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Predigten zu Apostelgeschichte 13,22

"Und nachdem er ihn weggetan hatte, erweckte er ihnen David zum König, welchem er auch Zeugnis gab und sprach: "Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen Willen tun wird"."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Anhang zu Pauli Predigt in Antiochien.

Wie kann die Schrift David trotz seiner Sünden "einen Mann nach Gottes Herzen" nennen?

Wie tief war doch David gefallen! Nicht nur Ehebruch, sondern auch Mord (2. Samuel 11) und Lüge (1. Samuel 21, 1 - 3) sind bei ihm vorgekommen. Trotzdem sehen wir in dieser Predigt, dass er nicht nur im Alten, sondern auch im Neuen Testament ausdrücklich als "ein Mann nach Gottes Herzen" erwähnt wird. Gott muss also an David in besonderer Weise Gefallen gefunden und Freude an ihm gehabt haben. Welch ein wichtiges Zeugnis ist dies! Wir alle sollten nach diesem Zeugnis trachten und Gott zu gefallen suchen. Wer diesem Ziel nachjagt, den wird die Frage interessieren: "Was mag denn Gott an David gefallen haben?" Seine äußere Schönheit (1. Samuel 16, 12) war doch sicher nicht der Grund, denn "Gott sieht ja nicht das an, worauf die Menschen sehen" (1. Samuel 16, 7; Menges Übersetzung). "Der Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an" (1. Samuel 16, 7). Was war denn wohl in Davids innerster Herzensstellung Gott wohlgefällig?

Eine Zusammenstellung Davids mit seinem Vorgänger Saul, der Gott nicht gefallen konnte, lässt uns bald die inneren Züge erkennen, die nach Gottes Sinn waren.

1. Während Saul in der entscheidenden Stunde, als das feindliche Heer vor ihm stand und seine eigenen Soldaten sich zu zerstreuen anfingen, nicht die Glaubensprobe bestand, sondern mehr auf die sichtbaren Schwierigkeiten als auf den Herrn und sein Wort sah (1. Samuel 13, 7 - 9), war David dagegen ein Glaubensmensch. Wenn er als Knabe noch so gering und verächtlich gegenüber dem Riesen Goliath war, so wusste er dennoch, dass Gott den Riesen in seine Hand geben würde (1. Samuel 17, 45 - 47). Er vertraute Gott; und Gottes Augen sehen nach dem Glauben (Jeremia 5, 3).

2. Während Saul nach seinem Abfall von Gott seine eigene Ehre und seinen eigenen Ruhm suchte (er ließ Agag leben, um ihn in seinem Triumphzug umherzuführen und mit ihm zu prangen; er richtete sich selbst ein Siegeszeichen auf; 1. Samuel 15, 9 - 17), so war David von Herzen demütig. Als er durch seinen Sieg über Goliath ein berühmter Held Israels geworden war, nannte er sich selbst "einen armen, geringen Mann" (1. Samuel 18, 23). Als später seine stolze Gemahlin Michal einen grösseren Abstand von dem gewöhnlichen Volk gewahrt wissen wollte, gab er ihr zur Antwort: "Ich will noch geringer werden denn also, und will niedrig sein" (2. Samuel 6, 22). Nach allen Siegen gab er Gott allein die Ehre (2. Samuel 5, 20; Psalm 18, 18 - 20).

Während die stolzen Leute Gott ein Greuel sind (Sprüche 16, 5; Lukas 16, 15), gefallen ihm die wahrhaft demütigen. Sie sind Leute nach seinem Herzen (1. Petrus 5, 5). 3. Während Saul nicht in der Wahrheit blieb (denn er suchte sich trotz seines Ungehorsams vor Samuel den Anschein eines Gott gehorsamen Menschen zu geben; 1. Samuel 15, 13), so war David im Innersten lauter und wahr. Er entschuldigte und verkleinerte seine Sünde vor Nathan nicht, sondern gestand sie restlos ein (2. Samuel 12, 13). Auch seine Schuld an dem Untergang von Ahimelechs Haus gab er unumwunden zu (1. Samuel 22, 22). Er wies jedes Mittel zur Erlangung von Vorteil und Macht ab, wenn es vor Gottes Augen nicht recht war (1. Samuel 24, 8).

Gott hat Wohlgefallen an denen, die in der Wahrheit wandeln (Vergleiche 3. Johannes 4).

Ungetrübtes Wohlgefallen Gottes ruhte nur auf dem Davidssohn (Matthäus 17, 5; 3, 17; Jesaja 42, 1). Wohl allen, die sich mit diesem verbinden und sich in sein Bild umgestalten lassen! Sie werden einst Davids Zeugnis erhalten und Leute "nach Gottes Herzen" genannt werden (Offenbarung 3, 12).

