Ich habe keinen Dieb im Laden!

Einem bei einem Goldschmied beschäftigen Manne gingen viele Ringe, Uhren und kostbare Juwelen durch die Hände. Er geriet in schlechte Gesellschaft und einer seiner bösen Gefährten überredete ihn, einige Ringe zu entwenden, damit sie von dem daraus gelösten Gelde miteinander lustig leben könnten. Der Mann ließ sich überreden und bald war das Geld auch schon verausgabt.
Da sagte ihm sein Freund: "Jakob, ich brauche wieder Geld und du musst Uhren stehlen. Wenn du das nicht tust, so gehe ich zu deinem Prinzipal und sage ihm von den Ringen - weißt du?" - Auf diese Weise veranlasste er Jakob, einige Uhren zu stehlen.
Der böse Kamerad, namens Braun, brauchte aber bald wieder mehr Geld und sagte zu Jakob: "Du musst nun einen Diamantring stehlen und mir ihn morgen früh um 8 Uhr bringen." - "Das kann ich nicht, Braun", war die abwehrende Antwort! - "Nun ja, dann gehe ich morgen zu deinem Meister und sage ihm, dass du Ringe und Uhren  gestohlen hast und das wird dich und deine Familie ruinieren", erwiderte Braun.
Jakob aber handelte jetzt klug. Er verabschiedete sich und ging sofort zu seinem Meister, bekannte ihm all seine Diebstähle und bat ihn, es ihm zu vergeben. Der Meister vergab ihm unter der Bedingung, dass er nach und nach die gestohlenen Sachen abbezahlte und dann beteten sie miteinander. - Am anderen Tage kam Braun zu Jakobs Vorgesetzten und sagte: "Wissen Sie auch, dass Sie einen Dieb im Laden beschäftigt haben?" - "Nein", sagte der Meister. - Dann klagte er Jakob seiner Diebstähle wegen an. Der Meister ließ Jakob kommen und berichtete ihm, was Braun soeben gesagt hatte. Jakob gab alles zu und fuhr dann fort: "Aber, Herr Meister, Sie haben mir ja vergeben und ich bin kein Dieb mehr!"
"Ich sagte Ihnen ja, dass ich keinen Dieb in meinem Laden habe," wandte sich der Meister nun an Braun, "aber Sie sind ein Dieb und ich werde gleich die Polizei rufen und Sie verhaften lassen." Da verließ Braun schleunigst den Laden und ließ sich nicht mehr blicken.

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 978
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