Altar in Hebräer 13,10

Was für ein Altar ist in Hebr. 13,10 gemeint und welches ist der auf ihm stattfindende Dienst? Bezieht sich V. 13 auf diesen Altar bzw. den Dienst?

Antwort A

Wir müssen die betreffenden Verse im Zusammenhang mit dem Vorangehenden und Nachfolgenden betrachten. In dem Briefe an die Hebräer ist der Schreiber bzw. der Geist Gottes bemüht, dem Leser zu seiner Ermunterung zum Ausharren auf dem Glaubenswege den Herrn Jesus Christus in Seiner sowohl alle Engel wie auch die größten Personen und herrlichsten Dinge des Alten Bundes unendlich überragenden Größe und Herrlichkeit vorzustellen. Zum Schluß, in Kapitel 13, ermahnt er dann zu einem Wandel, der dieser wunderbaren Person entspricht. Nachdem wir in den Versen 1-6 zum Bleiben in der Bruderliebe, zur Gastfreundschaft, zum Mitgefühl mit den Gefangenen (um Seines Namens willen) und denen, die Ungemach leiden, zur Hochhaltung der Ehe und Reinhaltung derselben (der von Gott gegebenen Grundlage der ganzen menschlichen Ordnung!) und zur rechten Einstellung bezüglich der materiellen Dinge und unserer Bedürfnisse angehalten worden sind, werden wir in Vers 7 an unsere „Führer” erinnert, die „das Wort Gottes” zu uns „geredet haben”, also nicht mehr unter uns sind, sondern bereits von uns gegangen - daheim - sind, und werden ermahnt, „den Ausgang ihres Wandels anschauend, ihren Glauben nachzuahmen”. (Es kommt darauf an, wie der Ausgang, der Abschluß ihres Wandels war! Und den Glauben, der in ihrem Wandel und bei dem „Ausgang” ihres Wandels sich zeigte, sollen wir nachahmen! Auch ein „Führer” ist ein schwacher Mensch, und dieses und jenes in seinem Wandel mochte von dieser Schwachheit zeugen und daher nicht nachahmenswert sein; aber sein Glaube ist nachahmenswert!) - Das Erinnern an diese von uns gegangenen Führer erweckt zwei Gedanken in uns, denen in Vers 8 begegnet wird: Erstens: Diese Führer sind von uns gegangen - sie konnten nicht bleiben. Aber Der, von dem sie zu uns geredet haben und der die Quelle ihrer Freude und ihrer Kraft war, Er ist uns geblieben und bleibt uns ewig! Und zweitens: Sie haben uns diese wunderbare Person vorgestellt, indem sie „das Wort Gottes” zu uns „geredet” haben; und diese von ihnen durch das Wort Gottes uns vorgestellte Person, Jesus Christus, bleibt unveränderlich dieselbe, so wie das Wort Gottes sie uns vorstellt! Es tauchten schon zu der Zeit, als dieser Brief geschrieben wurde, andere, vom Worte Gottes abweichende Lehren über die Person des HERRN auf - „mancherlei und fremde Lehren” -, die den Schein besonderer Weisheit und besonderer Frömmigkeit zu erwecken suchten und geeignet waren, unbefestigte Seelen „fortzureißen”. Daher die Warnung in Vers 9. Mit dieser Warnung, sich nicht durch solche „fremden” Lehren fortreißen zu lassen, ist der Hinweis verbunden, dass das Herz durch Gnade befestigt wird, nicht durch „Speisen”, woraus zu schließen ist, dass unter den „mancherlei und fremden Lehren” auch die war, dass das jüdische Speisengesetz gehalten werden müsse. Das gibt dem Schreiber des Briefes Anlaß, auf den großen Unterschied zwischen dem Christentum und dem Judentum hinzuweisen, wozu er das bekannte Bild des „Altars” benutzt (Vers 10): Im Alten Bunde wurden die Opfer auf dem ehernen Altar dargebracht, und die Priester, und in bestimmten Fällen auch der Opfernde, aßen von demselben. (Siehe z. B. 3. Mo. 6,7-11.17-22; 7,1-10.11-16; vgl. auch 1. Kor. 9,13 und 10,18) Das Essen von dem auf dem Altar Dargebrachten drückte Teilhaben an dem, was das Opfer für Gott ist, und Gemeinschaft aus. Wir wissen, dass der eherne Altar und die auf ihm dargebrachten Opfer Vorbilder waren von dem Kreuz auf Golgatha und dem Opfer Christi auf demselben. Dieses ist unser „Altar”, von dem wir „essen”, indem wir uns an Ihm erfreuen, uns von Ihm nähren. Hieran teilzuhaben und hierin mit uns Gemeinschaft zu haben, „haben kein Recht, die der Hütte dienen”, d. h. die im Judentum und damit noch immer bei den Vorbildern bleiben, denn durch das Festhalten am Judentum und an den Vorbildern leugnen sie, dass diese durch den Herrn Jesus erfüllt sind, und leugnen damit, dass Er der ist, von dem diese Vorbilder reden: Sie verwerfen Ihn! Und dieses Verwerfen schließt sie völlig von dem aus, was wir haben! Letzteres zeigt uns Vers 11, der zur Begründung für das in Vers 10 Gesagte uns auf ein alttestamentliches Vorbild hinweist: das Sündopfer, dessen Blut durch den Hohenpriester in das Heiligtum (das Allerheiligste) hineingetragen wurde, und die Tatsache hervorhebt, dass von solchen Tieren „die Leiber außerhalb des Lagers verbrannt” wurden (siehe 3. Mo. 16,27), worin wir ein Bild sehen sowohl für die Verwerfung des HERRN seitens der Welt als auch für das Nichtteilhaben derselben an Ihm. Ja, es ist ein von der Welt verworfener Christus, den wir haben: So, wie von jenen Tieren die Leiber „außerhalb des Lagers” verbrannt wurden, so hat Er „außerhalb des Tores” gelitten! (Vers 12) Das „Lager” zu der Zeit, als dieser Brief geschrieben wurde, war die damalige religiöse Welt, das Volk der Juden bzw. das Judentum; für den Gläubigen aus den Juden jetzt ist es fürs erste noch dasselbe (das Judentum), solange er noch nicht aus diesem herausgegangen ist; und für die aus der Namenchristenheit heraus Gläubiggewordenen ist das „Lager” die jetzige religiöse Welt, die uns umgibt, die Ihn nicht kennt und mehr oder weniger offen und bewußt verwirft. Aber da, wo Er verworfen ist, ist unser Platz nicht mehr! Deshalb werden wir Vers 13 aufgefordert: „Deshalb lasst uns zu Ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, Seine Schmach tragend.” Das sagt uns der Geist Gottes! Darum, geliebter Bruder, geliebte Schwester, hast du das schon getan? - innerlich? und auch äußerlich?! Manche sagen: Innerlich bin ich getrennt von all den Dingen; das Äußerliche ist nicht sowichtig. Ist das wirklich so - „nicht so wichtig” , wenn Gott es sagt? Der Feind ist immer bemüht, uns von dem zurückzuhalten, was Gott von uns will, und so auch - und ganz besonders - in dieser Sache, sei es durch List, indem er uns den Blick trübt für die klaren Linien nach dem Worte oder uns scheinbare oder wirkliche Vorteile oder Nachteile vorstellt oder sonstwie uns zu täuschen sucht, dass Gott auch so mit uns zufrieden sei, oder durch Gewalt auf mancherlei Weise; aber lassen wir uns nicht hindern, Ihm gehorsam zu sein, denn es ist ja zu Ihm, unserem HERRN hin! und wo könnte es wohl besser und lieblicher für uns sein, als bei Ihm? Und glaube es doch: Es macht unser Herz glücklicher, den Platz der Schmach - „außerhalb des Lagers” - mit Ihm zu teilen, als in der Welt (im religiösen „Lager”) einen Platz der Ehre einzunehmen! Können wir mit einer Welt, die in ihrer Religiosität Ihn verworfen hat und verwirft, uns eins machen und mit ihr Gemeinschaft haben, in welcher Beziehung es auch sei? (Siehe 2. Kor. 6,14-18!) Insoweit wir solches tun, verleugnen wir Ihn, und dann gehört unser Herz nicht Ihm, der „außerhalb des Tores” für uns gelitten hat! (Siehe auch S. 198f. D. Schriftl. F. K.)

