George Whitefields Lebenslauf

Vom Gastwirtssohn zum Erweckungsprediger
George Whitefield geboren 16.12.1714,
gestorben 30.09.1770.
Herkunft und Elternhaus
George Whitefield war der Schrittmacher der angelsächsischen Evangelisation im 18. Jahrhundert auf beiden Seiten des Atlantiks. Die Gebrüder Wesley, seine Zeitgenossen und zeitweiligen Mitarbeiter, sind bekannt geblieben durch die Gründung des Methodismus, während das Vermächtnis von Whitefield die ungezählten Tausende von Seelen sind, die ihm das ewige Leben zu verdanken haben.
George Whitefield wurde am 16. Dezember des Jahres 1714 in der »Gastwirtschaft zur Glocke« in der Hafenstadt Gloucester geboren, wo sein Vater Gastwirt und Weinhändler war. Im Englischen hieß sein Geburtshaus »Bell Inn«. Da der Vater früh starb, musste die Mutter den »ungezügelten Strolch«, wie er sich selbst nannte, allein erziehen. Er blieb seiner Mutter auch zeitlebens dafür dankbar und stellte 1740 im »Short Accont« fest:
»Es würde endlos sein, die Sünden und Übertretungen meiner Jugendzeit aufzuzählen. Ihrer sind mehr als Haare auf meinem Kopfe. Mein Herz würde bei ihrer Aufzählung erstarren, wenn ich nicht gewiss wäre, dass mein Erlöser lebt, um mich zu vertreten. Wenn sich der reiche Jüngling im Evangelium rühmte, die Gebote von seiner Jugend auf alle gehalten zu haben, so muss ich mit Scham und Bestürzung bekennen, dass ich sie alle von Jugend auf übertreten habe. Ich besuchte den öffentlichen Gottesdienst, aber nur um Spott damit zu treiben. Ich fragte mich, warum mir Gott wohl Leidenschaften gegeben hat, um mir nicht zu erlauben, sie zu befriedigen. Ich machte große Fortschritte in der Schule des Bösen. Ich bemühte mich, liederlich auszusehen und war auf dem besten Wege, so schlecht wie der schlimmste unter meinen schlimmen Kollegen zu werden.«
Trotzdem hatte George schon früh religiöse Eindrücke und Regungen des Herzens durch den Heiligen Geist und dachte sogar daran, einmal Geistlicher zu werden. Früh verließ er die Schule und arbeitete fast zwei Jahre als Kellner in Mutters Gasthaus. Dabei fing er an, bei völlig unverändertem Herzen hinter der Theke Predigten aufzuschreiben.
Jugendzeit und Studium
Aber Gott erhörte die Gebete der Mutter und machten ihn im Herzen unruhig. Er schrieb über diese Zeit:
»Ich fühlte mich sehr zur Selbstprüfung gedrängt, fand mich indessen sehr unwillig, in mein Herz zu blicken. Oft las ich in der Bibel, während ich nachts aufblieb.«
Im Alter von achtzehn Jahren immatrikulierte sich George im Jahre 1732 im Pembroke College in Oxford. Die dortigen Studenten versuchten, ihn in ihre gottlosen Vergnügungen zu ziehen, aber George zog es vor, nicht mit ihnen zu gehen. Er zog sich allein auf sein Zimmer zurück und setzte sich dadurch ihrem steten Spott aus.
Nach einiger Zeit fühlte er sich von jenem »Club der Heiligen« angezogen, den die Gebrüder Wesley in Oxford aufgezogen hatten und der sich wegen fester Regeln ironisch als »Methodisten« verschrien sah. Anlässlich eines Frühstücks bei Charles Wesley wurde Georg Whitefield in den Club aufgenommen. Er verteidigte ihn fortan gegen alle Verleumdungen und begann selber, nach den Regeln zu leben, ja er übertrumpfte seine Kollegen durch mancherlei mönchische Kasteiungen, schlechteste Nahrung, elende Kleidung, unordentliche Haare und zerrissene Schuhe. Furcht und Trauer überwältigten ihn, tage- und wochenlang lag er im kalten und nassen Garten unbeweglich auf dem Boden, genoss nur hartes Brot und Tee, sodass er richtig erkrankte. Es war aber alles nur moralisch-menschlich, da auch die Brüder Wesley noch keine innere Beziehung zum lebendigen Gott hatten.
