Das Doppelleben

Ein auf den Rennplätzen sehr bekannter Offizier in B. besaß ein Pferd, das sein besonderer Liebling war. Eines Tages erkrankte das Pferd ernstlich an einer ihm unerklärlichen Erschöpfung, was sich sein Besitzer so zu Herzen nahm, dass er sich dem Trunk ergab und mehrere Nächte erst spät nach seinem Heim zurückkehrte. Bei dieser Gelegenheit benutzte er eine Droschke und war äußerst überrascht, als er beim Aussteigen entdeckte, dass er mit seinem eigenen Pferd nach Hause gefahren war. Der von ihm auf das energischste zur Rede gestellte Droschkenkutscher versuchte, auf die Frage des Offiziers, woher er das Tier habe, zunächst Ausflüchte zu machen, als ihm aber der Herr des Tieres mit Verhaftung drohte, gestand er zögernd ein, dass ihm der Bursche eines Offiziers, der seinen Stall in der Nachbarschaft seiner Wohnung habe, das Pferd häufig gegen eine Entlohnung von zwei Mark für seine Nachttouren borge. Natürlich musste der Kutscher das Pferd sofort abliefern. Der Bursche erhielt schweren Arrest.

So haben wir manchen Jünger kennen gelernt, der sich immer in den ersten Reihen der Arbeiter und Kämpfer hielt, bis er plötzlich zurückblieb, kühl und teilnahmslos wurde und schließlich aus der Arbeit ganz ausgeschaltet werden musste. Warum? Eine geheime Sünde, ein böser Freund, ein schlechtes Buch verleitete ihn zu diesem Doppelleben. Aber das geht nicht. "Niemand kann zwei Herren dienen." Es wird gewiss nicht eher besser sein, als bis er dem neuen Herrn kündigt und wieder ganz Jesus lebt und dient.

Quelle: Neues und Altes
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