In obigen Ausführungen hat die Frage im Grunde bereits ihre Beantwortung gefunden. Wir wissen, dass alle die Gegenstände des Gottesdienstes im Alten Bunde, alle Geräte und alle Opfer Vorbilder sind auf Christum hin; also auch der eherne Altar und die auf ihm dargebrachten Opfer: Immer ist es Christus und immer wieder Christus. So ist also auch der „Altar”, Vers 10, Christus und das, was wir von diesem Altar „essen”, Christus, indem wir Ihn betrachten und bewundern und unsere Herzen an Ihm sich erfreuen und stärken als dem ewig gültigen, kostbaren, vollkommenen Opfer für uns am Kreuze auf Golgatha. Dieses Betrachten und Bewundern und Sich-an-Ihm-erfreuen und Stärken tun wir in besonderer Weise gemeinsam, wenn wir zu Seinem Gedächtnismahle versammelt sind, aber nicht nur dann, sondern auch einzeln allezeit, wenn wir glaubend uns mit Seiner herrlichen Person beschäftigen und uns in Seine wunderbare, am Kreuze so völlig enthüllte Liebe versenken. - Vers 13 fassen wir nicht so auf, dass es sich um einen Dienst handelt, sondern so, dass es sich darum handelt, den Platz der Verwerfung mit Ihm zu teilen einer Welt gegenüber, die Ihm diesen Platz gegeben hat. Um dieses zu tun, müssen wir „zu Ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers”. Tun wir das, so werden wir „Seine Schmach tragen”. Insofern bezieht Vers 13 sich auf den „Altar” von Vers 10, denn dieser ist „außerhalb des Lagers”, denn Er hat ja „außerhalb des Tores gelitten”. - Wenn wir von einem „Dienst” auf diesem unserem „Altar” in dem Sinne, wie der Fragesteller ihn offenbar meint, reden wollen, dann finden wir diesen Dienst in den Versen 15 und 16: das Darbringen des „Opfers des Lobes”, „das ist die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen”, und der „Opfer des Wohltuns und Mitteilens”. Denn diese Darbringung soll geschehen „durch Ihn”, das ist: mit dem Blick unseres Herzens hin nach Golgatha - in dem tiefen Bewußtsein unseres Herzens, dass wir das, was wir tun - sei es, dass unsere Lippen Ihn loben, Seinen Namen bekennen, oder dass wir wohltun und mitteilen -, nur tun können, weil Er dort für uns gelitten hat und gestorben ist, und dass es nur darum Gott wohlgefallen kann, weil Er jetzt als unser Hoherpriester droben ist und nach der Herrlichkeit Seiner Person uns vor Gott vertritt! Vergessen wir nicht, diese Opfer darzubringen! und so darzubringen - „durch Ihn”; dann „hat Gott Wohlgefallen” an ihnen! -
Der Gegenstand, welcher uns hier beschäftigt hat, ist überaus kostbar und wichtig. Möchten wir ihn recht verstehen und in unserem Leben die zwei Dinge verwirklichen, die unser kostbares Vorrecht hierbei sind: dass wir immer und nur von diesem „Altar”, den wir „haben”, „essen” - von Ihm uns nähren! - und den Platz mit Ihm teilen, den Er in dieser Welt einnimmt (der Verwerfung)! Nur so beweisen wir unsere Liebe zu Ihm! -
Th. K.

