Allversöhnung

Wie ist es biblisch zu beurteilen, wenn teure Bruder das Gepräge ihrer Ortsversammlung und ihrer sonstigen brüderlichen Beziehungen mit den Worten betonen: „Wir versammeln uns auf dem Boden der Allversöhnung“? Ist es unrecht, wenn man diese Einstellung schmerzlich als ein Zäune-Aufrichten und ein Verhalten nach 1. Kor. 1,12 empfindet (wenn diese Brüder es vielleicht auch nicht beabsichtigen)? Wie stimmt es mit der Schrift, dass diese Brüder den Auftrag zur Verkündigung des Heils (Versöhnung 2. Kor. 5,18-21) ohne Notwendigkeit der Buße seitens der Ungläubigen und ohne Hinweis auf das kommende Gericht verstanden haben wollen? (Apg. 17,30.31; 24,24.25; 26,18-20 u. a.)

Antwort A

Ist es schon so weit gekommen, dass diese Brüder so ihr Zusammenkommen und ihre brüderlichen Beziehungen hinstellen und so die Verkündigung des Heils betreiben wollen? Dann ist es überhaupt keine Frage, ob das ein Zäuneaufrichten sei oder nicht. Denn es ist es. Wenn jeder von ihnen seine Meinung als Privatsache für sich behielte, wäre es wenigstens nichts äußerlich Trennendes. Es aber zur Lehre zu erheben und als Versammlungsgrundlage hinstellen ist bewußt und gewollt ein Trennungmachen. Die Betreffenden wissen, dass die weitaus allergrößte Zahl der Gläubigen diese Lehre als seelenverderbend und als der Schrift entgegenstehend beurteilt und verurteilt, also unmöglich mit ihnen auf ihrem besonderen „Boden” eins sein kann. Die Trennung, von ihnen durch die Kundgebung in Szene gesetzt, ist dadurch ja schon vollzogene Tatsache.

Diejenigen Gläubigen, welche diese Lehre verurteilen, mögen ihrerseits sich Rechenschaft darüber geben, ob es recht ist, ob es der Wahrheit im Herzen entspricht, von diesen Brüdern als von „teuren” zu reden. Können wir uns vorstellen, dass der Apostel Paulus es getan hätte? Hat er für die Galater eine andere Anrede als die einfache „Brüder”? Hätte er ihnen sagen können wie den Philippern: „Meine geliebten und ersehnten Brüder, meine Freude und Krone”?

Nicht nur ist es kein Unrecht, die Einstellung und die Handlungsweise der Brüder mit der Allversöhnungslehre schmerzlich als ein Zäuneaufrichten und als ein Verhalten nach 1. Kor. 1,12 zu empfinden, sondern der Schmerz und die Trauer können gar nicht tief genug sein. Im Lichte der Aussprüche der Schrift über die ewige Verdammnis geht es einem, wie es Samuel ging im Blick auf die Unverfrorenheit Sauls, dass dieser als Gehorsam gegen das Wort Jehovas hinstellte, was glatter Ungehorsam war. Samuel geriet in so heftige, heilige Betrübnis darüber, dass er zu Jehova schrie die ganze Nacht, nicht nur betete. So möchte man zum HERRN schreien, oder tut es, über das Weiterabgleiten dieser Brüder auf ihrer Bahn. Die Schrift weiß nichts von Allversöhnung in dem Sinne, den die Betreffenden in das Wort hineinlegen. Darüber sind aufklärende Schriften genug im Umlauf. Das Wort des Apostels Paulus in Röm. 16,17 zwingt zur Stellungnahme gegen diese Brüder: „Ich ermahne euch aber, Brüder, dass ihr achthabet auf die, welche Zwiespalt und Ärgernis anrichten, entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und wendet euch von ihnen ab.” Das ist ein von uns gefordertes Handeln dem Handeln dieser Brüder gegenüber. Auch 2. Tim. 2 gehört hierher: „Die ungöttlichen, eitlen Geschwätze aber vermeide, denn sie (die Menschen, welche sie führen) werden zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten, und ihr Wort wird um sich fressen wie ein Krebs; unter welchen Hymenäus ist und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie sagen, dass die Auferstehung schon geschehen sei, und den Glauben etlicher umkehren”, Verse 16-18. Man ist versucht, daneben zu setzen: „Indem sie, entgegen deutlichen Aussprüchen des Wortes Gottes und des Herrn Jesus, sagen: Alle Menschen und Engel, die in den Feuersee geworfen werden, werden irgendeinmal errettet werden”. Wenn diese Brüder etwa nicht beabsichtigen, Spaltungen anzurichten, so tut es doch Satan durch sie. Denn zur Ungerechtigkeit verleitet er sie, wenn sie so mit dem Wort umgehen, wie sie es tun; und für ihre Brüder gilt ihnen gegenüber das weitere Wort 2. Tim. 2,19: „Jeder, der den Namen des HERRN nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit.

Wenn diese Brüder, was mir bisher nicht bekannt war, die Buße und den Hinweis auf das kommende Gericht bei der Verkündigung des Heils und der Versöhnung beiseite gesetzt oder nebensächlich behandelt haben wollen, so ist das wiederum eine offenbare Ungerechtigkeit, eine Mißachtung der Schrift; denn zu deutlich fordert der Herr Jesus Selber und fordern Seine Apostel Buße und der Buße würdige Frucht als Voraussetzung für den Empfang des Heils. Sich darüber täuschen lassen kann nur, wer unwissend ist über den Inhalt der Schrift betreffs dieses Punktes oder wer gerne hört, wie es ihm in den Ohren kitzelt. Übrigens ist das nur eine folgerichtige Entwicklung der Lehre von der schließlichen Errettung aller. Wer überhaupt glaubt, erst fragen zu müssen, ob diese Dinge so und so zu beurteilen sind, der sei ebenso dringend wie herzlich gebeten, ja recht auf das Wort zu achten, was und wie es redet, und er lasse sich nicht durch Vernunftschlüsse und Gemütsbewegungen aus der Fassung bringen! -
F. Kpp.

Antwort B

Die Frage nach der „Allversöhnung” ist dieselbe wie die nach dem ewigen Gericht. Das eine ist nur die positive, das andere die negative Seite derselben Sache, wenn auch der Versöhnungsgedanke in gewisser Weise einen weiteren Rahmen umspannt. Nun wird die Bejahung der Allversöhnungslehre vielfach von ihren Anhängern als eine Frucht höherer geistlicher Reife und Einsicht in die Liebespläne Gottes gepriesen. Ja, es gibt sogar solche, die auf die anderen, die diese Lehre in der Schrift nicht finden können, mit einer gewissen Herablassung und Bemitleidung hinschauen. Ganz abgesehen davon, dass dies natürlich nichts weiter als Hochmut wäre, muss diese ganze Auffassung, als ob zur Erkenntnis dieser Dinge eine besondere Reife nötig sei, als grundfalsch bezeichnet werden. Denn in Hebräer 6,1.2 wird die Lehre vom ewigen Gericht zu den grundlegenden Anfangs elementen der Lehre Christi gerechnet! Dann muss doch offenbar die Heilige Schrift unter den mit dem ewigen Gericht verbundenen Fragen etwas verstehen, was nicht erst besondere Erkenntnis und langes Wachstum erfordert, wie es aber bei der Allversöhnungslehre doch der Fall sein soll! Vielmehr muss das, was die Schrift selber diesbezüglich verstanden haben will, demnach so einfach sein, dass jeder schlichte wiedergeborene Christ es rasch nach seiner Bekehrung verstehen kann.

