Das Zeugnis der Kirchenväter

Alle ernst zu nehmenden Kenner der Kirchengeschichte sind sich heute darüber einig, dass in den ersten drei Jahrhunderten die Christen nicht nur den Kaiserkult und den Götzendienst, sondern auch die Teilnahme am Militär strikt ablehnten. Folglich war es der ersten Gemeinde klar, dass Widerstandslosigkeit und Ablehnung des Militärdienstes zum Gehorsam gegenüber dem Evangelium dazugehören.
Der Kirchengeschichtler Roland Bainton schreibt: „Vom Ende der neutestamentlichen Zeit bis zur Dekade zwischen 170 und 180 n.Chr. gibt es keinerlei Spuren von irgendwelchen Christen in der Armee." 
Guy F. Hershberger fügt hinzu: „Es ist völlig sicher, dass in der Zeit bis etwa 174 n. Chr. von christlichen Soldaten überhaupt keine Rede sein kann." Kein einziger christlicher Leiter in der Zeit vor Konstantin (313 n. Chr.) hätte eine militärische Karriere für einen Christusgläubigen als angebracht gehalten. 
Bainton sagt weiter: „Im Osten wie im Westen lehnten alle die Teilnahme eines Christen am Krieg ab." Als später einige Christen „friedliche" Posten beim Militär einnahmen, wie zum Beispiel als Sekretäre oder Beamte, erklärte der Kirchenvater Tertullian, dass er mit dieser und auch mit jeder anderen Art der Teilnahme nicht einverstanden war. 
Tertullian (der im Jahr 225 starb) fragte: „Wenn wir aufgerufen sind unsere Feinde zu lieben, wer sind wir, dass wir sie hassen? Wenn wir verletzt werden, ist es uns verboten Vergeltung zu üben, wer kann dann noch durch unsere Hände verletzt werden?" Tertullian bestand auch darauf, dass, wenn ein Soldat sich zu Christus bekehrte, er sofort die Armee verlassen musste (was viele auch tatsächlich getan haben). Auch andere Kirchenväter machten ähnliche Aussagen. 
Justinus der Märtyrer, der 150 n.Chr. den Märtyrertod starb, sagte: „Wir, die wir von Krieg und gegenseitigem Mord erfüllt und voll jeder Bosheit waren, haben - ein jeder auf der ganzen Welt - unsere Kriegswaffen, unsere Schwerter zu Pflugscharen gemacht und unsere Speere zu Sicheln."
Origenes, der große alexandrinische Theologe des folgenden Jahrhunderts, sagte: „Wir [Christen] erheben nicht mehr das Schwert gegen eine Nation noch lernen wir Krieg, sondern werden Kinder des Friedens."
Der englische Gelehrte C. J. Cadoux sagt in seinen gründlichen und intensiven Studien über die frühe Christenheit, dass die Gemeinde Christi in den ersten drei Jahrhunderten ihres Bestehens die Ausübung militärischer Berufe einheitlich ablehnte. In seinem Buch "The Early Christian Attitude Toward War" berichtet Cadoux, dass die ersten Christen keine Kompromisse auf Kosten der Widerstandslosigkeit eingingen; erst nachdem Konstantin dem Christentum offizielle Unterstützung des Imperiums zusicherte wurden Kompromisse geschlossen. Die Schriften des Augustinus beeinflussten die Christenheit schließlich dazu, die Teilnahme von Christen an der Armee zu billigen. In seinem Buch "The Fall of Christianity" bezeichnet G. J. Herring diesen Schulterschluss der Kirche mit dem Staat als ihren Fall. 
In seinem soliden Werk der Geschichtswissenschaft "It Is Not Lawful for Me to Fight" spricht der französische Gelehrte Jean-Michel Hornus von einer großen Enthüllung der historischen Tatsache, dass „alle ersten Christen sich über die Ablehnung militärischer Gewalt einig waren." Und ein Grund dafür, dass diese Tatsache häufig übersehen wird, ist der, dass diese Verpflichtung „eine spontane Reaktion der Christen gewesen zu sein scheint, eine Gesinnung und nicht ein Dogma oder Kirchengesetz." 
Hornus zitiert die Kirchenväter, die Wert darauf legten, dass es für einen Christen falsch war am Krieg teilzunehmen, selbst wenn dieser gerechtfertigt zu sein schien. Er erwähnt einen Soldaten namens Martin, der sich etwa im Jahr 336 bekehrte und später der Bischof von Tours war. Martin sagte zu dem Imperator Julian: „Bisher habe ich dir als Soldat gedient. Erlaube mir nun ein Soldat Gottes zu werden. ... Ich bin ein Soldat Christi. Es ist mir nicht erlaubt zu kämpfen."

John M. Drescher

Quelle: Christlicher Missions-Verlag e.V.
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