Viele Wohnungen, aber nur eine Tür

Ein vornehmes Mädchen, das den Herrn liebte und durch Wort und Wandel ihn zu bekennen suchte, hatte deshalb in seinen Kreisen manchen Spott zu erleiden. Besonders oft war die junge Dame von einem Herrn zur Zielscheibe seiner Witze ausersehen. Es mochte diesen wohl ärgern, dass es ihm nie gelang, sie zu blamieren. So sagte er eines Sonntags, als er sie bei Bekannten traf: "Hören Sie, mein Fräulein, heute habe ich in der Kirche vom Pfarrer ein schönes Wort gehört und finde es sehr passend für mich: 'In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.' Also, was will man mehr? Ihr Begriff vom Himmel ist, dass nicht alle hineinkommen, z. B. so einer nicht wie ich; aber dort sind viele Wohnungen, also wird da ganz sicher auch eine passende für mich sein. Was meinen Sie?" Sie bat im Stillen den Herrn, ihr die rechte Antwort zu geben, und sie sagte nun freundlich und ruhig: "Gewiss, es sind viele Wohnungen im Vaterhause, aber - nur eine Tür führt zu ihnen, sonst gibt es keinen Eingang, und diese Tür ist Christus. Nur wer an ihn glaubt, wird selig." Der Herr sagte kein Wort, sondern blickte halb verwundert, halb verlegen auf sie, um sich dann in die andre Ecke des Zimmers zu begeben. Seitdem hat sie Ruhe vor den Spötteleien jenes Herrn. Vielleicht hat die treffende Antwort bei ihm einen bleibenden Segen hinterlassen.

Quelle: Neues und Altes
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