Darum begreifen wir, dass noch ein anderer Standpunkt unter den Vertretern der A.-L. zu finden ist. Sie sagen, die A.-L. sei eine grundlegende biblische Glaubenslehre, so dass man sich von jedem, der sie nicht anerkennen könne oder wolle, trennen müsse, um sich so „auf dem Boden der Allversöhnung” versammeln zu können. Diese Stellungnahme scheitert aber daran, dass es ein Haupterfordernis jeder biblischen Glaubenslehre ist, zum mindesten an einer Stelle mit unzweideutigen Worten in der Schrift ausgesprochen zu sein. Das ist aber bei der A.-L. durchaus nicht der Fall, wie schon die oben erwähnten Auffassungen ihrer eigenen Führer selber beweisen. Vielmehr ist diese ganze Lehre auf dem Fundament mehr oder weniger logischer Schlußfolgerungen des Verstandes aufgebaut. Also fehlt ihr das Merkmal jeder eigentlichen biblischen Glaubenslehre. Daher kann auch nie und nimmer von einem sich Versammeln „auf dem Boden der Allversöhnung” die Rede sein.
Dass die A.-L. nicht eine deutlich ausgesprochene Schriftlehre ist, fühlt ihr Vertreter Ströter selbst und sucht dies dadurch zu rechtfertigen, dass er sagt: „Es gibt eine durch den Geist Gottes selbst gewirkte Weise, auf dem Wege einfacher, geheiligter Schlußfolgerungen aus bereits vorhandenen Gottesworten Wahrheiten herzuleiten und weiterzugeben, die nirgendwo sonst in besonderer Fassung oder Form oder Unterweisung niedergelegt sind, ... für deren Inhalt in der Schrift nicht immer der feste formelle Ausdruck gegeben zu sein braucht.” Demgegenüber wollen wir nun allerdings nicht bestreiten, dass es eine gewisse Freiheit verstandesmäßiger Erwägungen und Überlegungen gibt; aber mit dem schärfsten Nachdruck müssen wir das Gesetz geltend machen, dass erstens die auf diese Weise gewonnenen Ergebnisse nie als biblische Glaubenslehren hingestellt werden dürfen, dass solglich nie von ihrer Annahme oder Nichtannahme die Gemeinschaft mit anderen Kindern Gottes abhängig gemacht werden darf, und zweitens, dass diese Verstandessüberlegungen sich stets an das Schriftganze gebunden wissen müssen und auch nicht mit einer einzigen Schriftstelle im Widerspruch stehen dürfen. Aber gerade hier versagt die A.-L. in der katastrophalsten Weise.
Soweit wir sehen, leidet sie an vier Kardinalfehlern:

  1. Zu starker Eigengesetzlichkeit der Verstandes- und Gefühlsspekulation, der Heiligen Schrift gegenüber,
  2. zu starker Ausweitung des Begriffes „Alle”,
  3. zu starker Verengung des Begriffes „Ewig”,
  4. vorurteilsbefangener Mißdeutung zahlreicher Einzelstellen.

Von diesen vier Hauptpunkten möchten wir die ersten drei kurz beleuchten:

l. Wenn Jung-Stilling - und mit ihm gewiß die meisten Allversöhnler - sagen: „Ich frage: Ist das Versöhnungswerk gelungen, wenn nur ein Zehntel der Menschheit selig wird? Ich sage:,Nein!', es wäre Ihm mißlungen”, so müssen wir schon die Frage an sich als ungebührlich und ungeziemend mit schärfstem Nachdruck zurückweisen. Die Frage, ob das Werk Christi gelungen sei, ist schon ewig beantwortet durch das große Wort des Gekreuzigten: „Es istvollbracht!” Und wenn Gott durch die Auferweckung Seines Sohnes aus den Toten das Werk Seiner Dahingabe besiegelt hat, dann hat kein Erdenwurm mehr das Recht, sich das „Gelingen” oder gar Mißlingen(!!) dieses Werkes von zahlenmäßigen Erwägungen abhängig zu denken! Ebenso grundfalsch ist die Behauptung: „Ewige Strafe für zeitliche Sünde ist ungerecht.” Sind etwa unsere Gedanken die Richter über Gottes Wort, oder ist nicht Gottes Wort der Richter und Beurteiler aller unserer Gedanken?! (Hebr. 4,12) Sind etwa unsere Gedanken höher als Gottes Gedanken? Wer gibt uns in Sünde, Ungerechtigkeit und Verkehrtheit Gefallenen das Recht, wissen zu wollen, was vor dem Thron des ewigen Gottes einst „gerecht” oder gar „ungerecht” sein soll? Außerdem zeigen doch schon irdische Beispiele ganz andere Seiten! „Haben doch Kaiser und Könige und irdische Richter oft nur kurzen Aufruhr oder übereilten Mord mit lebenslänglicher Haft bestraft! Wegen zeitlich kurzer Sünden und gar mangelnder Gotteserkenntnis raffte Gott die erste Menschheit hinweg. Wegen eines bißchen Silbers und einiger Feierkleider bleibt auf Gehasis Geschlecht der Fluch des Aussatzes ewiglich” (2. Kön. 5,27), wegen einer zeitlich kurzen Befriedigung sinnlicher Begierden ruht 1½ Jahrtausend auf Rubens Geschlecht ein Makel. (1. Chr. 5,1.2) Kein bedeutender Mann kam aus dem Geschlecht Ruben nach Jakobs Weissagung. (1. Mo. 49,4) Wie reimt sich solch göttliches Verfahren mit unseren menschlichen, sentimentalen Begriffen von der Gerechtigkeit Gottes? Der Glaube gibt Gott Recht und sagt mit David: „Gott ist gerecht in allen Seinen Werken.” (Fr. Greiner.) Eine dritte Behauptung dieser A.-V.-Verstandesspekulation ist die: Gottes Gerichte sind nicht eigentlich Vergeltungsstrafen, sondern läuternde Erziehungs- und Besserungsmethoden. Dass dies oft der Fall ist, wird niemand bestreiten. Aber nichts gibt uns in der Schrift das Recht, das auch von den Strafen nach dem großen weißen Thron zu behaupten. Außerdem wäre ein endliches „Zermürbtwerden” nur ein schließliches Weichen einer zu großen Übermacht gegenüber, aber keine sittlich freie Tat, wohingegen im Heilsplan Gottes alles einen sittlichen Charakter tragen muß. Und dann: Wie soll im Feuersee noch eine Buße und Besserung möglich sein? Das Hinabgestoßensein in die Verdammnis ist doch ein Abgeschnittensein von Gott und Seinen Lebenskräften! Wie soll da eine Besserung zustandekommen? „Kann ein Kraftloser sich Kraft geben, ein in immer tiefere Finsternis und Gotteshaß sich hüllender Geist sich erleuchten? Rein menschlich betrachtet ist das undenkbar” (Greiner), und von einer Evangeliumsverkündigung in der Hölle nach dem Bestehen des großen weißen Throns steht in der Schrift keine Silbe! Weiterhin sagt man: „Wie können Eltern oder Verwandte selig sein, wenn sie ihre Kinder oder sonstige Verwandte oder Freunde in der ewigen Verdammnis wissen?” Hier lautet die Antwort: Die menschlichen Beziehungen gelten in der himmlischen jenseitigen Welt nicht mehr (Mt. 22,30, ja schon Mt. 12,48-50), und sicher werden die vollendeten Heiligen in der Herrlichkeit göttlich, das heißt in Übereinstimmung mit den göttlichen Gesetzen, urteilen und fühlen! So kann ein schmerzlicher Gegensatz zwischen der Seligkeit, die Gott ihnen gibt, und den Gesetzen Seiner Gerechtigkeit, die Er walten läßt, niemals eintreten. In diesem Argument trägt die A.-L. durchaus den Stempel menschlichen Gefühls, aber nicht göttlicher Vollendung.

