeren nämlich durch einen unzeitigen Gebrauch ihrer Freiheit tun, wodurch die Schwachen entweder über die rechte Auffassung des Evangeliums in Unruhe und Verlegenheit gebracht oder aber dazu versucht wurden, einer Lebensweise zu folgen, von deren Erlaubtsein sie noch keine volle Gewissheit hatten. Christen dürften solches nicht verursachen, sie müssten vielmehr fest beschließen, dem Bruder nie Anlass zur Verwirrung zu geben.

Drum lasset uns lieben und freuen von Herzen, Versüssen einander die Leiden und Schmerzen! Dringt innig, ihr Herzen, in Jesu hinein, So mehr'n sich die Strahlen vom göttlichen Schein.


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
Zitate von Aiden Wilson Tozer anzeigen

Die tödliche Wirkung dessen, was Weltmenschen an Christen zu sehen bekommen

Es ist kaum auszudenken, wie todbringend schlechtes Verhalten der Christen auf Menschenherzen wirkt! Was heißt es für die Beobachter, wenn sie tagaus, tagein unter bekennenden Christen leben, die es sich zur Gewohnheit gemacht haben, die Gebote Christi zu missachten, und nach ihren privaten Vorstellungen von Christentum leben? Die Wahrheit sitzt verlassen und grämt sich, bis die bekennenden Nachfolger zu einem kurzen Besuch bei ihr hereinschauen, aber gleich wieder verschwinden, wenn sie ihnen Vorwürfe macht – denen widersprechen sie lautstark und versichern sie unsterblicher Liebe. Aber ihre Liebe etwas kosten lassen, das wollen sie nicht! Müssen nicht diejenigen, die uns täglich erleben, zu der Meinung kommen, die ganze Sache sei durchaus nicht ernst zu nehmen? Sind sie nicht gezwungen, den christlichen Glauben für irreal und eingebildet zu halten, sodass sie ihn mit vollem Recht ablehnen dürfen? Sicher kann man einen Nichtchristen nicht allzu sehr tadeln, wenn er die Einladung, Christ zu werden, angewidert von sich weist, nachdem er eine Weile den Widersprüchen derer ausgesetzt war, die bekennen, Christus nachzufolgen. An jenem großen und schrecklichen Tag, an dem die Taten der Menschen von den alles durchdringenden Augen des Richters der ganzen Erde geprüft werden, was wollen wir dann antworten, wenn wir der Widersprüchlichkeit und der arglistigen Täuschung angeklagt werden? Und an wessen Tür liegt die Schuld, dass Millionen verlorengehen, die zu ihren Lebzeiten mit Ekel und Zorn auf das Zerrbild blicken mussten, das sie für Christentum hielten?


Autor: Aiden Wilson Tozer (* 21.04.1897; † 12.05.1963) US-amerikanischer evangelischer Pastor und Autor (besser bekannt als A. W. Tozer)
Zitate von Aiden Wilson Tozer anzeigen

Gott kennt die Heuchler

Ich meine nicht, dass es meine Aufgabe als Christ ist, herumzustehen, andere zu beurteilen und sie als »Heuchler« zu bezeichnen.

Unser Herr Jesus Christus ist der einzige Mensch, den ich kenne, der heilig und vollkommen genug war, um die religiösen Anführer jener Zeit »Heuchler« zu nennen. Ich bin nur ein Mensch mit eigenen Fehlern, und ich habe genug damit zu tun, auf mich selbst zu achten, dass ich nicht in Versuchung komme.

Ich spreche zu meiner eigenen Gemeinde von unseren Fehlern und unserem Versagen, um davor zu warnen, dass manches von dem, was wir als Segen und Sieg des Glaubens weitererzählen, eine Art »unbewusster Heuchelei« sein könnte. Durch die Gnade Gottes und die Freundlichkeit unserer Väter im Glauben haben wir vielleicht eine größere geistliche Einsicht als andere - aber um ganz ehrlich zu sein, wir bleiben erbärmlich weit hinter dem zurück, was wir sein sollten, Tag um Tag. Es hilft uns, wenn wir so ehrlich sind, so offen und demütig, um zu wissen, dass der große, allmächtige Gott die Geheimnisse eines jeden Herzens kennt!