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Predigten zu Apostelgeschichte 13,8

"Elymas aber, der Zauberer (denn so wird sein Name verdolmetscht), widerstand ihnen und suchte den Prokonsul von dem Glauben abwendig zu machen."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Ein wunderbarer Zweikampf

1. Ein Knecht Satans tritt auf und entfaltet seine Künste.

Der Gewinnung des Sergius Paulus für den Glauben ging ein wunderbarer Zweikampf voraus. Der eine Kämpfer ist Bar-Jesus, auch Elymas genannt. Drei Bezeichnungen werden ihm beigelegt:

Er wird Zauberer genannt. Damit wird jenes unheimliche Gebiet berührt, das bis in unsere Zeit so verwüstend wirkt. Gerade diese Stelle beweist, dass jene von Gott verbotene Kunst nicht nur bei geringen Leuten, sondern auch bei Menschen der höchsten Gesellschaftsklassen, ja bei "verständigen" Leuten vorkommt - sogar bei Menschen, die Gottes Wort begehren. - Hüten wir uns vor denselben (5. Mose 18, 10; Micha 5, 11).

Weiter wird Elymas ein "falscher Prophet" genannt. Mit diesem Ausdruck wird vor allem auf die falsche, von Gott abziehende Lehre gedeutet, die mit dem Anspruch göttlicher Offenbarung auftritt.

Auch in unserer Zeit tauchen immer neue falsche Propheten auf, welche die Seelen in Irrwege hineinlocken (Jeremia 23, 9 - 22).

Endlich wird er "ein Jude" genannt. Er war also ein Glied des Volkes, dem Gott sein Wort anvertraut hatte (5. Mose 4, 7. 8; Römer 3, 1. 2; Psalm 147, 19. 20). Dennoch wandelte er auf solch traurigem Abweg.

Wir leben in einer Zeit, in der sich ein großes Verlangen nach übernatürlichen Kräften regt. Weil aber der natürliche Stolz den von Gott gezeigten Weg nach höherer Kraft ablehnt, darum eilen so viele auf diese gefährlichen Gebiete los, die ihnen Befriedigung in Aussicht stellen. Lasst uns wachen und beten, dass wir nirgendwo in Elymasschlingen geraten!

2. Ein Knecht Gottes tritt mit göttlicher Ausrüstung auf den Plan.


Es ist eine gefährliche Sache, sich mit der Macht der Finsternis in einen Kampf einzulassen. Gar mancher, der dies in eigener Kühnheit versuchte, hat am eigenen Leib böse Folgen erfahren müssen (Apostelgeschichte 19, 13 - 16). Nur eine Macht und Ausrüstung hilft in solchem Kampf. Es ist die, welche Paulus hier hat: "Voll Heiligen Geistes" tritt er gegen Elymas auf.

Wenn wir die starken Ausdrücke, die Paulus gegen Elymas braucht, hören, so könnte es uns im ersten Augenblick scheinen, als ob menschlicher, natürlicher Zorn ihn fortgerissen habe. Aber an bestimmten Kennzeichen merken wir, dass nicht unheiliges, sondern von Gottes Geist gewirktes Strafen hier vorliegt. Wir sehen dies zuerst daran, dass kein einziges Wort über die Linie der Wahrheit hinausgeht. So stark die Ausdrücke auch waren, so entsprachen sie doch alle genau der Wirklichkeit. Elymas war in der Tat ein "Kind des Teufels" (Johannes 8, 44; 1. Johannes 3, 8. 10). Wir erkennen den heiligen Unwillen auch daran, dass Paulus nicht für persönliches Interesse, sondern für die Sache seines Gottes streitet. Weil Elymas "des Herrn Wege" und Absichten zu hindern und zu durchkreuzen suchte, war ein göttliches Eingreifen zum Gericht nötig.

Endlich ist die heilige Strenge daran zu merken, dass sie mit Barmherzigkeit verbunden ist; denn nicht ein möglichst scharfes Vernichtungsurteil spricht Paulus aus, sondern nur eine zeitweise und vorübergehende Blindheit verhängt er über ihn. Er, der selbst eine Zeitlang zu Damaskus die Sonne nicht mehr gesehen und dadurch unendlichen Gewinn und Segen empfangen hatte (Apostelgeschichte 9, 8. 9), möchte nun auch dem armen Gegner eine solche Zeit wünschen, die ihm, wie kaum etwas anderes, Gelegenheit zur inneren Umkehr bieten konnte.

Wer voll Heiligen Geistes redet, wird nie in persönlichem Hass, sondern in solcher Gesinnung sprechen, die auch für den schlimmsten Feind Heil und Segen sucht (Lukas 9, 55. 56; Johannes 2, 14 - 17).