II. Das Wort „Alle” wird von den Vertretern der „All”-versöhnungslehre in universalem, absolut ausnahmefreiem Sinne genommen, so dass folglich alle Geschöpfe Gottes, auch der Teufel und seine Engel, irgendwann einmal der Erlösung in Christo teilhaftig sein werden. Dabei übersieht man aber, dass das Wort „Alle” in sämtlichen Sprachen immer nur die Gesamtheit einer bestimmten Gruppe umschließt und erst aus dem Zusammenhang seine deutlichere Begriffs- und Umfangsbestimmung erhält. Wenn es heißt: „Gleichwie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden” (1. Kor. 15,22), so zeigt der Zusammenhang, dass hier nicht die Engel gemeint sein können, da sie nicht „in Adam” gestorben sind. Außerdem redet Paulus hier nicht von einer geistlichen Neubelebung, sondern einfach von der Tatsache der leiblichen Auferweckung. Diese geschieht für alle Menschen „in Christo”, denn „es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, seine (des Menschensohnes) Stimme hören und hervorkommen werden, die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse getan haben, zur Auferstehung des Gerichts”. (Joh. 5,28.29) Demnach werden auch die Verlorenen durch den Menschensohn, also „in Christo” lebendig gemacht! Oder wenn Paulus sagt: „Alle Kreatur Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen (d. h. gegessen) wird” (1. Tim. 4,4), sollen hier etwa unter „aller” Kreatur, außer den Pflanzen und Tieren, um die es sich hier doch handelt, auch die Menschen und Engel und Teufel gemeint sein?! Oder umgekehrt, sind etwa in Mk. 16,15, wo der „ganzen Schöpfung” das Evangelium gepredigt werden soll, auch in direkter Weise die Tiere und Pflanzen gemeint, so dass wir es wie Franziskus von Assisi machen müßten und den Vögeln predigen oder, wie der „heilige” Antonius, den Fischen? Dies beweist, dass das Wort „alle” nicht mechanisch buchstäblich ausgelegt werden darf, sondern stets in Übereinstimmung mit dem Zusammenhang und geistgemäß. Und da zeigen diese beiden Beispiele, dass es sehr oft in eingeschränktem Sinne als von der „Vollzahl einer eingegrenzten Gattung” gebraucht wird. Ja, in Hebr. 11,13 heißt es sogar von den Glaubenszeugen bis Abraham: „Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht empfangen ...” (Vers 13), und doch war erst wenige Verse vorher unter den Glaubenshelden auch Henoch genannt, der bekanntlich nicht gestorben ist (Vers 5.6)! Ferner: In Mt. 13,32 sagt der Herr Jesus, dass das Senfkorn kleiner sei als „alle Samen”, und doch weiß jeder aus der Botanik, dass dies nur von den Gemüsesämereien gemeint sein kann. Weiterhin sagt der Herr: „Bei Gott sind alle Dinge möglich”, und doch kann dies kein Widerspruch sein gegen das Wort des Hebräerbriefes, dass es „unmöglich” sei, „dass Gott lügen sollte” (Hebr. 6,18). In Lk. 2,1 heißt es, dass „alle Welt” (der ganze bewohnte Erdkreis; - dasselbe Wort wie Hebr. 1,6 -) geschätzt werden sollte; aber niemand wird doch auf den Gedanken kommen, dass hier alle fünf Erdteile oder gar die Sternenwelt gemeint seien! In Seinem hohenpriesterlichen Gebet sagt der HERR, dass der Vater Ihm Gewalt gegeben habe über „alles Fleisch”, „auf dass Er allen, die Du Ihm gegeben, ewiges Leben gebe”. (Joh. 17,2) Was soll hier der Zusatz: „die Du Ihm gegeben”, wenn alle Menschen ohne Ausnahme einst selig werden?! Ist nicht für jeden, der überhaupt vorurteilsfrei an die Schrift herangeht, absolut klar, dass diese Hinzufügung eine Einschränkung des „alle” bedeuten soll? So hat die A.-L. eine ungebührliche Ausweitung des Wortes „Alle” vorgenommen.In den umgekehrten Fehler ist sie in bezug auf das Wort „ewig” gefallen. Hier hat sie eine unberechtigte Verengung vorgenommen.

III. „Ewig” soll überall, auch in seinen Zusammensetzungen, nur heißen: „zeitalterhaft”, „weltzeitlich”, „äonenhaft”. Hierzu bemerkt unser Mitarbeiter J. Warns in einem Aufsatz in „Saat und Ernte”: „Das Eigenschaftswort „ewig” kann sowohl eine begrenzte Zeit mit Anfang und Ende bedeuten als auch eine unbegrenzte Dauer, „für immer”, das ist „ewig” im Sinne von „unendlich”. Welche Bedeutung es an jeder einzelnen der vielen hundert Stellen hat, ergibt in der Regel der Zusammenhang. Die dunklen Stellen, deren Sinn nicht ohne weiteres klar ist, sollten nach dem allgemein anerkannten Grundsatz einer geistlichen Schrifterklärung im Lichte der deutlicheren Parallelstellen verstanden und erklärt werden ... Wenn Vertreter der A.-L. auf solche Stellen hinweisen, wo das Wort aion in der Einzahl vorkommt und offenbar „Zeitalter” und nicht „Ewigkeit” bedeuten müsse, so lassen sich diesen Stellen ebenso viele andere gegenüberstellen, wo es unbedingt „Ewigkeit” im Sinne der unbegrenzten Endlosigkeit und unaufhörlichen Dauer bedeuten muss ...” J. W. spricht dann weiter von den Übersetzungen „eis ton aiona” = in den (nächsten) „Äon” statt „in Ewigkeit”, z. B. in Joh. 11,26; Hebr. 5,6 oder 1. Petr. 1,25. „Die Gegner Jesu lässt man sagen: ‚Wir haben aus der Schrift gehört, dass der Messias für den Äon am Leben bleibt‘... Petrus soll gesagt haben: ‚Keineswegs sollst Du mir die Füße waschen für den Äon‘ (Joh. 13,8). Zu solchen Absonderlichkeiten versteigt man sich, wenn man den Ausdruck ‚eis ton aiona‘unbedingt an allen Stellen mit ‚für den Äon‘übersetzen will. Der Ausdruck ‚ek tou aionos‘wird übersetzt mit ‚von dem Äon her‘statt ‚von jeher‘. So Joh. 9,32: ‚Aus dem Äon her hat man noch nicht gehört, dass jemand einem Blinden die Augen aufgetan hat.‘” Mit Recht fragt J. W.: „Redet so der Mann aus dem Volke?”, und er fährt fort: „Der bekannte schwäbische Theosoph Fr. Ehr. Oetinger war ein Verteidiger der Lehre der Wiederbringung aller Dinge und glaubte nicht an die Endlosigkeit der Höllenstrafen. Er hat in seinen Beweisen aber nicht zu derartigen exegetischen Kunststücken, noch zu einer mechanischen und schablonenhaften Übersetzungsmethode seine Zuflucht genommen ... Die mit solcher Bestimmtheit vorgetragene A.-L. arbeitet mit philosophischen und theosophischen Begriffen und Vorstellungen. Man kann es ja niemand verbieten, sich seine Vorstellungen über den Ausgang des großen Weltdramas zu machen. Solange er es als eine Vermutung und einen für ihn denkbaren oder logischnotwendigen Abschluß der Heilsgeschichte erklärt und dafür auf Schriftbeweise verzichtet, mag er versuchen, wie er seine Gedanken mit der Heiligen Schrift vereinigen kann! Es ist aber gut, nie zu vergessen, dass Gottes Gedanken höher sind als unsere Vermutungen. Aber mit allerlei unmöglichen Wortdeutungen, über die jeder Kenner fremder Sprachen erschrickt, möge man den gläubigen Bibelleser verschonen!
Mancherlei wäre noch über den vierten Punkt, die Mißdeutung zahlreicher Einzelstellen, zu sagen; aber mit Rücksicht auf den beschränken Raum haben wir uns hier nur mit dem Prinzipiellen befaßt und auch das nur mit einigen Hauptstrichen.
Er. Sr.

Antwort C

Diese Frage berührt einen sehr wichtigen und ernsten Gegenstand, denn das, worauf die in der Frage erwähnten Brüder zur Kennzeichnung des Wesens ihrer Ortsversammlung und ihrer sonstigen Beziehungen als Kinder Gottes sich berufen - die Lehre der „Allversöhnung” -, ist eine Lehre, die das Wort Gottes nicht kennt und sonach nicht die „Lehre des Christus”, sondern eine Irrlehre ist, wie wir weiter unten noch für jeden, der Gottes Wort als einzige Richtschnur und Autorität anerkennt, durch dieses selbst klar zeigen werden. Deshalb ist es nicht nur durchaus nicht „un-recht”, wenn ein Bruder diese Einstellung jener Brüder so empfindet, wie in der Frage gesagt ist, sondern diese Empfindung entspricht noch längst nicht dem, was nach Gottes Wort unsere Empfindung einer solchen Einstellung gegenüber sein soll. Wir sollen sie nicht nur als ein „Zäune-Aufrichten” und ein „Verhalten nach 1. Kor. 1,12” empfinden, sondern entschieden und klar zum Ausdruck bringen, dass wir die Lehre der „Allversöhnung” als Irrlehre ablehnen, und, wenn eine Versammlung auf „dem Boden” dieser Lehre steht, diese Versammlung meiden und mit den einzelnen diese Versammlung besuchenden Geschwistern, soweit sie persönlich diese Lehre haben bzw. anerkennen, keine Gemeinschaft pflegen und keinerlei Beziehungen unterhalten. Wohl ist es nach Christi Geist und Art, sanft und mild zu sein, wenn es sich um Unwissenheit und Schwachheit handelt, aber nie, wenn es sich um Böses handelt, und das ist es immer, wenn Irrlehre die Sache ist. Gegen solches sollen wir eine klare Stellung einnehmen und mit aller Entschiedenheit auftreten! Für solche Entschiedenheit dem Bösen gegenüber gibt uns der Herr Selbst das beste Beispiel. Mt. 16,5-12 sagt Er Seinen Jüngern, dass sie sich hüten sollten vor der Lehre der Pharisäer und der Sadduzäer, die Er „Sauerteig” nennt, und Sauerteig ist im Worte Gottes immer Böses. Und Mt. 23,13-39 hören wir Ihn ein siebenfaches „Wehe euch” über die Schriftgelehrten und Pharisäer aussprechen wegen ihres bösen Tuns, und Er nennt sie „Heuchler”, „Narren und Blinde”, „Schlangen” und „Otternbrut” und sagt: „... wie solltet ihr dem Gericht der Hölle entfliehen?” Wir können nicht wachsam und entschieden genug sein gegen alles Böse, damit es nicht Eingang und Raum bei uns findet, sowohl das sittlich Böse als auch das Böse in bezug auf die Lehre - verkehrte Lehren und Irrlehren, die jetzt mehr denn je antreten und sich ausbreiten! Und gerade die Irrlehre der „Allversöhnung” gewinnt immer mehr an Boden infolge Mangels an Kenntnis der Schrift und an Unterordnung unter die Schrift seitens der Kinder Gottes. - Dass diese Brüder den Auftrag zur Verkündigung des Heils ohne Notwendigkeit der Buße und ohne Hinweis auf das kommende Gericht verstanden haben wollen, erklärt sich aus dem Wesen der Lehre der „Allversöhnung”: Nach dieser Lehre ist es ja gar nicht wichtig, dass der Mensch sich bekehrt, da er ja auch nach dem Tode auf jeden Fall schließlich doch noch errettet wird! Dass dieser aus der Lehre der „Allversöhnung” sich von selbst ergebende Schluß in bezug auf das Evangelium mit der klaren Lehre des Wortes Gottes nicht übereinstimmt, zeigen schon die in der Frage hierzu angeführten Schriftstellen, so dass es weiterer Ausführungen zu der Frage selbst nicht bedarf. Wir wollen uns nun noch mit der Lehre der „Allversöhnung” selbst an der Hand des Wortes Gottes etwas besch äftigen, da die Klarstellung dieses Gegenstandes ja von entscheidender Bedeutung für die ganze Frage ist.

