Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Warum heißt es siebenmal in Offenb., Kap. 2 und 3: „Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“ und nicht, was das Wort oder der Herr Jesus sagt? Ist es richtig, wenn behauptet wird, heute rede Gott nicht durch das Wort zu den Gemeinden, sondern für uns sei nach Offenb. 2 u. 3 maßgebend, was der Geist sage? Wenn dem so ist, so müßte doch der gesamte „Dienst des Wortes“ (Apgesch. 6,4) eine grundlegende Änderung erfahren.

Antwort

In Verbindung mit dieser Frage ist der Spruch Davids in 2. Sam. 23,1-7 bemerkenswert und lehrreich, besonders Vers 2: „Der Geist Jehovas hat durch mich geredet, und Sein Wort war auf meiner Zunge.” Dieses bezieht sich auf die herrlichen geschriebenen Psalmen Davids, die eine unversiegbare Quelle des Trostes, der Belehrung, der Ermunterung der Ermahnung und der Warnung sind. Hier ist es wieder der Geist, der etwas Wichtiges zu sagen hat; wie redet Er nun? Sein Wort war auf der Zunge des hochgestellten Mannes, des Gesalbten des Gottes Jakobs und des Lieblichen in Gesängen IsraeIs! Hier kommt wieder so deutlich der Grundsatz zum Vorschein, den wir in das eigene Herz und in das Herz aller Gläubigen einprägen möchten, nämlich, dass der Heilige Geist Sich der Lippen eines Gesalbten bedient, um Seine wichtigen Mitteilungen den Menschenkindern kundzutun. Wenn wir nun in Off. 2 und 3 siebenmal aufgefordert werden, das zu hören, was der Geist den Gemeinden sagt, so soll man lauschen auf das geredete Wort des HERRN, welches Johannes in ein Buch zu schreiben und an die sieben Gemeinden zu schicken hatte. (Off. 1,19) Wir wissen von keinem anderen Weg in der ganzen Heiligen Schrift.

Sogar Bileam, der leider den Lohn der Ungerechtigkeit liebte, als er seinen Spruch anhob und sprach, bekam von Jehova ein Wort in den Mund gelegt (4. Mose 23,5); und dieses Wort Jehovas ist für unsere Belehrung in der Bibel geschrieben. Wir wollen also nur im Worte, d. h. in den Heiligen Schriften, hören, was der Geist den Gemeinden zu sagen habe; und dem demütigen und belehrbaren Herzen kann und will der Geist Sein eigenes geschriebenes Wort erklären und erleuchten.
Wenden wir unsere Augen noch mal auf unseren HERRN Selbst, so hören wir, was Er spricht: „Ihr habt weder jemals Seine (des Vaters) Stimme gehört, noch Seine Gestalt gesehen -; denn welchen Er gesandt hat, diesem glaubet ihr nicht.” (Joh. 5,37.38) Wir hören nun im Glauben einzig und allein die Stimme des Vaters, und Seine Gestalt sehen wir, und zwar im Sohne, denn: „Wer Mich gesehen hat, hat den Vater gesehen ... Die Worte, die Ich zu euch rede, rede Ich nicht von Mir Selbst; der Vater aber, der in Mir bleibt, Er tut die Werke.” (Joh. 14,8-12) Ja, es ist klar nach den Schriften, dass der Geist im Sohne spricht; jedes Seiner gesprochenen Worte, jede Seiner Bewegungen, jedes Seiner Wunderwerke, jede Seiner herrlichen Taten sind vom Vater und eine Offenbarung des dreieinigen Gottes; und wenn wir hören, was der Geist den Gemeinden zu sagen hat, so hören wir die ganze Gottheit, denn der Geist erforscht und redet die Tiefen Gottes durch den Mund des Herrn Jesus.
Ist das nicht eine merkwürdige Frage? Solchen lieben Brüdern, die durch unreife Bemerkungen einen Bruder dazu bewogen haben, eine solche Frage einzusenden, möchten wir zurufen oder die Gegenfrage des HERRN vorlegen: „Irret ihr deshalb nicht, indem ihr die Schriften nicht kennet, noch die Kraft Gottes?” (Mk. 12,24) Die Frage der damaligen Sadduzäer scheint mir so ziemlich auf demselben geistlichen Niveau zu stehen wie die obige zu beantwortende Frage.

