Buch-Rezension: Atlas der alten Kulturen

Atlas der alten Kulturen

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Der vorliegende großformatige Band (24 x 31 cm) des britischen Historikers Haywood gibt einen guten Überblick über die antike Welt. Er ist die deutsche Übersetzung der englischen Ausgabe Ancient Civilizations of the Ancient Near East and Mediterranean (London: Andromeda Oxford, 1997). Im ersten Teil geht es um den Vorderen Orient und Ägypten im Altertum (vom Neolithikum bis zu den orientalischen Großreichen 331 v. Chr.). Für das AT sind die Abschnitte über die Reiche des alten Ägypten (3000-332 v. Chr., 48-71) und über die orientalischen Großreiche (1600 - 331 v. Chr., 72-105) von besonderem Interesse (vgl. dazu auch H. Koch, Königreiche im alten Vorderen Orient, Zaberns Bildbände zur Archäologie; Mainz: Ph. von Zabern, 2006).

Teil zwei gilt der griechischen Welt von 2000 bis 30 v. Chr. Hier ist es vor allem der Abschnitt zur Zeit des Hellenismus (356-30 v. Chr., 172-91), der die Welt des östlichen Mittelmeerraums beschreibt, in der das Evangelium später Fuß fasste. Der dritte Teil umfasst die römische Welt (194-289) unter den Überschriften „Das frühe Rom und die Eroberung Italiens“, „Der Aufstieg Roms“, „Friede unter den Kaisern (44 v. Chr. – 284 n. Chr.)“ und „Das christliche Reich (284-610 n. Chr.)“. Ein vierseitiges Glossar, Herrscherlisten, Literaturhinweise und Register beenden den Band.

Der Band ist großzügig mit über 150 Karten und Plänen sowie zahlreichen farbigen Abbildungen (Photographien und Zeichnungen) illustriert. Am Anfang finden sich ausführliche tabellarische Gegenüberstellungen der drei behandelten Kulturräume. Eingeflochten in die Darstellung sind viele zweiseitige Exkurse zu Orten (z. B. auch zu den biblischen Orten Ur, Babylon, Korinth, Alexandria, Rom, Ephesus, auch zu El Amarna) und zu Themen, die ebenfalls zum Verständnis der Bibel beitragen (die Zikkurate, Ursprünge der Schrift, ägyptische Religion, Wissenschaft sowie Kriegsführung im alten Vorderen Orient, römische Religion, römische Straßen, die kaiserliche Armee). Zur heutigen Bedeutung dieser Kulturen schreibt Haywood: „Fast 1500 Jahre nach ihrem Ende üben sie weiterhin einen mächtigen Einfluss aus. Monotheismus, Demokratie, Grundsätze der republikanischen Staatsverfassung, Alphabetschrift, 24-Stunden-Tag und die 7-Tage-Woche sind nur ein paar Ideen der alten Welt, die noch heute unser Leben formen“ (13).

Insgesamt ein hilfreicher, ansprechender Band, der Überblickswissen über die Umwelt des Alten und Neuen Testaments vermittelt. Er ist zum Selbststudium, aber auch zur Verwendung im Unterricht geeignet. Interessant ist die andere Perspektive: Während Bibelleser und bibelwissenschaftliche Literatur in der Regel die antiken Großreiche nur dann und soweit zur Kenntnis nehmen, wo es unmittelbare Berührungen mit der Bibel gibt, stellen Werke aus althistorischer Sicht diese Welt umfassender und um ihrer selbst willen und damit geschlossener dar, freilich auch mit Hinweisen auf die Geschichte Israels (wie in Haywoods Band, S. 79f, Spätdatierung des Exodus; Haywood nimmt das AT als historische Quelle viel ernster als viele Alttestamentler!). Dass diese andere Perspektive auch zum Verstehen der Bibel beiträgt, zeigt der vorliegende Band. Wenn man Aufstieg und Niedergang dieser Reiche, ihre kulturellen Errungenschaften und Macht- und Prachtentfaltung kennen lernt, wird umso beeindruckender, dass die Bibel diese Reiche und ihre Geschichte in Gottes Hand sieht. So ist z. B. der große Perserkönig Kyros (92, 96) der „Gesalbte“ des Gottes Israels (vgl. Jes 45.1-7). Mitten in der Völkerwelt ist Israel in Gottes Händen und aufgefordert, die Größe und Herrlichkeit seines Gottes vor den Völkern zu bekennen.

 Die Rezension/Kritik stammt von: Christoph Stenschke
 Kategorie: Geschichte, Kirchengeschichte

  Verlag: Theiss, Konrad
  Jahr: 2005
  ISBN: 3-8062-1963-X
  Seiten: 304
 €    Preis: 39,90 Euro