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Predigten zu 1. Chronik 29,17

"Und ich weiß, mein Gott, dass du das Herz prüfst und Wohlgefallen hast an Aufrichtigkeit: Ich nun, in Aufrichtigkeit meines Herzens habe ich alles dieses bereitwillig gegeben; und ich habe jetzt mit Freuden gesehen, dass dein Volk, welches sich hier befindet, dir bereitwillig gegeben hat."

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Gott prüft das Herz und sieht darauf, daß es aufrichtig sei. Wann aber ist ein Menscl1 nicht aufrichtig vor Gott? Dann, wenn er nicht sich selbst in seiner Blöße erkennt. Denn dann verheimlicht und übersieht er gleichsam sowohl vor sich selbst als auch vor Gott, was er Unrechtes tut und an sich hat. Er ist also nicht aufrichtig, wenn er seine Unart, seinen ungöttlichen Sinn, seine Entfremdung von Gott und seine verkehrte Hinneigung zu dem, was nicht Gott ist, nicht erkennt und nicht wichtig nimmt; namentlich wenn er seine wirkliche Bosheit und Sünde nicht bedenkt und nicht anschlägt. Denn dann hält er mit Übersehen seines bösen Wesens etwas auf sich und tut - selbst im Gebet - wie wenn er fromm und recht wäre, und stellt sich auch vor Menschen so hin. Ein solcher Mensch ist nicht aufrichtig vor Gott.

Es gibt auch Leute, die zwar wohl ein böses Gewissen haben - mitunter auch eine Sünde im Gebet abbitten wollen -, die aber doch leicht darüber hingehen und sich selbst beruhigen, weil sie sie nur geschwind wieder vergessen möchten. Dergleichen Leute sind auch nicht aufrichtig vor Gott.

Weil nun Gott die Herzen prüft, so sieht Er's und so ist Er sehr wider die, welche in solch unaufrichtigem Wesen, in solcher Selbstverblendung, Heuchelei und Scheinheiligkeit stehen - wobei sie wohl auch trotzend gegen Gott werden können wie einst Kain, oder sie werden böse auf Ihn, wenn's ihnen nicht nach Wunsch geht. Die müssen viele Züchtigung erfahren, wenn Gott etwa denkt, daß Er's noch mit ihnen machen könne, daß sie lauterer werden. Merkt Er aber, daß mit ihnen in ihrem Eigendünkel und in ihres Herzens Härtigkeit nichts zu machen ist, so läßt Er sie wohl auch laufen und fürs Gericht reif werden. Dort ist aber für den Menschen nichts mißlicher als Unaufrichtigkeit.

Ist aber jemand aufrichtig, so ist das Gott angenehm. Wann aber ist ein Mensch aufrichtig vor Gott? Wenn er sich vor Gott ganz gibt, wie er ist, nichts vor sich gleichsam verheimlicht und vertuscht. Er ist aufrichtig, wenn er die Pein eines bösen Gewissens - welche die Ungläubigen scheuen - an sich herankommen läßt; wenn er auch vor Menschen nicht heuchelt und sich nicht besser hinstellt, sondern vielmehr geneigt ist, sich nach der Wahrheit zu demütigen und demütigen zu lassen. Das ist vor Gott wohlgefällig.

Und zu solchen Menschen kommt Gott gerne mit Tröstungen und Heilungen des verwundeten Herzens und bekümmerten Gemüts und sonst mit Freundlichkeiten aller Art. An solchen bewährt sich auch die ganze Kraft des Evangeliums; nicht nur darin, daß sie's leicht haben, zu einem vollen Frieden in Vergebung der Sünden zu kommen, sondern auch darin, daß ihr ganzes Wesen sich lauterer vor Gott macht. Auch gegen ihre Nebenmenschen haben sie nichts Hinterlistiges und Falsches an sich, nichts Aufbrausendes, wenn man ihnen etwas vorhält. Man durchschaut sie gleich ganz und fühlt, wen man an ihnen hat und wessen man sich zu ihnen versehen darf. So werden sie auch den Menschen angenehm, die ihnen überall wohlwollen.

Möchten wir's doch zu Herzen nehmen und aufrichtig werden!

Zusatz zu 1. Chronik 29,17 Aufrichtigkeit im Geben

Der Spruch, der in der vorherigen Auslegung (15.Januar) nach seiner allgemeinen Bedeutung genommen worden ist, hat in seinem Zusammenhang eine besondere Anwendung. Er ist nämlich aus einem Gebet entnommen, das David aus Freude darüber aussprach, daß die Tempelsteuer, die er zu einem Vorrat für seinen Sohn und Nachfolger Salomo vom Volk erhob, so reichlich ausgefallen war und daß auch das Volk mit großer Freiwilligkeit und Freude die größten Opfer gebracht hatte. David hätte stolz darauf sein können; er hätte auch bei der ganzen Unternehmung der Eitelkeit und Selbstsucht, auch der Prunksucht, dienen können. Er war aber so weit davon entfernt, daß er es glaubt vor Gott im Gebet aussprechen zu dürfen, er habe - weil er wisse, daß Aufrichtigkeit Gott angenehm sei - aus aufrichtigem Herzen gehandelt und nur auf die Ehre Gottes gesehen und keine andern Absichten und heimlichen Gedanken dabei gehabt; er freue sich auch, daß alles Volk bei dieser Sache ebenso gesinnt gewesen sei.

So zeigt uns das Wort Davids, wie auch wir uns bei Einsammlung von Gaben für Zwecke des Reiches Gottes sehr zu hüten haben, daß wir dabei nicht mehr uns als dem lieben Gott dienen - wodurch wir gegen Gott unaufrichtig würden.

Mangel an Aufrichtigkeit kann bei den Einsammlern und auch bei den Gebern stattfinden. Die ersteren können sich mit ihrer Tätigkeit und ihrem Eifer großmachen wollen, als wären sie dann etwas, wenn sie so Gott dienten - während sie's für sich sonst (vielleicht) sehr an der christlichen Denkweise fehlen lassen! Sie können's lieben, wenn's äußerlich glänzend und ehrenvoll ausfällt; sie können sich freuen, einen Namen zu bekommen, können mehr Freude an den Gaben als wirkliches Interesse an der Sache Gottes haben - das alles, ohne etwas Rechtes als Christen zu sein! - Die Geber aber können's insofern an der Aufrichtigkeit fehlen lassen, als sie nur darob gelobt und gepriesen werden wollen oder nur mit Widerwillen geben, um nicht darum schief angesehen zu werden, daß sie nichts geben. Obwohl sie sich den Anschein geben, als hätten sie Interesse für die Sache, haben sie also keines; und obwohl es das Ansehen hat, als hätten sie Willigkeit zu Opfern, haben sie keine. Sie verharren überhaupt in einem ungöttlichen Sinn.

Auffallend aber ist es, wie im Gegensatz zu den Zeiten Davids bei uns in nichts die Opferwilligkeit im ganzen so gering ist als für den HErrn. Um von der Mission, darüber viel zu sagen wäre, zu schweigen, so erwägen wir - weil sich's bei David um den Tempelbau handelte -, wie viel leichter die Summen zu einem Theater und dergleichen, sei's auch noch so kostspielig, zusammengebracht werden als für den Bau einer Kirche.