Waschbecken fehlt bei Aufbruch 4.Mose 4

Warum fehlt in 4. Mose 4 beim Aufbruch und Zurechtmachen der Geräte für die Wanderung das Handfaß, das Waschbecken?

Antwort A

Weil es keine Offenbarung Gottes in Christo darstellt, wie die anderen Gerätschaften symbolisch dies tun. Die stellen nämlich dar:

  1. Die Lade mit dem Deckel: Christus in Seiner zweifachen Herrlichkeit als Mensch und als Gott (Akazienholz und Gold), droben gekrönt, und Gnadenstuhl für uns;
  2. der Tisch: Christus in der Herrlichkeit, unsere, der Himmlischen, Speise;
  3. der Leuchter: Christus in der Herrlichkeit, der das Licht des Heiligen Geistes gibt zu Seinem eigenen besseren Gekanntwerden von den Seinen;
  4. der goldene Räucheraltar: Christus der Treffpunkt zwischen Gott und den Heiligen zur Anbetung,
  5. alle Geräte des Dienstes im Heiligtum: was an einzelnem zu unserem Anbetungsdienst im Heiligtum gehört; und als
  6. der einzige im Vorhof in Betracht kommende Gegenstand: der Opferaltar: Christus am Kreuze auskostend, was der heilige Gott zur Sünde zu sagen hat. -

Diese Gegenstände nehmen zu diesem ihnen eignenden Charakter etwas hinzu, wenn sie in Beziehung zur Wanderung durch die Wüste gesehen werden. Das Gegenstück ist, was an dem Herrn Jesus in Seinem Leben und Wandel gesehen wurde auf der Erde und was in unserem Leben und Wandel gesehen wird als an solchen, die durch Christus mit Gott in Verbindung sind.

Veranschaulichung an einem der sechs Gerätschaften: die Lade, im Heiligtum unbedeckt: Christus in der Gegenwart Gottes offenbarlich das, was Er in Sich Selber ist, seit Er dort ist. Als Er die Erde, die Wüste, durchschritt, bedeckte Ihn zunächst der deckende Vorhang Seiner Menschheit (Hebr. 10,20), d. h. die göttliche Heiligkeit und Gerechtigkeit (das Gold) war überdeckt von der Menschheit. Über die Menschheit Christi breitete sich aber das, was bildlich durch Dachsfell dargestellt wird, welches auch die äußerste Decke der Stiftshütte war: die praktische, stets wachsame Heiligkeit, die vor ansteckendem Übel bewahrt. Und doch war darüber noch etwas anderes zu sehen: der himmlische Charakter Seiner Person (blau) trat in Erscheinung, weil die Beziehungen zwischen Gott im Himmel und Ihm unmittelbare waren. (Der Glaube freilich nur unterschied das.) Die Stangen dran getan sagen vollends, dass Er durch alle Umstände der Wüste ging.

Bei den anderen Gegenständen ist die Deutung ähnlich zu machen. Bei allen ist es Gott, in Christo Sich mit uns in Beziehung setzend. Und weil die Heiligen in dieselbe Stellung zu Gott gebracht sind, in der Christus ist, mit Ausnahme natürlich dessen, was Christus in Sich Selber ist, so hat unser Wandel als Himmlische, die durch die Wüste gehn, sich abzuleiten von dem, was an Ihm, als Er hier war, und was in den Ihn vorstellenden Vorbildern zu sehen ist.

Und nun zum Waschbecken! Bestandteil: Erz, Sinnbild richterlichen Eingreifens. Inhalt: Wasser, Reinigungsmittel. Die Priester, so oft sie zum Dienst antraten, waren gehalten (außer das erstemal bei ihrer Einweihung, da Mose sie wusch [3. Mo. 8]), sich selber zu waschen, Vorbild des Selbstgerichts für uns durch Anwendung des zurechtweisenden Wortes auf Herz und Gewissen. Das gehört aber nicht zu den Offenbarungen Gottes in Christo! Mit was sollte es bedeckt werden? Mit blauem Purpur? Es stammt nicht vom Himmel. Mit Karmesin, dem Symbol der durch Leiden erworbenen Herrlichkeit (Kreuz und Krone!)? Kann's nicht bei ihm geben. Mit rotem Purpur, Symbol der Königsherrlichkeit? Ebensowenig. Mit Dachsfell, Symbol der entschiedenen Abweisung alles dessen, was von außen her der Heiligkeit entgegen ist? Hätte gar keinen Sinn, da Erz und Wasser für leider vorhandenes Übel zur Anwendung da sind.

Also ist es leicht begreiflich, dass der Transport des Beckens vor sich ging, ohne dass eine besondere Bemerkung hierüber erforderlich wäre. So wird auch bei uns, wenn anders unser geistlicher Zustand ein normaler ist, das Selbstgericht als etwas Selbstverständliches, von dem gar kein Aufhebens zu machen ist, durch unser Christenleben hindurch mitgenommen. Es wird für uns am Ende der Wüstenreise aufhören.

Selbstverständlich waren es Leviten, die das Becken trugen. Aber als etwas, „womit man Dienst verrichtet” (Verse 9.12.14), wurde es nicht gewertet; es war's ja tatsächlich nicht. Entsprechend ist auch Selbstgericht kein „Dienst für Gott”. Christus aber, symbolisch in der Lade, dem Tisch, dem Leuchter, dem goldenen Altar und dem Opferaltar dargestellt, wird immer das, was diese Vorbilder ausdrücken, und immer Gegenstand des Dienstes sein, jetzt und droben (Off. 22,3), und wir, Priester und Leviten, werden immer sein, was wir in Ihm und in Verbindung mit Ihm sind.
F. Kpp.

