Wann hat der Herr Jesus unsere Sünden getragen? Starb er für alle Menschen?

Wann hat der Herr Jesus unsere Sünden getragen? Nur am Kreuze oder schon von Seiner Taufe an? (vgl. 1. Petri 2,24) und hat Er die Sünden aller Menschen, auch der Ungläubigen, getragen? (vgl. 1. Joh. 2,2).

Antwort A

Der Herr Jesus ist schon vor Grundlegung der Welt ausersehen und bestimmt worden, als das Lamm Gottes die Sünde der Welt zu tragen (1. Petr. 1,18-20). In der Fülle der Zeit aber sandte Gott erst Seinen Sohn (Gal. 4,4). Obwohl durch die Geburt von der Jungfrau Maria der Sohn Gottes ein wahrer Mensch wurde nach Phil. 2,7, unterscheidet sich der Mensch Christus Jesus (1. Tim. 2,5) von anderen Menschen doch in ganz gewaltiger Weise. Er hat die Sünde nicht gekannt (2. Kor. 5,21), weil Sünde nicht in Ihm war (1. Joh. 3,5); Er hat keine Sünde getan (1. Petr. 2,22), weshalb Ihn niemand einer Sünde zeihen konnte (Joh. 8,46). Irgendwann muss deshalb der Herr Jesus die Sünde der Welt auf Sich genommen haben, um sie dann zu tragen. Dass der Herr Jesus nicht nur am Kreuz die Sünde getragen hat, sondern schon viel früher, geht aus Joh. 1,29 hervor, wo Johannes der Täufer sagt, indem er auf Jesus hinweist: Siehe, das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde hinwegträgt. Jesus trug also damals schon, bald nach Antritt Seines öffentlichen Lehramtes, der Welt Sünde. Wann wurde nun aber die Sünde der Welt auf Ihn gelegt? Das kann nur gelegentlich der Taufe geschehen sein, die Jesus ja auch an Sich vollziehen ließ. Die Johannestaufe war eine Bußtaufe, d. h. die Taufe selbst bedeutete ein Bußetun. Da nun Jesus für Sich Selbst keine Buße nötig hatte, muss Seine Taufe durch Johannes eine ganz besondere Bedeutung haben. Diese Bedeutung kann nur sein: Bei der Taufe legte Johannes die Sünde der Welt auf das Lamm Gottes, so dass Jesus nach der Taufe als das Gotteslamm der Welt Sünde trägt. - Durch die Taufe des Johannes Jesus gegenüber wurde das erfüllt, was in den Opferbestimmungen für das Opfertier gesagt war: Der Priester sollte durch Handauflegung die Schuld auf das Tier übertragen (3. Mose 1-7) und es dann erst schlachten. So nahm also Jesus durch die Taufe die Sünde der Welt auf Sich und trug sie an Seinem Leibe hinauf auf das Holz nach 1. Petr. 2,24.
A. E.

