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Predigten zu 1. Johannes 4,3

"und jeder Geist, der nicht Jesum Christum im Fleische gekommen bekennt, ist nicht aus Gott; und dies ist der Geist des Antichrists, von welchem ihr gehört habt, dass er komme, und jetzt ist er schon in der Welt."

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Der Geist des Widerchrists, der Christus nicht als von Gott ins Fleisch ge- kommen annimmt, war auch schon in der ersten Zeit in die Gemeine der Gläubigen eingedrungen, wie wir da hören. Es hat in ihr schon frühzeitig Vernünftler (Rationalisten) gegeben, die Christus nicht so nahmen, wie Er nach dem Evangelium und nach dem Zeugnis der Apostel genommen ist; Vernünftler, die ihn eben auch als einen Menschen von Menschen, als eine Kreatur unter den Kreaturen auffaßten, wenngleich - als müßte man ihnen für ein solches Zugeständnis Dank wissen! - als die erste, höchste, vorzüglichste Kreatur.

Dieser „Geist des Widerchrists“, der wohl 15 Jahrhunderte lang ziemlich geruht hatte - denn in diesem Glaubenspunkt ist nach und nach in aller Christenheit große Sicherheit entstanden -, dieser Geist des Widerchrists ist in unsern Zeiten wieder rege geworden: eben der Geist, der nicht bekennt, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist. Schon wenn man nur nicht bekennt, liegt der Geist des Widerchrists zugrunde. Es tun ihrer viele so mit, wie wenn sie rechtgläubig wären. Wenn man aber aufmerkt, so schweigen sie davon, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist, bekennen es nicht; und wo sie können, kommen sie sachte mit Widersprüchen, zuletzt greller und immer greller und unverhüllter. Da wird es denn ganz das Widerchristliche, das kommen wird, wie es heißt: „von welchem ihr habt gehört, daß es kommen werde.“ Wenn es je und je Aufregungen gibt durch öffentliche Kundgebungen über dergleichen Glaubenspunkte, so kann man zu seinem Schrecken wahrnehmen, wie lau das Bekenntnis vieler geworden ist, von denen man's nicht erwartet hätte, und wie die Meinung herrschend werden will, als ob's nicht so viel zu sagen hätte, wenn man nicht so gar bei dem überlieferten bliebe! Denn damit sei „das Evangelium“ noch nicht gefährdet! Geradeso mögen sie's in den Zeiten des Johannes gemacht haben.

Nehmen wir uns daher in acht vor einem schlaffen Bekenntnis, daß uns nicht sachte etwas Verkehrtes beschleiche! Wir lesen's, was der Geist des Widerchrists ist, was eigentlich sein Wesen ausmacht: nämlich das Aufgeben des Bekenntnisses, daß Jesus Christus in das Fleisch gekommen sei, vom Himmel gekommen, wie sonst auch die Schrift es ausdrückt. Wenn dieser Geist herrschend wird und einwurzelt und zu einer Macht gelangt, so mögen wir den argen Zeiten, die uns noch bevorstehen, nicht mehr ferne sein.

Aber es im Herzen fleißig zu bewegen und es uns als groß zu denken, daß Er vom Himmel ins Fleisch gekommen ist, sollte uns auch ein Anliegen bleiben. Denn großen Segen bringt's und viel Kraft, wenn wir's recht fest so nehmen, um auch einen festen Glauben, ein felsenfestes Vertrauen zu behalten auf den endlichen Sieg unsres hochgelobten Heilandes.