Es ist hier nicht der zu einer ausführlichen Behandlung dieser Frage notwendige Raum vorhanden, deshalb verweisen wir auf eine Antwort zu diesem Gegenstand in den „Handreichungen”, Bd. 12 (1927), S. 158-168, in welcher manche wichtigen Punkte eingehend behandelt sind, und fassen uns hier nur ganz kurz.
Die Lehre der „Allversöhnung” oder „Wiederbringung” geht dahin, dass schließlich alle Menschen, auch die, die nicht geglaubt haben, und sogar der Teufel und alle gefallenen Engel, errettet werden, unter Bezugnahme darauf, dass Gott Liebe ist und es damit unvereinbar sei, dass irgendeins Seiner Geschöpfe endlos leiden sollte, und unter Hinweis auf Schriftstellen wie: Röm. 5,18; 11,32; 1. Kor 15,28; 1. Tim 2,4 und 6 und andere. Was ist die Lehre des Wortes Gottes über „Errettung” und „Verlorensein”? Es lehrt klar:

Der Mensch ist durch die Sünde von Natur im Zustande des Todes und Verlorenseins: Joh. 5,21.24.25; 6,53; 1. Joh. 3,14; Röm. 3,19.23; 5,18 u. a. Durch Glauben wird er errettet, aber ohne Glauben bleibt er verloren: Mk. 16,16; Joh. 3,15-18.36; 5,24 usw. Von Gericht und Verdammnis lesen wir u. a.: Mt. 10,15; 25,41.46; Joh. 5,22.29, Röm. 2,5-12; 2. Thess. 1,8.9; 2. Petr. 2,9.17; 3,7; Jud. 6.13; Off. 20,10.11-15; 21,8.

Dass der Zustand der Erlösten, das ewige Leben, ewig im Sinne von endlos ist, liegt in der Natur der Sache und wird deshalb auch von niemand bestritten oder auch nur bezweifelt, denn erstens ist es Leben aus Gott, der ohne Ende ist: Joh. 1,13; 1 Joh. 3,9; 4,7; 5,1.18; und zweitens wird „der Tod nicht mehr sein”, und „über diese hat der zweite Tod keine Gewalt”: Off. 20,6; 21,4. Dass aber auch der Zustand der Verlorenen, die ewige Pein, die Verdammnis, ebenso endlos ist, sagt uns das Wort Gottes u. a.: Mt. 25,41.46; Mark 9,44.46.48; Joh. 3,36; 2. Thess. 1,9; Jud. 13; Off. 14,10.11; 20,10.14.15; 21,8.

Das Wort „ewig” in Verbindung mit dem Los der Verlorenen ist dasselbe wie in Verbindung mit Gott Selbst und dem ewigen Leben, wo es unbestrittenermaßen immer den Sinn von „endlos” hat: (Gott betr. ) Röm. 16,26; Gal. 1,5; Phil. 4,20; 1. Tim. 1,17; 6,16; 2. Tim. 4,18; Hebr. 13,21; 1. Petr. 4,11; 5,11; Off. 5,13 usw.; (ewiges Leben bzw. die Erlösten betr.) Joh. 3,16.36; 5,24 usw., Off. 22,5. Mit welchem Recht will man das gleiche Wort dann, wenn es sich auf Gott oder auf das ewige Leben bzw. auf die Erlösten bezieht, im Sinne von „endlos”, wenn es sich aber auf die ewige Pein bzw. auf die Verlorenen bezieht, im Sinne von „zeitlich begrenzt”, „ein Ende habend” auslegen? Dass dies durchaus nicht Gottes Absicht ist, beweist der Umstand, dass da, wo das Wort „ewig” im letzteren Sinne im Alten Testament öfters und im Neuen Testament einige Male vorkommt, es sich immer nur auf Zustände und Dinge auf der Erde bezieht, also auf Gegenstände, die ihrer Natur nach ein Ende haben! Vergl. 1. Mo. 13,15; 2. Mo. 12,24; 27,21 usw.; 5. Mo. 13,16; 15,17 usw.; Joh. 4,7 usw.; Mt. 21,19; Mk. 11,14; Lk. 1,33; Philemon 15 (Elberf.: „für immer”).

Der sowohl in Verbindung mit Gott Selbst, mit dem ewigen Leben und den Erlösten wie auch mit der ewigen Pein und den Verlorenen und dem Teufel und den gefallenen Engeln gebrauchte Ausdruck: „von Ewigkeit zu Ewigkeit” (s. in vorstehendem Absatz zu „Gott betr.” aufgeführte Schriftstellen Gal. 1,5 usw.) spricht aufs deutlichste von „Endlosigkeit”: „Äon” (Ewigkeit, Zeitalter) reiht sich an „Äon”; von einem Aufhören dieses Aneinanderreihens ist weder die Rede noch lässt der Zusammenhang der betreffenden Schriftstellen einen solchen Gedanken zu. „Von Ewigkeit zu Ewigkeit” oder „in die Zeitalter der Zeitalter” bedeutet „ewig” = „endlos” im vollen Sinne desWortes!