Antwort B

Der HERR der Herrlichkeit wird oft in verkehrter Weise zum Sündenträger gestempelt. Gewiß hat der Herr Jesus alle unsere Sünden getragen, aber nicht als der, welcher von seiten Gottes um der Sünde willen, sondern als der, welcher von seiten der Menschen um der Gerechtigkeit willen litt, als der treue Zeuge und als der gehorsame Mensch. So hat Er Sich durch den ewigen Geist ohne Flecken Gott geopfert und die Gemeinschaft mit Seinem Vater war, ob Er vor Pilatus stand oder ob Er von Kriegsknechten verhöhnt wurde, ja, bis hinaus auf das Kreuz eine ungestörte. Das Wohlgefallen des Vaters, der in Seiner Heiligkeit Sünde nicht sehen kann, ruhte sowohl nach der Taufe im Jordan sowie auf Seinem ganzen Weg hienieden bis auf das Kreuz auf Ihm. Die beste Erklärung gibt uns Jes. 53,5: „Die Strafe zu unserem Frieden lag auf Ihm,” und zwar zu keinem anderen Zweck, als dass uns durch Seine Striemen Heilung würde. Dort auf dem Kreuze wurde Er der Bürge für meine Sünde. So ward Er das wahre Sündopfer, als Er auf dem Kreuze war und als die Sonne ihren Schein verlor und Er ausrief: „Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?” Da ward Er für uns zur Sünde gemacht auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm (2. Kor. 5,21). Hier allein war Er der Sündenträger. Alle übrigen Leiden des HERRN auf Seinem Lebensweg, vom Jordan bis nach Gethsemane, haben keinen sühnenden, sondern nur einen vorbildlichen Charakter. Damit löst sich auch die irrige Auffassung, die vielfach vertreten wird, dass der Herr Jesus auch die Sünden der Ungläubigen durch Seine Sühnung hinweggenommen hätte. Jes. 53,12 lesen wir: „Er aber hat die Sünden vieler getragen.” Gewiß reicht Sein Opfertod für alle aus, und die Ansprüche der Gerechtigkeit Gottes hinsichtlich der ganzen Welt sind befriedigt und anerkannt, aber teil hat nur derjenige daran, der mit seiner Schuld glaubend Zuflucht zu Dem nimmt, der Sein Leben für ihn auf dem Kreuze gelassen hat. Von hier aus verstehen wir den Ausspruch des Johannes (Joh. 1,29): „Siehe das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt.” Das Urteil über meine ganze Schuld ist in göttlicher Gerechtigkeit vollstreckt, die Anklageschrift vernichtet (Kol. 2,14), und die Sühnung reicht aus für jeden, der sich in Buße beugt. Jeder, der an Ihn als den von Gott Gesandten glaubt, hat durch diese Sühnung das Recht oder die Macht, ein Gotteskind zu heißen. Also die Schrift lehrt uns, dass der Herr Jesus unsere Sünden nur auf dem Kreuz trug und dort auch dann nur, als sich das Angesicht Gottes auf kurze Zeit, nicht vor Ihm, sondern vor der Sünde, die Er, der Sohn Gottes, hier auf Sich nahm, verschließen mußte. So verhält es sich mit dem Sündetragen für die Menschen oder für die Ungläubigen: Er stellt nicht alle Bösen, sondern die Grundlagen der Beziehungen der Welt zu Gott wieder her und ist somit zur Sühnung für die ganze Welt gestorben. Auf Grund dieses Opfers und dieser Sühnung kann jeder Errettung finden.
Ph. W.

Antwort C

Dass der Herr Jesus am Kreuze in den Stunden der Finsternis unsere Sünden trug und dort das Gericht und die Strafe für uns erduldete, das wird wohl von keinem Kinde Gottes in Frage gezogen. Aber weil Johannes der Täufer sagte: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt” oder „trägt” (Joh. 1,29) und weil es in 1. Petr. 2,24 nach manchen Bibelübersetzungen heißt: „... welcher unsere Sünden Selbst hinaufgetragen hat an Seinem Leibe auf das Holz ...,” glauben manche, der Herr Jesus habe die Sünden bereits vor dem Kreuze getragen. Dieses „Tragen” der Sünden denkt man sich, scheint es mir, ungefähr so, wie das Tragen einer Last, die jemand aufnimmt und unter der er dann seinen Weg dahingeht. Unter diesen gibt es wieder solche, welche denken, der Herr Jesus habe die Sünden von Seiner Geburt an getragen, und solche, welche denken, von Seiner Taufe an. Zu letzterer Annahme kommt man wohl dadurch, dass es betreffs der Johannestaufe heißt: „Da ging zu ihm hinaus ..., und sie wurden von ihm im Jordan getauft, indem sie ihre Sünden bekannten” (Mt. 3,5.6) und dann der Herr Jesus auch zu dieser Taufe kam und auf Sein Verlangen ebenfalls von Johannes getauft wurde; sie meinen, da müsse eben auch der Herr Jesus „Sünden bekannt” haben, und da Er Selbst keine hatte, seien es eben diejenigen anderer gewesen; also habe Er sie dort auf Sich genommen und von da an getragen.

Wie stimmt dieses alles mit dem Worte Gottes überein? Der Gegenstand ist von größter Wichtigkeit, weil es sich dabei um die Person des Herrn Jesu, die Herrlichkeit des Sohnes Gottes Selbst handelt.

In Johannes 1,29 ist zwar in der Zeitform der Gegenwart gesprochen, aber nur um die Person des HERRN vorzustellen und zu kennzeichnen. Das Tragen oder Wegnehmen der Sünde der Welt war in jenem Augenblick noch zukünftig, aber die Person, die es vollbringen sollte, war gegenwärtig, und diese Person war eine vollkommene Bürgschaft dafür, dass es auch hinausgeführt werden würde. Deshalb wird auch an anderen Stellen im Johannesevangelium von Dingen, die mit Seiner Person verbunden sind und in dem bezeichneten Augenblicke noch zukünftig waren, trotzdem in der Zeitform der Gegenwart gesprochen, als ob sie bereits geschehen wären bezw. gegenwärtig seien.