Zusätze des Schriftleiters

Der Verfasser obiger köstlichen Antwort meint, es ließe sich noch manches anfügen, und ich möchte das tun, aber - obwohl sich vieles noch sagen ließe, will ich dies doch nicht tun, zum Teil da der Raum mangelt und auch, weil es mir besser scheint, wenn die Leser selber mehr in den Gegenstand eindringen. Nur einige Worte!
Ja, unser Altar ist Christus mit all dem, was Er auf dem Fluchholz, dem Kreuze, welches Sein Altar war (auf dem Er Sich Selbst dahingab!), vollbracht hat! Wunderbare Tatsache - für Gott, für uns! Wenn aber der heilige Gott durch nichts und niemanden befriedigt werden kann als durch Christus, wie können dann noch Gläubige meinen, mit religiösen Übungen, mit irgendwelcher Religion des Fleisches, und ob es auch eine christliche Religion wäre, Gott einen Dienst tun, Ihn befriedigen, Ihm Freude machen zu können?! Der Altar ist Christus, der Altar, „von dem zu essen, mit dem Gemeinschaft zu haben, kein Recht haben, die der Hütte dienen”! Wenn schon der alttestamentliche, von Gott einst eingerichtete Kultus, der vorbildliche Bedeutung hatte, heute keine Bedeutung als Dienst für Gott mehr hat, wieviel weniger eine andere menschliche oder „geschichtlich gewordene” Religion, so schön sie auch aussehen mag! Darum hinaus zu Ihm, „außerhalb des Lagers”, werte Gläubige!

Ja, Christus ist unser Altar! Welch kostbare Bedeutung bekommt dann ein Wort wie 2. Mo. 29,37: „... der Altar soll hochheilig sein: alles, was den Altar anrührt, wird heilig sein” (d. i. für Gott abgesondert). Wenn es das nun wird, dann soll es dies aber auch tatsächlich sein, zumal wenn die Erfüllung des Vorbilds in Christo tatsächlich gegeben ist! Wie ernst und zugleich köstlich von diesem Gesichtspunkt aus Stellen wie Röm. 12,1 oder auch 1. Petr. 2,5! Man lese die Stellen nach, betend und Ihn anbetend! (Aber ich muss mir versagen, auf dieses näher einzugehen.)

Christus Jesus ist alles für uns und in Ihm ist uns auch alles geschenkt (Röm. 8,32) -, was suchen wir Hochbegnadete also in den Religionen des Fleisches? Der HERR gebe uns Licht durch Seinen Geist, diese Dinge zu sehen und dann praktisch zu handeln im Gehorsam gegen Sein Wort aus Liebe zu Ihm (Joh. 14,21), in dem wir „Leben, und zwar im Überfluß” haben. (Joh. 10,10) Er ist unsere Ruhe (Hebr. 4), unser Hohepriester (Hebr. 5-7), unser Opfer (Hebr. 9 u. 10), unser Altar, - unser ein und alles! Hochgelobt sei Er ewiglich! Wie reich sind wir gemacht in Ihm! Wissen wir das und schätzen wir es so, dass wir „außerhalb des Lagers” bei Ihm und mit Ihm zu sein und „Seine Schmach” zu tragen für ein köstliches Gut halten, so köstlich, dass es uns genügt, weil es Ihm, ja, weil es Seinem und unserem Gott und Vater genügt? Eine ernste Frage! - Mögen unsere Herzen in diesen Dingen „durch Gnade befestigt” werden (Vers 9), Ihm zum Preis, Ihm zum Ruhm!
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 19 (1934)