Gottes Wort redet nie von einer Errettung derer, die nicht geglaubt haben, noch des Satans und der gefallenen Engel, aber es sagt, dass die, welche nicht geglaubt haben, „verdammt” werden: Mk. 16,16; „gerichtet werden nach ihren Werken”: Off. 20,11-13; und dass „sie in die ewige Pein gehen”: Mt. 25,41.46; „Strafe leiden, ewiges Verderben”: 2. Thess. 1,9; „mit Feuer und Schwefel gequält werden ... von Ewigkeit zu Ewigkeit”: Off. 14,10.11; „Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit” in dem „Feuersee”- „dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, welches ist der zweite Tod”: Off. 20,10.15; 21,8. - Und was den Teufel betrifft und seine Engel, lesen wir Hebr. 2,16: „Denn Er nimmt Sich fürwahr nicht derEngel an, sondern des Samens Abrahams nimmt Er Sich an” - dazu siehe noch 2. Petr. 2,4 und Jud. 6! -, und betreffs des Teufels im besonderen sagt uns Off. 20,10, dass er in den Feuer- und Schwefelsee geworfen und dort gepeinigt werden wird von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Zu dem eben berührten Punkte, die Engelwelt betreffend, gebe ich in sehr verkürzter Weise die Ausführungen unseres geliebten heimgegangenen Bruders Steinert wieder, die er auf der Konferenz in Berlin im November v. J. bei der öffentlichen Besprechung der Lehre der „Allversöhnung” gemacht hat: „Hebr. 2,16 lesen wir: Denn Er nimmt Sich fürwahr nicht der Engel an, sondern des Samens Abrahams nimmt Er Sich an”. Engel haben mit Vorsatz gesündigt, Menschen werden als Sünder geboren. Darum wird der Mensch nicht verantwortlich gemacht werden dafür, dass er ein Sünder ist; aber Gott macht den Menschen verantwortlich, der den Sünderheiland ablehnt! - Die Allversöhnungslehre beruht lediglich auf Schlußfolgerungen und zeigt Mangel an Gotteserkenntnis wie auch Mangel an gesetzmäßiger Auslegung des Wortes Gottes. Weil das Wort nicht kennend, sind so viele so leicht umgeworfen von Irrlehre! Die Schrift ist unsere ‚Muttersprache‘ - Die Engel betreffend: Gott kann Sich ihrer nicht annehmen, weil Er für sie kein Opfer hat. Das Opfer ist nur für Wesen, in deren Form und Zustand der Sohn Gottes Sühnung getan hat. Dann hätte Er Engel werden müssen. Aber Er ist Mensch geworden. - Ist es zur Verherrlichung Gottes, wenn Menschen verloren gehen? Gott bestimmt, was zu Seiner Verherrlichung ist - nicht der Mensch! Für Engel aber gibt es keine Erlösung, weil sie mit Vorsatz gesündigt haben! Aber des ‚Samens Abrahams‘, des Geschlechts des Glaubens, nimmt Er Sich an! Sühnung ist geschehen für die ganze Welt; auf Grund derselben kann Gott jedem vergeben; Versöhnung ist nur für den Glauben! ‚Erkauft‘ bedeutet einen Wechsel des Herrn und Gebieters; ‚erlöst‘ bedeutet einen Wechsel des Zustandes! Der Mensch ist gegeschaffen nach dem Bilde Gottes - nicht so die Engel; darum will Gott dieses Bild erretten - darum wurde der Sohn Gottes Mensch! (Um den Menschen zurückzuführen, zu erretten!) Mit der Errettung der Engelwelt aber steht und fällt das ganze Gebäude der Allversöhnungslehre! Eine Errettung der Engelwelt aber gibt es nicht! Daher ist die Lehre der Allversöhnung irrig- eine Irrlehre!” - Diese Ausführungen unseres geliebten Bruders sind klarste Schriftwahrheit, und wir sind dem HERRN von Herzen dankbar dafür!
Noch einige Bemerkungen:

Dass die „ewige Pein” ebenso „endlos” ist wie das „ewige Leben”, ist gewiß - wie wir schon weiter oben auf Grund der Schrift gesehen haben -, denn die Schrift sagt uns, dass der, welcher nicht glaubt,

1. „das Leben nicht sehen wird, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm”: Joh. 3,36; und er „bleibt im Tode”: 1. Joh. 3,14;

2. nicht teil hat an der Auferstehung des Lebens, sondern an der Auferstehung des Gerichts: Joh. 5,29;

3. dem „zweiten Tode” überliefert werden wird: Off. 20,15; 21,8.

Alles dieses spricht von einem unabänderlichen Zustande; das Wort Gottes enthält auch nicht die leiseste Andeutung, dass es je eine Änderung dieses Zustandes gäbe! (Siehe auch Lk. 16,26: „... und zu diesem allem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt ...”. Wo steht, dass diese Kluft je beseitigt werden würde?!) Das Wort Gottes allein kann doch nur uns das richtige Bild über diese Dinge geben!

Der Einwand der Anhänger der Lehre der „Allversöhnung”, dass Gott Liebe ist und deshalb doch nicht Seine Geschöpfe endlos leiden lassen könne, zeigt im besonderen den von Bruder Steinert oben bereits erwähnten Mangel an Gotteserkenntnis, denn dabei wird ganz außer acht gelassen, dass Gott nicht nur Liebe, sondern auch Licht ist (1. Joh. 1,5 - also ehe gesagt ist, dass Er Liebe ist!), und dass daher unmöglich ein Mensch in Seine Gegenwart passend sein kann, der nicht gereinigt ist von der Sünde - nicht nur von der Schuld, sondern auch von der Befleckung der Sünde, was er doch nur sein kann durch das kostbare Blut Christi durch Glauben! (Hierzu siehe die Ausführungen auf S. 162 und 163 in Bd. 12.)

Das zweite „alle” in Röm. 6,18 („so auch durch eine Gerechtigkeit gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens”) und in Röm. 11,32 („auf dass Er alle begnadige”) und das „alle” in 1. Tim. 2,6 („der Sich Selbst gab zum Lösegeld für alle”) bedeutet nicht, dass alle Menschen errettet werden, auch die nicht geglaubt haben, sondern in allen drei Stellen zeigt das „alle” lediglich die Tragweite, den Wirkungsbereich dessen, wovon geredet ist: in der ersten, dass als Folge der „einen Gerechtigkeit” die „Rechtfertigung des Lebens” für alle Menschen da ist, vorhanden ist (ohne dass damit gesagt ist, dass sie allen Menschen zuteil wird; letzteres hängt vielmehr davon ab, wie jeder einzelne Mensch sich dazu stellt - ob er durch Glauben davon Besitz nimmt); in der zweiten, dass infolge ihres Unglaubens alle jedes Recht Gott gegenüber verloren haben und ganz allein auf Seine Gnade angewiesen sind und dass diese für alle vorhanden ist (damit sie davon Gebrauch machen; ob sie es tun, liegt bei ihnen - bei jedem einzelnen); und in der dritten, dass von Gottes Seite zur Erfüllung Seiner in V. 4 ausgesprochenen Liebesabsicht („dass alle Menschen errettet werden” - was aber nicht geschieht, weil nicht alle Menschen wollen - „der Glaube ist nicht aller Teil”: 2. Thess. 3,2) alles geschehen ist, indem „der Mensch Christus Jesus Sich Selbst gab zum Lösegeld für alle”, d. h. „im Hinblick auf alle”, so dass das Lösegeld für alle Menschen bezahlt ist und es nun nur noch an jedem einzelnen liegt, ob er hiervon Gebrauch machen will. (Wo es sich um das Ergebnis, um den wirklichen Erfolg, handelt, sagt der Geist Gottes nicht „alle”, sondern „viele”: Mt. 20,28; 26,28; Mk. 10,45; 14,24; und da bedeutet das „für” soviel wie „an Stelle”, die Sache der „Vielen” zur Seinigen machend.)

1. Kor. 15,28 („Gott alles in allem”) stützt dem wahren Sinne dieses Wortes nach die Lehre der „Allversöhnung” nicht im geringsten, denn der Sinn ist gar nicht der von den meisten Kindern Gottes gedachte und auch von den Vertretern der Allversöhnungslehre hineingelegte, dass Gott überall sei oder in allen wohne (und nach der Lehre der „Allversöhnung” es dann doch nicht mehr einen Ort der Qual und nicht mehr verlorene, von Gott ausgeschlossene Wesen geben könne), sondern der wahre Sinn ist der, dass Gott dann in Seiner ganzen Schöpfung- ohne Ausnahme - den Ihm gebührenden Platz und die Ihm gebührende Ehre haben wird, indem Er von allen- auch von dem Teufel und seinen Engeln und allen Verlorenen! - als der alleinige Herrscher in vollkommener Unterwerfung anerkannt wird! (Es handelt sich also bei dem „alles in allem” gar nicht um Örtlichkeit, sondern um einen Zustand! Vgl. S. 158-160 des Bd. 12.)

Es gibt noch manches, was die Vertreter der Lehre der „Allversöhnung” zur Begründung derselben vorbringen, aber es erübrigt sich, darauf einzugehen, da das vorstehend Gesagte die Unhaltbarkeit und Schriftwidrigkeit dieser Lehre genügend gezeigt hat. Sie ist - wie schon vorher gesagt - eine Irrlehre, und zwar eine solche, die etwas besonders Anziehendes, Einnehmendes für den natürlichen Menschen hat, und dieses benützt der Feind, manchen Kindern Gottes den Blick zu verdunkeln und „ihren Sinn zu verderben und abzuwenden von der Einfalt gegen den Christus” (2. Kor. 11,3). Davor können wir nur dann bewahrt bleiben, wenn wir uns sorgfältig und genau an das klare Wort Gottes halten und alles ablehnen, was das Wort nicht sagt! Darum können wir auch nicht Gemeinschaft haben mit jemand, der eine Irrlehre vertritt (wir können für solche Geschwister - wenn sie sich nicht belehren lassen - nur beten)! - Christus und Sein Wort sei allezeit Prüfstein, Maßstab und Richtschnur für uns!
Th. K.