So wird z. B. in Kap. 1,33 gesagt: „... der mit heiligem Geiste tauft.” Das tat Er aber weder in jenem Augenblicke noch überhaupt hienieden, sondern erst nachdem Er verherrlicht war; aber die Person war da! Kap. 10,15 sagt der Herr Jesus: „... und Ich lasse mein Leben für die Schafe” (s. auch V. 17.18a); Er ließ es aber nicht in jenem Augenblicke oder fortgesetzt in dem hier gemeinten Sinne, sondern erst später am Kreuze usw. Joh. 1,29 begründet also nicht die Annahme des Sündentragens vor dem Kreuze. Ebensowenig ist dies bei der Petrusstelle der Fall, weil (wie mir von zuverlässiger, des Griechischen kundiger Seite gesagt worden ist) die griechische Präposition (Verhältniswort), die in 1. Petr. 2,24 gebraucht ist, im Neuen Testament nicht nur auf die Frage „wohin” mit dem Akkusativ (4. Fall) verbunden wird, sondern oft auch auf die Frage „wo” mit dem 3. Fall. Daher kann in 1. Petr. 2,24 statt „auf das” ebensogut übersetzt werden „auf dem”. Ähnliche Beispiele sind z. B. Mt. 9,9: Matthäus saß „an dem Zollhause” (griech. steht aber der 4. Fall: „an das Zollhaus”).

Die obenerwähnte Schlußfolgerung in bezug auf die Taufe des Herrn Jesu ist das Ergebnis rein menschlichen Verstandes - und geht darum völlig fehl. Der Herr Jesus war gekommen, am Kreuze den Platz des schuldigen Menschen im Gericht einzunehmen. Es entsprach daher völlig dieser Seiner Aufgabe, dass Er auch in der Taufe des Johannes den Platz mit denen teilte, die in dieser Taufe das gerechte Urteil Gottes über den Menschen anerkannten (s. Mt. 3,6; Lk. 7,29). Sie bekannten ihre Sünden und nahmen in der Taufe sinnbildlich den ihnen zukommenden Platz ein, Er aber machte Sich im Vorausblick auf das Kreuz eins mit ihnen an diesem Platze und erfüllte so „alle Gerechtigkeit” (Mt. 3,15). Ein Aufsiechnehmen der Sünden kam hierbei nicht im entferntesten in Frage; es war weder der Zeitpunkt noch der Ort dafür. Das ist uns völlig klar, wenn wir auch nur ein wenig verstehen, was das Aufsiechnehmen, das Tragen der Sünden für den Herrn Jesus bedeutete. Es handelt sich eben nicht um ein Tragen im Sinne des Dahintragens, wie man einen Gegenstand nach einem Orte trägt; sondern um das Aufsichnehmen der Schuld und Strafe. Sehen wir den Menschen an, der mit seinen Sünden dahingeht, ohne Vergebung, und mit ihnen einst vor Gott erscheinen wird. Er ist getrennt von Gott, geht ohne Ihn und fern von Ihm durch diese Welt, und der Tod, Gericht und Strafe sind zum Ende sein Teil. Nichts anderes konnte es für den Herrn Jesus sein, wenn Er die Sünden auf Sich nahm! Jede andere Vorstellung ist gänzlich irrig. Der Herr Jesus konnte nicht die Sünden auf Sich nehmen, ohne auch zugleich alles das auf Sich zu nehmen, was mit ihnen verbunden ist. Von dem Augenblicke an, wo Er die Sünden auf Sich nahm, nahm Er Gott gegenüber den Platz des schuldigen Sünders ein in seiner ganzen, vollen Tragweite, und Gott handelte dementsprechend mit Ihm. Das sehen wir am Kreuze in den Stunden der Finsternis, wo der Herr Jesus von Gott verlassen war und Gericht und Tod erduldete. Am Kreuze trug Er den Fluch (Gal. 3,13) für den Menschen, der unter dem Fluche war, weil er „nicht geblieben war in allem, was im Buche des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun” (Gal. 3,10). Er trug ihn erst am Kreuze, weil Er am Kreuze die Sünden trug; Sünden und Fluch waren miteinander untrennbar verbunden! Hätte der Herr Jesus schon vor dem Kreuze die Sünden auf Sich genommen, so hätte Er also auch schon vor dem Kreuze unter dem Fluche sein müssen, die ganze Zeit, während der Er die Sünden trug. Er hätte dann auch Seinen Pfad getrennt von Gott gehen müssen, wie der Mensch, dessen Sünden nicht vergeben sind, ohne Gott durch diese Welt geht, denn Gott ist heilig und kann nicht mit Sünde zusammen sein! Wenn wir das leugnen, dann lassen wir gänzlich außer acht, was Gott ist in Seiner Heiligkeit und was Sünde ist in Seinen Augen! Erst wenn ein Mensch gereinigt ist von seinen Sünden, empfängt er den Heiligen Geist, macht Gott Wohnung in ihm, wird sein Leib ein Tempel des Heiligen Geistes; solange der Mensch mit seinen Sünden dahingeht, ist dieses völlig ausgeschlossen. Also Reinheit von Sünde ist die unbedingte Voraussetzung für das Wohnen des Heiligen Geistes in einem Menschen. Hätte es bei dem Herrn Jesus anders sein können? Nimmermehr! Gott ist unveränderlich in Seiner Heiligkeit, und ebenso unveränderlich ist Sein Urteil über die Sünde - auch als Sein geliebter Sohn sie trug! Da gab es keine Ausnahme für Gott, wie ja das Kreuz uns so deutlich zeigt. Wie hätte also nach der Taufe des Herrn Jesu der Heilige Geist auf Ihn herabkommen und auf Ihm bleiben können (Joh. 1,32), wenn Er die Sünden trug? Wie hätte es „das Wohlgefallen der ganze Fülle” sein können, in Ihm zu wohnen (Kol. 1,19)? Wie hätte der Herr Jesus dann sagen können: „Und der Mich gesandt hat, ist mit Mir; Er hat Mich nicht allein gelassen ...” (Joh. 8,29)? Und wie hätte Er auf dem Berge verherrlicht werden können (Mt. 17,2-5)? „Er wurde vor ihnen umgestaltet. Und Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne ...”, konnte das mit Ihm geschehen mitsamt den Sünden? Oder konnte Er Sich ihrer etwa eine Zeitlang wieder entledigen, um sie danach wieder auf Sich zu nehmen? Das eine ist so weit wegzuweisen wie das andere, und schon diese eine Schriftstelle genügt, um zu zeigen, dass der Herr Jesus die Sünden nicht von Seiner Taufe an trug.

