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Predigten zu 2. Chronik 6,1

"Damals sprach Salomo: der HERR hat gesagt, dass er im Dunkel wohnen wolle."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Drei Gebetshinweise aus dem Gebet Salomos bei der Tempelweihe

Von dem köstlichen Gebet Salomos bei der Einweihung des Tempels sagt Gott selbst: "Ich habe es erhört" (2. Chronik 7, 12).

Dass Gott auch zu unseren Gebeten sagen könnte: "Ich habe sie erhört." Wie reich würde unser Leben! Wenn wir wünschen, dass Gott auch zu unserm Flehen sein Ja und Amen spreche, wird es gut sein, auf drei wichtige Züge in dem salomonischen Gebet zu achten.

1. Eine Einschränkung im Gebet

Lasst uns beachten, dass Salomo eine gewisse Einschränkung in sein Gebet aufnimmt. Er möchte gern, dass Gott sich zu dem neu gebauten Tempel dadurch bekenne, dass er die in diesem Hause aufsteigenden Gebete erhört. Aber bittet Salomo etwa ohne weiteres, dass Gott alle dort aufsteigenden Gebete erhöre? Nein, er kennt wohl die wichtigen Voraussetzungen, die zu einem erhörlichen Gebet nötig sind, und deshalb vergisst er nicht, diese mit zu erwähnen. So bittet er nicht etwa, dass Israel nach einer Niederlage gleich wieder Hilfe erhalte auf sein Flehen, sondern dann erst, wenn es sich bekehrt und dann bittet und fleht (V. 24 u. 25). So bittet Salomo auch, dass Gott den verschlossenen Himmel auf das Gebet im Tempel hin erst dann wieder zum Regnen auftun wolle, wenn Israel sich von den Sünden bekehrt (V. 26). Ferner bittet er nicht für jeden beliebigen Feldzug Israels um den Sieg, sondern für die Kriege, die Israel nach dem Willen und im Auftrage des Herrn unternimmt. "Wenn dein Volk auszieht in den Streit wider seine Feinde des Weges, den du sie senden wirst ..., so wollest du ihr Gebet und Flehen hören" (V. 34 u. 35). Salomo bittet nicht, dass Israel aus der Gefangenschaft erlöst werde, sobald es, nach dem Tempel gewandt, um Freiheit ruft, sondern: "Wenn die Feinde sie gefangen wegführen und sie in ihr Herz schlagen und flehen: Wir sind gottlos gewesen, so wollest du hören" (V. 36-39). Dass wir diese heiligen Voraussetzungen in unserem Gebet doch nicht vergessen möchten und allezeit vor der Befreiung aus allerlei Not um die rechte innere Herzensstellung und Beugung und um Abkehr von der Sünde flehen möchten, damit unser Flehen vor Gott angenehm werde!

2. Die Richtung nach Golgatha

Einen zweiten Hinweis wollen wir aus dem Wort nehmen: "Höre das Flehen deines Volkes, das sie bitten werden an dieser Stätte" (V. 21). Salomo bittet um Erhörung für die, welche "an dieser Stätte" und - falls dies nicht möglich ist, wie in der Gefangenschaft - "nach diesem Tempel hingewandt" (V. 38) beten. Gott hatte für die Zeit des Alten Bundes einen bestimmten Ort, den Tempel in Jerusalem, als Stätte seiner Gnadengegenwart erwählt. Zu diesem Ort sollte Israel kommen, und in der Ferne sollte es wenigstens nach diesem Ort hingewandt sein Gebet verrichten. Wir haben auch einen Platz, der die Verheißung der besonderen Gnadengegenwart Gottes hat, das ist das Kreuz Christi. Nicht äußerlich wollen wir uns nach der Richtung dieses Ortes wenden, aber dies wollen wir festhalten: Wie die Juden zur alttestamentlichen Zeit sorgfältig darauf achteten, dass sie der Opferstätte in Jerusalem zugewandt waren, so wollen wir bei allen Gebeten auf das genaueste darauf bedacht sein, dass wir in unserem innersten Herzensgrunde nach Golgatha gewandt sind, d. h. in keiner Weise vor Gott irgendwelchen Anspruch auf Grund unserer Rechtschaffenheit erheben, sondern allein um des teuren Sühneopfers Jesu willen Gnade suchen. Diese Richtung nach Golgatha haben wir dann, wenn wir von Herzensgrund wie Daniel bitten: "Wir liegen vor dir mit unserm Gebet, nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit" (Dan. 9, 18). Die Pharisäer mochten wohl äußerlich die ganz korrekte Stellung zum Tempel hin einnehmen, aber allein der Zöllner, der nach Gnade verlangte, war innerlich dorthin gewandt (Lk. 18, 13). Solches Gebet wird erhört.

3. Das Ziel des rechten Betens

Endlich lasst uns das Ziel des Gebetes betrachten. Warum fleht Salomo um Erhörung gerade an diesem Platz: "... auf dass alle Völker auf Erden deinen Namen erkennen und dich fürchten" (V. 33). Die Verherrlichung des göttlichen Namens ist sein Ziel. Wie einst Elia um Feuer vom Himmel bat, damit "dies Volk wisse, dass du, Herr, Gott bist" (1. Kön. 18, 37), so fleht Salomo um Erhörung der Gebete im Tempel, damit der Name des Gottes Israels in allen Landen Anerkennung finde. Dass unser Gebet von allen selbstsüchtigen Beweggründen gereinigt würde und auf die Anerkennung Gottes auf der ganzen Welt hinzielte! Wie groß würde unsere Gebetskraft! Gott helfe uns, nach seinem Willen zu beten, nach Golgatha gewandt zu sein und die Ehre Gottes im Auge zu haben, damit auch unsere Gebete erhört werden!