Wir können bündig antworten, dass das, was der Geist den Gemeinden sagt, gerade das ist, was der Herr Jesus sagt, und was der Herr Jesus sagt, ist gerade das, was das geschriebene Wort uns berichtet; aber wir wollen ein wenig tiefer in diese Sache schauen. Wenn wir die inspirierten Berichte in den vier Evangelien nur ein wenig sorgfältig lesen, so bemerken wir, dass unser HERR weder predigte noch lehrte, noch Wunder tat, bevor auf Ihn der Heilige Geist herabfuhr. Wohl saß Er als zwölfjähriger Knabe einmal im Tempel inmitten der Lehrer und hörte ihnen zu und befragte sie (Lk. 2,46.47); trotzdem fing Er Seinen öffentlichen Dienst erst dann an, als Er die wunderbare, sichtbare Salbung mit dem Heiligen Geiste empfangen hatte und eine Stimme aus den Himmeln gekommen war, welche sprach: „Dieser ist Mein geliebter Sohn, an welchem Ich Wohlgefallen gefunden habe.” (Mt. 3,17) Dieses Zeugnis Gottes über Seinen Sohn wurde wiederholt und bekräftigt, als eine Stimme aus der überschattenden lichten Wolke bei der Verklärung des HERRN kam, welche sprach: „Dieser ist Mein geliebter Sohn, an welchem Ich Wohlgefallen gefunden habe; Ihn höret.” (Mt. 17,5) Diese Begebenheit machte auf Petrus einen solch gewaltigen und dauernden Eindruck, dass er viele Jahre nachher schrieb: „Und diese Stimme hörten wir vom Himmel her erlassen, als wir mit Ihm auf dem heiligen Berge waren” (2. Petri 1,18), und am Ende desselben Kapitels schreibt Petrus: „Heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist.” Aus dem oben Gesagten ist es nun klar, dass alles, was der HERR sagte, lehrte oder weissagte, von dem Heiligen Geist war; und wir dürfen niemals, auch nicht im geringsten sogar, andeuten, als ob der HERR und der Heilige Geist nicht ganz einstimmig wären, oder dass wir verpflichtet wären, mehr auf das zu hören, was der Geist sagt, als auf das, was der HERR Selbst sagt!! Wir lehnen einen solchen Gedanken ganz entschieden ab, und zwar mit Entrüstung, da wir keinen passenderen Ausdruck finden, um unseren Unwillen darüber auszusprechen.

In dem Buch des Propheten Jesaja finden wir mindestens drei bemerkenswerte Weissagungen über den kommenden Messias, die uns deutlich die Wahrheit vor Augen stellen, dass alles, was der HERR lehrt oder tut, vom Heiligen Geiste ist. Wir führen diese drei Stellen an: „Und auf Ihm wird ruhen der Geist Jehovas, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und Furcht Jehovas.” (Jes. 11,2) Diese Weissagung macht es uns klar, zumal wenn wir noch weiter lesen, dass alles, was Er tat oder sprach, in der Kraft des Heiligen Geistes gewesen ist. Die zweite Weissagung lautet: „Siehe, Mein Knecht, den Ich stütze, Mein Auserwählter, an welchem Meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe Meinen Geist auf Ihn gelegt, und Er wird den Nationen das Recht kundtun ... Er wird der Wahrheit gemäß das Recht kundtun ... und die Inseln werden auf Seine Lehre harren.” (Jes. 42,1-4) Die dritte Stelle ist diese: „Der Geist des HERRN, Jehovas, ist auf Mir, weil Jehova Mich gesalbt hat, um den Sanftmütigen frohe Botschaft zu bringen” usw. (Jes. 61,1-3) Der HERR Selbst nun schlägt diese herrliche Stelle in der Synagoge zu Nazareth auf, und nachdem Er dies vorgelesen hatte, fing Er an, zu den Zuhörern zu sagen: „Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt.” (Lk. 4,21)

Aus diesen Stellen ist es klar ersichtlich, dass alles, was der HERR spricht, redet, lehrt oder tut, vom Heiligen Geiste ist. Der Heilige Geist spricht und handelt durch den Herrn Jesus. Darum war es eine unverzeihbare Sünden dass die Pharisäer sagten: „Dieser treibt die Dämonen nicht anders aus, als durch den Beelzebub, den Obersten der Dämonen.” (Mt. 12,24) Der HERR trieb durch den Geist Gottes die Dämonen aus. (V. 28) Das war die Lästerung des Geistes seitens der Pharisäer, die den Menschen nicht vergeben werden wird. Das beherzigenswerte Wort in Joh. 3,34 betont die nämliche Wahrheit: „Denn Der, welchen Gott gesandt hat, redet die Worte Gottes; denn Gott gibt den Geist nicht nach Maß.” (Joh. 3,34) Hier haben wir die mit menschlichem Verstand unbegreifliche Dreieinigkeit; und der Sohn, das fleischgewordene Wort, redet die Worte Gottes, weil Gott Ihm nicht nach Maß den Geist gegeben hat, und in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig (Kol. 2,9), „denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in Ihm zu wohnen.” (Kol. 1,19)

Wenn nun der, welcher Ohren hat, siebenmal aufgefordert wird, zu hören, was der Geist den Gemeinden sagt, so bedeutet das, dass der Herr Jesus Selbst zu den Gemeinden spricht, wie wir es bei jedem der sieben Sendschreiben finden, und das ist das, was der Geist den Gemeinden sagt, denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes (1. Kor. 2,10), und niemand weiß, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes. (V. 11) Wenn wir nun das alles ernst, und zwar mit demütigem Herzen betrachten, so gewinnt an Wichtigkeit alles, was der HERR gesagt, gesprochen, gelehrt oder getan hat, sowohl als Er hier auf Erden war als auch jetzt, wenn Er in der Mitte der sieben Leuchter wandelt; denn jedes Seiner göttlichen Worte ist ein Ausspruch des Heiligen Geistes, und zwar aus dem Herzen oder aus den Tiefen Gottes. Ja, wenn wir hören wollen, was der Geist den Gemeinden sagt, so vernehmen wir die lieblichen Klänge der Stimme unseres geliebten HERRN, denn für jedes gläubige Herz und jedes sich Ihm neigende Ohr sind beide untrennbar eins.