Die dreifache Erwähnung Davids in Paulus' Predigt in Antiochien.

Dreimal wird in der Rede von Paulus David erwähnt (Vers 22, 34 und 36). Jedesmal wird ein beachtenswerter Ausdruck von ihm gebraucht. Der erste zeigt uns die gottgewollte Bestimmung (Vers 22), der zweite die Kraftquelle (Vers 34), der dritte das Schlusszeugnis (Vers 36) von Davids ganzem Leben. Lasst uns diese drei Ausdrücke näher anschauen.

Erste Erwähnung Davids: Seine gottgewollte Bestimmung. Was war die von Gott gewollte Bestimmung für Davids ganzes Leben? Der "Mann nach Gottes Herzen" war dazu erkoren, "allen seinen (d. h. Gottes) Willen zu tun" (Vers 22). Saul hatte in vielen Fällen seinen eigenen Willen getan (1. Samuel 13, 13; 15, 8. 9). Er war nicht in der Abhängigkeit von Gott geblieben, sondern selbstherrlich geworden. In Israel sollte Gott selbst der eigentliche Herrscher sein (Richter 8, 2; 1. Samuel 12, 12). Der König war nur Gottes Beauftragter, der nie nach seinem eigenen, sondern nach Gottes Willen regieren musste. Weil Saul von diesen Linien gewichen war, "tat Gott ihn weg" (Vers 22), um einen anderen zu nehmen, der nicht seinen eigenen, sondern "allen Willen Gottes tun sollte".

Auch wir sind wie David berufen, "allen Willen Gottes zu tun". Das gilt nicht etwa nur für hervorragende Führer eines Volkes, wie David als König es war, sondern auch für den geringsten Jünger Jesu. Für jeden hat Gott eine besondere Aufgabe, so dass es auch für ihn gilt, "allen Willen Gottes zu tun" (Epheser 2, 10). Lasst uns diese hohe Bestimmung nie vergessen!

Zweite Erwähnung Davids: Die Kraftquelle seines Wirkens. Vor der hohen Lebensbestimmung, "zu tun allen Willen Gottes", könnten wir mit Recht erschrecken und uns für völlig unfähig und untauglich dafür halten. Nun aber zeigt uns der zweite über David gebrauchte Ausdruck die verborgene Kraftquelle, die ihn zur Erfüllung seiner großen Aufgaben befähigte.

Wo lag Davids verborgene Kraft und Hilfe? Sie lag in der ihm zugesicherten Gnade Gottes, die unwandelbar treu war ("Ich will die Gnade, David verheißen, treulich halten"; Vers 34).

In eigener Kraft konnte David nie allen Willen Gottes ausrichten, weder einen Goliath, noch irgendeine feindliche Völkerschaft besiegen. Aber in der Kraft der göttlichen Gnade und Hilfe konnte er all das Große für Israel vollführen, was er tun sollte. Bei den einzelnen erfolgreichen Kämpfen dieses Mannes betont die Schrift immer wieder, dass das Geheimnis alles Gelingens bei ihm in der Hilfe Gottes lag ("denn der Herr half David, wo er hinzog"; 2. Samuel 8, 6).

Davids Kraftquelle ist auch die unsrige. Ohne ihn können wir nichts tun (Johannes 12, 5). Aber weil Gott seine uns verheißene Gnade treulich hält, darum gehen wir getrost an die Aufgabe, "zu tun allen seinen Willen".

Die dritte Erwähnung Davids: Ein Schlusszeugnis über sein Leben.

Der letzte Ausdruck enthält ein Zeugnis über das gesamte Leben Davids. Es lautet: "David hat zu seiner Zeit dem Willen Gottes gedient". Welch ein herrlicher Nachruf für einen entschlafenen Knecht Gottes! Trotz aller Mängel und Gebrechen, die sein Leben aufweist, darf die Heilige Schrift von ihm sagen: "Er diente dem Willen Gottes". Er war stets darauf bedacht, das zu tun, was Gott haben wollte. Sein Leben hat mithin die gottgewollte Bestimmung erfüllt ("zu tun allen seinen Willen"; Vers 22).

Dieser Nachruf gilt allen wahren Knechten und Mägden Gottes. Von der Wolke von Zeugen (Hebräer 12, 1), die uns vorangegangen sind, dürfen wir sagen: "Sie haben zu ihrer Zeit dem Willen Gottes gedient". Er hat "vollendet das Werk, das der Vater ihm gegeben hatte, dass er es tun sollte" (Johannes 17, 4).

Lasst uns danach trachten, dass dieses Zeugnis über David einst auch über unser Leben gesetzt werden darf.