Antwort D

Der Herr Jesus - in Seiner Person „die Wahrheit”, „das Wort Gottes” - verkündigt in den stärksten Ausdrücken, die es nur gibt, ewige Strafe, eine Hölle, ein ewiges Feuer usw. (Mt. 23,33; 25,41-46) Ewige Verdammnis ist ein untrennbares Teil der Lehre des Herrn Jesus Selbst und eine Grundwahrheit des Christentums. Das Zeugnis der Heiligen Schrift ist klar und einfach; nur Unglaube kann die ewige Pein leugnen; die Schrift lässt keinen Zweifel darüber. Im gleichen Zusammenhange spricht der Herr Jesus vom ewigen Leben der Gerechten und von der ewigen Pein der Verlorenen. Nie würde der HERR, wenn die Verdammnis nur für eine Zeit sei, dasselbe Wort „ewig” in dem gleichen Zusammenhang gebraucht haben.

Man meint, eine ewige Strafe sei weder mit der Liebe noch mit der Gerechtigkeit Gottes zu vereinigen und gegen alle Vernunft. Wollen wir Gott meistern? Er handelt nach Seiner vollkommenen Gerechtigkeit. Wie vermag ein Mensch zu beurteilen, was für Gottes Liebe und Gerechtigkeit passend ist? Der Mensch des Hasses, der sein Leben „führt in Bosheit und Neid, verhaßt und einander hassend” (Tit. 3,3), will bemessen, was sich für Gottes Liebe geziemt; und Menschen, durch die Sünde „verfinstert am Verstande”, die Gott die „Ungerechten” nennt, wollen feststellen, was sich für Gottes Gerechtigkeit geziemt!

Der Mensch mag sich in den Dingen dieses Lebens und dieser Welt ein Urteil erlauben, weil sie im Bereich seines Verstandes liegen. Für die Dinge Gottes und die Ewigkeit aber sind wir einzig und allein auf Gottes Offenbarung angewiesen. Eigenes Denken, eigenes Meinen in diesen Dingen entspringt nur dem Unglauben, denn der Glaube nimmt an, was Gott sagt; der Unglaube aber stützt sich auf seinen (verfinsterten) Verstand, auf sein Meinen, Denken und Forschen. Und hier liegt bei den meisten der Grund ihrer Schwierigkeit. In den göttlichen Dingen kommt nur der Glaube in Frage, und „durch Glauben verstehen wir”. (Hebr. 11,3)

Die Schrift spricht sowohl vom Himmel als auch von der Hölle. Nehmen wir das Zeugnis der Schrift über das Los der Erretteten an, so müssen wir auch ihr Zeugnis von dem Lose der Verlorenen annehmen. Wenn der HERR sagt, dass in dem Hause Seines Vaters viele Wohnungen sind und dass Er es uns gesagt haben würde, wenn es nicht so wäre, würde Er es uns nicht auch gesagt haben, wenn es keine ewige Pein gäbe? Aber im Gegenteil, in den allerklarsten Ausdrücken sagt Er denen, die in ihren Sünden sterben werden: „Wo Ich hingehe, könnt ihr nicht hinkommen” (Joh. 8,21); und: „Wer an den Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.” (Joh. 3,36) Wollen wir da sagen, dass der Zorn Gottes nicht auf einem solchen bleibe und er schließlich doch noch das Leben sehen und zu Christus kommen werde?

Manche erkennen Gottes Gericht über Sünde an, aber sie sagen, ewig sei nicht ewig; das griechische Wort habe nicht den Sinn von „endlos”, und so schwer sei die Sünde der Menschen nicht, dass ewige Strafe dafür sein könne. Nun, es ist eine bequeme Sache, mit solchen, die nicht Hebräisch und Griechisch verstehen, über Hebräisch und Griechisch zu reden. Die Tatsache aber bleibt bestehen, dass der Herr Jesus genau dasselbe Wort „ewig”, wie gesagt, in einem Satz für das Los der Gerechten wie auch für das Los der Verlorenen gebraucht; und ebenso sagt uns die Schrift, „sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden in die Zeitalter der Zeitalter”, und mit demselben Wort bezeichnet sie die Seligkeit der Erretteten, „sie werden herrschen in die Zeitalter der Zeitalter”. (Off. 20,10; 22,5)
Der Mensch liebt es, die Schwere der Sünde von seiner Schätzung aus zu messen, aber nicht nach dem Urteil dessen, gegen den er gesündigt hat. Wir sind aber gar nicht als Sünder, in Entfremdung von Gott und unter dem Fluche stehend, fähig, uns einen Begriff von dem zu machen, was Sünde in Gottes Augen ist. Wir können etwas davon verstehen, wenn wir uns daran erinnern, dass eine einzige Sünde Adam und Eva für immer aus Gottes Gegenwart und von der Stätte der Freude und Seligkeit vertrieb und Tod, Verderben über die ganze Schöpfung brachte. An diesem Beispiel der Schrift können wir lernen, was Sünde für Gott ist.
Wenn das Gericht über Sünde nur ein zeitlich begrenztes wäre - Sünde also durch ein reinigendes Feuer oder sonstwie getilgt werden könnte, wozu war es dann nötig, dass Christus sterben mußte? Ist die Strafe der Sünde nicht ewig, wozu musste dann eine ewige Erlösung vollendet werden? Wozu ein Opfer, das auf immerdar vollkommen macht? Kann Sünde durch ein Zeitgericht hinweggenommen werden? Dann ist Christi Opfer kein immerdar gültiges und die Erlösung keine ewige - die ganze Ewigkeit umfassende Erlösung. Sie umfaßt dann nur die Zeit der Strafbemessung. Wahrlich, dann wäre der Tod des Sohnes Gottes nicht nötig gewesen! Die Dahingabe des geliebten Sohnes ist Beweis genug, dass der Mensch ohne Ihn gänzlich verloren ist und dass nur der, welcher an Ihn glaubt, ewiges Leben hat. Die Leugnung der ewigen Verdammnis ist eine Schmälerung des Werkes Christi und ein Geringachten der Sünde. Eine Erlösung, die eine unendliche Wirkung haben mußte, bezeugt auch eine Verdammnis von unendlicher Wirkung.

Manche Kinder Gottes halten die Irrlehre der Allversöhnung für eine belanglose Meinung, und sie sehen nicht, was in dieser Lehre eingeschlossen ist, nämlich die Ablehnung des göttlichen Urteils über Sünde und die Notwendigkeit des Sühnungstodes Christi u. a. m. So, wie Gott Seine Liebe und Gnade in dem Evangelium offenbart, so wird Gott Seinen Zorn gegen alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit in Seinem Gericht offenbaren (Röm. 1,18) und Vergeltung allen denen geben, die dem Evangelium nicht gehorchen. (2. Thess. 1,8) „Denn wahrhaftig und gerecht sind Seine Gerichte” (Off. 19,2), wenn wir sie jetzt auch noch nicht verstehen können; Sein Wort aber bleibt in Ewigkeit.

Es mag uns jetzt beim Anschauen Seiner Gerichte so gehen wie dem Töchterchen eines Richters, der einen Mann zum Tode verurteilt hatte. Das Kind konnte nicht fassen, dass sein so lieber und milder Vater solches tun könne. „Papa”, sagte die Kleine, „du wirst den armen Mann nicht töten lassen.” - „Kannst du mir vertrauen, dass ich tue, was recht ist?” fragte der Vater. „Ja, das kann ich”, erwiderte die Kleine. „Nun”, antwortete der Vater, „später, wenn du groß bist, wirst du es verstehen, dass ich diesen Mann zum Tode verurteilte.” Können wir nicht Ihm, dem Richter der ganzen Erde, vertrauen, dass Er kein Unrecht tun wird? Ein Tag kommt, wo wir alles, was uns jetzt verhüllt und dunkel ist, verstehen werden. Der Glaube aber behauptet Sein Wort ohne Wenn und Aber. Wir können wirklich Gott die Verantwortung für Sein Tun überlassen. Die Allversöhnungslehre, nach der alle Menschen und auch der Teufel und seine Engel selig werden, ist so recht ein Trick des Teufels, das Evangelium kraftlos zu machen und die Menschen mit der Hoffnung einer Errettung nach dem Tode von der Annahme des Heils fernzuhalten. Eine solche Lehre ist so recht nach dem Wunsch des Menschen; er kann dieser Welt leben und in jener Welt selig werden.

