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Predigten zu 1. Timotheus 5,5

"Die aber wirklich Witwe und vereinsamt ist, hofft auf Gott und verharrt in dem Flehen und den Gebeten Nacht und Tag."

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Das ist eine rechte Witwe, die einsam ist und ihre Hoffnung auf Gott stellet

Bist du in der Tat verlassen, weil das Licht deiner Augen vor dir verschwunden ist, und dich unsäglich einsam zurück gelassen hat? Liebe Seele, blicke nicht hinunter ins Grab, das die teure Hülle aufgenommen hat. Sondern schaue auf, ins Angesicht deines Gottes!

Er hatte dir deinen Geliebten geliehen. Von dem Tage an, da zuerst deine Seele sich mit der Seinigen verknüpfte, war er dir nur auf eine bestimmte Zeit geliehen. Willst du ihn nicht lieber nur für so kurze Zeit gehabt haben, als gar nicht? Hättest du nicht, wenn Gott dich gefragt hätte, Ihm geantwortet: „Ich will lieber nur ein Jahr oder einen Monat solche Liebe haben, als keine.“ Übrigens ist dein Geliebter doch noch dein. Deine Liebe ist so tief eingewurzelt in seinem Herzen, dass sie nicht entrissen werden kann, ob auch Äone darüber hingingen. Glaube nicht, dass der Tod ein so mächtiger Zauberkünstler ist, dass er das ganze Wesen derer verändern könnte, die einen Augenblick von seinem Stabe berührt werden!

Gott wird dich versorgen. Vertraue Ihm, dass Er dich nicht einsam lassen wird: erwarte von seiner fürsorgenden Liebe alles, was du zu deinem Unterhalt nötig hast, – auch die schützende Liebe, nach der dein schüchternes Wesen verlangt. „Der dich gemacht hat, wird dein Mann sein.“ Willst du getröstet werden, so halte an im Gebet und Flehen Tag und Nacht, für andere. Schließe dich nicht ab mit deinem Schmerz, sondern gehe aus dir selbst heraus und spende denen Trost, die da traurig sind ohne Hoffnung. Es wird von einer betrübten Mutter in Indien erzählt, deren Kind gestorben war: es sei ihr geraten worden, eine Hand voll Korn zu erbitten aus einem Hause, in dem keine Trübsal sei. Sie suchte so eifrig danach, und fand auf ihren Gängen so viele Traurige, die sie zu trösten versuchte, dass ihr eigener Kummer dadurch gelindert ward.