Die blühenden Bäume

Als im Jahr 1662 nach unsers Erlösers Geburt an etlichen Orten die Bäume im Januar theils blühten, theils auszuschlagen begannen, gedachte Gotthold an des Herrn Jesu Wort: Sehet an den Feigenbaum und alle Bäume, wenn sie jetzt ausschlagen, so sehet ihrs an ihnen und merket, daß jetzt der Sommer nahe ist; also auch ihr, wenn ihr dies alles sehet angehen, so wisset, daß das Reich Gottes nahe ist, Luc. 21, 29. 30. Und brach darauf bei sich selbst heraus und sagte:

Die Zeit ist nunmehr nah, 
Herr Jesu, du bist da! 
Die Wunder, die den Leuten 
Dein Ankunft sollen deuten, 
Die sind, wie wir gesehen, 
In großer Zahl geschehen.

Ich zweifle nicht, daß alles im Himmel gerüstet und fertig ist. Die h. Engel haben die Posaunen in den Händen und warten auf des Herrn Wink, daß sie den großen und letzten Gerichtstag ausblasen sollen, Die Menge der Auserwählten hat schon ihr weißes Kleid angelegt und die Palmzweige in Händen und ist bereit, ihren Erlöser in seiner letzten Zukunft zu begleiten. Die vielen Wohnungen im Hause Gottes sind aufgeräumt und zugerüstet, die Himmel krachen, die Erde bebt, die Winde stürmen, die Wasser brausen, alle Kreatur sehnt, seufzt und ängstet sich. Mich däucht, mein Heiland, ich höre dich sagen: Ja, ich komme bald: Und ich sage: Amen, Ja! komm, Herr Jesu! Offenb. 22, 20.

Quelle: Christian Scriver - Gottholds zufällige Andachten
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