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Predigten zu Apostelgeschichte 12,9

"Und er ging hinaus und folgte [ihm] und wußte nicht, dass es Wirklichkeit war, was durch den Engel geschah; er meinte aber, ein Gesicht zu sehen."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Und Petrus ging hinaus und wusste nicht, dass ihm solches geschähe.

Drei Hindernisse waren vorhanden, die ein Entkommen des Petrus unmöglich machten. Er war gebunden mit zwei Ketten. Menschliche Kraft und Kunst hätten die nie gelöst. Petrus schlief zwischen zwei Kriegsknechten; und zwei andere lagen vor der Tür. Jeder Fluchtversuch war ausgeschlossen. Außer den gewöhnlichen Kerkertüren lag als schwerstes Hindernis die hohe, eiserne Tür im Weg, die zur Stadt führte. Jedes einzelne dieser Hindernisse hätte genügt, den Petrus in der Gewalt des Herodes zu behalten. Wieviel mehr hielten ihn diese alle zusammen fest. Aber - alle Hemmnisse beseitigt Gottes Allmacht. Die Ketten fielen ab. Auf die Soldaten senkte sich ein bleierner Schlaf. Die eiserne Tür tat sich von selber auf. - Wenn Gott aber schon bei äußeren Gefangenschaften eingreifen muss und kann, wieviel mehr muss und kann er aus dem Gefängnis des Fürsten der Finsternis befreien. Alle wahrhaft Gläubigen haben es erlebt, dass Gott über ihnen, den Gefangenen Satans, sprach: "Nun sollen die Gefangenen dem Riesen genommen und der Raub des Starken frei werden" (Jes. 49, 25). Das ist einzig Gottes Tat, gerade wie bei des Petrus Befreiung. Was hätte dem Petrus alle eigene Kraft geholfen? Die eisernen Ketten, die wachhabenden Soldaten, das eiserne Tor machten jeden Befreiungsversuch aus eigener Kraft unmöglich. Und was hätte menschliche Klugheit ihm genutzt? Es ist erstaunlich, welchen Scharfsinn Verbrecher oft bewiesen haben bei ihrer Flucht aus dem Gewahrsam. Petrus aber war so sicher verwahrt, dass alle Klugheit keinen Ausweg hätte entdecken können. Und Mut, Entschlossenheit und Kühnheit von Petrus? Ebenso vergeblich. Darum aber war Petrus ganz auf Gottes Erbarmung angewiesen. Und darum konnte Gott ihm auch so herrlich helfen. Gott gefällt es immerdar, uns solche Hilfe zuteil werden zu lassen, bei der alle Ehre ihm allein zufällt.


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Petrus ging hinaus und folgte dem Engel. Er wusste nicht, dass ihm wahrhaftig solches geschähe."

Nur nach und nach gelangte Petrus zur Erkenntnis seiner Errettung. Aus tiefem Schlaf wurde er geweckt. Längere Zeit befand er sich in einem Dämmerzustand. Ihm war zumute, als träume er. Immer noch war ihm unklar, ob seine Rettung Einbildung oder Wirklichkeit sei. Erst als der Engel von ihm schied, und er allein auf der Straße stand, erkannte er klar, dass Gott zu seiner Rettung eingegriffen hatte. - Ähnlich ergeht es dem Menschen auch bei seiner Rettung aus der Gewalt Satans und der Sünde. Ehe ein Mensch aus dem Zustand des geistlichen Schlafs zur vollen Heilsgewissheit gelangt ist, gibt es Dämmerzustände, in denen noch viel Unklarheit herrscht. Lassen wir solchen Menschen ruhig Zeit. Wenn Gott sein Werk in ihnen hat, kommt schon der Augenblick, wo sie rühmen können: "Nun weiss ich wahrhaftig, dass der Herr mich gerettet hat'' (Röm. 8, 31 f.; Ps. 40, 1 f.; Kol. 1, 12 f.). - Petrus hat zwar nichts Wesentliches zu seiner Rettung beigetragen, aber er verhielt sich doch so, wie es der Sachlage entsprechend nötig war. Er stand sofort auf vom Schlaf. Wie gern verzichtete er auf weitere Ruhe! Er gehorchte auch pünktlich dem Engel auf alle seine Anweisungen hin. Nicht Petrus, der sonst ein Regent war, sondern der Engel hatte alles zu bestimmen. Er verzichtete auch auf alles Voraus-wissen-wollen. Er begehrte nicht zuerst zu erfahren, wie die Rettung im einzelnen vonstatten gehen solle. Er tat nur eines: Er hörte auf seinen Retter, ging Schritt vor Schritt hinter ihm her und befolgte alle seine Weisungen. - Hier haben wir wieder ein Abbild des rechten Glaubens. Niemals können wir uns selbst aus Satans Banden frei machen. Schlicht haben wir unserem Heiland zu folgen und uns seiner Führung anzuvertrauen. So nur kommt unsere Befreiung aus Satans Fesseln zustande.


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Apostelgeschichte 12 lehrt uns, wie man beten soll und wie Gott wirkt. Gott ermuntert uns nie zur Trägheit. Was wir tun können, das sollen wir tun. Aber göttliche Dinge und Gottes Werk gehören zum Gebiet des Geistlichen, in dem die menschlichen Fähigkeiten machtlos sind. Deshalb beten wir für Dinge, die über unsere Kräfte gehen, ja für Unmögliches. Hier ist das geistliche Wirken geistlicher Kräfte nötig, die Hilfe Gottes. Wir bitten z. B. um Bekehrung von Menschenseelen, um Befreiung und Segen für sie, um einen zu erringenden Sieg oder ein zu vollbringendes Werk – Dinge, die tatsächlich nur Gott tun kann. Es ist gut, wenn wir uns das klarmachen. Alle Ehre gebührt Gott. Die Gemeinde in Apostelgeschichte 12 betete unter dem Druck widerwärtiger Umstände und wandte sich an die richtige Stelle; aber sie hatte kein rechtes Zutrauen zu ihren Gebeten. Als die Erhörung da war, merkte sie es nicht! Die Erhörung war eine Person, Petrus. Unser Text zeigt uns, wie er aus dem Gefängnis hinausgeht und seinem Befreier folgt.

Viel zu oft haben wir, wie die Jünger in Jerusalem, keine Ausdauer im Gebet, oder wir beten, ohne die Erhörung zu erwarten. Gottes Antwort ist vielleicht schon unterwegs, und wir denken nicht daran. Während wir beteten, oder nachdem wir gebetet hatten, ließ Gott Seine Kraft wirken und brachte die Erhörung in Gang. Sagt Er nicht: «Alles, was ihr glaubend erbittet im Gebet, das werdet ihr empfangen» (Matthäus 21,22) und: «Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun» (Johannes 14,14)?

Wir wollen uns den geistlichen Blick für die Pläne des Herrn, für Sein Handeln und die von Ihm kommenden Gebetserhörungen schenken lassen. Unser Gebet dringt durch den Vorhang hindurch ins Heiligtum, und von dort kommt auch die Erhörung. Dort berühren wir den goldenen Herrscherstab, dort machen wir uns die geschriebenen Verheißungen unseres himmlischen Vaters zu eigen. Gott wolle uns einfältig machen im Glauben und uns die Ausdauer des Glaubens schenken, damit wir das auch empfangen, was wir nach Seinem Willen von Ihm erbeten haben. Wer weiß, ob Petrus (unsere Erhörung) nicht schon aus dem Gefängnis hinausgegangen und unterwegs ist?