Umkehr zu Christus
Auf seinem Krankenlager fand George Whitefield schließlich zu Jesus Christus. Darüber schrieb er Folgendes:
»Etwa zu Ende der siebenten Woche meiner Krankheit, nachdem ich unzählige Schläge Satans bekommen hatte, gefiel es Gott endlich, die drückende Last von mir zu nehmen, mich zu festem Vertrauen an seinen lieben Sohn zu bringen und mich mit dem Heiligen Geist auf den Tag der Erlösung zu versiegeln. Anfänglich glich meine Freude der Springflut.
Neues Leben in Christus
Wohin ich ging, musste ich ganz laut Psalmen singen. Ich hatte, wie das samaritische Weib, nachdem sich ihr Christus am Brunnen offenbarte, keine Ruhe in meiner Seele, bis ich meinen Verwandten Briefe schrieb, um ihnen von der neuen Geburt zu sagen. Ich bildete mir ein, sie würden sofort zugreifen, aber meine Worte ließen sie nur glauben, ich sei völlig von Sinnen gekommen. Später wurde ich gemäßigter und bin außer einigen wenigen Unterbrechungen seitdem in meiner Seele beständig geblieben und im Glauben gewachsen.«

Die erste Predigt
Im Frühling des Jahres 1736 promovierte George Whitefield in Pembroke, Oxford, zum »Bachelor of Arts«, einem akademischen Grad. Nach Gloucester zurückgekehrt, sah er sich zunächst Spott und Ablehnung wegen seiner Frömmelei ausgesetzt, aber auch dem Drängen seines Bischofs, Dr. Benson, der ihn zum Diakon der »Church of England« ordinieren wollte. Das geschah am 20. Juni 1736. Seine erste Predigt hielt er in St. Mary de Crypt, wo er auch getauft worden war und das erste Abendmahl empfangen hatte. Scharen von Neugierigen waren herbeigeeilt, um den jungen Mitbürger und Prediger zu hören. Mehrheitlich war man überrascht und beeindruckt von der unmittelbaren Autorität, mit der das Evangelium nüchtern und ohne jegliche Schwärmerei von dem 22-jährigen Diakon ausgelegt wurde. Andächtig und ergriffen vernahmen die Anwesenden die Botschaft Whitefields:
»Um Christi Erlösung vollkommen teilhaftig zu werden, ist es nötig, dass uns Gottes Heiliger Geist verliehen wird, der unsere Natur verändern und uns so auf den Genuss der Glückseligkeit vorbereiten will, welche unser Erlöser durch sein teures Blut uns erkauft hat. Also weit mehr als nur Vergebung unserer Sünden, denn diese allein gibt uns ebensowenig Grund zur Freude, als einem Verbrecher sein Freispruch, wenn er trotzdem an einer tödlichen Krankheit sterben muss.«
34 Jahre im Dienst des Herrn
Die Botschaft des gekreuzigten und auferstandenen Erlösers Jesus Christus predigte George Whitefield nun 34 Jahre lang auf beiden Seiten des Ozeans und verkündigte das Evangelium bei insgesamt über 1800 Evangelisationen und Großveranstaltungen auf beiden Kontinenten. Das erste Mal trug sie ihm in Gloucester eine Klage beim Bischof ein. Es wurde ihm zum Vorwurf gemacht, seine Predigt hätte fünfzehn Personen »verrückt« gemacht. Doch der geistesgegenwärtige Bischof entgegnete den Kritikern nur, er hoffe, dass diese »Verrücktheit« mindestens bis zum andern Sonntag andauern möchte.
