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Predigten zu 2. Thessalonicher 3,6

"Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr euch zurückziehet von jedem Bruder, der unordentlich wandelt, und nicht nach der Überlieferung, die er von uns empfangen hat."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Über das Abbrechen des Verkehrs mit einem Bruder.

Das Abbrechen jeder Beziehung mit der Stadt Antiochien durch die Apostel veranlasst uns, die Frage zu prüfen, wann wir nach der Schrift die Pflicht haben, die Gemeinschaft mit andern zu lösen. Die nachfolgenden Beispiele mögen uns darüber Licht geben. Wir beginnen mit obigen Thessalonicherstellen. Es können Fälle eintreten, wo die Frage entsteht, wann, wozu und wieweit wir den Verkehr mit einem Mitchristen abbrechen sollen. Auf diese Frage antwortet unser Text. In feierlicher Weise gebietet Paulus in einem bestimmten Fall jeden brüderlichen, freundschaftlichen Verkehr zu unterlassen. Dabei zeigt er uns 1. Grund, 2. Zweck, 3. Grenze eines solchen Abbruches jeglicher Gemeinschaft.

1. Paulus hatte vernommen, dass einige Mitglieder der Christengemeinde unordentlich wandelten, nichts arbeiteten, sondern Vorwitz trieben (V. 11). Dies veranlasste ihn zu einem ernsten und strengen Wort. Im Namen Jesu gebot er in solchem Fall, sich von den betreffenden zurückzuziehen, d. h. den unter ihnen üblichen brüderlichen Verkehr zu unterlassen (V. 6). Der Grund zu einem solchen Abbrechen der Gemeinschaft lag also hier nicht in einem einzelnen vorgekommenen Fehltritt, sondern in einem dauernden, beständigen Verharren in einem unordentlichen, d. h. Anstoss gebenden Wandel. (Wir wollen die Gegenwartszeitform in dem Ausdruck "der da unordentlich wandelt" beachten. Sie zeigt, dass der Betreffende dies beständig tut und sich nicht davon abbringen lässt.) Wo diese Voraussetzung zutrifft, da darf ein gläubiger Christ nicht den brüderlichen Verkehr beibehalten. Er würde dadurch sich selbst und der Sache des Herrn schaden.

2. Ziel und Zweck solcher Unterlassung der brüderlichen Gemeinschaft mit einem Mitchristen dürfte nicht etwa der Wunsch sein, ihm recht weh zu tun, sondern ihn zur Selbsterkenntnis zu bringen ("auf dass er schamrot werde", d. h. in sich gehe und die Schwere seiner Verfehlung erkenne). Auch bei dem strengsten Verhalten hat der rechte Christ immer nur das Heil seines Mitbruders im Auge. Bei seiner Stellungnahme ist alles darauf gerichtet, ihm zurechtzuhelfen. Darum hat auch das Abbrechen des brüderlichen Verkehrs:

3. seine Grenze . Es darf nicht soweit reichen, dass man eine feindliche, gehässige Stellung zu ihm einnimmt. Auch im irrenden Bruder hat man den Mitchristen zu sehen, dessen Zurechtkommen uns sehr am Herzen liegen soll. Deshalb soll auch die Bemühung, ihn von seinem Irrweg abzubringen, nicht so leicht aufgegeben werden ("sondern ermahnt ihn ..."). So verbindet der Geist Gottes schärfste Strenge gegen die Sünde mit zarter Liebe gegen den Sünder. Wer nach dieser Regel des Apostels seine Stellung einnimmt, geht auf richtiger Bahn.