Wurde der Teufel schon gerichtet?

Bei der täglichen Bibellese bin ich bei folgendem Text hängen geblieben, weil ich ihn nicht richtig verstehe. Dort heisst es: «Von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist!» (Joh 16, 11). Und auch in Johannes 12,31 steht geschrieben: «Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden!» Ich dachte immer, dieses Gericht würde noch kommen, so wie wir in Offenbarung 20,10 lesen: «Und der Teufel, der sie verführt hatte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo das Tier ist und der falsche Prophet, und sie werden gepeinigt werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.»

Der Teufel ist auf Golgatha ein für alle Mal besiegt worden. Ihm wurde dabei der Kopf zertreten, ja seine Macht wurde genommen. Jedoch hat er anscheinend immer noch Zutritt in die Nähe Gottes (Offb 12,10), wo er die Kinder Gottes verklagt. Wie kann das sein, wie ist so etwas möglich? Ich werde versuchen, dies mit einem Beispiel zu erklären: In einem Strafprozess muss, solange kein Urteil gefällt wurde, immer von der Unschuldsvermutung des Angeklagten ausgegangen werden. Erst wenn die Schuld ausreichend belegt und das entsprechende Urteil gefällt wird, wird der Angeklagte schuldig gesprochen und das entsprechende Urteil vollstreckt. So ist es auch beim Teufel. Dessen Schuld ist zur Genüge bewiesen. Jedoch wurde das letzte Urteil noch nicht gesprochen! Dieses wird erst in Offenbarung 20,10 gefällt: «Der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier als auch der falsche Prophet sind; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit.» Erst wenn dies abgeschlossen ist, ist Satan endgültig in seine Schranken gewiesen. Denn dann ist Gottes Gerichtsprozess abgeschlossen! Das Gericht hat getagt. Der Tatbestand ist erwiesen. Das gerechte Urteil ist gesprochen und die Strafe vollzogen, und so ist Gottes Gerechtigkeit genügegetan!


Beantwortet von: Samuel Rindlisbacher
Quelle: Zeitschrift Mitternachtsruf, April 2012, Seite 28