Unvergeßlich ist mir heute noch nach vielen Jahren der erschütternde Bericht von dem Tode eines jungen Mannes, Sohnes gläubiger Eltern. Sie hatten ihm den Weg zum Heiland gewesen, und er wußte, dass er sich bekehren müsse; aber er liebte eine Sünde, und mit dieser wollte er nicht brechen. Zu jener Zeit, als der Geist Gottes dieserhalb an seinem Herzen wirkte und ihn vor die Entscheidung stellte, kam ein Vertreter der Allversöhnungslehre in das Haus seiner Eltern, und die Eltern ließen unbedacht ihren Sohn diesen bestrickenden Trug (wie der Betreffende aber sagte, herrliche Lehre von der Liebe Gottes) hören, nach der die gefallene Menschen- und Engelwelt einst selig werde. Das klang wie Musik in den Ohren dieses jungen Mannes. Er wollte sich bekehren, aber er liebte die Sünde, und nun hört er die Botschaft, dass auch, wenn er vor seiner Bekehrung sterben solle, es doch noch ein Seligwerden für ihn in der anderen Welt gäbe. Und so gab er sich einem Leben hin, das ihn an den Rand des Todes brachte. Seine Eltern wußten nicht, was die Worte jenes Mannes in der Seele ihres Sohnes bewirkt hatten. Jetzt auf dem Sterbebette öffnete er sein Herz und bekannte, wie nahe er damals vor der Bekehrung gestanden hätte. In Verzweiflung verfluchte er nun den Tag, da sein Ohr die Worte jenes Mannes gehört und dass seine Eltern ihn diese hatten hören lassen.

Möchte dies ein Warnungsbeispiel allen denen sein, die gedankenlos solche gefährlichen, betrügerischen Lehren in ihren Häusern auszusprechen erlauben. Wenn man den Betrug Satans und das menschliche Herz nicht kennte, könnte man sich wundern, dass Gläubige solchen Lehren überhaupt ihr Ohr leihen. Die Verbreiter dieser Lehre fühlen selbst, dass eine Lücke in ihrem Lehrgebäude wäre, wenn die Verdammnis der gefallenen Engelwelt nicht auch aufhörte; der Schlußstein in dem Bogen ihres Lehraufbaues würde fehlen. Es wäre ja noch ein Ort der Pein für alle Ewigkeit da. Wo aber ist das Opfer für die gefallene Engelwelt? Gottes Wort sagt, dass Er Sich nicht der gefallenen Engelwelt annähme. (Hebr. 2,16) Ein Bruder, der früher mit uns den Weg der Wahrheit ging, kam während des Krieges im Felde mit Vertretern dieser Lehre zusammen. Dieselbe entsprach seiner Neigung zum Grübeln, und bald hatte er sie sich so zu eigen gemacht, dass er mir in einem Briefe sein Bedauern ausdrückte, durch seine Bemühungen in unseren Evangelisationsversammlungen, Menschen zu Christo zu führen, Kraft und Zeit vergeudet zu haben; eine solche Arbeit sei heute gar nicht am Platze, denn die kleine Zahl, die sich bekehre, käme gar nicht in Frage, da doch alle sowieso selig würden.

Wie kann eine Lehre, die solche Resultate zeitigt, nach der Wahrheit sein! Die Apostel predigten das kommende Gericht. Petrus bezeugt, dass der HERR „befohlen” habe, ernstlich zu bezeugen, dass Er der von Gott verordnete Richter der Lebendigen und der Toten ist (Apg. 10,42); und Paulus bezeugt, dass Gott einen Tag gesetzt hat, an welchem Er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit. (Apg. 17,30.31) Welchen Wert und welche Kraft hat bei dieser Lehre noch solche Verkündigung?! Eine Lehre, die nach der Wahrheit ist, kann nie andere Worte und Lehren der Schrift in ihrer Wirkung schwächen.

Solche Versammlungen, in denen diese Lehre geduldet wird, werden in ihrem Zeugnis verdunkelt und schwach bleiben. Sauerteig ist in ihrer Mitte. Es mag gesagt werden, dieser oder jener spreche nicht davon, aber die Natur des Sauerteiges ist (wenn er nicht beseitigt wird), nicht zu ruhen, bis er den ganzen Teig durchsäuert hat. Wohl mag es (besonders junge) Gläubige geben, die in Unwissenheit über das, was die Schrift sagt, diese Lehre aufgenommen haben; sie sollten in Geduld und in Liebe belehrt werden. Andere mögen die Wahrheit der Schrift glauben, aber sie sind noch nicht so gegründet in derselben, dass sie nicht zweifelnd davorstehen; diese bedürfen, gewurzelt zu werden in der Erkenntnis Gottes, Seiner Souveränität, Seiner unendlichen Weisheit, Heiligkeit und Gerechtigkeit. Wieder andere möchten eine neutrale Stellung einnehmen, und diese sollten ermahnt werden, sich in aller Einfalt und Entschiedenheit von der Philosophie der Menschen (Kol. 2,8) wegzuwenden und dem zuverlässigen Worte anzuhangen. (Tit. 1,9)
A. v. d. K.

Antwort des Schriftleiters

Diese vier Antworten, in denen aber mehr als vier Brüder zu Worte gekommen sind - nämlich außer den vier Schreibern noch unsere Mitarbeiter J. Warns und der jüngstentschlafene K. O. Steinert, ferner Fr. Greiner - geben eine Fülle von Licht und Erkenntnis über die so erschütternd ernste, uns alle, ja, Gottes ganzes Volk so bewegende Frage. Sie geben Licht, aber ob es angenommen wird von solchen, die der Belehrung bedürfen? Der HERR schenke Gnade dazu!
Während der Schreiber von Antwort A sich streng an den Wortlaut der Frage gehalten hat, zu der er in kurzen, knappen, darum um so nachhaltiger wirkenden Ausführungen Stellung genommen hat, haben die übrigen sich mehr oder weniger mit dem Gegenstand selbst beschäftigt, und es dürfte wohl keinen ebenso stehenden Leser geben, der nicht dem HERRN dankbar wäre für diese verschiedenen Darlegungen, die dazu angetan sind, uns fester zu gründen in Gottes Wort. Mögen wir nur auch in Fürbitte eintreten für solche Leser, die sich nicht so ganz sicher sind in der Sache, und erst recht für solche, die irregeleitet sind, dass sie „wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels”! (2. Tim. 2,26)

Ich weiß, dass die Anhänger der „Allvers.-Lehre” es nicht gern hören und lesen, was ich eben geschrieben habe; sie sehen sich nicht im „Fallstrick” des Feindes! Aber dennoch - ich bitte solche Brüder von Herzen, dass sie sich einmal „sagen lassen”, dass sie sich „Weisheit von oben” geben lassen (Jak. 1,5), solche „Weisheit, die sich sagen läßt” (Jak. 3,17 nach Luth.), dass sie sich nicht immer sofort „aufs hohe Pferd” setzen, wenn ihnen widersprochen wird und wenn sie ermahnt werden, „zur Einfalt gegen den Christus” zurückzukehren. Es ist doch tiefbetrüblich, wenn es so ist, wie der Einsender der Frage (ein Bruder in Süddeutschland) schreibt, dass die Anhänger jener Lehre, die sich - wie sie sagen - „auf dem Boden der Allvers.-Lehre versammeln”(!!), sich von Andersstehenden überhaupt nichts mehr sagen ließen, dass sie auch die alten, zum Teil im Dienst für den HERRN ergrauten Brüder, welche diese Lehre nicht haben, nicht mehr für voll ansähen und nichts von ihnen annähmen! Ist es dahin überhaupt schon gekommen, dann könnten wir uns diese Mühe sparen - oder aber wir tun sie um so mehr zum Zeugnis über jene und zur Befestigung der Schwankenden sowie zur Ermunterung für die im Kampfe um die Wahrheit des Wortes Stehenden. Aber wir hoffen noch, ich hoffe noch immer, dass so manche Vertreter dieser Lehre, Geschwister, die ich gut kenne und liebe im HERRN - noch einmal sei’s gesagt: „wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels”! Der HERR erbarme sich ihrer und der durch sie Irregeleiteten!