Ebenso schriftwidrig ist die Annahme, der Herr Jesus habe die Sünden aller Menschen getragen. Das Wort spricht immer nur davon, dass Er die Sünden „vieler” getragen hat (s. Mt. 20,28; 26,28; Hebr.9,28), nie aber „aller”. Die Sünden, welche Er trug, sind auch gesühnt und getilgt, und Gott wird ihrer nie mehr gedenken (s. Hebr. 10,17); wie hätte also dann der Herr Jesus, wenn Er die Sünden aller Menschen getragen hätte, den Juden sagen können: „Daher sagte Ich euch, dass ihr in euren Sünden sterben werdet; denn ..., so werdet ihr in euren Sünden sterben” (Joh. 8,24), oder: „... so bleibt eure Sünde” (Joh. 9,41), und wie könnten die ungläubigen Menschen einst gerichtet werden „nach ihren Werken” (Off. 20,12.13)?
Th. K.

Anmerkung des Herausgebers

Wir sind der festen, durch nichts zu erschütternden Überzeugung, daß, wie auch die Antworten B und C besagen, nach der Lehre der Schrift der Herr Jesus nur am Kreuz unsere, d. h. der Gläubiggewordenen, Sünden stellvertretend und sühnend getragen habe! - Auf die Tatsache, dass es in 1. Joh. 2,2 wörtlich nicht heißt: „Er ist die Sühnung für die Sünden der ganzen Welt,” sondern: „Er ist die Sühnung für die ganze Welt”, ist bereits bei Frage 10 hingewiesen. Auf Grund dieser ein für allemal geschehenen Sühnungstat kann jeder gerettet werden, der unter den göttlichen Bedingungen (Buße, Sündenbekenntnis, Glauben an den Sohn Gottes und Sein Werk) das Heil in Christo ergreift. Die Lehre, dass Christus die Sünden aller Menschen getragen habe, ist schriftwidrig und eine mächtige Stütze für die Irrlehre, dass schließlich alle Menschen errettet würden. - In 1. Petr. 2,24 heißt es „unsere (d. h. der Gläubigen) Sünden”, in Joh, 1,29 dagegen „der Welt Sünde”! Wie kann man das verwechseln?! Das Wort Sünden wird gebraucht in bezug auf die persönlichen Werke des einzelnen (vgl. Röm. 3,21-26), während Sünde den Naturzustand berührt (vgl. Röm. 8,3; siehe auch 2. Kor. 5,21!).

