Immer ist jemand anders schuld!

Es ist merkwürdig, was für Ausreden die Leute machen, wenn es gilt, eine Schuld von sich ab und auf andere zu wälzen. Ein Kind bekommt ein Spielzeug geschenkt; da es aber nicht gewöhnt ist, Ordnung in seinen Sachen zu halten, so ist das Spiel­zeug nach wenigen Tagen verloren und kann trotz allem Suchen nicht wiedergefunden werden. Entrüstet läuft es zur Mutter und sagt: "Das ist ein böser Kaufmann, der so schlechte Sachen verkauft, die man so bald wieder verliert!"

Und nicht bloß Kinder machen es so. Jüngst las ich von einer Frau, der ihr Mann einen abgesprungenen Knopf zeigte. "Es ist doch abscheulich", eiferte da die Frau, "wie der Schneider dir diesen Knopf so schlecht angenäht hat! Das ist schon das fünfte Mal, dass ich ihn wieder annähen muss!" Der Mann lachte, und erst jetzt ging der Frau ein Licht darüber auf, wie sie im Eifer der Überwälzung der Schuld auf den Schneider sich selbst erst recht in den Anklagestand versetzt hatte.

So entschuldigen sich auch Un­zählige, wenn sie dem Ruf der Gnade nicht folgen. Aber wie manche wohlausgedachte Entschuldigungen werden vor Gottes Gericht ebenso zu vernichtenden Selbstanklagen werden. Suche doch ja deine Be­freiung von der Schuld nicht in Beschönigungen und Ausreden, son­dern im Erkennen und Bekennen deiner eigenen Schuld!

Quelle: Neues und Altes
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