Für die gleiche Botschaft überquerte er siebenmal den Ozean und zurück. Jedesmal war das ein mehrwöchiges, aufreibendes Abenteuer, das ihn mehr als einmal an den Rand des Todes brachte. Trotz häufiger gesundheitlicher Anfechtungen waren diese Überfahrten jeweils mit Andachten, Predigten und Gesprächen mit vielen geistlichen Entscheidungen ausgefüllt. Einmal soll er bei der Landung der Post 65 Briefe übergeben haben. Aber auch zu Land zwischen England, Irland, Wales, Schottland und zwischen Georgia und New England trotzte er allen möglichen Unbillen der Witterung, weglosen Weiden, Sümpfen oder Wolfsrudeln. Seine erste Ausreise erfolgte Ende des Jahres 1737 nach einem Appell der Wesleys, welche die Rückfahrt antreten wollten und Whitefield als Ablöser brauchten. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern gewann er sofort alle Herzen, weil er ihnen nur Liebe zeigte. Die Notwendigkeit, Geld für ein in Savannah geplantes Waisenhaus zu beschaffen, und die Priesterordination trieben ihn zwar nach wenigen Monaten wieder nach England. Aber gerade diese Ordination zeigte, dass er der offiziellen Staatskirche keineswegs den Rücken kehren wollte. Es ging ihm vielmehr darum, dort wieder die ganze Botschaft der Bibel zu verkündigen, die nur noch verstümmelt gepredigt wurde. Als man ihm das sehr übel nahm und die meisten Kanzeln sperrte, entschloss sich George Whitefield am 17. Februar 1739 zu einem historischen Schritt. Er folgte dem Beispiel Jesu und seiner Jünger, indem er erstmals außerhalb der Kirchenmauern predigte: Vor hunderten von verachteten Köhlern auf einem Erdhügel im Minengebiet von Moorfield und Kennington, wo er weit mehr und viel aufmerksamere Zuhörer fand als in einer Kirche, die solche Massen ohnehin nicht fassen konnte.
Jede Woche neun Predigten
Jede Woche hielt er neun Predigten und achtzehn Andachten vor mehr als 50 000 Zuhörern. Als John Wesley nach London kam, überwand Whitefield dessen starke Aversion gegen Openair-Evangelisation, welche er anfänglich sogar als Sünde betrachtet hatte. Beide Prediger traten in Blackheath vor 40 000 Zuhörern auf. Noch nie hatte London so etwas erlebt, besonders nicht, als sich gar 80 000 Menschen im Hyde Park in London einfanden, um Predigten auf Tischen und Stühlen zuzuhören. Klare Hinweise auf Himmel und Hölle, Führungen durch den Heiligen Geist sowie unzweideutige Gebetserhörungen waren den frommen und klerikalen Ohren zuwider. Als ein wilder Mob für Ausschreitungen sorgte, weil hier noch nie ein Prediger zu solchen Massen gesprochen hatte, da kannte der Zorn der Anglikaner keine Grenzen.