Es ist eine ernste Zeit, in der wir leben, doppelt ernst aber auch für uns Gläubige, indem soviele Scheidungen und tiefe Entscheidungen um der Wahrheit willen getroffen werden müssen. Da ist es doch sehr bemerkenswert, dass die beiden belehrenden Blätter „unserer” Kreise, d. h. neben den „Handr.” auch das in Bad Homburg v. d. Höhe erscheinende Blatt „Saat und Ernte”, und zwar ohne dass wir uns dazu verabredet hätten, seit vorigem Jahre den Kampf gegen die grundlegenden Irrtümer der Wiederbringungs- oder Allvers.-Lehre aufgenommen haben (vgl. auch die diesbezüglichen Hinweise in Antw. B!). Sollte diese ganz offensichtlich vom HERRN herbeigeführte Übereinstimmung den Andersgesonnenen nicht zu denken geben? Freilich, die „Handr.” haben von Zeit zu Zeit früher schon die Frage berührt (so z. B. schon Jahrb. 8, Frg. 8), und einmal (vgl. Antw. C!) sehr gründlich (Jahrb. 12, Frg. 13), und ich weiß, dass die damaligen Ausführungen den Vertretern jener Lehre vieles gesagt haben, womit sie nicht ohne weiteres fertig werden konnten, indem sie Stellung zu jener Frage der „Handr.” nehmen mußten. Ferner haben wir im 16. Jahrbuch uns in Frage 1 und ganz besonders in Frage 17 mit der Sache befaßt. Außerdem habe ich in meinem Aufsatz „Hütet euch vor dem Sauerteig!” auf Seite 176-178 (Bd. 16) darüber geschrieben, indem ich diese Lehre „sadduzäischen Sauerteig” nannte (und auch noch nenne!). Das hat mir seitens eines mir sonst als höchst achtbar und treu bekannten Bruders eine, wohl vornehm gehaltene, aber entschiedene Ablehnung eingebracht, in der auch Schriftstellen angeführt waren - diese aber genau in der Weise, wie unser Mitarbeiter Er. Sr. in Antwort B unter Punkt 4 kurz anführt: Stellen werden aus dem Zusammenhang gerissen, angewandt auf alles mögliche, nur nicht auf das oder die, von dem oder von denen sie reden; und gleich darauf folgende Stellen, die sehr unzweideutig gegen die A.-V.-Lehre sind, werden übergangen (gewiß unabsichtlich, aber die Brüder sind so verrannt in ihre Idee, dass sie gar nicht mehr vorurteilsfrei sehen zu können scheinen). Solche angeführte Stelle war z. B. Jes. 57,16! Aber wie unzweideutig redet der Zusammenhang, und was sagt V. 21?! - Frage 17 im Jahrb. 16 weist auch solche Stelle auf (Jes. 24,21.22), und ich weiß noch recht gut, als mir diese Frage mündlich gegeben wurde von einem seitens der Vertreter der Allv.-Lehre schwer angefochtenen Bruder, dass ich zuerst gar nicht verstand, wie jene Leute hier überhaupt ihre Lehre hinein lesen können. Man müßte Bucher schreiben, wollte man alle oder nur die meisten solcher mißdeuteten, ja, vergewaltigten Stellen behandeln! Ja, Brüder, Ihr müßt wieder nüchtern werden!

Sehen denn die Vertreter der A.-V.-Lehre gar nicht, dass sie im Grunde genommen spielen mit dem Worte der Wahrheit? Sehen sie nicht, dass sie mit ihren Vermutungen (die keiner besser als solche gekennzeichnet hat als ihr mir sehr bekannter Lehrer Ströter mit seinen beständigen Hypothesen [Annahmen, „Wenn’s”], auf denen er dann sein Lehrgebäude errichtete) weiter nichts tun, als dem großen, falschen „ Interpreten („Ausleger”) der Gedanken Gottes” (wie ich den Teufel hier nennen möchte) sich beugen?! Er ist doch mit seinem „Sollte Gott gesagt haben ...?!” oder „Hat Gott wirklich gesagt ...?!” (1. Mose 3,1) für alle Zeiten und Ewigkeiten offenbar geworden als „Diabolos” d. i. als „Durcheinanderwerfer”, Vermischer des Willens Gottes mit seinem eigenen Willen. Einfache, klare Worte Gottes, die tatsächlich oft ein Kind gut versteht, werden - vermischt mit den Fragezeichen der Auslegung des Teufels - genau zu gegenteiligen Aussagen! Dazu gehört z. B. jene geradezu empörende Auslegung von Joh. 3,36: „Der Zorn Gottes bleibt auf ihm!” - also in der Zeitform beständiger Gegenwart! - „ja, solange bis die Liebe Gottes den Betreffenden besiegt und zu den Füßen des HERRN niedergezwungen hat!” (Dieser Zusatz ist mir schon vor über 20 Jahren gemacht worden, als ich damals - Ströter in anderer Lehre noch nahestehend - mit einem seiner un bedingten Anhänger zu tun hatte.) Der falsche Interpret der Gedanken Gottes macht aus dem „Feuersee” ein „Liebesmeer Gottes”, in dem die Hineingeworfenen allmählich zu für Christum brennenden Gläubigen umgewandelt werden! Der falsche Interpret Gottes macht sich - so zu lesen in einem Buche jener Irrlehre - über die Stelle „Da der Wurm nicht stirbt” (Mk. 9,48) lustig, indem er schamlos von „unsterblichen Würmern” redet! Ein solches Wort, außer den ungezählten anderen Verstößen gegen das in Ewigkeit bestehende Wort Gottes, sollte genügen, um den armen Blindgewordenen die Augen zu öffnen über den Betrug Satans, durch den sie sich haben verführen lassen und andere verführen und um das ewige Leben betrügen (vgl. Antwort D! Beispiele, die sich leicht vermehren lassen, nur fehlt der Raum). O wenn diesen Brüdern mal die Augen aufgehen - wie werden sie zittern vor der Majestät Gottes, mit der sie, verführt vom Feind, spielten, indem sie hochmütig Sein Wort verdrehten oder umdeuteten! Wie anders, wenn einer demütig zu den Füßen des Meisters sitzt und sich gläubig beugt unter das geschriebene Wort, wie Er, der Selber das Wort ist, als Mensch sich beugte unter das: „Wiederum steht geschrieben!” Beides sehen wir in Mt. 4: das Spielen des Feindes mit dem Wort und den richtigen Gebrauch desselben durch den HERRN. (Vgl. Jahrb. 10, S. 88 ff!)

Zu diesem Verdrehen des Wortes gehört der ebenso oberflächliche wie in seiner Einseitigkeit falsche Gebrauch des Wortes „Äon”. Natürlich ist es leicht, einfache Gotteskinder mit einigen hebräischen und griechischen Ausdrücken ins Bockshorn zu jagen! Nun, ein wenig von diesen biblischen Grundsprachen verstehe ich auch, aber mehr versteht unser Br., der Judenchrist Napht. Rudnitzky, der sehr richtig sagt in seinem vorzüglichen Buch „Ewigkeit und Allversöhnung”: „Die Vertreter der Wiederbringungslehre sind vom Äonentaumel ergriffen.” In einem mir gerade in diesen Tagen von ihm in gleicher Angelegenheit zugegangenen Schreiben sagt er zum Schluß: „Ich weiß, dass es wenig nützt, immer wieder zu sagen, dass die Äonen (d. h. Äonenlehre) ein genuin (ihrer Entstehung nach) heidnisches Erzeugnis sind.” (Vgl. hierzu Er. Sr.s Fußnote auf S. 44 in Heft 3/4 von „Saat und Ernte”; hiernach ist bei dem „großen” [??] Kirchenvater Origines [Kindertauflehrer!!], der die Ergebnisse der gnostischen Philosophie für die „Kirche” verwertete [?!], die erste [religiöse] Erwähnung der in Rede stehenden Lehre zu suchen.) Br. N. R. antwortet in seinem Schreiben auf einen Brief von einem Allversöhnler an den Herausgeber von „S. u. E.”, in welchem in (wie meist!) höchst überlegenem Ton u. a. folgendes behauptet wird: „Eine irrende jüdische Theologie hat die Zeitbegriffe über ,olam’ in das Wort des Alten Testaments hineingenommen, und eine irregeleitete christliche Theologie hat dasselbe getan in bezug auf ,Äon’.” Dazu sagt R.: „Das klingt so gelehrt und so wissend, aber in Wirklichkeit ist es gedankenarmes Gerede oder Nachgerede. Wo beginnt denn die jüdische Theologie? Und was war ihr Gegenstand? Die jüdischen Theologen waren in erster Linie Schriftgelehrte und Ausleger des Gesetzes für das praktische Leben. Sie hatten gar keine Veranlassung, sich mit Spekulationen über olam zu beschäftigen. Dann, die hebr. Sprache war ihre Muttersprache, die hebräische Bibel ihre tägliche Nahrung und ihr sprachlicher Sinn ihnen durch eine jahrtausendelange Überlieferung vertraut. Diese Männer sollen nun einen sinnwidrigen Begriff in ihre Muttersprache und in die heilige Sprache ihrer Bibel hineintragen! Dasselbe gilt auch von den ersten christlichen Theologen; sie waren Griechen, und die Sprache der Schrift war ihnen in der griechischen Übersetzung Muttersprache. Vielleicht überlegt sich der ,Kenner des Griechischen’ den Unsinn, mit dem er seinen gelehrigen Schülern diente” ... 


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 17 (1932)