Anmerkung des Schriftleiters

Wer diese köstliche Antwort liest, und zwar mit mehr als nur literarischem - mit innerem Anteil, der muss zu dem Schluß kommen, dass die Frage (herrührend von den gleichen Einsendern wie Frage 6!) ganz richtig gestellt ist, weil eben tatsächlich des Waschbeckens hier nicht Erwähnung getan ist. Ich betone dies deswegen, weil es Übersetzungen gibt, die nach der Aufzählung der Geräte in Vers 14 weiterlesen „samt allen Geräten des Altars”. Dadurch könnte man auf den Gedanken kommen, das eherne Waschbecken mit zu diesen Geräten zu rechnen. Freilich wäre das gänzlich abwegig, aber die Möglichkeit bestünde doch, zumal wenn man weiß, wie leicht symbolische Zusammenhänge gesucht und gefunden werden von solchen, die gern überall etwas Besonderes finden wollen. Außerdem aber gibt es Übersetzungen, die in Fußnote der Tatsache Erwähnung tun, dass es hinter V. 14 einen hebräischen Zusatz gegeben habe, der sich mit dem Waschbecken befaßt habe. Wenn ich auch nicht glaube, dass viele Leser solche Bibelausgaben haben, so habe ich doch die Sache berührt aus einem Grunde, nämlich um sie restlos abzulehnen. Es handelt sich um nicht mehr als um einen Zusatz, der von späteren Abschreibern des Bibelgrundtextes gemacht sein mag, die offensichtlich die gleichen Schwierigkeiten wie unsere Fragesteller in dem Fehlen eines Auftrages über das Waschbecken sahen und wohl meinten, einen Zusatz wagen zu dürfen, um die Schwierigkeit wegzuräumen. Aber die Bearbeiter des hebräischen Textes haben jenen nicht gelten lassen und ihn höchstens als sozusagen zweckentsprechende Erweiterung des ursprünglichen Textes registriert. Aber er ist eben nicht zweckentsprechend und muss darum ganz richtig, wie die Übersetzungen aus dem Grundtext es auch tun, gestrichen werden. Er hilft nicht zum Verständnis, sondern er raubt die tiefere geistliche Bedeutung des Fehlens einer Bemerkung über das Tragen des Waschbeckens, wie wir sie in der obigen Antwort sehen. Gewiß würde eine für das natürliche Auge bestehende Schwierigkeit beseitigt, aber das Glaubensauge würde vielleicht eine neue entdecken, indem es sich nicht erklären könnte, wieso denn das für Reinigung von äußerem Schmutz dienende Becken gleichfalls mit Dachsfell umhüllt werden könnte, wenn doch dieses die Decke für den goldenen Altar, der doch ein besonderes Abbild von Christo sei, sein solle. - Genug davon, aber wir sehen, wie auch in dieser Frage mehr liegt als nur, was das natürliche Auge sieht.

Das Waschbecken war sehr wichtig an seinem Platz, und es konnte nicht entbehrt werden. Darum fand es sich auch im späteren salomonischen Tempel (1. Kön. 7 u. a.), und wenn wir den ungeheuren Inhalt beachten, etwa 500-750 Hektoliter, dann sehen wir, welch ein Gewicht der Heilige Geist darauf legt, dass dies Gerät mit seinem Zweck, die Priester zum Dienst fähig zu machen, gebührend berücksichtigt wird. Im N. T. finden wir die Fußwaschung (Joh. 13, vgl. Jahrb. 5, Frage 27!) und die Betonung des reinigenden Wassers Seines Worten, aber so unentbehrlich diese Seite des Wortes auch für uns ist (vgl. Eph. 5,26; Joh. 17,17 u. a.), da wir uns stets wieder im Wandel beschmutzen, so zeigt sie uns doch auch, wie unfähig wir in uns selbst sind, den Priesterdienst auszuüben nach Gottes Gedanken. Wer diese Dinge mißachtet, der mag sich wohl vorkommen, als habe er vor Menschen das Recht zum Dienen, aber vor Gott täuscht er sich selbst! lasst uns vorsichtig und achtsam sein, den Heiligen Geist nicht zu betrüben (Eph 4,30), aber lasst uns ebenso von der göttlichen Fürsorge Gebrauch machen, wenn wir gesündigt haben. Das „Waschbecken”, das wir brauchen, ist leicht zu erreichen, und das Selbstgericht beginnt mit dem Handeln nach 1. Joh. 1,9! Dann ist die Reinigung uns sicher, und der Dienst ist ungehindert. Gepriesen sei Gott, der für uns in jeder Hinsicht reichlich gesorgt hat!

Wie aber vermeiden wir solche Zustände, die uns zwingen, von diesen Anordnungen Gebrauch zu machen? Indem wir mehr Ihn und Seine Herrlichkeit anschauen, wie sie z. B. uns in jenen Geräten des Altars usw. anstrahlt. lasst uns aus dem Fehlen jeglicher Angabe über das Tragen des Waschbeckens auf dem Zuge durch die Wüste auch das lernen, daß, wenn unser Herz ruht in dem, was Er ist, und wir uns in Sein Bild verwandeln lassen „durch den HERRN, den Geist” (2. Kor. 3,18), daß, sage ich, dann Befleckungen im Wandel nicht so selbstverständlich sind, wie wenn wir, Ihn aus dem Auge verlierend, in eigener Kraft etwas wollen und wirken. lasst uns dazu lesen und beherzigen Kol. 3,1-3! Der HERR sei gelobt für Seine Liebe, in der zu ruhen für uns die größte Sicherheit, aber auch die beste Befähigung zum Dienst für Gott bedeutet! lasst uns im Heiligtum leben, in das hineinzugehen der Weg uns eröffnet ist in Ihm! Welche Gnade und Herrlichkeit!
F. K.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 20 (1935)