Wenn wir nun zu der zweiten Seite der Frage uns wenden, nämlich ob es richtig sei, wenn behauptet wird, heute rede Gott nicht durch das Wort zu den Gemeinden, sondern für uns sei nach Off. 2 und 3 maßgebend, was der Geist sage, so müssen wir dem Fragesteller „reinen Wein einschenken” und ihm klipp und klar sagen: Nein, das ist nicht richtig! Gott redet noch durch das Wort; unser teurer HERR ist ja das Wort, und Gott verlangt, dass wir Ihn hören. In dem geschriebenen Worte haben wir alles, was der Heilige Geist uns darüber zu sagen hat: „Denn nicht ihr seid die Redenden” - sagte der HERR zu Seinen Jüngern - „sondern der Geist eures Vaters, der in euch redet”. (Mt. 10,20) Und wenn man behauptet, dass in dieser Stelle es sich um etwas anderes handele, so antworten wir darauf, dass in den Heiligen Schriften stets nach demselben Grundsatz gehandelt wird; Petrus schreibt: „Denn die Weissagung wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geiste.” (2. Petr. 1,21) Wir können wohl diesen zweiten Teil der Frage mit der Gegenfrage beantworten: „Wie redet denn der Heilige Geist überhaupt in unseren Tagen, wenn nicht durch das Wort? Hat Er uns sonst etwas mitzuteilen, was nicht in den Heiligen Schriften geschrieben steht? Haben wir irgendwo in dem Wort einen Anhaltspunkt dafür, dass in den letzten Tagen der Heilige Geist uns neue Offenbarungen machen werde, welche in den Schriften nicht enthalten seien?” Wohl sagt der Geist ausdrücklich, dass in späteren Zeiten betrügerische Geister dämonische Lehren aufbringen werden. (1. Tim. 4,1) Aber alles, was wir in diesem Zeitalter brauchen, und alles, was der Heilige Geist uns mitzuteilen hat, ist in den Heiligen Schriften enthalten; also brauchen wir unter Gebet nur im Wort zu forschen, und wenn wir willig sind und hören, so sollen wir das Gute des Landes essen (Jes. 1,19); ja, der HERR lässt uns Honig saugen aus dem Felsen und Öl aus den Kieselsteinen, geronnene Milch der Kühe und Milch der Schafe samt dem Fette der Mastschafe und Widder, der Söhne Basans und der Böcke, samt dem Nierenfett des Weizens; wir trinken der Traube Blut und feurigen Wein (5. Mose 32,13.14); dann wenden wir uns mit Abscheu von dem Weinstock Sodoms ab; Giftbeeren wollen wir nicht, das Gift der Drachen wollen wir nicht schlürfen, denn ihr Wein ist grausames Gift der Natter. (V. 32.33)
Denkt vielleicht der Fragesteller, dass wir Gotteskinder in diesen letzten Tagen uns von dem untrüglichen Worte zu Fabeln wenden und darauf warten sollen, bis uns von irgendeiner verdächtigen Seite neue Gedanken eingehaucht und eingeflüstert werden? Wenn dem so wäre, so bekämen wir solche sicher von dem Weinstock Sodoms und von den Fluren Gomorras - bitter sind solche Trauben.

Nein, der Dienst des Wortes braucht keine grundlegende Änderung zu erfahren. Wenn der Dienst des Wortes kräftiger und wirkungsvoller sein soll, so ist es nötig, dass wir mehr im Gebet verharren wie die Apostel nach Apostelgeschichte 6,4. Denn dadurch gewinnen wir mehr Kraft aus der Höhe, und der Heilige Geist wird durch uns reden. Er wird uns mehr Licht über das Wort schenken, denn die Schriften zeugen von unserem HERRN. (Joh. 5,39) Wie warm würde es uns dann ums Herz, und wie warm würden die Herzen auch derer sein, wenn wir mit der frischen Milch des Wortes und der gediegenen festen Speise dienen dürfen. Wir werden dann den Schafen und Lämmern nicht altes, hartgebackenes Brot anbieten, sondern sie auf grüne Auen und zu stillen Wassern führen.
F. Btch.


Beantwortet von: Team Handreichungen
Quelle: Handreichungen - Band 21 (1936)