Es ist uns völlig unbegreiflich, wie man Jesu Taufe mit dem jüdischen Opferkult zusammenbringen kann, wobei man Johannes zum Priester macht! Es genügt zu sagen, dass die Schrift dgl. nicht tut. Sie sagt uns ja so klar, welche Bedeutung Jesu Taufe hatte, nämlich die, „alle Gerechtigkeit zu erfüllen”. Das Wort steht nur im Mt.-Ev.! Jesus kam als Vertreter Seines Volkes (nicht Stellvertreter!) und nahm den Platz eines Sünders ein wie ein einzelner aus dem Volk und ließ symbolisch das Gericht an Sich vollziehen - die Taufe ist stets ein Symbol, Sinnbild -, so machte Er die Gerechtigkeit voll, erfüllte sie (vgl. dazu Lk. 7,29.30!). Und was hat der Hinweis des Johannes auf den Herrn Jesus, als das jetzt schon unter ihnen weilende Lamm Gottes, zu tun mit der Taufe, die am Tage zuvor gewesen war?

Nun zu 1. Petr. 2,24! Sowohl kann es nach dem Griechischen, wie noch viel mehr Stellen als in der vorigen Antwort angegeben, beweisen (so z. B. Mk. 4,38: „Jesus schlief auf dem Kopfkissen”; griech.: „auf das”) sehr wohl, als auch muss es nach dem gesamten Schriftzeugnis heißen: „auf dem Holze”. Das Wort, das gewöhnlich mit „hinauftragen”, übersetzt wird, kann auch heißen „tragen”, wie es tatsächlich so in Hebr. 9,28 heißt. Die Stellen Hebr. 9, 26.28 u. 10,10-12 sind ausreichend, um zu zeigen, wann der Herr Jesus die Sünden stellvertretend getragen hat. Wer da sagt, Er habe dies schon von der Taufe an getan, entleert das Kreuz und beachtet nicht, was Sünde und Sünden in Gottes Augen bedeuten. Das Kreuz war zunächst nur die Tat der Menschen (vgl. Apg. 2,23 u. a.); dann, nachdem der Herr Jesus die ersten Stunden am Kreuz in schattenloser Gemeinschaft mit Gott gewesen war, wurde die Sündenschuld auf Ihn gelegt, wurde Er zur Sünde und zum Sündopfer gemacht („Sünde” ist in der Schrift oft für „Sündopfer” gebraucht, z. B. 2. Mose 29,14, wörtlich: „Sünde”), und Er ward als unter dem Fluche von Gott (nicht „Vater”) verlassen. Da ward das Werk „vollbracht”! Bis zu diesen Stunden, wo Er „unter des Gerichtes Ruten” Sich befand, litt der HERR nicht stellvertretend, wohl aber litt Er vorher um der Gerechtigkeit und um der Folgen der Sünde willen (Joh. 11,33.35), und darin können wir mit Ihm leiden (1, Petr. 4,13; Röm. 8,17ff.), wie auch in gewisser Hinsicht schon Lot litt (2. Petr. 2,7.8). Aber stellvertretendes Leiden und Sündentragen. wie es auch in Jes. 53,6 gemeint ist, kennt die Schrift bei dem Herrn Jesus erst am Kreuz und nur dort! Es ist schon auf die Verklärung Jesu in Mt. 17 hingewiesen, die unmöglich gewesen wäre, wenn die Sünden auf dem Herrn Jesus gelegen hätten! Und wir fügen zum Schluß hinzu: Wie hätte, wenn der HERR wirklich von Seiner Taufe an die Sünden getragen hätte, während der ganzen Zeit die Sonne ihren Schein behalten können - die Sonne, von der wir lesen, dass sie ihren Schein verloren, als der Sohn Gottes am Kreuze von Gott verlassen war, als Er dort gestraft ward an unserer Statt?! (Mt. 27,45ff.; Mk. 15,33ff.; Lk. 23,44ff.)


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 2 (1914)