3. Der Ausgang des Zweikampfes.


Der Ausgang konnte nicht zweifelhaft sein. Die Strafe, welche Paulus in göttlichem Auftrag verhängt hatte, trat sofort ein. Das traurige Bild des blind umhergehenden und nach Handleitern suchenden Elymas ruft uns zu: Wehe dem, der Gottes Werk hindern und seinem Wirken widerstehen will! Wehe dem, der einer Seele, die nach Gott verlangt, Ärgernisse in den Weg legt! (Matthäus 18, 6. 7). Wehe dem, der Gottes Knechte und Diener in der Ausrichtung ihres ihnen befohlenen Dienstes zu hemmen sucht! (4. Mose 16, 31 - 34).

Es ruft aber auch den Zeugen Jesu zu: Erschrecket nicht vor Feinden und Gegnern eurer Arbeit! Gott kann mit ihnen fertig werden. Der Zauberer, welcher des Paulus Arbeit hindern und stören wollte, musste gegen seinen Willen dieselbe gerade befördern und zu ihrer Bestätigung dienen. Seine Bestrafung half dem Landvogt zum Glauben!

Dies Bild kann aber auch alle, die Jesus verwerfen, daran erinnern, welch ein Los ihnen bevorsteht, wenn sie nicht umkehren. Wenn für jenen Elymas schon diese vorübergehende Finsternis eine harte, empfindliche Strafe sein musste, wie furchtbar muss erst das göttliche Gericht der ewigen Finsternis (Matthäus 8, 12; 22, 13) denen sein, welche ihr zum Opfer fallen. Gott bewahre uns vor Elymaswegen und Elymasstrafen! (Epheser 5, 11).

Die Bedeutung der Glaubensstellung des Landvogts für das Werk Gottes.

Für das ganze Missionswerk auf der Insel Zypern bedeutete die neue Glaubensstellung des Landvogts einen nicht unwichtigen Schutz. Gewiss kann Gott sein Volk auch ohne gläubige Regenten schützen und bewahren. Aber doch ist es für die Jünger Jesu unter Umständen eine große Hilfe und Erleichterung, wenn die oberste Regierung des Landes eine freundliche Stellung zu den gläubigen Christen einnimmt (Apostelgeschichte 19, 31. 35). Solange Sergius Paulus auf der Insel Zypern Vertreter der höchsten kaiserlichen Gewalt war, konnte nicht leicht irgendeine Christenverfolgung entstehen. Man konnte hier leichter zum Christentum übertreten als da, wo die Jünger Jesu von der obersten Behörde bekämpft wurden. Gott segne, stärke und erhalte ganz besonders alle diejenigen Staatsmänner und Machthaber, die das wahre, biblische Christentum verstehen, achten und schützen, damit Sein Reich ungehindert gebaut werden kann (1. Timotheus 2, 1 - 4; Esra 1, 1 - 8; 6, 1 - 12; 7, 11 - 28; Daniel 3, 29; 2. Chronika 34, 1 - 7).

Die gläubige Stellung des Landvogts brachte aber nicht nur allerlei gute, hilfreiche Folgen und Wirkungen für das Christentum mit sich. Es entstand auch eine Gefahr dadurch, die nicht übersehen werden darf.

An allen Orten, wo Inhaber von Macht und Einfluss gläubig werden, entsteht für viele Leute, namentlich für solche, die in einem Abhängigkeitsverhältnis von den betreffenden Machthabern stehen, die Gefahr der Heuchelei. Wie leicht konnten manche Einwohner von Zypern, die von dem Landvogt irgend etwas erreichen wollten, den Schein einer gleichen Glaubensstellung annehmen, um sich dadurch bei ihm in Gunst zu setzen. In dem Einflussbereich gläubiger, höherer Personen ist die Gefahr der Heuchelei, die den Mantel nach dem Wind hängt, viel grösser als da, wo man die Gläubigen bekämpft (Psalm 107, 7; Apostelgeschichte 8, 13. 18. 19; Lukas 12, 1 b). Trotz dieser Gefahr blieb es doch eine Gnade und Hilfe für Gottes Werk in Zypern, dass der Regent dieser Insel gläubig wurde. Besonders für die Apostel Barnabas und Paulus bedeutete dieser Erfolg eine große Stärkung und Erquickung. Bisher hatten sie, wie es scheint, nicht viel auffallende Frucht sehen können. Nun kam dieser Landvogt als ein Erstling zum Glauben. Wie wird ihr Herz mit Freude und Dankbarkeit erfüllt worden sein! Dieser Sieg göttlicher Gnade labte sie inmitten einer Reise, die mannigfache Entbehrungen mit sich brachte. Für alle Mühen waren sie durch dieses Erlebnis reich entschädigt.

Gott weiss auch heute noch seine Knechte und Mägde durch ermutigende Erfahrungen auf ihrem Weg zu erquicken (Psalm 4, 8; 23, 3 a; 103, 5).