Sieht Petrus kein Tausendjähriges Reich nach dem Tag des Herrn?

Bei unserer täglichen Andacht sind wir über einen Abschnitt «gestolpert», den wir schon oft gelesen haben, der uns neuerdings aber Schwierigkeiten bereitet: 2. Petrus 3,10-13. Die Frage ist: Wo findet in dem Ablauf der Dinge, wie sie hier geschildert sind, ein Tausendjähriges Reich (das «Millennium») seinen Platz? Nach diesem Abschnitt alleine kann es wohl kein Tausendjähriges Reich mehr geben, sondern es folgt das Endgericht, mit einem neuen Himmel und einer neuen Erde. Denn Petrus spricht im Hinblick auf die Wiederkunft Jesu (Vers 4 u. 9).

«Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb in der Nacht; dann werden die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber vor Hitze sich aufl ösen und die Erde und die Werke darauf verbrennen. Da nun dies alles aufgelöst wird, wie sehr solltet ihr euch auszeichnen durch heiligen Wandel und Gottesfurcht, indem ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und ihm entgegeneilt, an welchem die Himmel sich in Glut auflösen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden! Wir erwarten aber nach seiner Verheissung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt» (2.Petr 3,10-13).

Es ist zu beachten, dass im Bibeltext zwei unterschiedliche Tage angesprochen werden:

«Der Tag des Herrn» ist ein Überbegriff der Ereignisse nach der Entrückung (1.Thess 4,13-18). Dieser «Tag des Herrn» wird uns zum Beispiel beschrieben in: Jesaja 2,10-21; Joel 2-4; Amos 5; Sacharja 14; Maleachi 3 usw. Dieser Tag umfasst 7 Jahre (Dan 9,27) und wird auch grosse Trübsal (Mt 24,21) genannt.

Mit dem «Tag Gottes» meint Petrus allerdings den ewigen Zustand, den neuen Himmel und die neue Erde (vgl. Offb 21-22). Bevor dieser Tag beginnt, wird das Alte vergehen und aufgelöst. So sollte der von Ihnen zitierte Bibeltext unterteilt werden. Der erste Abschnitt ist der «Tag des Herrn», die große Trübsal. Nach diesem wird dann der «Tag Gottes» kommen, der neue Himmel und die neue Erde, der ewige Zustand bei Gott. Zwischen diesen zwei Ereignissen hat das Tausendjährige Friedensreich durchaus Platz, leitet es doch den Tag Gottes ein. Dazu sollte nicht vergessen werden, dass es Petrus nicht darum ging, die exakte chronologische Abfolge der eschatologischen Ereignisse aufzuzeigen, sondern darum, uns im Wissen um die vor uns liegenden Ereignisse zu einem heiligen, Gott wohlgefälligen Lebenswandel anzuspornen.


Beantwortet von: Samuel Rindlisbacher
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, April 2009, Seite 29