Das überflutete Bergwerk

Durch seine Lebensführung und seine Worte unterschied Reinhard sich deutlich von seinen Kameraden im Bergwerk. Die hielten ihn für einen Schwächling und machten sich über ihn lustig: "Hör doch auf mit deiner Religion! Das ist doch nur was für alte Frauen", so meinten sie.

Als das Unglück geschah, war Reinhard gerade in den Schacht eingefahren. Auf einmal hörte er das immer stärker werdende Rauschen eines Wassereinbruchs. Was tun? Er stand noch im Förderkorb, und ein Zug am Seil würde genügen, um wieder aufzusteigen. Dann aber würden seine Kollegen umkommen. Und die waren doch gar nicht bereit, vor Gott hinzutreten!

Ein junger Hilfsarbeiter stand beim Förderkorb. Ohne zu zögern, schob Reinhard ihn hinein und sagte: "Gib oben Bescheid, dass wir versuchen, uns in den rechten Seitenstollen zu retten." Dann lief er zu den anderen Männern seines Trupps, warnte sie vor der Gefahr und forderte sie auf, ihm mit ihren Hacken zu folgen. Damit gruben sie sich einen höher gelegenen Platz frei, wo sie Zuflucht nehmen und auf Hilfe warten konnten. Erst fünf Tage später gelang es der Bergungsmannschaft, zu ihnen vorzudringen und sie zu retten.

Inzwischen waren seine Kameraden zu einer ganz anderen Einstellung gegenüber Reinhard gekommen. Sein selbstloser Einsatz und sein ruhiges Vertrauen auf Christus beeindruckten sie sehr. Einer von ihnen sagte: "Vorher dachte ich, dass man durch den Glauben verweichlicht wird. Aber wenn das Bibellesen einen zurückhaltenden Menschen dahin bringen kann, sein Leben für ander einzusetzen, dann muss es gut für uns alle sein." So kam er zum Glauben an den Sohn Gottes.

Quelle: Der Herr ist Nahe 2015, CSV-Verlag, 14.10.
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