Kann ein Christ verloren gehen?

Ist es möglich, dass jemand, der sich in Busse zu Jesus gekehrt und die Wiedergeburt erlebt hat, doch vom Glauben abfallen und sein Heil verlieren kann?

Nein, er kann unmöglich verloren gehen! Die Bibel spricht im Gesamtzusammenhang zu eindeutig und an zu vielen Stellen von der ewigen Seligkeit eines Kindes Gottes, als dass sie diese Garantie an anderer Stelle wieder aufheben würde. In einigen Versen, wo uns daran Zweifel kommen könnten, muss also etwas anderes gemeint sein. Wenn man diese kritischen Stellen genauer liest und, wie erwähnt, im Gesamtzusammenhang der Bibel betrachtet und vergleicht, verstehen wir, dass hier von etwas anderem gesprochen wird.

Wir sind einzig und allein durch die Person Jesu Christi und in Ihm gerettet. Es heisst im bekannten hohepriesterlichen Gebet Jesu in Johannes 17,19: «Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.» Das bedeutet, dass jeder, der an Jesus glaubt, in Seiner Heiligung – der Stellung nach – geheiligt ist. Ein Mensch, der gläubig geworden ist, ist damit in die Stellung Jesu versetzt. Er ist in Christus und wird von Gott, dem Vater, in der Stellung Seines Sohnes gesehen. Eine andere Übersetzung sagt hier in Johannes 17,19: «Für sie gebe ich mein Leben hin, damit ihr Leben dir gehört.» Jesus gab Sein vollkommenes Leben für Sünder hin, damit ihr Leben dem Vater gehört. Er ist der Grund und das Fundament. Wenn jemand gläubig und von neuem geboren wird, ist sein Leben in Jesu Leben versetzt und das ist unverlierbar. Darum betet der Herr Jesus im selben hohepriesterlichen Gebet ganz konkret und bestimmt in Johannes 17,24: «Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen.» Alle von neuem geborenen Menschen sind dem Sohn vom Vater gegeben. Sie werden bei dem Sohn sein und immer bei Ihm bleiben und Seine Herrlichkeit sehen. Das ist Seine Gemeinde und sie ist ein Leib, der nicht wieder getrennt wird.

Die Aussage in Johannes 6,37-39 weist in die gleiche Richtung: «Alles, was mir Mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstossen. Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich´s auferwecke am Jüngsten Tage.» Wenn ein wiedergeborener Mensch verloren gehen könnte, wäre das, nach meiner Erkenntnis, eine Schande für das Opfer Jesu am Kreuz. Die Lehre von der Verlierbarkeit des Heils nimmt Jesus die Ehre und lässt Gnade nicht mehr Gnade sein. Im Blick auf das Ganzopfer Jesu ist es der Wille des Vaters, dass niemand verloren geht, der zu Jesus gehört und zu Ihm gekommen ist. Jesus hat einen vollkommenen Sieg vollbracht, und Sein Triumph besteht darin, dass wir ein für allemal dem Feind entrissen sind und zu Seinem Reich gehören.

Der Apostel Paulus schreibt in Römer 8,38-39: «Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.» Das ist die erfahrbare Liebe der Erlösung. Damit ist nicht die Liebe Gottes zu allen Menschen gemeint, sondern die Liebe zu denjenigen, die Christus gefunden haben. Ein deutlicheres und allumfassenderes Argument kann es kaum geben. In den Begriffen «weder Tod noch Leben» ist alles inbegriffen, was einen Einfluss auf unser Leben haben könnte. Ein wirklich wiedergeborener Mensch kann sich nicht von Gott trennen, das kann nur jemand, der nicht wiedergeboren ist, sich aber dem Anschein nach als Christ ausgibt. Es kann im Leben oder Tod nichts passieren, was uns von der Liebe Gottes trennen kann. Selbst in der Welt der Geister gibt es keine Macht und keinen Einfluss, die uns von Jesus trennen könnten. Es gibt kein Ereignis, weder gegenwärtig noch zukünftig, was dazu führen könnte; auch nicht die Macht der Sünde, nichts Hohes und nichts Tiefes und kein anderes Geschöpf. Warum nicht? Weil das Werk von Golgatha alles überragt. Wir lesen in diesem Zusammenhang in Römer 8,34: «Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt

Die ewige Errettung ist nicht auf unsere Werke gegründet sondern ganz und gar auf die Gnade. Nehmen wir zum Beispiel das Bürgerrecht: Sie sind in einem Land geboren und somit Bürger dieses Landes, sofern die Eltern ebenfalls Bürger dieses Landes sind (je nach Landesrecht). Sie haben aber selbst gar nichts dafür tun können. Wenn Sie sich den Gesetzen dieses Landes nicht unterordnen, werden Sie bestraft, aber das Bürgerrecht wird Ihnen niemand absprechen. Sie können vieles verlieren: Freiheit, Geld, Arbeit, Haus und Hof, aber nicht das Bürgerrecht. Darum wäre Gnade nicht mehr Gnade, wenn ein Kind Gottes wieder verloren gehen könnte. Wir steckten somit wieder mitten in der Werkgerechtigkeit und niemand könnte wirkliche Heilsgewissheit haben.

Auch in Epheser 2,8-9 heisst es: «Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme.» Die Gnade aus Gott ist das einzige Fundament für unser Errettetsein und für unser Errettetbleiben. Immer wenn es um das Geschenkpaket der Seligkeit geht, ist es allein die Gnade, die es möglich macht. Könnten wir verloren gehen, müssten wir uns die Heilsgewissheit mit unseren Werken verdienen.

William MacDonald schreibt: «Der einzige Weg, auf dem Gott der Menschheit eine feste Errettung schenken konnte, war durch die Gnade, mittels des Glaubens. Errettung durch Gnade bedeutet, dass alles auf Gott beruht und nichts von uns Menschen abhängig ist. Wenn aber alles ausschliesslich auf Gott beruht, dann gibt es kein Versagen.» Was die Gnade und die Seligkeit angeht, ist Jesus Christus der Anfänger und Vollender unseres Glaubens, das lesen wir in Hebräer 12,2: «… und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes», und in Philipper 2,6: «Und ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird´s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu.»


Beantwortet von: Norbert Lieth
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, September 2011, Seite 28