Wie zurzeit der Reformation wirkten alle inneren und äußeren Anfeindungen eher fördernd als hemmend für die Sache des Evangeliums. Wie auf englischem Boden in London, Bath, Bristol, Glasgow und an anderen Orten, so ging auch in Amerika in Philadelphia, Boston und New York die gewaltige Erweckung, der »Great Awakening« unvermindert weiter. Die Gründung und Leitung des Bethesda-Waisenhauses in Savannah, welches bald zu einem Collegium und einer Schule für schwarze Kinder anwuchs, soziale Aufgaben, bei denen ihm seine Frau Elisabeth, die er im Jahre 1741 geheiratet hatte, zur Seite stand, traten zurück hinter seiner gewaltigen Evangelisationsarbeit in den USA, in Wales, in Irland und in Schottland. Aus einem Brief aus Edinburgh kann man unter anderem Folgendes lesen:
»Nie habe ich so viele Bibeln gesehen, nie das Volk mit solcher Spannung in die Bibel hineinblicken sehen. Wenn ich die Heilige Schrift auslegte, sah ich Tränen in den Augen. Ich predige täglich zweimal, halte abends Bibelerklärungen in Privathäusern und tagsüber viele seelsorgerliche Gespräche, mache jeden Morgen Besuche bei kranken Menschen. Den Tag beginne ich um 7.00 Uhr mit einer Versammlung im Freien, wo Hoch und Niedrig kommen. Ich glaube, dass auch viele Adelige zu Jesus kommen werden. Ich befürchte nur, dass man das Werkzeug vergöttert und nicht genug auf den allein preiswürdigen Herrn und Heiland Jesus Christus schaut, den ich allein gerühmt sehen will. Seine Liebe macht mich stumm vor Anbetung.«
Todesdatum: 30. Sept. 1770.
Dadurch, dass Whitefield 1748 Kaplan der Gräfin Huntingdon (1707-1791) wurde, führte er auch viele Adelige zum Heiland. Als entschiedene calvinistische Methodistin hatte sie in Brighton, Tunbridge Wells, Bath und London eigene Gemeinschaften gegründet und unterstützte sehr Whitefields Waisenhaus und die von ihm geförderte Princeton University. Einige bekannte Persönlichkeiten wie Benjamin Franklin oder der Gottesleugner David Hume zollten Whitefield wohl Bewunderung, konnten sich aber nicht für seinen Erlöser Jesus Christus entscheiden.
Weit verbreitete sich die Kunde von Whitefields reich gesegnetem Dienst besonders nach dem Londoner Erdbeben vom März 1750, wo er um Mitternacht im Hyde Park die Massen an den Tag erinnerte, an dem diese Erde vergehen wird, oder in Cambuslang, wo er berichtete:
»Ich predige hier in dieser Erweckung um 2.00 Uhr, um 6.00 Uhr und um 9.00 Uhr. Andere machen noch weiter bis um 1.00 Uhr morgens und man konnte sie kaum überreden, nach Hause zu gehen. Jede Nacht hört man die Stimme des Gebets und des Lobes in den Feldern. Beim dort gespendeten Abendmahl waren weit über 20 000 Menschen auf dem Felde dabei.«
Whitefield war gegen jede Unnüchternheit, so bezeugte es ein Pastor aus Boston:
»Im Gegensatz zu dem Geiste der Sektiererei und Frömmelei strebt er nach Gemeinschaft mit allen protestantischen Gläubigen. Im Gegensatz zur Schwärmerei predigt er engen Anschluss an die Schrift und wie notwendig es sei, alle Eindrücke derselben aufzunehmen und alles Unechte zu verwerfen. Im Gegensatz zur Gesetzlichkeit predigt er die Kraft Christi. Sein Geheimnis war die Wahrheit, die er machtvoll predigte, der Geist, in dem er auftrat und der besondere Segen Gottes auf seiner Arbeit.«
Als George Whitefield am 29. September 1770 in Exeter/New Hampshire das letzte Mal predigte, verließen ihn die Kräfte, sodass er am 30. September zu seinem himmlischen Vater heimgehen konnte. Die Amerikanische Enzyklopädie stellt fest, Whitefield habe seine Popularität in Amerika nie eingebüßt und wesentlich zur Verbindung und Einheit der Kolonien beigetragen. Und im Blick auf Europa kann man sagen, dass die Erweckung in ihren tiefen Auswirkungen auf die Volksseele Großbritanniens dieser Insel eine gewalttätige verderbliche politische Revolution erspart hat. 
(Evangeliumsmission 191/2004)

Quelle: Unbekannt
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